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Meinung

TECHBOOK-Redakteurin: „Die vielen neuen Serien-Spin-offs nerven nur noch!“

TECHBOOK-Autorin Marlene Polywka würde sich weniger Spin-offs wünschen
TECHBOOK-Autorin Marlene Polywka würde sich weniger Spin-offs wünschen Foto: Getty Images
Marlene Polywka Techbook
Redakteurin

27. September 2024, 16:50 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Spin-offs sind an und für sich nichts Neues. Aktuell kommen aber auffällig viele Ableger großer Marken auf den Serien-Markt – zu viele, findet unsere TECHBOOK-Redakteurin Marlene Polywka.

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Serien-Fans können sich wirklich nicht über neues Futter beschweren. Die großen Streaming-Dienste veröffentlichen jeden Monat einen ganzen Haufen neuer Inhalte, dazu kommen diverse TV-Produktionen. Gefühlt findet man dabei auch immer häufiger Spin-offs sehr bekannter Serien oder Filme auf den Listen. Setzt man die Anzahl mit allen neuen Produktionen ins Verhältnis, machen die Ableger natürlich einen vergleichsweise kleinen Teil aus. Gerade was große Namen angeht, hat die Dichte in jüngster Vergangenheit aber doch zugenommen. Das hinterlässt bei mir immer öfter den Eindruck, dass die Ideen oder auch der Mut zu neuen großen Serien-Universen fehlt.

(Zu) viele Spin-offs großer Marken

Schaut man auf die großen Anbieter wie etwa den Streaming-Riesen Netflix, dann findet man dort auffällig viele Spin-offs im Programm. Im Mai 2023 startete etwa der Ableger der Erfolgsserie „Bridgerton“ – „Queen Charlotte: A Bridgerton Story“. Auch aus der beliebten Filmreihe „To All The Boys I’ve Loved Before“ wurde ein Spin-off gestrickt, nicht zu vergessen natürlich das Vorzeigeprojekt „Better Call Saul“. Amazon arbeitet an Serien-Spin-offs bekannter Kultfilme wie „Natürlich Blond“. Bei Konkurrent Disney+ sieht man die Spin-off-Euphorie fast schon auf die Spitze getrieben. Ein Beleg dafür ist die inzwischen beachtliche Anzahl an Serien zu den beiden großen Marken des Dienstes: Marvel und Star Wars. Bei RTL+ läuft ein Spin-off von „Pretty Little Liars“, während Paramount+ an einem „Yellowstone“-Ableger arbeitet.

Auch Warner mit seinem Streaming-Dienst Max, unter dessen Dach auch der Erfolgssender HBO operiert, macht mit Spin-offs von sich reden. So startete etwa im September mit „The Penguin“ eine Serie aus dem Batman-Universum. „House of the Dragon“ erzählt hingegen die Vorgeschichte von „Game of Thrones“. Zusätzlich soll es Spin-offs zu „The Big Bang Theory“, „The Conjuring“ und auch nochmal „Game of Thrones“ geben. Von allen genannten Marken existieren im Übrigen schon teilweise mehrere Ableger.

Zwar werden natürlich auch immer wieder gänzlich neue Originals angekündigt, aber über die wird längst nicht so prominent berichtet. Und das ist wohl auch Teil des Problems. Für Macher und Publikum gleichermaßen ist es natürlich einfacher, sich an der Strahlkraft einer bereits bekannten großen Marke zu orientieren. Da will ich auch die Presse und somit mich selbst nicht ausnehmen. Wenn es darum geht, in der großen Menge an Neuheiten den Überblick zu behalten, dann braucht es Leuchttürme, die aus der Masse herausragen.

Spin-offs haben ihre Daseinsberechtigung

Es gibt ja auch diverse positive Beispiele für Spin-offs der vergangenen Jahre. Ganz präsent ist etwa das bereits erwähnte „House of the Dragon“ aus dem Jahr 2022. Als Ableger der erfolgreichsten Serie des vorangegangenen Jahrzehnts war der Erwartungsdruck entsprechend groß. Dabei ist der Serie nun der Spagat gelungen, viele GoT-Fans abzuholen und gleichzeitig eine neue Atmosphäre zu kreieren. Apropos Fantasy: Auch Amazons „Die Ringe der Macht“ ist in vielerlei Hinsicht ein Spin-off, für mich persönlich durchaus auch ein positives Beispiel.

Von Kritik und Publikum gefeierte Serien der vergangenen Jahre sind teilweise ebenfalls Spin-offs. Man denke nur an „The Good Fight“, einen Ableger der Anwaltsserie „The Good Wife“. Oder natürlich an „Better Call Saul“, einen Ableger von „Breaking Bad“. Und auch, wenn man weiter zurückgeht, stößt man schon auf ausgesprochen empfehlenswerte Spin-offs großer Serien wie „Private Practice“, in der die Geschichte einer beliebten Figur aus „Grey’s Anatomy“ weitererzählt wird. Oder auch „Law and Order: Special Victims Unit“ – eine Serie, die inzwischen unglaubliche 25 Staffeln umfasst. Das spricht für sich.

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Der Ermüdungsfaktor „Crossover“

Trotz dieser positiven Beispiele beobachte ich bei mir zusehends einen gewissen Ermüdungsfaktor in Sachen Spin-offs. Mir stellt sich außerdem die Frage: Muss ich das wirklich alles gesehen haben, um mich innerhalb eines Serienuniversums auszukennen?

Bei manchen Ablegern ist das tatsächlich der Fall, wenn es beispielsweise zu sogenannten Crossovern kommt, wenn sich also die Figuren der verschiedenen Serien begegnen. Auch hier bietet sich wieder „Grey’s Anatomy“ als Paradebeispiel an. Um die Crossover-Folgen mit den Feuerwehrleuten von „Station 19“ zu verstehen, muss man schon beide Serien kennen. Zudem finden wichtige Handlungselemente für spätere Episoden innerhalb der Folge statt.

Ein weiteres Beispiel ist das bereits erwähnte MCU, das Marvel Cinematic Universe. Um etwa die Entwicklung der Figur Wanda Maximoff aka Scarlett Witch im Film „Doctor Strange 2“ zu verstehen, ist es essenziell wichtig, die Serie „WandaVision“ gesehen zu haben. Das empfinde ich ehrlicherweise mit zunehmendem Umfang fast schon als frech. Natürlich kann alles eine Vorgeschichte haben, die man kennen sollte, um den Inhalt eines Films oder einer Serie zu verstehen. Aber es gibt emotionale und auch einfach zeitliche Grenzen bei mir.

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Spin-offs wirken wie die bequeme Lösung

Das ist der eine Aspekt, weswegen mir die Spin-off-Flut langsam zu groß wird. Zum anderen fühlt es sich immer mehr so an, als ob bekannte und beliebte Marken ausgenutzt werden. Frei nach dem Motto: Wir melken die Kuh, bis wirklich nichts mehr geht. Das wird den Originalen und auch den Ablegern teilweise nicht gerecht.

Und immer öfter erwische ich mich beim Schauen dann bei der Frage: Hätte es wirklich keine neue Idee gegeben? Wie gesagt, es gibt natürlich ganz fantastische Ableger großer Serien und Filme. Trotzdem habe ich immer mehr das Gefühl, dass mit den großen Namen einfach nur die Zuschauer der Originale abgegriffen werden sollen. Und manchmal wird einem dann auch einfach dieselbe Geschichte in nur leicht verändertem Setting einfach erneut erzählt. Muss ich in „Fear the Waking Dead“ wirklich schon wieder sehen, wie dieselben Figurentypen von Zombies getötet werden, wie in „The Walking Dead“? Und während sich in „Die Wilden Siebziger“ alles wie eine natürliche und unterhaltsame Hymne auf die ikonische Epoche anfühlt, wirkt dasselbe Konzept in „That 80s Show“ dann einfach nur noch bemüht.

Klar, man kann dann einfach sagen: Es zwingt dich niemand, die Spin-offs anzuschauen. Aber dann halt irgendwie doch.

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