7. September 2022, 11:34 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Laut Amazon ist bisher keine Serie beim Streaming-Dienst Prime Video so erfolgreich gestartet wie „Die Ringe der Macht“. Der Anbieter sieht sich aber auch mit Hasskommentaren konfrontiert.
Nachdem Amazon mit seinem Original „Das Rad der Zeit“ im vergangenen Jahr nicht die gewünschten Erfolge einfahren konnte, startete nun im September das wohl heißeste Eisen des Streaming-Dienstes im Kampf um den Serien-Thron: „Die Ringe der Macht“. Die Serie basiert auf dem Werk des „Herr der Ringe“-Autors J.R.R. Tolkien und ist handlungstechnisch vor seinen erfolgreichen Romanen angesiedelt. Während der Produktion ließ Amazon so gut wie nichts durchsickern. In den Wochen vor dem Release folgte dann eine großaufgelegte Marketing-Strategie. Und die Rechnung scheint aufzugehen! Laut Prime Video legte „Die Ringe der Macht“ in Sachen Zuschauerzahlen einen Traumstart hin. Der Anbieter muss sich aber auch mit Hasskommentaren auseinandersetzen.
Erfolgreicher Start von „Die Ringe der Macht“
Tatsächlich dürfte in den vergangenen Wochen kaum jemand um die Amazon-Serie „Die Ringe der Macht“ herum gekommen sein. Die Show war nahezu omnipräsent. Dementsprechend – und natürlich auch aufgrund der Bekanntheit von Tolkiens Werk – wurden die ersten Folgen mit besonderer Spannung erwartet. Direkt zu Beginn veröffentlichte Amazon zwei Episoden auf einmal über seinen eigenen Streaming-Dienst Prime Video. Nun kommen die langen Folgen im Wochentakt; immer freitags.
Sie haben bereits die ersten Folgen der neuen „Herr der Ringe“-Serie gesehen? Dann sagen Sie uns Ihre Meinung dazu!
Scheinbar stößt die Serie auf großes Interesse bei den Zuschauern. Normalerweise lässt sich Amazon nicht in die Karten schauen, was genaue Streaming-Zahlen angeht. Für „Die Ringe der Macht“ hat das Unternehmen nun aber erstmals detaillierte Infos herausgegeben. Demzufolge wurden die ersten beiden Episoden innerhalb von nur 24 Stunden bereits von über 25 Millionen Zuschauern weltweit gestreamt. Das sei, so Amazon, die erfolgreichste Premiere aller Zeiten bei Prime Video. Die Zahlen sind natürlich etwas mit Vorsicht zu genießen, da sie nicht anderweitig überprüft werden können, aber unrealistisch sind sie keinesfalls.
So erfreulich die Zuschauerzahlen für Amazon also sein dürften, so hat die Serie doch eine heftige Debatte ausgelöst. Insgesamt waren die Kritiken zu „Die Ringe der Macht“ ausgewogen bis positiv. Allerdings hagelte es auch reihenweise schlechte Bewertungen – und Hasskommentare.
Auch interessant: Alle Infos zu Amazons „Herr der Ringe“-Serie – „Die Ringe der Macht“
Unternehmen und Besetzung vertreten klare Position
Schuld daran ist sogenanntes Review-Bombing. Grundlegend bezeichnet der Begriff die gehäufte Kritik an einem Spiel, einer Serie, einem Film etc. Nutzer vernetzen sich dafür und geben massenhaft schlechte Bewertungen von verschiedenen Accounts ab. Im Fall von „Die Ringe der Macht“ ist hervorzuheben, dass es sich nicht um qualitatives Review-Bombing handelt. Die Hasskommentare haben stattdessen häufig den diversen Cast der Serie als Gegenstand. So spielt etwa der aus Puerto Rico stammende Schauspieler Ismael Cruz den Elbenkrieger Arondir. Auch die Zwergenprinzessin Disa wurde mit Sophia Nomvete und somit mit einer Person of Colour besetzt.
Die zentrale Hauptfigur der Serie, Galadriel, ist außerdem weiblich, was in erzkonservativen Plattformen wie etwa dem US-amerikanischen „RedState“ vielen sauer aufstößt. Bereits vor dem Start von „Die Ringe der Macht“ ging es auch in Tolkien-Fan-Foren hoch her, ob mit der Besetzung nicht aktiv der Vorlage widersprochen werde. Nachdem die Debatte nun bereits einige Tage läuft, äußerten sich inzwischen die Schauspieler der Serie.
Wir, die Besetzung von „Ringe der Macht“, stehen zusammen in absoluter Solidarität und gegen den unerbittlichen Rassismus, die Drohungen, die Belästigung und den Missbrauch, denen einige unserer farbigen Castmates täglich ausgesetzt sind. Wir weigern uns, es zu ignorieren oder zu tolerieren. Tolkien hat eine Welt geschaffen, die per Definition multikulturell ist. Eine Welt, in der sich freie Völker verschiedener Rassen und Kulturen in Gemeinschaft zusammenschließen, um die Mächte des Bösen zu besiegen. „Rings of Power“ spiegelt das wider. Unsere Welt war nie ganz weiß, Fantasie war nie ganz weiß, Mittelerde ist nicht ganz weiß. BIPOC (Black, Indigenous, People of Colour; Anm. d. Red.) gehören nach Mittelerde und sie sind hier, um zu bleiben.
Statement der „Ringe der Macht“-Besetzung auf Twitter
Amazon hat dieses Statement geteilt und sich hinter die Aussagen gestellt. Unter anderem Amazon Studios-Chefin Jen Salke twitterte außerdem: „Wir sind sehr stolz auf den Cast, den wir in der Show haben. Wir heißen Diskussion und auch Kritik an der Serie willkommen. Wir werden jedoch keinerlei Rassismus dulden.“ Auch Schauspieler der bekannten Peter-Jackson-Filme wie die Hauptdarsteller Elijah Wood und Sean Astin positionierten sich bereits sehr deutlich und sprechen sich für die Vielfalt im Franchise aus.
Sie sind echter „Herr der Ringe“-Fan? Dann testen Sie Ihr Wissen in unserem Quiz!
TECHBOOK erklärt Das Internetphänomen Review-Bombing erklärt
Die Ringe der Macht Amazons „Herr der Ringe“-Serie startet – das sollte man vorher wissen
Alle Infos Die teuerste Serie der Welt geht heute weiter
Amazon sperrt Kommentare wegen Review-Bombing
Um diesen Hass-Kommentaren und den schlechten Bewertungen entgegen zu wirken, hat Amazon nun für 72 Stunden die Bewertungsfunktion auf der eigenen Plattform deaktiviert. Man wolle damit erreichen, dass sich die Gemüter etwas abkühlen könnten. Außerdem könne man so gezielt unangebrachte Hasskommentare herausfiltern.
Zeitweise stand zum Beispiel bei Metacritic die User-Bewertung bei nur 1,9. Demgegenüber bewertete die Presse die Serie mit 71 von 100 Punkten deutlich besser. Dem Erfolg von „Die Ringe der Macht“ scheinen die Kommentare aber bisher nicht zu schaden.