Spotify, Apple Music und Google Play sind nur einige der mittlerweile unzähligen Musikstreaming-Dienste. In den meisten Fällen zahlt man 9,99 Euro pro Monat und erhält dadurch den Zugang zu Millionen von Songs, die man immer und immer wieder hören kann. Wer sich ein Familien-Abo für 14,99 Euro für 6 Personen teilt, kommt auf eine unfassbar günstige Abo-Gebühr von 2,50 Euro pro Monat.
Wenn man bedenkt, dass viele CDs im Handel immer noch deutlich über 10 Euro pro Stück kosten, sind Streaming-Dienste spottbillig, auch wenn man die Musik nie ganz besitzt, denn bei einer Kündigung hat man keinen Zugang mehr zu den Songs.
Der Mythos von ausgebeuteten Musikern
Dennoch, der große Kritikpunkt an Spotify und Co. ist, dass die Musiker davon finanziell kaum bis gar nicht profitieren, manche Künstler sprechen sogar von Ausbeute. Doch stimmt das wirklich? Und wenn ja, wer ist schuld daran: Die Streaming-Dienste, die Musiklabels oder die knauserigen Konsumenten?
34,000,000 streams
Income After tax = £1700
Thank U @apple @YouTube @Spotify
especially @UMG_News for selling our music so cheaply.
— Geoff Barrow (@jetfury) 13. April 2015
Eines vorweg: Das Finanzierungssystem ist schwer durchschaubar. Deswegen hat der Interessenverband der französischen Musikindustrie im Jahr 2015 die Beratungsfirma Ernst & Young beauftragt, es aufzuschlüsseln, wie Music Business Worldwide berichtet. Demnach behält Spotify von den 9,99 Euro Gebühr nur 21 Prozent. Der Großteil von etwa 73 Prozent geht an die Plattenlabels und die Musiker selbst erhalten nur noch den Rest, der umgerechnet 0,68 Euro beträgt.
Zur Verteidigung der Labels sei gesagt, dass sie auch die Kosten für Produzenten, Texter, Marketing und Vertrieb tragen müssen.
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Am meisten profitieren die Musiklabels
Noch konkreter wird es, wenn man sich die Zahlung von Spotify pro Stream anschaut: Das Spektrum soll je nach Musiker bei 0,006 bis 0,0084 Dollar liegen. Laut Spotify kommt so ein globals Hitalbum auf etwa 425.000 Dollar im Monat, ein Top-Ten-Album auf 145.000 Dollar, ein beliebtes Indie-Album auf 76.000 Dollar monatlich, ein zeitloses Rockalbum auf 17.000 Dollar und ein Indie-Nischenalbum immer noch auf 3.300 Dollar. Diese Beträge schüttet Spotify an die Rechteinhaber aus – in den meisten Fällen sind das die Plattenlabels.
Drake named @Spotify’s Most-Streamed artist of 2016 https://t.co/fSUxVSmg0I pic.twitter.com/KMLztKqeYu
— Word On Road (@WordOnRd) 5. Dezember 2016
Genau hier liegt das Problem
Weil viele Musiker nicht die Rechte an ihrer Musik halten und alte Verträge mit den Labels haben, die digitales Musikstreaming nicht berücksichtigen oder zu gering vergüten, landet am Ende ein sehr geringer Teil der Einnahmen bei ihnen. So lässt sich nicht generell sagen, wie viel am Ende bei einem Musiker ankommt. Das können bei großen Labels 5-6 Prozent der Einnahmen sein und bei kleinen Musiklabels bis zu 50 Prozent.
Damit erklärt sich auch der groteske Tweet des britischen Musikers Geoff Barrow, der für 34 Millionen Streams nach Abzug von Steuern lediglich 1700 britische Pfund verdient haben soll. Ein Zeichen wohl dafür, dass er dringend seine Musikverträge nachverhandeln sollte.