
10. März 2025, 13:59 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Blockbuster-Produktionen bergen immer ein gewisses Risiko. Per Definition handelt es sich um aufwendige und teure Titel. Entsprechend groß ist der Druck, dass sich diese Investitionen auch lohnen. Diesbezüglich stehen die Vorzeichen aktuell bei Netflix nicht gut. Die ersten Kritiken für „The Electric State“, den bisher teuersten Netflix-Film aller Zeiten, fallen im besten Fall durchwachsen aus.
Ab dem 14. März kann man bei Netflix mit „The Electric State“ den bisher teuersten Film des Anbieters sehen. Stolze 300 Millionen US-Dollar hat der Dienst offenbar bezahlt; manche Quellen sprechen sogar von 320 Millionen. Damit liegt das Sci-Fi-Abenteuer deutlich über dem bisherigen Spitzenreiter, „The Gray Man“. Die Erwartungen sind schon vorab riesig. Leider kann „The Electric State“ dem wohl aber nicht standhalten, wie zumindest erste Kritiken nahelegen. TECHBOOK gibt einen Überblick.
Warum ist „The Elecric State“ so teuer?
Blockbuster sind von Natur aus eine teure Angelegenheit. Und „The Electric State“ dürfte gleich aus mehreren Gründen die 300-Millionen-Marke reißen. Zum einen handelt es sich generell um ein aufwendiges postapokalyptisches Setting. Dazu kommen namhafte Darsteller im Cast, die in der Regel auch entsprechende Gagen fordern. Gleiches dürfte in diesem Fall auch für die Crew hinter der Kamera gelten. Immerhin sind die Brüder Anthony und Joe Russo für die Regie verantwortlich (u. a. „Avengers: Infinity War“ und „Avengers: Endgame“). Mit den Russo-Brüdern arbeitete Netflix bereits an dem erwähnten „The Gray Man“ zusammen.
Außerdem handelt es sich bei „The Electric State“ um die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Simon Stålenhag. Allein für die Rechte hat Netflix also schon einiges gezahlt. Die lang gezogenen Dreharbeiten dürften ein weiterer Grund für die horrenden Kosten sein. Diese starteten nämlich bereits im Oktober 2022. Wegen eines Todesfalls am Set mussten die Arbeiten jedoch unterbrochen werden.
Von vornherein schlechte Vorzeichen für Netflix-Film
Das Projekt stand also von Beginn an unter einem nicht unbedingt günstigen Stern. Eine generell skeptische Haltung der Fans kommt in diesem Fall noch dazu, zumal sich viele nach Veröffentlichung der ersten Bilder bestätigt sahen. Diese würden nicht dem Stil der Vorlage entsprechen und nicht den richtigen Ton treffen.
„The Electric State“ spielt in einer alternativen postapokalyptischen Welt der 1990er-Jahre. In dieser haben Menschen und Roboter lange harmonisch zusammengelebt, bis es zu einer Roboter-Revolution kam. In deren Folge wurden die Maschinen ins Exil in die sogenannte Exklusionszone verbannt.
Mitten in dieser Welt wächst unter anderem die junge Waise Michelle (Millie Bobby Brown). Eines Tages liefert ihr jedoch ein Roboter einen Hinweis auf den Verbleib ihres tot geglaubten Bruders. Daraufhin begibt sie sich auf eine Reise quer durchs Land. Begleitet wird sie unter anderem von besagtem Roboter sowie von einem exzentrischen Schmuggler namens Keats (Chris Pratt).
Schlechte Kritiken für „The Electric State“
Namhafte Regie, prominenter Cast, erfolgreiche Vorlage, großes Budget – das könnte auch erfolgreich sein. Allerdings lesen sich die ersten Kritiken zu „Electric State“ mäßig bis katastrophal. Auf Metacritic hält der Film zum jetzigen Zeitpunkt eine Wertung von 30 (von 100) und ist somit „generell nicht zu empfehlen“. Bei Rotten Tomatoes sieht es sogar noch schlechter aus. Dort konnte der Film gerade einmal 23 Prozent der Kritiker überzeugen.
Während der „Telegraph“ immerhin noch das Design lobt und das „Empire Magazine“ dem Titel „retrofuturistischen Spaß“ attestiert, gibt es auch deutlich härtere Kritiken für „The Electric State“. Das renommierte Branchenmagazin „Variety“ schreibt etwa, dass die Russos offenbar das Potenzial der Vorlage unterschätzt und den markanten Thriller in „ein skurriles, entschärftes Durcheinander von abgekupferten Ideen aus einer Handvoll weitaus besserer filmischer Inspirationen“ verwandelt hätten.
„Looper“ kritisiert das Charakterdesign und die Erzählweise. In der Kritik von „Metro“ fragt man sich, wen der Film überhaupt ansprechen soll. Und „The Hollywood Reporter“ meint: „Wie so viele Streaming-Originale wirkt The Electric State weniger wie ein echter Film, sondern eher wie eine Imitation eines solchen.“ Das ist tatsächlich ein seit Jahren wiederkehrender Kritikpunkt an Streaming-Produktionen.

320 Mio. Dollar Im März startet der teuerste Netflix-Film aller Zeiten

200 Millionen US-Dollar „The Gray Man“ ist der teuerste Netflix-Film aller Zeiten
Rekord Noch nie war ein Netflix-Film am ersten Tag so erfolgreich!
„The Electric State“ könnte trotz schlechter Kritik zum Erfolg werden
Die vorgestellten Wertungen beziehen sich alle auf professionelle Filmkritiken zu „The Electric State“. Das muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass der Titel auch zum tatsächlichen Misserfolg für Netflix wird. Der Streaming-Dienst legt dafür nämlich andere Parameter als gute Kritikerwertungen an. Für ihn entscheiden in erster Linie Abrufzahlen und die Meinung seiner Abonnenten.
Sollte „The Electric State“ trotz – oder vielleicht sogar wegen – der eher negativen Presseauseinandersetzung auf gute Zahlen in diesen Bereichen kommen, dürfte Netflix die Produktion dennoch als Erfolg verbuchen. Und ebenfalls wichtig ist, ob der Sci-Fi-Film gegebenenfalls auch für neue Abos sorgt, um sich so zu refinanzieren.
In der Vergangenheit gab es durchaus Beispiele, die trotz schlechter Bewertungen viel gesehen wurden. „The Mother“ konnte etwa nur 43 Prozent der Kritiker überzeugen, dafür vergab das Publikum 62 Prozent und der Film befindet sich aktuell auf Platz 10 der erfolgreichsten englischsprachigen Netflix-Titel. Ein weiteres prominentes Beispiel ist „The Da Vinci Code“ aus dem Jahr 2006. Trotz verheerender Kritiken konnte der Film allein an den Kinokassen ca. 760 Millionen US-Dollar einspielen.
Und das vielleicht bekannteste dieser Beispiele: „Batman v Superman: Dawn of Justice“. Nur 29 Prozent bei „Rotten Tomatoes“, dafür ein Einspielergebnis von ca. 874 Millionen US-Dollar. Damit rangiert der Titel auf Platz 2 der erfolgreichsten sogenannten DCEU-Verfilmungen und bekam bekannterweise sogar noch einen Director’s Cut spendiert. Das zeigt, dass Kritikerwertungen am Ende nicht viel wert sein müssen – was das für „The Electric State“ bedeutet, muss sich allerdings noch zeigen.