12. Mai 2017, 15:11 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Sie sollen den Kunden die Entscheidung für einen neuen Kühlschrank, eine Waschmaschine oder einen Fernseher erleichtern – die Energieeffizienzklassen. TECHBOOK erklärt, was es bedeutet, wenn ein Gerät mit A+++ ausgezeichnet wurde und worauf man beim Kauf achten sollte.
Streift man durch einen Elektronik-Markt auf der Suche nach einer neuen Waschmaschine, einem Kühlschrank oder einer Dunstabzugshaube, dann kleben sie auf jedem Gerät: die Labels mit den Energieeffizienzklassen. A+++, A++ oder B steht dann auf den Modellen und man fragt sich, welches man denn jetzt kaufen soll – denn gerade bei Kühlschränken finden sich eh nur noch Modelle mit A+ oder besser. Sind also alle Geräte energieeffizient oder sollte man grundsätzlich nur Modelle mit der Energie-Klasse A+++ kaufen? TECHBOOK hat bei der Verbraucherzentrale Berlin nachgefragt.
Seit 1998 gibt es das Energie-Label der EU, das die sogenannte weiße Ware – also Haushaltsgeräte und Fernseher – in unterschiedliche Energieklassen einteilt. Die Benotung soll dem Kunden helfen, die Geräte hinsichtlich ihres Energieverbrauchs unterscheiden zu können. Als die Modelle über die Jahre immer effizienter wurden und die Bestnote A nicht mehr ausreichte, besserte die EU nach – und ergänzte für einige Geräteklassen noch die Label A+ bis A+++. Ist ein Gerät mit dem Energie-Label A+++ ausgezeichnet, dann gehört es zu den stromsparendsten auf dem Markt. Im Falle eines Kühlschranks bedeutet das, dass er 60% weniger Strom verbraucht als ein Gerät der Klasse A.
Ist A+++ immer das Beste?
Ist also ein Modell mit A+++ immer das beste in Sachen Stromverbrauch und das Label damit eine verlässliche Orientierung bei der Kaufentscheidung? Leider nicht immer, wie Tijana Roso von der Verbraucherzentrale Berlin erklärt: „Nach aktueller Gesetzeslage gibt es leider keinen einheitlichen Standard über alle Geräteklassen hinweg, welche Energieklasse die am besten am Markt verfügbaren Geräte bezeichnet.“ Je nachdem, was man sich für ein Gerät kaufen möchte, sollte man daher immer vorher nachschauen, was in der jeweiligen Geräteklasse ein guter Wert ist.
„Bei Staubsaugern und Dunstabzugshauben zeigt die Energieklasse A die effizientesten Geräte. Bei Waschmaschinen, Kühl- und Gefriergeräten sowie Geschirrspülern sind jedoch aufgrund der höheren Anforderungen der EU sogar nur noch die Klasse A+ bis A+++ im Handel zu finden. A+-Geräte weisen also die geringste Effizienz auf, obwohl das Label bis D reicht.“
A+ bei Kühlschränken klingt zunächst gut – ist aber am schlechtesten
Wer also auf der Suche nach einem Staubsauger mit der Energieklasse A+++ ist, der sucht vergebens – denn anders als bei Waschmaschinen oder Kühlschränken gibt es in dieser Geräteklasse keine höheres Label als A. Und ein Kühlschrank mit A+ klingt zunächst gut – doch ist das tatsächlich der schlechteste Wert auf der Skala, den ein Kühlschrank haben kann. Ein Kühlschrank mit B oder C gibt es nicht.
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Dieses Label-Gewirr ist der EU bereits bekannt: „Die Europäische Kommission hat deshalb bereits 2015 vorgeschlagen, wieder zu einer Skala von A bis G zurück zu kehren. Hier wurde im März 2017 eine Übereinkunft zwischen dem Europäischen Parlament und dem Rat der EU getroffen.“ Roso geht allerdings davon aus, dass es wohl noch ein wenig dauern werde, bis diese Übereinkunft tatsächlich in geltendes Recht umgesetzt wird.
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Rentiert sich ein A+++-Gerät?
Aber lohnt es sich denn überhaupt, ein Gerät mit besserem Energie-Label zu kaufen und dafür mehr Geld auszugeben, um auf lange Sicht Stromkosten zu sparen? Expertin Tijana Roso rechnet die Stromersparnis am Beispiel von Waschmaschinen vor: „Geräte mit dem Label A+ (der Mindeststandard von aktuell im Verkauf befindlichen Waschmaschinen) verbrauchen 20% weniger Strom als A. Bei A++ liegt der Verbrauch 40% unter dem von einem Gerät mit A. Geräte mit A++ verbrauchen allerdings immer noch 50% mehr Strom als solche mit A+++.“
Das Fazit der Expertin: „Mittelfristig rentiert sich der höhere Anschaffungspreis für das A+++- Gerät also auf jeden Fall.“