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11 lohnenswerte TV-Serien, die kaum jemand kennt

TV-Serien wie „Six Feet Under“ haben eine treue Fanbase, sind aber heute nicht mehr unbedingt bekannt
TV-Serien wie „Six Feet Under“ haben eine treue Fanbase, sind aber heute nicht mehr unbedingt bekannt Foto: picture alliance/United Archives

7. März 2025, 17:23 Uhr | Lesezeit: 16 Minuten

Es gibt Serien, die haben die TV-Geschichte geprägt und trotzdem kennt sie heute kaum noch jemand. TECHBOOK stellt deshalb einige Titel vor, die aus Sucht der Redaktion nicht in Vergessenheit geraten sollten.

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Natürlich ist handelt es sich bei dem Duktus „lohnenswerte TV-Serien, die kaum jemand kennt“ um eine subjektiv gefärbte Auswahl, und auch Serien, wie „The Wire“, „The Shield: Gesetz der Gewalt“ oder „Broadchurch“, hätten es fraglos verdient, auf dieser Liste zu stehen. Letztlich aber musste eine Auswahl getroffen werden, und auch die hält für nahezu jeden Geschmack eine passende Empfehlung bereit.

Roots (Roots: The Complete Mini-Series, 1977; IMDb: 8,4)

„Roots“, die Mini-Serie nach dem Roman „Roots: The Saga of an American Family“ von Alex Haley, setzt 1767 ein. Kunta Kinte (LeVar Burton), der Sohn eines afrikanischen Stammeshäuptlings, wird von Sklavenhändlern verschleppt und schließlich nach Amerika verbracht. Er wird gezwungen, den Namen Toby Reynolds anzunehmen – der Plantagenbesitzer John Reynolds (Lorne Greene) hatte Kunta Kinte gekauft –, und versucht schließlich zu fliehen.

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Die Folgen sind katastrophal: Toby wird von einem der Sklavenjäger, die ihn aufspüren, mit der Axt ein halber Fuß abgeschlagen. So will man eine erneute Flucht nahezu unmöglich machen. Toby fügt sich zunächst in sein Schicksal, wird später Vater und stirbt schließlich als Sklave. Kizzy (Leslie Uggams), seine Tochter, wird alsbald an einen benachbarten Sklavenbesitzer verkauft. Der vergewaltigt und schwängert das Mädchen, das schließlich einen Jungen zur Welt bringt. George (Ben Veeren) hingehen verdient sich zwar einige Privilegien, wird aber dennoch an einen Engländer verkauft. Erst nach dem Ende des katastrophalen Bürgerkriegs – Nord- und Südstaatler schlachten zwischen 1861 und 1865 einander ab –, kommen George und seine Schicksalsgenossen frei. Aber es ist eine Freiheit mit vielen Eintrübungen, wie Georges Söhne alsbald erkennen müssen.

„Roots“, die „Saga einer amerikanischen Familie“, wie der Titel der literarischen Vorlage sagt, war ihrer Zeit weit voraus. Als die Erzählung um das Schicksal des Sklaven Kinta Kunte und dessen Familie 1977 in die Wohnzimmer der Amerikaner kam, lagen die schweren Rassenunruhen, ausgelöst durch die Ermordung von Martin Luther King, noch nicht einmal ein Jahrzehnt zurück. Kein Kinofilm und keine TV-Serie hatten das himmelschreiende Unrecht, das den Schwarzen widerfahren war und, wenn auch auf eine subtilere Art und Weise, immer noch widerfuhr, so drastisch geschildert.

„Roots“ hielt dem weißen Amerika einen Spiegel vor, und was die Amerikaner dort zu sehen bekamen, musste sie beschämen. Trotzdem wurde die Serie zu einem großen Erfolg, wovon nicht zuletzt neun Emmy- und eine Golden Globe-Auszeichnung zeugen. Fun Fact: Neben weiteren Serien- und Kino-Darstellern wie Richard Roundtree (Shaft“), Edward Asner („Lou Grant“) oder Chuck Connors („Westlich von Santa Fé“) zählten mit Lorne Greene und Ralph Waite zählten zwei Stars zum Cast, die mit „Bonanza“ und „Die Waltons“ selbst schon große TV-Serien-Geschichte geschrieben hatten.

Auch interessant: Die besten Serien aller Zeiten

Perry Mason (1955–1967; IMDb: 8,3)

„Perry Mason“ gehört mit einer Laufzeit von zunächst zwölf Jahren und späteren Neuauflagen zu den langlebigsten Serien des US-Fernsehens. Erzählt werden die Fälle des Rechtsanwalts Perry Mason (Raymond Burr), der – wie könnte es anders sein – stets auf der Seite der Angeklagten steht. Nur dank akribischer Recherchen, bei denen ihn seine Sekretärin Della Street (Barbara Hale) und der Detektiv Paul Drake (William Hopper) unterstützen, gelingt es Mason, dass den zuvor Entrechteten schließlich doch noch Recht widerfährt.

In der Regel ist ein solcher Fall zweigeteilt. Während Mason in der ersten Hälfte jeder Folge nach der Wahrheit sucht, spielt sich die zweite Hälfte stets im Gerichtssaal ab. Das mag zunächst nach einer sehr formelhaften Inszenierung klingen, ist tatsächlich aber dank spannender Drehbücher und kluger Dialoge der Urvater aller Anwaltsserien. „Perry Mason“ definierte das Bild des amerikanischen Rechtssystems, so wie es bis heute im Fernsehen Bestand hat.

New York Cops: NYPD Blue (NYPD Blue, 1993–2005; IMDb: 7,8)

Polizei-Serien sind bekanntlich Tradition im amerikanischen Fernsehen. Längst nicht alle aber sind so gut wie „NYPD Blue“. Die Güteklasse kommt dabei nicht von ungefähr. Denn die Macher der Serie, Steven Bocho und David Milch, hatten das Genre mit „Hill Street Blues“ bereits rund zehn Jahre zuvor ganz neu definiert. „Hill Street Blues“ war weniger an der Aufklärung spektakulärer Verbrechen interessiert, sondern zeigte, wie die tägliche Auseinandersetzung mit diesen Verbrechen das Privatleben der Cops beeinflusste.

Kein „Who dunnit“ also, sondern viel mehr ein Psychogramm, eine Art Seelenstrip der Charaktere. Ähnlich funktioniert auch „NPDY Blue“, wobei es dennoch auch deutliche Unterschiede gibt. Während sich „Hill Street Blues“ nahezu das gesamte Polizeirevier, also den kompletten Cast im Fokus hatte, fokussierten sich Bocho und Milch dieses Mal auf einen Hauptcharakter, den sie mit David Caruso besetzten, der zehn Jahre später mit „CSI: Miami“ zum TV-Superstar aufsteigen sollte. Letztlich aber mussten die beiden Produzenten gegenüber dem Sender ABC, der die Serie ausstrahlte, Kompromisse eingehen. So wurden Caruso mit Dennis Frantz als rassistischer und homophober Detective Andy Sipowicz sowie mit Jimmy Smits und Ricky Schroder weitere tragende Charaktere zur Seite gestellt.

Auch über die Ausrichtung der Serie gab es immer wieder Differenzen. Während sich Bocho und Milch eine deutlich düsterere, grimmige Serie als „Hill Street Blues“ vorstellten, bemühte man sich auf ABC-Seite den Grad an Brutalität und nackter Haut deutlich einzuschränken. So mussten Bocho und Milch schließlich Kompromisse eingehen, was den Riesenerfolg der Serie aber nicht mindern sollte. 20 Grammys und vier Golden Globes sprechen da eine unmissverständliche Sprache. Zudem wurde ausgerechnet die Besetzung von Dennis Franz zum Garanten dieses Erfolgs. Franz spielte mit so viel Verve, dass sein Andy Sipowicz schließlich zu einem der beliebtesten TV-Cops aller Zeiten wurde.

Six Feet Under – Gestorben wird immer (Six Feet Under, 2001–2005; IMDb: 8,7)

Eine Serie um ein Familienunternehmen ist per se alles andere als ungewöhnlich. Wenn es sich bei diesem Unternehmen aber ausgerechnet um ein Bestattungsinstitut handelt und diese Idee vom Pay-TV-Sender HBO umgesetzt wird, sieht die Sache schon ganz anders aus. Als der Bestatter Nathaniel Fisher (Richard Jenkins) bei einem Unfall ums Leben kommt, übernimmt Sohn David (Michael C. Hall) das Geschäft, während sein Bruder Nate (Peter Krause) lediglich zur Beerdigung anreist. Zumindest ist das zunächst seine Absicht.

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Letztlich aber bleibt Nate mangels Alternativen, wobei er darüber anfangs alles andere als glücklich scheint. Nate aber der einzige der Familie, dem der verstorbene Vater erscheint, was meist zu ironisch gefärbten Situationen führt. Jeder in der Familie hat zudem seine eigenen Probleme. Freundin Brenda (Rachel Griffiths) pflegt eine unheilvolle Beziehung zu ihrem Bruder Billy (Jeremy Sisto) und ist mit schräg noch freundlich charakterisiert. David versucht anfangs, seine Homosexualität zu verheimlichen, was aber zu immer größeren Selbstzweifeln führt. Das Nesthäkchen der Familie, Claire (Loren Ambrose), steckt mitten im Erwachsenwerden, während Mutter Ruth (Frances Conroy) nach dem Tod ihres Gatten aufblüht und sich in eine Liebschaft nach der anderen stürzt.

Irrungen und Wirrungen zuhauf also, die zusammen ein kunterbuntes Kaleidoskop der verschiedenen, stets miteinander verbundenen Befindlichkeiten ergibt. Zu einer Serie mit großem Suchtcharakter aber wird „Six Feet Under: Gestorben wird immer“ erst durch die gelungenen Charakterzeichnungen, die vom Cast hervorragend mit Leben gefüllt werden. Und nicht zuletzt ist es auch der ironisch-komische Unterton, der die Serie schließlich zu einem originären Stück TV-Geschichte macht, das es so oder auch nur ähnlich noch nie gegeben hat.

Der junge Inspektor Morse (Endeavour, 2012–2023; IMDb: 8,6)

Ein großer Erfolg mit Vorgeschichte. In den Jahren zwischen 1987 und 2000 erzählte die TV-Serie – genau genommen handelt es sich um lose aufeinander aufbauende Reihe von TV-Filmen –, von den Fällen, die ein Inspektor Morse zu lösen hatte. Jahre später entschied man sich dann aber nicht zu einer Vorsetzung, sondern zu einem Prolog. So erzählt „Der junge Inspektor Morse“ davon, wie Morse (Shaun Evans) zu dem Polizisten werden konnte, den mancher Zuschauer Jahrzehnte bereits Jahre zuvor kennengelernt hatte. Eine Art Initiationsreise also, wobei der Ableger im Gegensatz zur Vorlage deutlich erwachsener daherkommt und immer wieder die Gewissenskonflikte aufzeigt, in die der Einzelgänger Morse, aber auch einige andere zentrale Figuren immer wieder geraten.

Zudem liegt über allem stets ein Hauch von sanfter Melancholie. Immer wieder verhindern die Umstände oder die Ratio, dass Morse das Leben führt, das er eigentlich wohl gerne führen würde. Man könnte also durchaus von einem modernen Sisyphos sprechen. Was die Serie, die zunächst im Oxford der frühen 60er-Jahre spielt, besonders macht: Die Zeit steht hier nicht auf der Stelle, sondern bewegt sich immer weiter. Morse wird älter, während sich um ihn herum auch die Gesellschaft ändert. Hier ist es nicht zuletzt die außergewöhnliche Detailtreue, die „Der junge Inspektor Morse“ zu einem unverwechselbaren TV-Genuss macht.

Treme (2010–2013; IMDb: 8,3)

Eine HBO-Serie wie eine Naturgewalt, die von einer alles zerstörenden Naturgewalt berichtet. Das Thema von „Treme“ ist nichts weniger als eine der größten Naturkatastrophen überhaupt in der Geschichte der USA. Im August führte der Hurrikan Katrina dazu, dass weite Teile von New Orleans, unter anderem auch das Stadtviertel mit dem Namen Tremé, überflutet wurden. Treme erzählt davon, wie die Menschen damals mit den Folgen der Katastrophe und den daraus folgenden existenziellen Verlusten umgingen und wie es ihnen gelang, neuen Mut für den Wiederaufbau zu fassen.

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Während die Hauptrollen fiktive Charaktere sind, besetzte man kleinere Parts mit Menschen, die dieses buchstäbliche Desaster am eigenen Leib erleben mussten. Wieder einmal ist es also die von HBO stets gewollte Authentizität, die eine TV-Serie weit über den Durchschnitt hebt. Ein Verdienst von David Simon und Eric Overmyer. Die beiden Autoren/Produzenten hatten bereits bei den hervorragenden, gesellschaftskritischen Krimi-Serien „Homicide“ und „The Wire“ erfolgreich zusammengearbeitet.

Overmyer, der zeitweise in New Orleans lebt, steht für die oben genannte Authentizität, die Simon in einem Interview als enorm hilfreich bezeichnete. So darf „Treme“ letztlich als Liebeserklärung an die Stadt New Orleans, an ihre Menschen und an die dort gelebte, nicht zuletzt vom Jazz geprägte Kultur verstehen.

Nip/Tuck: Schönheit hat ihren Preis (Nip/Tuck; 2003–2010; IMDb: 7,7 )

Während der deutsche Titel, „Nip/Tuck: Schönheit hat ihren Preis“, bereits von den Qualen kündet, die manche Protagonisten der Serie aushalten müssen, ist der Originaltitel, „Nip/Tuck“, was man mit „Schnipp, schnapp, ab!“ übersetzen könnte, gänzlich unprosaisch. Die Serie erzählt die Geschichte zweier befreundeter Schönheitschirurgen. Sean McNamara (Dylan Walsh) und Christian Troy (Julien McMohan) betreiben in Miami eine gemeinsame, florierende Praxis, haben aber beide mit Dämonen zu kämpfen.

So muss McNamara hilflos zusehen, wie die Ehe mit Julia Joely Richardson immer mehr zur Farce verkommt und sich seine Kinder von ihm entfremden. Troy dagegen wünscht sich insgeheim eine Familie, scheitert aber immer wieder an seiner Unfähigkeit zu tiefen Gefühlen. Seinen Frust betäubt er mit einem ausschweifenden Sexleben, selbst seine Patientinnen sind vor ihm nicht sicher. „Nip/Tuck“ glänzt gerade auch mit authentisch wirkenden Darstellungen aller möglichen Arten von Schönheits-Operationen. Ob Nasenkorrektur, Brustvergrößerung oder vaginale Verjüngung, keine Körperregion bleibt außen vor.

Entsprechend feierte man die Leistungen der Make-Up-Künstler, die wiederholt für die großen Auszeichnungen der Branche, wie Emmy oder Golden Globe, nominiert wurden. 2005 gewann „Nip/Tuck“ 2005 den Golden Globe in der Königskategorie „beste Drama-Serie“. Wie sehr das Thema Schönheitschirurgie gerade auch das Publikum fesselte, zeigten die Quoten während der Erstausstrahlung in den USA. Rund sechs Millionen Zuschauer schalteten damals regelmäßig ein. Zudem wurde „Nip/Tuck“ in mehr als 70 Länder verkauft.

Southland (2009–2013; IMDb: 8,5)

Eine weitere Polizei-Serie, die nicht nur die Verbrechen, sondern auch das Leben der Cops in den Fokus stellte ist „Southland“. Sie erzählt vom Alltag der Polizeibeamten des LAPD (Los Angeles Police Department). Officer John Cooper (Michael Cudlitz), Detective Lydia Adams (Regina King), Sergeant Terry Hill (Jaime McShane) oder Officer Ben Sherman (Ben McKenzie), um nur einige der Protagonisten zu nennen, sind keine strahlenden Helden, sondern ganz „normale“ Menschen aus Fleisch und Blut, sicherlich mit Stärken, aber auch mit Ängsten und Makeln.

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Sie müssen gesundheitliche Probleme aushalten oder haben ein desolates Privatleben. Und Konflikte mit Kollegen sowie Einsätze, die ohne Erfolg bleiben, halten das Frustrationslevel hoch. Dass „Southland“ trotz dieser spannenden Gemengelage nach vier Staffeln eingestellt wurde, war ganz sicherlich keine Frage der Qualität. Und heute, mehr als zehn Jahre nach der Erstausstrahlung, genießt die Serie ganz zu Recht den Ruf eines Geheimtipps.

OZ – Hölle hinter Gittern (Oz, 1997–2003; IMDb: 8,7)

Gefängnisserien sind heute beinahe so etwas wie ein Sub-Genre der Kriminalserien, wie, um nur einige zu nennen, „Orange is the new Black“, Sneaky Pete“, „Prison Break“ oder „Mayor of Kingstown“ zeigen. Sogar der deutsche Film/das deutsche Fernsehen hat mit „4 Blocks“ mittlerweile einen eigenen Beitrag. Die HBO-Serie „OZ – Hölle hinter Gittern“ aber erzählte bereits Ende der 90er-Jahre mit beinahe dokumentarischer Schärfe vom brutalen Gefängnis-Alltag im „Oz“ – das ist der Spitzname des fiktiven Oswald-Hochsicherheitsgefängnisses. Den genauen Standort erfährt der Zuschauer zwar nicht – lediglich von der Ostküste ist die Rede –, einige Anspielungen deuten aber auf New York hin.

In einem experimentellen Trakt des Gefängnisses versucht der Leiter der Abteilung, Tim McManus (Terry Kinney), Erfolge nicht mit einem System von Strafen, sondern mit einem Resozialisierungsprogramm zu erzielen. In den übrigen Trakten aber tobt ein brutaler Überlebenskampf, der Gefängnisdirektor Leo Glynn (Ernie Hudson) immer wieder vor kaum lösbare Aufgaben stellt. Hier bekämpfen sich verschiedene Gruppierungen, wie zum Beispiel Latino- und schwarze Gangs oder die arische Bruderschaft, eine Neonazi-Bewegung, bis aufs Blut. Das lässt schon ahnen, dass „OZ – Hölle hinter Gittern“ nicht auf einen oder zwei explizite Hauptdarsteller setzt, sondern sich als hochwertige Ensemble Cast-Serie versteht.

Ein Kritiker sprach damals von der „Einführung für das Publikum in das, was bald die deutliche Philosophie von HBO hinsichtlich eigener, dramatischer Serien sein wird“. Tatsächlich war „OZ – Hölle hinter Gittern“ zwar längst nicht die erste Gefängnisserie – der Klassiker „Prisoner No. 6“ etwa datiert aus den späten 1960er-Jahren –, hob das Gefängnis-Drama aber auf eine ganz neue Stufe. So bedeutete die Serie für HBO einen großen Schritt hin zu einem Serienfernsehen, das bis heute für höchste Qualität steht. Als reiner Abonnentensender unterlag HBO schon damals nicht der Aufsicht und den Einschränkungen durch die FFC (Federal Communications Commission), der Behörde für unter anderem Rundfunk, Kabel und Satellit.

Diesen Freiraum nutzte man, um all das, was sonst zensiert wurde – Sexszenen, Nacktheit, exzessive Gewalt oder „explicit language“ –, einzubetten in Erzählungen von allerhöchster Güte. „OZ – Hölle hinter Gittern“ war der Vorreiter dieses Vorhabens und zeigte, dass HBO auf dem richtigen Weg war. Und schon bald würden Serien wie „Die Sopranos“, „The Wire“ oder „True Detective“ HBOs Ruf als die wichtigste Schmiede für Qualitäts-Serienfernsehen endgültig zementieren.

The West Wing: Im Zentrum der Macht (The West Wing, 1999–2006; IMDb: 8,9)

The West Wing – das ist jener Gebäudeflügel im Weißen Haus in Washington, in dem sich das Oval Office, das Machtzentrum des jeweiligen US-Präsidenten befindet. Hier entscheidet der Anführer der mächtigsten Nation weltweit über Wohl und Wehe nicht nur der USA, sondern bisweilen der gesamten Welt, wie es aktuell Donald Trump tut. Dass eine solche Gemengelage auch für Hollywood interessant ist, liegt auf der Hand. Und siehe da, bereits 1999 wagte sich die Traumfabrik mit „The West Wing: Im Zentrum der Macht“ an dieses Thema heran.

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Hier ist es der fiktive Präsident Josiah Bartlet (Martin Sheen), der über die Geschicke der Nation entscheidet, wobei ihn sein Staff (vollgestopft mit Charakterdarstellern wie Richard Schiff, John Spencer oder Janel Moloney ), unterstützt. Insbesondere auf den stellvertretenden Kommunikationsdirektor Sam Seaborn (Rob Lowe) kann Bartlet jederzeit zählen. Politik als ganz große Unterhaltung zwischen Drama und bisweilen auch mal Screwball Comedy, das bietet The West Wing: Im Zentrum der Macht.

Die von Aaron Sorkin erdachte und geschriebene Serie ist einer der besten Beweise dafür, wie spannend auch Dialog-Fernsehen sein kann (die Serie spielt zum größten Teil im West Wing). Jedenfalls dann, wenn diese Dialoge geschliffen und so intelligent in Szene gesetzt sind, wie von Thomas Schlamme. Der TV-Regisseur und -Produzent machte das „walk and talk“, das Prinzip der Unterhaltung, während die Protagonisten auf den Fluren des Weißen Hauses unterwegs sind, zu seinem unverwechselbaren Markenzeichen.

Naturgemäß feierte die von NBC ausgestrahlte Serie ihre größten Erfolge in den USA. Bis zu 17 Millionen Zuschauer schalteten ein, und es hagelte geradezu Emmys (26) und Golden Globes (2). Allein die erste Staffel brachte es bereits auf neun Auszeichnungen, keine andere Serie in der Geschichte des US-Fernsehens konnte das bisher übertreffen. Zudem gewann man zwischen 2000 und 2003 viermal in Folge den Emmy für „die beste Drama-Serie“, was sonst nur noch „Polizeirevier Hillstreet“, „L.A. Law und „Mad Men“ gelang. Da verwundert es nicht, dass sich viele Amerikaner gar Politiker wie Bartlet und Co. wünsch(t)en.

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Willkommen im Leben (My So-Called Life, 1994; IMDb: 8,4)

Eine Teenager-Serie über erste Liebe, Freundschaften und familiäre Konflikte – Themen, die nicht neu sind. Und doch gilt „My So-Called Life“ in seiner treuen Fanbase bis heute als Kultserie. Die US-Serie lief Mitte der 1990er-Jahre und wurde trotz positiver Kritiken bereits nach nur 19 Folgen abgesetzt. Die Serie erzählt aus der Perspektive der Teenagerin Angela Chase vom schwierigen Balanceakt zwischen Jugend, Erwachsenwerden und den Herausforderungen des Alltags – ein Konzept, das seiner Zeit weit voraus war.

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Im Mittelpunkt steht Angela Chase, gespielt von der damals erst 13-jährigen Claire Danes. Sie besucht die Highschool und schwärmt für den ein Jahr älteren Jordan Catalano (Jared Leto). Gleichzeitig wird die Freundschaft zu ihrer langjährigen Freundin brüchig, dafür entstehen neue, die einige unorthodoxe Elemente in Angelas Alltag bringen. Das ist auch eine der großen Stärken der Serie – die Romanze spielt nur eine Nebenrolle, in erster Linie geht es um die Dynamiken von Freundschaften.

Außerdem zeichnet die TV-Serie ihre Charaktere mit großer Tiefe. Besonders Rickie (Wilson Cruz), der als erster offen queerer Charakter in einer US-amerikanischen Teenager-Serie gilt, bleibt im Gedächtnis. Neben den feinfühligen Geschichten bleibt auch der Soundtrack unvergessen. Das alles ergibt ein bis heute zeitloses Serienvergnügen.

Themen Serien
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