27. Februar 2020, 9:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Retro ist in. Das gilt nicht nur für Vinyl-Schallplatten, Neuauflagen von alten Spielekonsolen oder Polaroidbilder. Auch alte Analog-Kameras finden wieder mehr Anhänger.
Dieses gespannte Warten auf das Ergebnis, wenn Fotos erst entwickelt werden müssen: In Zeiten der Digitalfotografie hat die gute, alte analoge Bildtechnik etwas Faszinierendes.
„Ähnlich wie bei der Schallplatte begeistert die Fans beim alten Fotografieren, dass sie hier noch alles manuell einstellen müssen und es mit einer soliden Mechanik zu tun haben“, sagt Rainer Schuldt von der Zeitschrift „Computer Bild“. Vielen Fotofreunden seien die durch digitale Filter und zahlreiche Hilfsprogramme gepimpten Bilder, die mit digitalen Spiegelreflexkameras oder Smartphones geschossen werden, mittlerweile einfach zu perfekt und klinisch.
Und man knipst digital oft unbedacht drauf los. Für die Fotografin Daniela Krüger besteht der große Reiz des Analogen aber darin, sich für den einen Moment, den sie einfangen möchte, Zeit zu nehmen. „Das Ergebnis sieht man erst, wenn der Film voll und entwickelt ist, nicht sofort auf dem Display“, erklärt Krüger, die mit einer analogen Spiegelreflexkamera unterwegs ist. „Es gibt nichts Echteres.“
Fundstücke intensiv prüfen
Wer sich für eine Oldschool-Kamera interessiert, könnte bei Online-Marktplätzen wie Ebay oder in Kleinanzeigenportalen fündig werden. Oder bei den (Groß-)Eltern im Keller. „Für den Anfang reicht durchaus auch ein Modell um die fünf Euro, bei dem es nicht weh tut, falls etwas nicht funktioniert“, schildert Krüger.
Vor dem Kauf sollte man sein Fundstück aber eingehend prüfen, rät Moritz Wanke vom Magazin „Chip Foto-Video“. Arbeiten Verschluss und Klappspiegel reibungslos? Lassen sich Drehräder und Hebel ohne große Mühe verstellen? Funktioniert die Elektronik, etwa Autofokusmotor und Belichtungsmesser? „Derartige Fragen sollten vorab oder falls möglich vor Ort geklärt werden“, rät der Experte. Vorsicht ist geboten, wenn der Verkäufer „gekauft wie gesehen“ schreibt – das deutet oft auf einen Mangel hin, so Schuldt.
Wer im Fachgeschäft oder auf einem Flohmarkt sucht, kann die Gebrauchte in Augenschein nehmen. „Möchte man auf Nummer sicher gehen, kauft man bei einem Händler, der gebrauchte Kameras anbietet, die zuvor auf ihre Funktionstüchtigkeit hin überprüft wurden“, so Schuldt. Seriöse Händler räumten zudem ein Rückgaberecht ein.
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Für jeden Anspruch die richtige Kamera
Aber welcher Kameratyp ist der richtige? Als Geheimtipp gelten Schuldt zufolge die vergleichsweise günstigen Spiegelreflexkameras von Praktica aus DDR-Produktion. „Das sind sehr solide Modelle, die zumeist für den Export in den Westen gefertigt wurden.“
Jeder Fotograf hat unterschiedliche Ansprüche an seine Kamera wie Haptik, Seriengeschwindigkeit und Ausstattung. „Die eine richtige Kamera gibt es nicht“, sagt Wanke. Für den Einstieg bieten sich aus seiner Sicht Modelle wie die Nikon „FE“, die Minolta „XE-1“ und die Pentax „ME super“ an. Da diese Kameras recht weit verbreitet waren, liegen nicht nur die Preise im bezahlbaren Rahmen. Es erleichtert auch die Ersatzteilsuche, falls doch mal etwas kaputtgeht.
Je nach Modell und Zustand müssen Interessenten unterschiedlich tief in die Tasche greifen. Manche Kameras wie Minolta „XE-1“ und Pentax „ME super“ sind nach Wankes Einschätzung ab 60 bis 80 Euro zu haben. „Anspruchsvollere Kameras beziehungsweise Sammlerobjekte wie die Contax RTS III und Nikon FM3a starten bei mehreren hundert Euro.“