19. Juni 2017, 15:32 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Rob Spence liebt seinen Beruf nicht nur, inzwischen lebt er ihn auch. In seiner Augenhöhle trägt der Filmemacher statt eines Auges eine Kamera, kann so alles aus seiner eigenen Perspektive filmen. Mensch und Maschine – seine Geschichte erinnert ein wenig an die Videospielfigur Deus Ex, ein Cyborg aus dem Jahr 2027, der ebenfalls eine Augenkamera besitzt.
Der erste Blick, er fällt meist sofort auf das rechte Auge von Rob Spence. Denn das ist kein gewöhnliches Auge, sondern eine Kombination aus Augenprothese und Kamera. Ein einfache Augenprothese sollte es für den Filmemacher nicht sein. Seine Variante leuchtet rot, erinnert ein bisschen an die Filmfigur Terminator. Doch anders als Terminator filmt der 44-Jährige, der in Kanada lebt, damit seine Umgebung, hat so seine berufliche Leidenschaft zu wohl mehr als einem Bestandteil seines Lebens gemacht.
Spence ist ein Cyborg. Cyborgs lassen ihre Körper mit der Technik verschmelzen, indem sie sich zum Beispiel technische Geräte unter die Haut setzen lassen. Da sich in Rob Spences Körper lediglich im Auge Technik befindet, nennt er sich selbst Eyeborg. Doch warum geht ein Mensch so weit und lässt sich freiwillig eine Kamera ins Auge einpflanzen? Spences Geschichte nahm ihren Anfang in seiner Kindheit. Es war ein Schießunfall mit neun Jahren bei einem Besuch seines Großvaters in Irland, der sein Auge funktionslos machte. Sein blindes Auge ließ er sich 2007 entfernen, wählte aber statt einer Glasprothese eine kabellose Augenkamera, um seine Umgebung damit filmen zu können.
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Die Kamera ist nicht mit seinem Körper (Sehnerv oder Gehirn) verbunden, weshalb Rob Spence mit ihrer Hilfe nicht sehen kann. Bis zu 30 Minuten kann die Kamera in seinem Auge aufzeichnen, bevor der Akku wieder aufgeladen werden muss. Das rote Leuchten in seinem Auge ist ein LED-Licht, das anzeigt, dass die Kamera gerade aufnimmt.
Sein technisches Auge besteht aus mehreren Komponenten wie einem Mikrosender, einem kleinen Akku, einer winzigen Kamera sowie einem Magnetschalter, mit dem die Kamera ein- und ausgeschaltet werden kann. Zusätzlich hat der Elektroingenieur Martin Ling kleine Platine entworfen, die die Daten der Kamera aufnehmen und über einen Empfänger können die Aufnahmen auf einen Bildschirm übertragen werden. Künftig soll es auch möglich sein, einen Livestream aus seinem Auge heraus zu sehen.
Rob Spence ist nicht der einzige Mensch, dessen Liebe zur Technik sogar unter die Haut geht. Weltweit gibt es Anhänger, die sich Chips und andere Geräte in den Körper pflanzen lassen. Einer von ihnen ist Kevin Warwick, der stellvertretende Vize-Kanzler der Conventry Universität in England. Der frühere Professor für Kybernetik hat verschiedene Dinge in seinen Körper implantiert, wie etwa ein Mikrochip im Arm, der Türen öffnen und Licht anschalten kann. Das reicht ihm aber noch nicht, denn er möchte so vollständig wie möglich ein Cyborg werden.
Nicht nur als technische Spielerei, auch für kranke Menschen kann die Technik ein richtiger Alltagshelfer werden. Der Künstler Neil Harbisson ist von Geburt an farbenblind. Ein Chip in seinem Auge lässt ihn die Farben zwar nicht sehen, aber hören.