7. November 2017, 22:54 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die App „Too Good To Go“ zeigt Restaurants, in denen man vergünstigtes Essen kaufen kann. Damit kämpfen die Gründer gegen die Lebensmittelverschwendung. In der „Höhle der Löwen“ bekamen sie zwar einen Rekord-Deal – der aber nach der Ausstrahlung platzte.
Bis zu 18 Tonnen Lebensmittel landen allein in Deutschland im Müll. Ein Großteil ist aber nicht verdorben, sondern wird in der Gastronomie weggeworfen, weil die Speisen nicht mehr an Kunden verkauft werden können. Die App „Too Good To Go“ (für iOS und Android) will genau das ändern. Ihre Mission: Die Lebensmittelverschwendung in Gastronomie-Betrieben zu reduzieren.
Für dieses Ziel wollen die Gründer einen Mentalitätswechsel in Gang setzen, damit Essen nicht mehr sinnlos weggeworfen wird. Das Problem: Die Restaurants und Bäckereien wissen nicht, wie viele Kunden im Laufe des Tages kommen. Bleibt Essen übrig, müsste es weggeworfen werden. Genau hier setzt die App „Too Good To Go“ an: Der Nutzer kann das Essen einfach selbst aufkaufen.
„Man bekommt leckeres Essen, spart Geld, kann nachhaltig konsumieren, lernt über die App neue Läden in der Umgebung kennen und hilft der Umwelt“, erklären die Gründer die Vorteile ihrer App gegenüber TECHBOOK. Pro Bestellung erhält die Firma „Too Good To Go“ eine Kommission von einem Euro, verdient so an der Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung mit. 6800 Läden sind bereits Partner, mehr als 2 Millionen Mahlzeiten hat das deutsch-dänische Team mit ihrer App schon gerettet. „Unsere App ist extrem unkompliziert aufgebaut, so dass Partnerläden und Kunden mit minimalem Aufwand gemeinsam bestes Essen retten können“, so die Gründer.
„Dort aufzutreten war eine richtig spannende und coole Erfahrung für uns“, sagten sie über ihren Auftritt in der Höhle der Löwen. Sie erhoffen sich ein Investment von 1.000.000 Euro für 5 Prozent ihres Unternehmens.
Auf den Teller statt in die Tonne?
Wir haben die App in der Redaktion (Berlin Kreuzberg) genau angeschaut. Über eine Karte kann der Nutzer sehen, welche Gastro-Betriebe Partner der App sind. Aktuell gibt es in Deutschland 1300 Partnerläden. Die Preise überzeugen: Eine Suppe gibt es bereits ab zwei Euro, eine Kartoffelbox für 2,50 Euro und eine Sushi-Box für 3,50 Euro. Laut dem Unternehmen sei das Essen im Durchschnitt bis zu 70 Prozent günstiger. Da die verschiedensten Restaurants und Hotels Partner der App sind, ist die Auswahl im Berliner Raum sehr vielfältig. Wer in der Stadt räumlich flexibel ist, findet mit Sicherheit die eigene Leibspeise.
Hat der Nutzer sich für ein Restaurant entschieden, wird ihm angezeigt, wie viele Portionen zur Verfügung stehen und wie viel sie kosten. Die Abholzeiten werden äußerst genau angegeben, sodass jeder selbst entscheiden kann, ob er Zeit hat. Das ist gleichzeitig auch der große Haken: Nutzer müssen zeitlich und räumlich etwas flexibel sein – denn die Gastro-Betriebe wollen die übrigen Lebensmittel erst bei Ladenschluss loswerden. Wer sich daran nicht stört, für den ist die App nicht nur gut für das ökologische Gewissen, sondern auch für den Geldbeutel.
Gründer fordern Investoren heraus
Als die Löwen die geforderte Investementsumme von einer Million Euro hörten, schluckten sie zunächst. „Das ist ja günstig“, scherzte Carsten Maschmeyer. „Die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, da bekommen Sie eine Eins plus mit Sternchen“, lobte Maschmeyer die Idee. Die hohe Selbstbewertung des Unternehmens schreckte ihn aber von einem Investment ab. „Ich finde die Bewertung zu hoch“, kritisierte auch Ralf Dümmel. Am Ende blieb Frank Thelen die letzte Hoffnung für die Gründer, aber auch der stieg aus.
Das wollte Thomas Bjørn Momsen nicht so stehen lassen und versuchte die Löwen doch noch zu überzeugen. Es gehe bei der Idee nicht nur um Geld, appellierte er. „Man kann auch Teil von etwas Größerem sein“, sagte Momsen. Er schlug den Löwen einen neuen Deal vor: Alle Löwen sollten jeweils 200.000 Euro investieren, um das Risiko zu minimieren. Dass Geld nicht alles sei, wollten die Löwen auch seitens der Gründer sehen und forderten sie auf, von ihrer zu hohen Bewertung abzusehen. Beide Seiten diskutierten anschließend wild. Das Unglaubliche passiert: Nachdem alle Löwen bereits aus dem Deal ausgestiegen waren, investierten sie am Ende doch noch.
„Auf jeden Fall ist das der frechste Auftritt, den wir in der Höhle der Löwen je gesehen haben“, resümierte Thelen. Der Deal: Für eine Million Euro sollten ALLE Löwen 8,9 Prozent der Firma erhalten. Da schlugen beide Seiten ein. Das war nicht nur der bisher höchste Deal der Sendung, sondern „Too Good To Go“ erhielt damit ebenso eine Art All-inclusive-Expertise in Form von fünf Investoren-Größen. „Wir haben heute Löwen-Geschichte geschrieben“, sagte Maschmeyer.
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Deal platze nach der Show
Was in der Show zwar nach einem hart verhandelten, aber auch harmonischen Deal aussah, änderte sich nach der Sendung. „Durch das schnelle Wachstum waren letzten Endes die Konditionen für einen Deal allerdings für keine Seite mehr so richtig ideal“, erklären die Gründer gegenüber TECHBOOK. Der Deal aus der Show platzte! Das Team sieht den Auftritt in der Sendung dennoch positiv: „Die kompetente Beratung der Löwen war für uns aber in jedem Fall eine äußerst spannende, hilfreiche und erfolgreiche Erfahrung, von der wir immer noch profitieren.“