11. Februar 2021, 14:40 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
WhatsApp nimmt es mit dem Datenschutz nicht so ernst, das wissen wir mittlerweile. Doch auch die lange Zeit als gute Alternative gehandelte App Telegram zeigt hier Probleme. TECHBOOK stellt vier Apps vor, bei denen Ihre Daten sicher sind.
Der Messenger WhatsApp ist nach wie vor populär. Mit zwei Milliarden Nutzern liegt WhatsApp vor dem Facebook-Messenger und Telegram. Während das zu Facebook gehörende WhatsApp schon länger in der Kritik steht, zeigen neuere Berichte, dass auch Telegram beim Datenschutz patzt. Beide Messenger sammeln mehr Daten, als den meisten bewusst ist.
Doch es gibt Alternativen, die mit Datensicherheit und Privatsphäre werben. TECHBOOK zeigt die interessantesten und sichersten Messenger, die mit WhatsApp und Telegram mithalten können.
Teleguard
Neu im Messenger-Geschäft ist die App Teleguard. Entwickler ist das schweizerische Unternehmen „Swisscows“, das auch eine datenschutzfokussierte Web-Suchmaschine betreibt. Teleguard verspricht Sicherheit durch End-to-End-Verschlüsselung und hohe Datenschutzansprüche. Laut eigenen Angaben unterliegt der Anbieter schweizerischen Datenschutzgesetzen und operiert zu 100 Prozent DSGVO-konform.
Teleguard lässt sich kostenlos aus dem Google Play Store und Apple App Store herunterladen. Voraussetzung ist ein Android-Smartphone mit Android 5.0.3 oder neuer oder ein iPhone mit iOS 9.0 oder neuer.
Einrichtung schnell, einfach – und ohne persönliche Angaben
Die Einrichtung klappt komplett ohne Telefonnummer und E-Mail-Adresse. Neuankömmlinge können einfach einen beliebigen Anzeigenamen auswählen und schon geht es los. Die Oberfläche ist recht simpel gehalten. Es gibt drei Tabs, die auf Chats, Kontakte und Einstellungen verweisen. Teleguard kann nicht auf die im Telefon hinterlegten Kontakte zugreifen. Das Hinzufügen neuer Kontakte funktioniert nur per Teleguard-ID. Dafür einfach auf das Burger-Menü (drei horizontale Striche) klicken oder vom rechten Bildschirmrand wischen. Klickt man auf den Namen, erscheint eine Teleguard-ID, die man anderen geben kann, um hinzugefügt zu werden. Alternativ zur manuellen Eingabe klappt das auch per Barcode. Die Person, die man hinzufügen möchte, muss immer erst bestätigen. Einfach eine Nummer anzuschreiben, wie es bei WhatsApp oft passiert, geht also nicht. Die ID ist laut Swisscow anonym, das heißt, weder das Unternehmen selbst noch Dritte können sie mit den Nutzenden in Verbindung bringen.
Vor Hackerangriffen geschützt
Zusätzlich zur End-to-End-Verschlüsselung geht Teleguard noch einen Schritt weiter. Sobald Nachrichten beim Gegenüber angekommen sind, verschwinden sie automatisch von den Swisscows-Servern. Nach Erhalt sind sie somit ausschließlich auf den Endgeräten der Chat-Partner gespeichert. Selbst bei einem Hackerangriff auf die Server kann dadurch niemand die Identität der Nutzer*innen oder die Inhalte der Chats herausfinden.
Ein reiner Messenger ohne Zusatzfunktionen
Für Wechselnde, die WhatsApp und Telegram den Rücken kehren, ist Teleguard jedoch erst einmal etwas ungewohnt. Viele Funktionen, die man von den weiter verbreiteten Messengern kennt, fehlen hier. Allem voran steht die anonymisierte ID. Diese schützt zwar davor, die Messenger-Nutzung mit der eigenen Person in Verbindung zu bringen. Allerdings resultieren daraus auch größere Einschränkungen. Es ist etwa keine Mehrfachnutzung wie bei Telegram möglich. Auch kann man das Teleguard-Konto nicht auf ein neues Smartphone mitnehmen. Die Teleguard-ID ist an ein Gerät gebunden. Beim Anmelden auf einem anderen Smartphone bekommt man automatisch eine neue ID. Selbst wenn man die App einmal löscht oder das Smartphone zurücksetzt, geht es wieder mit einer neuen ID los. Aus diesem Grund hat die App auch keine Backup-Funktion
Während mit Teleguard zwar Chat-Gruppen und Sprach- sowie Videoanrufe möglich sind, gibt es auch hier Einschränkungen. So gibt es etwa keine Gruppen-Anrufe. Auch die Kommunikation ist rudimentärer, als man es gewohnt ist. Die Emojis wirken allesamt, als hätte man sie aus einem Internetforum der 2000er-Jahre importiert. Außerdem gibt es keine GIF-Integration. Immerhin kann man dafür Videos, Fotos, Dateien und selbsterstellte Sticker verschicken
Eine Web-Version von Teleguard gibt es derzeit nicht. Der Anbietet arbeitet aber daran, diese noch 2021 zu veröffentlichen
Das macht Teleguard zur besseren Alternative zu WhatsApp und Telegram
Wer so anonym wie möglich chatten möchte und dabei auf ein paar Funktionen verzichten kann, ist bei Teleguard ganz richtig. Unser Einschätzung zu Teleguard können Sie hier im Video sehen:
Threema
Threema zählt zu den bekanntesten WhatsApp-Alternativen und steht regelmäßig an der Spitze der Download-Charts der App-Stores. Der Messenger ist gleichermaßen für Privatnutzer wie für Firmen interessant. Nicht zu unrecht, denn die App mit Unternehmenssitz in der Schweiz bietet von Haus aus eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, verlangt weder eine Telefonnummer noch E-Mail-Adresse bei der Anmeldung und lässt sich somit auch vollkommen anonym verwenden. Da Nutzerdaten nur auf den jeweiligen Geräten, nicht aber auf Servern verwaltet werden und Nachrichten direkt nach dem Versand gelöscht werden, verhindert der Dienst das Sammeln privater Daten. Zudem bietet Threema auch ein paar eigene Ideen, die den Messenger von der Konkurrenz absetzen.
Zum Beispiel kann man in Gruppenchats Umfragen starten und so unkompliziert entscheiden, wo es beispielsweise zum Essen hingehen soll oder welchen Film man sich im Kino anschauen möchte. Allerdings kostet Threema als einzige unter den hier besprochenen WhatsApp-Alternativen Geld: In der Regel schlägt die App sowohl für Android mit 2,99 Euro zu Buche, iOS-User bezahlen derzeit sogar 3,49 Euro. Auch eine Web-Version wird angeboten.
Das macht Threema zur besseren Alternative zu WhatsApp und Telegram
Ein Funktionsumfang wie WhatsApp mit Schweizer Datenschutz – nur in Sachen aktive Nutzer kann Threema WhatsApp noch nicht das Wasser reichen.
Signal
Signal brüstet sich mit besonders guter Datensicherheit, bietet allerdings auch wenig mehr. Sowohl die Text-Chats als auch die Telefonate mit der App sind Ende-zu-Ende-verschlüsselt und die gesamte App ist Open Source. Bedeutet: Der Code liegt offen und kann von jedem auf die Sicherheit überprüft werden. Gleichzeitig ist die Nutzung der App vollkommen kostenfrei.
Signal ist schlicht aufgebaut, bietet aber dennoch einige Funktionen, die es auch bei WhatsApp gibt. So lassen sich nicht nur verschlüsselte Nachrichten versenden, sondern auch Dokumente, Bilder und Videos verschicken. Auf Wunsch verschwinden die Nachrichten nach einer gewissen, frei wählbaren Zeit, was für mehr Datensicherheit sorgt. Signal ermöglicht zudem Gruppenchats, Telefonate und Video-Chats, die ebenfalls Ende-zu-Ende verschlüsselt sind.
Ein Nachteil der App: Für die Anmeldung bei Signal müssen Nutzer ihre Telefonnummer angeben.
Das macht Signal zur besseren Alternative zu WhatsApp und Telegram
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Viber
Mehr als eine Milliarde Nutzer sollen Viber weltweit schon verwenden. Ursprünglich wurde die App für Anrufe via Internet geschaffen, inzwischen steht sie anderen Messengern aber in nichts nach. Nutzer finden alle gängigen Funktionen von WhatsApp auch bei Viber, wie das Senden von Nachrichten, Bildern, Dokumenten und Videos. Auch Audio- und Videoanrufe sind möglich sowie große Gruppenchats, die Communities genannt werden.
Mit der eigenen Sicherheit wirbt Viber: „Dank einer End-to-End-Verschlüsselung werden sämtliche Daten, die du teilst, immer zwischen dir und der Person, mit der du sprichst, verbleiben. Das bedeutet, dass du nicht zweimal darüber nachdenken musst, was du auf Viber teilen kannst und was nicht.“
Das macht Viber zur besseren Alternative zu WhatsApp und Telegram
Nutzer haben die Möglichkeit, selbstzerstörende Chats zu verwenden. Dabei löschen sich ausgewählte Nachrichten nach dem Lesen automatisch. Die Communities erlauben Chats mit unbegrenzt vielen Mitgliedern. All das macht Viber zu einem schöneren Messenger-Erlebnis.