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Nach Preiserhöhung

Netflix will künftig weniger Filme produzieren 

Person hält Handy mit Netflix-Logo in Hand, dahinter TV mit Schriftzug des Streamers.
Netflix will weniger Filme machen. Foto: picture alliance / CHROMORANGE | Michael Bihlmayer
Woon-Mo Sung
Redakteur

16. April 2024, 14:30 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Es geht Schlag auf Schlag weiter mit einschneidenden Veränderungen beim bekannten Streamer. Nach angekündigten Preiserhöhungen will Netflix weniger Filme produzieren.

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Wer ein Streaming-Fan ist, hat voraussichtlich auch ein Abonnement bei Netflix. Der Dienst hat sich schon lange als Marktführer etabliert und bietet zahlreiche lizenzierte oder eigens produzierte Filme und Serien an. Doch während namhafte Stars und Sternchen auf den Auswahlkacheln der Benutzeroberfläche gute Unterhaltung versprechen, rumort es hinter den Kulissen gewaltig. Schon bald sollen Nutzer ein stark verändertes Angebot erhalten, denn Netflix will weniger Filme umsetzen als zuvor.

Netflix mit weniger Filmen – für weniger Geld

Das geht jetzt aus einem neuen Bericht der New York Times hervor. Demnach gibt es mit Dan Lin eine neue wichtige Personalie zu vermelden, die zukünftig die Geschicke des Streaming-Dienstes im Filmbereich lenken wird. Seine Mission: Für Netflix weniger Filme in die Wege zu leiten und dabei unter anderem die Kosten senken.

Dazu habe er bereits etwa 15 hochrangige Personen entlassen und die Filmsparte umstrukturiert: Zuvor war diese nach unterschiedlichen Budget-Niveaus ausgerichtet, doch jetzt ist sie nach Genres organisiert. Dies bedeutet vor allem einen stärkeren Fokus auf die Inhalte. Wie Lin dem Artikel zufolge angedeutet haben soll, will Netflix nicht mehr nur die Heimat großer und teurer Action-Blockbuster wie „Red Notice“ mit Dwayne Johnson, Gal Gadot und Ryan Reynolds sein.

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Qualität statt Quantität für Netflix-Filme

Stattdessen wurde Lin damit beauftragt, die Qualität der eigenen Netflix-Filme zu verbessern, die insgesamt weniger kosten und weniger häufig erscheinen sollen. Zugleich soll bei den Projekten, die ab sofort grünes Licht erhalten, eine größere inhaltliche Bandbreite zum Tragen kommen. Damit möchte der Anbieter die vielfältigen Interessen der Nutzerschaft besser ansprechen.

Um das zu bewerkstelligen, soll die reorganisierte Filmsparte bei Netflix einigen Insider-Quellen nach noch aggressiver in der Produzentenrolle auftreten und stärker eigene Stoffe entwickeln – bislang verfolgte man einen eher passiven Ansatz, bei dem neue Projekte von außerhalb an den Streamer herangetragen wurden.

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Weniger Filme bei Netflix könnten Talente vergraulen

Ob Netflix‘ Plan aufgehen wird, muss sich noch zeigen. Erste Reaktionen aus der Branche fallen gemischt aus. Bislang verwöhnte das Unternehmen namhafte Filmemacher und Stars mit kreativen Freiheiten, großzügigen Budgets und Gagen – Aspekte, die jemand wie zum Beispiel Regie-Legende Martin Scorsese zuletzt nicht von den traditionellen Filmstudios bekam. Seinen vielbeachteten „The Irishman“ realisierte er für viel Geld bei Netflix, musste dann aber auch für eine Kino-Auswertung kämpfen.

Nach wie vor ist man bei Netflix sehr verhalten, wenn es ums Kino geht. Zwar zeigt man gerne prestigeträchtige Produktionen, auch weil man mit ihnen auf renommierte Filmpreise wie die Oscars schielt (für die ist die große Leinwand Grundvoraussetzung), aber das gilt längst nicht für alle Titel. Da jetzt auch noch geringere Budgets auf sie zukommen, sollen schon einige Produzenten und Künstler der Ansicht sein, dass Netflix nicht mehr die beste Wahl für den Vertrieb ist. Dazu zählt auch, dass man überlegt, das Bezahlmodell für Filmschaffende zu ändern: Statt enormer Summen im Vorfeld könnte man in Zukunft Gagen vom Erfolg des Films abhängig machen.

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Scorsese ist schon vorher zur Konkurrenz von AppleTV+ abgewandert und auch andere verlassen die Plattform oder beschweren sich: Regisseur Edward Berger, der für Netflix das vierfach oscarprämierte Kriegsdrama „Im Westen nichts Neues“ gedreht hatte, soll wegen Budget-Einschränkungen für sein nächstes Vorhaben unzufrieden sein. Andere Projekte wiederum werden von Netflix nicht mehr verfolgt.

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Hoffnung für mittelgroße Produktionen

Auch gegenwärtig sieht es danach aus, dass für die Verantwortlichen bei Netflix das Kino eher sekundär bleiben wird. Dabei habe einem Branchenkenner zufolge die Pandemie aufgezeigt, dass Filme, die ausschließlich bei einem Streaming-Dienst erscheinen, deutlich weniger Aufmerksamkeit erhalten als jene mit regulärem Kinostart.

Trotzdem gebe es auch viele innerhalb der Industrie, die stark auf die neue Strategie setzen. Wegen zunehmender Konsolidierungen haben besonders Macher kleinerer oder mittelgroßer Filme immer weniger Abnehmer für ihre Werke. Die großen Studios sind weniger an ihrer Produktion interessiert als zuvor, weshalb man hofft, dass Netflix aufgrund der neuen Ausrichtung weiterhin auch solchen Filmen eine Heimat bieten wird.

Woon-Mo Sung
Redakteur

Über die Qualität des exklusiven Netflix-Angebotes beschweren sich viele, doch ich hatte damit nie ein Problem. Natürlich finde ich es auch gruselig, dass Netflix Unsummen für – Verzeihung – filmische Grütze wie „Red Notice“ oder „The Gray Man“ ausgegeben hat. Dass man derlei Mist seltener produzieren möchte, kann ich nur begrüßen, auch wenn der stets gefragt sein wird.

Allerdings war es bislang auch nie sehr schwierig, echte Perlen kredenzt zu bekommen oder in den Tiefen des Dienstes zu finden: „The Irishman“ oder „Marriage Story“ halte ich persönlich für Meisterwerke, über „Mudbound“ wird heutzutage auch viel zu wenig geredet, ebenso wie über die beinharte, aber famose Kampfkunst-Gewaltorgie „The Night Comes for Us“ aus Indonesien.

Und eigentlich kann Netflix ja auch gute, brachiale Blockbuster, wie die beiden „Extraction“-Teile mit Chris Hemsworth eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben. Nicht vergessen sollte man außerdem die Animationsfilmsparte, die unter anderem „Guillermo Del Toros Pinocchio“ oder „Klaus“ hervorgebracht hat.

Auch wenn mir die Kino-Handhabe weiterhin sauer aufstoßen wird, wünsche ich Netflix mit der neuen Strategie viel Erfolg. Beim Dienst hat man meines Erachtens oft genug gezeigt, dass man wahre Juwelen finden und fördern kann, ob nun eigens produziert oder exklusiv lizenziert. Und von mehr qualitativen Filmen, von deren Anzahl wir auch nicht überschwemmt werden, haben wir am Ende alle etwas. Für einen cinephilen Menschen wie mich könnte das auch die Netflix-Preiserhöhungen langfristig rechtfertigen. Aber das sehen viele sicher anders.

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