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Ab heute verfügbar

Die 35-Euro-Smartwatch von Aldi & Co. im Test

Huami Amazfit Bip Lite
Eine Smartwatch muss nicht teuer sein, das beweist die Amazfit Bip Lite, die TECHBOOK getestet hat
Adrian Mühlroth
Redakteur

30. März 2020, 11:02 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Discounter Aldi Süd hat seit heute wieder ein interessantes Angebot im Prospekt. Eine Smartwatch, die nicht mal ein Zehntel der Apple Watch kosten soll und mehrere Wochen mit einer Akkuladung durchhält. Andere Händler ziehen beim Preis nach!

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Eine Apple Watch Series 5 gibt es nicht unter 400 Euro und selbst Modelle mit Googles Wear OS sind erst ab 100 Euro zu haben. Kann es eine Smartwatch für 35 Euro mit der deutlich teureren Konkurrenz aufnehmen? Die Antwort wird Sie vielleicht überraschen.

Technische Daten

Die Uhr hat ein 1,28 Zoll (32,5 mm) großes LCD-Panel mit einer Auflösung von 176 x 176 Pixeln. Das Display ist „Always-On“, das heißt, es zeigt wie eine normale Uhr ständig die Uhrzeit an. Das Gehäuse misst 41,5 mm x 34,6 mm x 9,5 mm, wiegt 31 Gramm und ist staub- und wasserfest nach IP68. Es besteht aus Plastik und kommt ab Werk mit Silikonarmbändern, die ausgetauscht werden können. In der Uhr sind Pulsmesser, Barometer und Gyroskop sowie Bluetooth integriert. Die integrierte Batterie hat eine Kapazität von 200 Milliamperestunden. Sie wird über die mitgelieferte Ladestation geladen.

So testet TECHBOOK Smartwatches

  • Design + Komfort (30%): Hier geht es um Aussehen, Größe, Gewicht und Individualisierbarkeit. Auch Tragekomfort ist ein wichtiges Beurteilungskriterium für ein tragbares Gerät, das ständig eng anliegend auf der Haut sitzt.
  • Akkuleistung (25%): Besonders bei Smartwatches fällt es ins Gewicht, wie lange der Akku durchhält. Schließlich soll die traditionelle Uhr mit ihrer langen Laufzeit ersetzt werden.
  • Funktionen (45%): Mit welchen zusätzlichen Funktionen kann die Smartwatch punkten? Eignet sie sich als Fitnesstracker? Ist sie wasserdicht oder nicht? Hat sie Bluetooth, einen Pulsmesser oder sogar GPS?

In jeder Kategorie können maximal 5 Sterne erreicht werden. Halbe Sterne sind auch möglich. 

Design + Komfort (4/5)

Schlichtes Design

Die Bip Lite ist einem sehr schlichten, rechteckigen Design gehalten. Aus der Ferne könnte man fast meinen, es sei eine Apple Watch. Beim näheren Hinschauen wird jedoch schnell klar, dass es sich um ein Plastikgehäuse handelt – und nicht wie bei der Apple Watch um hochwertigeres Aluminium oder sogar Edelstahl. Die Maße sind jedoch fast mit der 40-mm-Version der Apple Watch identisch. Die Bip Lite ist etwas breiter und höher, dafür aber einen Tick flacher. Auch das Gewicht ist mit circa 30 Gramm ähnlich leicht.

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Die Bip Lite ist in Vergleich zu den meisten anderen Smartwatches (hier neben der Fossil Sport) recht flach | Foto: TECHBOOK

Leichte und schnelle Bedienung

Die Smartwatch hat lediglich einen Button auf der rechten Seite, der genutzt wird, um die Uhr zu entsperren, in vorherige Menüs zu gelangen und Aktivitäten zu beenden. Mit einem langen Knopfdruck lässt sich zudem eine beliebige Aktivität schnellstarten. Ansonsten bedient man die Bip Lite komplett über den 1,28 Zoll großen Bildschirm. Die Bedienung geht zügig von der Hand, Ruckeln konnten wir nicht feststellen. Allerdings gibt es auch keinen sanften Animationen, wie man es von Apples watchOS und Googles Wear OS gewohnt ist.

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Amazfit Bip Lite und Fossil Sport. Auffällig: Beide haben ein Always-on-Display, aber nur der Oled der Fossil Sport leuchtet auch | Foto: TECHBOOK

Auch kann die Uhr kein stufenloses Scrollen, es wird immer nur ein Fenster dargestellt. Das ist etwa beim Wetter auffällig. Wischt man nach oben, springt die Uhr einfach auf ein neues Fenster, anstatt lückenlos nach unten zu scrollen. Die Wetter-App ist zudem ein gutes Beispiel für den begrenzten Bedienkomfort. Um das Wetter für einen einzelnen Tag zu sehen, kann man nicht einfach darauf klicken. Stattdessen läuft ein kurzer Text mit der Wettervorhersage über den Bildschirm. Ist dieser länger, muss man warten, bis er komplett angezeigt wurde. Dieses Problem tritt zwar nur in wenigen Menüs auf, zeigt aber die Einschränkungen des eigenen Betriebssystems gegenüber watchOS und Wear OS.

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Gute Individualisierbarkeit

Zur Einrichtung der Smartwatch wird die Mi Fit App benötigt. Diese gibt bereits einige Einstellungsmöglichkeiten mit an die Hand. So ist etwa steuerbar, welche Apps vom Smartphone aus Benachrichtigungen schicken können – individuelle Einstellungen gibt es jedoch nur für weit verbreitete Apps wie Instagram und WhatsApp. Auch gibt es eine Auswahl an verschiedenen Ziffernblättern in der App. Online finden sich zudem noch viel mehr Optionen von Drittanbietern. Das ist sonst nur bei Googles Wear OS möglich – selbst auf der teuren Apple Watch lassen sich keine individuellen Ziffernblätter installieren.

Ebenfalls recht einfach individualisiert werden kann das Armband der Uhr. Ich persönlich etwa finde das mitgelieferte Silikonarmband für Sport unangenehm, da es keinen Schweiß durchlässt. Das Wechseln fällt durch den kleinen Schieber an der Halterung jedoch sehr leicht. Praktisch jedes handelsübliche 20-mm-Armband passt an das Gehäuse – sehr nutzerfreundlich.

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Das Armband lässt sich spielend leicht austauschen | Foto: TECHBOOK

Zwar unterstützt die Amazfit Bip Lite ab Werk nicht die Wiedergabesteuerung für Musikdienste wie Spotify. Diese kann aber durch Apps von Drittanbietern für iOS und Android zumindest rudimentär nachgerüstet werden.

Akkuleistung (4,5/5)

Hersteller Huami gibt an, dass die Amazfit Bip Lite mit einer Akkuladung über 45 Tage lang durchhalten kann. Das ist natürlich ein starker Kontrast zu den sonst ein bis eineinhalb Tagen, die eine Smartwatch mit Wear OS oder WatchOS übersteht. Hier kommt der Bip Lite der Verzicht auf ein paar akkuzehrende Funktionen zugute. WLAN, LTE, NFC, Apps und die erforderliche Leistung saugen den Akku von gewöhnlichen Smartwatches schnell leer. Die Bip Lite gibt sich hier spartanisch und konzentriert sich auf die wichtigen Features: Fitnesstracking und Benachrichtigungen.

Im Praxis-Test hält die Smartwatch tatsächlich überraschend lange durch. Nach fast sechs Tagen im Gebrauch hat die Uhr gerade einmal 17 Prozent Akku verloren. Hochgerechnet würde ich mit dieser Entladungsrate auf über 35 Tage Laufzeit kommen – ein Wert, der der Herstellerangabe erstaunlich nah kommt. Zum Vergleich: Meine privat genutzte Fossil Sport 4G musste ich in dieser Zeit schon fünfmal wieder aufladen.

Der Haken an der Sache: Eine derart lange Akkulaufzeit lässt sich nur erreichen, wenn die Smartwatch für nicht viel mehr als das gelegentliche Ablesen der Uhrzeit und des Wetters zum Einsatz kommt. Denn in dieser Art „Standby“-Zustand hat die Uhr nur eine sehr langsame Refresh-Rate. Das heißt, dass sie in regelmäßigen Abständen Daten wie den Puls misst und per Bluetooth an das Smartphone schickt. Sobald die Uhr ihre Fitnesstracker-Funktion aktiviert, ist die Abtastrate jedoch deutlich höher, um ein genaueres Bild über den Workout zeigen zu können. Das häufigere Aufrufen des Pulsmessers und des Bluetooth-Moduls zehrt natürlich mehr am Akku. Bei einem einstündigen Fussball-Match gingen auf einmal 7 Prozent Batterie verloren. Das klingt zwar erst einmal nach wenig – ist aber angesichts der 10 Prozent, die in den restlichen 5 Tagen verbraucht wurden, vergleichsweise viel.

Wird die Uhr also hauptsächlich als Fitnesstracker genutzt, wird sie bei weitem nicht die angegebene Akkulaufzeit erreichen. Hätte ich wie gewöhnlich fünf Tage in der Woche Sport getrieben, statt nur einmal, wäre der Akku nach etwa zwei Wochen leer. Das ist deutlich weniger als die 45 Tage, die Huami für die Uhr angibt. Dennoch: Besitzer einer Smartwatch mit watchOS oder Wear OS können von solchen Zahlen nur träumen.

Funktionen (2,5/5)

Fitnesstracker first, Smartwatch second

Man muss wissen, worauf man sich einlässt – und wo Abstriche zu erwarten sind. Apps, wie sie bei Apples watchOS und Googles Wear OS zu finden sind, gibt es nicht. Somit ist es nicht möglich, Dienste wie Spotify, WhatsApp oder Google Maps auf der Smartwatch zu nutzen. Dennoch ist die Amazfit Bip Lite ab Werk gut ausgestattet: Sie verfügt über umfangreiches Fitness-Tracking, kann das Wetter anzeigen und informiert, wenn Anrufe und neue Nachrichten ankommen oder es App-Benachrichtigungen gibt.

Obwohl die Amazfit Bip Lite ohne Frage eine Smartwatch ist, steht vor allem die Funktion als Fitnesstracker im Vordergrund. Das ist schon an der App erkennbar, die man auf dem Smartphone installiert, um mit der Uhr zu kommunizieren. Die Mi Fit App gibt sehr detaillierte Informationen über Workouts, die mit der Uhr gemacht wurden. Auch wenn nur vier Aktivitätsprofile (Outdoor-Laufen, Laufband, Radfahren und Gehen) zur Verfügung stehen, ist das Tracking immerhin sehr übersichtlich und nach Kilometern gestaffelt, mit Überblick über Puls, Geschwindigkeit und verbrannte Kalorien.

Amazfit Bip Lite
Im Fitnessmodus gibt die Smartwatch sehr detaillierte Workout-Infos | Foto: TECHBOOK Foto: TECHBOOK

Andere Arten von Workouts können leider nicht akkurat getrackt werden. Somit konnte ich mein Fussball-Workout nicht so präzise verfolgen wie mit meiner Fossil-Smartwatch. Die Angaben über verbrannte Kalorien sind daher deutlich weniger aussagekräftig. Zumindest hat Huami angekündigt, mehr Aktivitätsoptionen per Update nachzuliefern.

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Einem Vergleich mit einer watchOS- oder Wear-OS-Smartwatch hält die Bip Lite in Sachen Funktionsumfang also nicht stand. Zu den Funktionen, die mir persönlich gefehlt haben, gehören beispielsweise der Kalender, die News-Vorschau, der Google Assistant und Google Pay. Vor allem Nachrichten sind jedoch das alltägliche Problem: Hier zeigt die Uhr keine Emojis an, stattdessen sieht man nur ein Fragezeichen in einer Box. Außerdem können Nachrichten nicht direkt von der Uhr beantwortet werden. Bei Anrufen bekommt man ebenfalls nur eine Benachrichtigung angezeigt, Telefonate konnte ich weder annehmen noch per Text beantworten.

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Endergebnis (3,5/5)

Die Huami Amazfit Bip Lite ist eine praktische, kleine Smartwatch, die vor allem für diejenigen sein könnte, die einen Kompromiss aus traditioneller und smarter Uhr suchen. Denn die Bip Lite verbindet ein paar smarte Funktionen mit einer sehr langen Akkulaufzeit, die man in dieser Form von fast keinem anderen Modell erhält.

Profilbild

TECHBOOK meint

„Wer eine Smartwatch hat, kennt das Problem: Mindestens alle zwei Tage muss die Uhr an die Steckdose, sonst ist Schluss. Die Amazfit Bip Lite schafft es, viel Smartwatch zu bieten, und trotzdem vor allem eine lange Akkulaufzeit zu haben. Sie hat sogar ein Alway-On-Display – selbst die Apple Watch hat das erst in der fünften Generation bekommen. Klar, es gibt keine Apps, kein kontaktloses Bezahlen und kein mobiles Internet. Aber für diejenigen, die eine Smartwatch vor allem zum Joggen, anderen Laufsport sowie zum Radfahren benötigen, und wochenlange Akkulaufzeit haben möchten, ist die Amazfit Bip Lite zu empfehlen. Alternativ gibt es auch die Version ohne „Lite“, die zusätzlich noch GPS hat und damit auch die Strecke beim Laufen und Radfahren tracken kann.“Adrian Mühlroth, Redakteur
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