Webcams lassen einen heute nicht mehr aus dem Auge. Ob Smartphone oder Laptop – quasi immer, wenn wir einen Computer benutzen, ist gleichzeitig auch eine Kamera auf uns gerichtet. Das ist praktisch für Selfies und Videotelefonate, kann aber auch eine potenzielle Sicherheitslücke sein, denn wer Zugriff auf diese Kamera erlangt, der erhält auch ungehinderte Sicht auf uns.
Wenn selbst Facebook-Chef Mark Zuckerberg die Webcam und das Mikrofon seines Laptops abklebt – wie sicher ist also dann, ständig eine Kamera auf sich gerichtet zu haben, ohne zu wissen, ob nicht vielleicht jemand unbemerkt zuschaut?
3 things about this photo of Zuck:
Camera covered with tape
Mic jack covered with tape
Email client is Thunderbird pic.twitter.com/vdQlF7RjQt— Chris Olson (@topherolson) June 21, 2016
TECHBOOK hat bei Maik Morgenstern von AV-Test nachgefragt, wie sicher Webcams tatsächlich sind und ob man die Kameras am Laptop und Smartphone nicht besser abkleben sollte, wenn man sie nicht benutzt.
Eine Frage des eigenen Schutzbedürfnisses
„Das ist eine Frage des eigenen Schutzbedürfnisses und der Bequemlichkeit. Nutzt man die Webcam selten, ist es kein Komfortverlust diese abzukleben. Nutzt man sie häufiger, wäre abzuwägen, ob es sinnvoll ist. Generell sind aber nur wenige Schädlinge bekannt, die über die Webcam spionieren“, so der Experte. Außerdem müsse man dann konsequenterweise das Mikrofon des Laptops ebenso abkleben, damit auch das heimliche Zuhören verhindert wird.
Auf die kleine LED-Lampe neben der Webcam, die anzeigen soll, ob die Kamera eingeschaltet ist, ist übrigens wenig Verlass: „Oft ist die Webcam separat von der LED steuerbar. Schadsoftware wird dann versuchen, Aufnahmen zu tätigen, ohne dass die LED leuchtet“, erklärt Morgenstern.
Wie erkenne ich, dass jemand zuschaut?
Wurde die Webcam des eigenen Computers übernommen, merkt man davon zunächst nur wenig. Daher sollte man die Augen nach verdächtigem Verhalten des Computers offen halten. „Im normalen Gebrauch des PCs bemerken sie das wahrscheinlich gar nicht. Zufällig könnten Sie es bemerken, wenn sie die Webcam nutzen wollen, aber dies nicht möglich ist weil diese schon von einem anderen Programm benutzt wird.“
Hat man dagegen einen konkreten Verdacht, dass es einem Angreifer gelungen ist, sich Zugriff auf die Kamera zu verschaffen, dann sollte man den Netzwerkverkehr und die Aktivitäten der Festplatte genauer unter die Lupe nehmen. Schneidet die Webcam tatsächlich alles mit, dann muss das Video zum einen auf der Festplatte zwischengespeichert und zum anderen ins Internet hochgeladen werden. Kann man also verdächtigen Festplattenaktivitäten und Netzwerkverkehr beobachten, kann das ein Indiz dafür sein, dass mit dem Computer etwas nicht stimmt.
Auch das Smartphone hat uns immer im Blick
Noch öfter als die Webcam des Laptops blickt man in die Front-Kamera des Smartphones. Auch hier lässt sich ein Risiko durch ungewollte Zuschauer nicht ausschließen – es ist laut dem Experten aber sehr klein. „Hier schätzen wir die Gefahr noch geringer als auf dem PC ein. Wer ein besonders hohes Schutzbedürfnis hat, kann das natürlich in Erwägung ziehen“, erklärt Morgenstern.
Bevor man sich für das Abkleben der Frontkamera entscheide, solle man aber lieber einen Blick auf die an Apps vergebenen Rechte werfen: „Wichtiger wäre es aber, zu prüfen, welche Rechte man Apps einräumt. Will eine App ohne Grund auf die Kamera zugreifen, sollte man dies verweigern. So behält der Nutzer gut die Kontrolle darüber, welche App was machen darf.“
Ob man die Kamera des Laptops oder Smartphones abklebt, ist also eine Entscheidung, die maßgeblich vom eigenen Sicherheitsgefühl abhängt. Eine Gefahr durch ungewollte Zuschauer über die eigene Webcam besteht durchaus – der Experte schätzt aber das Risiko, Opfer einer solchen Attacke zu werden, als gering ein.