Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für digitalen Lifestyle und Entertainment
Meinung

„Zu viele Serien-Spin-offs! Fällt den Machern nichts Neues ein?“

Spin-offs Meinung Symbolbild: Fernbedienung ist auf TV gerichtet
TECHBOOK-Autorin Marlene Polywka würde sich weniger Spin-offs wünschen Foto: Getty Images
Marlene Polywka Techbook
Redakteurin

17. April 2023, 16:59 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Spin-offs sind an und für sich nichts Neues. Aktuell kommen aber auffällig viele Ableger großer Marken auf den Serien-Markt – zu viele, findet unsere TECHBOOK-Redakteurin Marlene Polywka.

Artikel teilen

Serien-Fans können sich wirklich nicht über neues Futter beschweren. Die großen Streaming-Dienste veröffentlichen jeden Monat einen ganzen Haufen neuer Inhalte, dazu kommen diverse TV-Produktionen. Gefühlt findet man dabei auch immer häufiger Spin-offs sehr bekannter Serien oder Filme auf den Listen. Setzt man die Anzahl mit allen neuen Produktionen ins Verhältnis, machen die Ableger natürlich immer noch einen recht kleinen Teil aus. Gerade was große Namen angeht, hat die Dichte in jüngster Vergangenheit aber doch zugenommen. Das hinterlässt bei mir immer öfter den Eindruck, dass die Ideen oder auch der Mut zu neuen großen Serien-Universen fehlt.

(Zu) viele Spin-offs großer Marken

Schaut man auf die großen Anbieter wie etwa den Streaming-Riesen Netflix, dann findet man dort gerade auffällig viele Spin-offs im Programm. Im Mai 2023 startet etwa der Ableger der Erfolgsserie „Bridgerton“ – „Queen Charlotte: A Bridgerton Story“. Auch aus der beliebten Filmreihe „To All The Boys I’ve Loved Before“ wird ein Spin-off gestrickt. Bei Konkurrent Disney+ sieht man die Spin-off-Euphorie fast schon auf die Spitze getrieben. Ein Beleg dafür ist die inzwischen recht beachtliche Anzahl an Serien zu den beiden großen Marken des Dienstes: Marvel und Star Wars. Bei RTL+ läuft gerade ein Spin-off von „Pretty Little Liars“, während bei Paramount+ vor allem die Ableger von „Grease“ und „Teen Wolf“ neugierig machen.

Zudem hat Warner gerade seinen „neuen“ Streaming-Dienst Max vorgestellt, eine Verschmelzung der bereits existierenden Anbieter HBO Max und Discovery+. Im selben Zug wurden auch eine ganze Reihe geplanter Originals für die neue Plattform präsentiert. Wer auf das Line-up schaut, kommt schnell ins Staunen – und durchaus auch ins Schwärmen. Unter anderem ist eine Serien-Adaption der „Harry Potter“-Bücher geplant. Zusätzlich soll es Spin-offs zu „The Big Bang Theory“, „The Conjuring“ und auch „Game of Thrones“ geben. Von allen genannten Marken existieren im Übrigen schon teilweise mehrere Ableger.

Zwar wurden auch ein paar gänzlich neue Originals angekündigt, aber über die wird längst nicht so prominent berichtet. Und das ist wohl auch Teil des Problems. Für Macher und Publikum gleichermaßen ist es natürlich einfacher, sich an der Strahlkraft einer bereits bekannten großen Marke zu orientieren. Da will ich auch die Presse und somit mich selbst nicht ausnehmen. Wenn es darum geht, in der großen Menge an Neuheiten den Überblick zu behalten, dann braucht es Leuchttürme, die aus der Masse herausragen.

Auch interessant: „Suits“ bricht Rekorde! Kommt jetzt Fortsetzung mit Meghan Markle?

Spin-offs haben ihre Daseinsberechtigung

Es gibt ja auch diverse positive Beispiele für Spin-offs der vergangenen Jahre. Ganz präsent ist etwa „House of the Dragon“ aus dem Jahr 2022. Dabei handelt es sich ebenfalls um einen Ableger von „Game of Thrones“, der alles bestimmenden Fantasy-Serie der vergangenen Jahre. Apropos Fantasy: Auch Amazons „Die Ringe der Macht“ ist in vielerlei Hinsicht ein Spin-off, für mich persönlich durchaus auch ein positives Beispiel.

Von Kritik und Publikum gefeierte Serien der vergangenen Jahre sind teilweise ebenfalls Spin-offs. Man denke nur an „The Good Fight“, einen Ableger der Anwaltsserie „The Good Wife“. Oder natürlich an „Better Call Saul“, einen Ableger von „Breaking Bad“. Und auch, wenn man weiter zurückgeht, stößt man schon auf ausgesprochen empfehlenswerte Spin-offs großer Serien wie „Private Practice“, in der die Geschichte einer beliebten Figur aus „Grey’s Anatomy“ weitererzählt wird. Oder auch „Law and Order: Special Victims Unit“ – eine Serie, die inzwischen unglaubliche 24 Staffeln umfasst. Das spricht für sich.

Auch interessant: Chris Hemsworth wird 40! Seine besten Filme und wo man sie streamen kann

Der Ermüdungsfaktor „Crossover“

Trotz dieser positiven Beispiele beobachte ich bei mir zusehends einen gewissen Ermüdungsfaktor in Sachen Spin-offs. Mir stellt sich außerdem die Frage: Muss ich das wirklich alles gesehen haben, um mich innerhalb eines Serienuniversums auszukennen?

Bei manchen Ablegern ist das tatsächlich der Fall, wenn es beispielsweise zu sogenannten Crossovern kommt, wenn sich also die Figuren der verschiedenen Serien begegnen. Auch hier bietet sich wieder „Grey’s Anatomy“ als Paradebeispiel an. Um die Crossover-Folgen mit den Feuerwehrleuten von „Station 19“ zu verstehen, muss man schon beide Serien kennen. Außerdem finden wichtige Handlungselemente für spätere Episoden innerhalb der Folge statt.

Ein weiteres Beispiel ist das bereits erwähnte MCU, das Marvel Cinematic Universe. Um etwa die Entwicklung der Figur Wanda Maximoff aka Scarlett Witch im Film „Doctor Strange 2“ zu verstehen, ist es essenziell wichtig, die Serie „WandaVision“ gesehen zu haben. Das empfinde ich ehrlicherweise mit zunehmendem Umfang fast schon als frech. Natürlich kann alles eine Vorgeschichte haben, die man kennen sollte, um den Inhalt eines Films oder einer Serie zu verstehen. Aber es gibt emotionale und auch einfach zeitliche Grenzen bei mir.

Mehr zum Thema

Spin-offs wirken wie die bequeme Lösung

Das ist der eine Aspekt, weswegen mir die Spin-off-Flut langsam zu groß wird. Zum anderen fühlt es sich immer mehr so an, als ob bekannte und beliebte Marken ausgenutzt werden. Frei nach dem Motto: Wir melken die Kuh, bis wirklich nichts mehr geht. Das wird den Originalen und auch den Ablegern teilweise nicht gerecht.

Und immer öfter erwische ich mich beim Schauen dann bei der Frage: Fällt den Machern denn nichts Neues ein? Wie gesagt, es gibt natürlich ganz fantastische Ableger großer Serien und Filme. Trotzdem habe ich immer mehr das Gefühl, dass mit den großen Namen einfach nur die Zuschauer der Originale abgegriffen werden sollen. Und manchmal wird einem dann auch einfach dieselbe Geschichte in nur leicht verändertem Setting einfach nochmal erzählt. Muss ich in „Fear the Waking Dead“ wirklich erneut sehen, wie dieselben Figurentypen von Zombies getötet werden, wie in „The Walking Dead“? Und während sich in „Die Wilden Siebziger“ alles wie eine natürliche und unterhaltsame Hymne auf die ikonische Epoche anfühlt, wirkt dasselbe Konzept in „That 80s Show“ dann einfach nur noch bemüht.

Klar, es zwingt mich niemand, die Spin-offs anzuschauen, kann man jetzt sagen. Aber dann halt irgendwie doch.

Themen Meinung Serien
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.