30. Dezember 2022, 12:24 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Was die neue Netflix-Serie „The Witcher: Blood Origin“ angeht sind sich Kritiker und Publikum zwar nicht ganz einig. Insgesamt fuhr die Produktion aber durch die Bank weg auffällig negative Bewertungen ein – Stand jetzt sogar die schlechtesten in der Geschichte des Streaming-Dienstes.
Das hatte sich Netflix sicher ganz anders vorgestellt. Eigentlich waren die Erwartungen an das „The Witcher“-Spin-off sogar recht hoch. Dass „The Witcher: Blood Origin“ nun auf ganzer Linie durchfällt, war so nicht erwartet worden. Doch liegt das wirklich an der Serie selbst oder an den aufsehenerregenden Debatten um den Ausstieg von Superstar Henry Cavill aus der Mutterserie?
„The Witcher: Blood Origin“ fährt unterirdische Kritiken ein
Das Spin-off ist seit dem ersten Weihnachtsfeiertag bei Netflix zu sehen; es handelt sich erneut um eine Eigenproduktion des Streaming-Riesen. Bei Netflix spielen mehrere Faktoren bei der Erfolgsbewertung eine Rolle. Konnte sich ein Titel in den Charts des Anbieters platzieren? Wie viel wurde er gestreamt und wurden neue Abonnenten generiert? Die Vergangenheit legt nahe, dass Netflix die Bewertungen nicht unbedingt priorisiert, aber im Fall von „The Witcher: Blood Origin“ fallen sie tatsächlich historisch schlecht aus.
Bei Rotten Tomatoes hält die Serie Stand jetzt (30. Dezember 2022) eine Kritikerwertung von 33 Prozent. User hingegen geben sogar nur eine Wertung von 12 Prozent, was noch eine Steigerung des Einstiegswertes von 9 Prozent beträgt – laut Forbes der schlechtesten Bewertung einer Netflix-Serie aller Zeiten.
Bei IMDb ergibt sich mit 4,1 von 10 ein ähnliches Bild, genauso wie bei Metacritic. Hier klaffen Kritiker- und Userwertung tatsächlich noch deutlicher auseinander: Während die Kritiker immerhin noch 47 von 100 Punkten vergeben, fällt die Serie beim Publikum mit einer 1,0 von 10 komplett durch. Aber ist die Mini-Serie auf Netflix wirklich so schlecht wie ihr Ruf?
Langweilige Dialoge, ein generell schlechtes und vorhersehbares Drehbuch sowie wenig Liebe fürs Detail kann man von vielen Seiten als Kritik hören. Viele merken auch an, dass sich die Serie inzwischen recht weit von der Buchvorlage entfernt habe. Das liegt natürlich zum einen daran, dass es für die Handlung keine konkrete Vorlage gab. Gerade Fans der Bücher stören sich aber scheinbar daran, wie viele Freiheiten sich Netflix bei dem Konzept der Handlung und vor allem deren Umsetzung herausgenommen hat. Abseits dieser inhaltlichen Kritik, die man durchaus angebracht finden kann, schwingt aber gerade aus vielen Fan-Bewertungen auch nach wie vor die Enttäuschung darüber mit, dass Henry Cavill künftig nicht mehr als Hexer Geralt zu sehen sein wird. Das hat natürlich nur indirekt etwas mit dem Spin-off zu tun, der Empörung der Fans tut das aber keinen Abbruch.
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Henry Cavills Ausstieg hat Auswirkungen
Teil dieser Empörung dürften auch die Umstände sein, unter denen Cavill das Projekt verlassen hat. Weder das offizielle Statement des Schauspielers noch die Bekanntmachung von Netflix selbst enthalten genaue Aussagen dazu. Viele gehen davon aus, dass Cavill die Serie freiwillig verlassen hat, weil dem bekennenden Fan von Andrzej Sapkowskis Werk, auf dem die Netflix-Produktionen beruhen, nicht gefiel, wie mit dem Stoff umgegangen wurde.
Anonyme Quellen berichten, dass es am Set deswegen zu Unstimmigkeiten gekommen sei. Unter anderem habe Cavill auch versucht, Einfluss auf die Dreharbeiten zu nehmen. Das sei teilweise positiv gewesen, wie das Beispiel der legendären Kampfszene in Staffel 1 belegt, für die Cavill damals wohl persönlich den deutschen Stuntman und Action-Choreografen Wolfgang Stegemann empfahl. Die ganze Szene wurde dann tatsächlich nachgedreht und ist seitdem legendär. Auf der anderen Seite hätte das die Zusammenarbeit aber auch schwierig gemacht und zu Verzögerungen geführt.
Nach Cavills Ausstieg hat zumindest Showrunnerin Lauren Schmidt Hissrich wohl bereits befürchtet, dass sich das negativ auf „The Witcher: Blood Origin“ auswirken könnte. Sie appellierte vor dem Start an die Fans, die Serie neutral und davon losgelöst zu betrachten. Scheinbar ohne Erfolg.
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Darum geht es in „The Witcher: Blood Origin“
Die Handlung von „Blood Origin“ setzt rund 1200 Jahre vor den Ereignissen in der Hauptserie „The Witcher“ an. Netflix taucht in der Serie tiefer in die Fantasy-Welt von Autor Andrzej Sapkowski ein und möchte damit auch einen historischen Teppich für das ganze Franchise legen. Hauptgegenstand ist dementsprechend die Erschaffung des allerersten Hexers auf dem Kontinent. Außerdem erfahren wir, was es mit der ominösen Sphärenkonjunktion auf sich hat.
Das Ereignis bezeichnet im Witcher-Kosmos die Überlappung mehrerer Welten, was zur Folge hat, dass Menschen, aber auch Monster den Kontinent besiedeln. Die Erschaffung des ersten Hexers ist dann eine Reaktion auf diese neue Gefahr. Genauso wichtig für die weitere historische Entwicklung von Sapkowskis Welt ist außerdem der Konflikt zwischen den verschiedenen Völkern, die nun durch die Sphärenkonjunktion aufeinander prallen.