23. März 2020, 11:30 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Internetleitungen werden aktuell stark beansprucht. Netflix, YouTube, Amazon Video & Co. haben sich daher dazu entschieden, die Bildqualität beim Video-Streaming zu reduzieren. Was das für Kunden bedeutet und wie lange die Maßnahme greift, verrät TECHBOOK.
Die Menschen sind dieser Tage mehr denn je auf das Internet angewiesen. Denn viele von ihnen haben ihren Arbeitsplatz in das Homeoffice verlegt und nutzen Video-Chats, um mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben. Der gesteigerte Datenverkehr sorgt für langsamere Verbindungen. Hochauflösendes Streamen von Videos verstärkt das Problem zusätzlich. EU-Kommissar Thierry Breton sprach über diesen Punkt in der vergangenen Woche mit Netflix. Damit der Streaming-Dienst nicht gleich komplett abgeschaltet werden muss, hat Netflix die Bitrate seiner Streams bereits reduziert. Auch YouTube, Amazon Prime Video und Disney+ minimieren die Bildqualität.
Maßnahme bei Netflix greift in den nächsten 30 Tagen
In ganz Europa reduziert Netflix seit vergangenem Freitag die Bitraten für alle Streams. 30 Tage lang – also bis nach Ostern – soll die Maßnahme insgesamt andauern und den Datenverkehr europaweit um etwa 25 Prozent senken, so der Streaming-Anbieter. Gleichzeitig verspricht er Nutzern aber weiterhin einen qualitativ hochwertigen Service.
Zuvor war als weitere Lösung die Absenkung der Bildqualität auf SD-Niveau im Gespräch. Doch nun hat sich Netflix für eine Alternative entschieden, die es erlaubt, weiterhin alle drei Qualitätsstufen – von SD bis 4K – anzubieten. Allerdings setzt Netflix hier für die kommenden 30 Tage auf die geringstmögliche Bitrate.
Für Nutzer bedeutet das vor allem bei aktionsreichen Szenen ein etwas schlechteres Bild, beispielsweise durch leichte Verpixelungen oder eine etwas ruckeligere Darstellung. Ruhige Sequenzen im Film sind davon weniger betroffen.
Streaming-Qualität bei Netflix
Netflix bietet derzeit drei Abotypen an. Im Basis-Tarif streamen Nutzer generell nur in SD-Qualität und das auch nur auf einem Gerät. Mit bis zu zwei Geräten gleichzeitig und in HD sind sie mit dem Standard-Abo unterwegs. Wer den Premium-Tarif gewählt hat, schaut Filme und Serien – soweit verfügbar – sogar in 4K auf bis zu vier Geräten.
Je höher die Auflösung, desto besser das Bild, aber desto höher auch die Datenmenge, die für den Stream anfällt. Netflix selbst empfiehlt für einen Video-Stream in 4K eine Internetleitung mit mindestens 25 Mbit/s und für HD-Qualität mindestens 5 Mbit/s Geschwindigkeit. Bei SD reichen demnach 3 Mbit/s.
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Auch YouTube, Amazon Video und Disney+ reduzieren Bildqualität
Die EU-Kommission hat auch andere Streaming-Anbieter wie Amazon Video oder Sky dazu angehalten, enger mit den Internet-Anbietern zusammen zu arbeiten und im Ernstfall über eine Minimierung des Datendurchsatzes nachzudenken. Während Sky noch keinen Grund für eine Anpassung der Streaming-Qualität sieht, haben YouTube, Amazon Video und Disney+ bereits reagiert.
YouTube: SD statt HD
Wie Netflix hat YouTube bereits am vergangenen Freitag angekündigt, die Qualität von Video-Streams während der kommenden 30 Tage in ganz Europa und Großbritannien zu verringern. Statt Inhalte in HD oder Full-HD wiederzugeben, können Nutzer vorübergehend nur in SD-Qualität streamen. Das bedeutet bei YouTube eine Auflösung von 854 x 480 Pixeln.
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Amazon Video reduziert Bitraten
Amazon Video macht es wie YouTube und reduziert die Bitraten seiner Streams. Somit kann der Streaming-Dienst weiterhin Inhalte in allen Qualitätsstufen – also auch in HD, Full-HD und 4K – anbieten. Über die Dauer der Maßnahmen machte Amazon Video allerdings noch keine Angaben.
Disney+ mit geringerer Bildqualität zum Start
Disney+ startet am morgigen Dienstag – allerdings mit geringerer Bildqualität als geplant. Wie die anderen großen Streaming-Anbieter hat sich auch Disney+ dazu entschlossen, die Bildqualität zugunsten einer Datenreduzierung zu drosseln. Dabei setzt der Dienst wie Netflix und Amazon Video auf die Reduzierung der Bitraten, wie aus einer Stellungnahme hervorgeht.
„In Erwartung der hohen Verbrauchernachfrage nach Disney+ ergreifen wir proaktiv Maßnahmen, um unsere Gesamtbandbreitennutzung in allen Märkten, in denen Disney+ am 24. März eingeführt wird, um mindestens 25 Prozent zu senken,“ so Kevin Mayer, verantwortlich für das Endkundengeschäft bei Disney+.
Für Kunden bedeuten die aktuellen Reaktionen der Streaming-Anbieter immerhin eine Fortsetzung der Dienste. Hätten sie die Bildqualität nicht gesenkt und weiterhin einen hohen Datenverbrauch verursacht, hätte die Gefahr bestanden, dass die Dienste komplett abgeschaltet werden müssen.