5. November 2024, 12:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Normalerweise wächst das Angebot neuer Netflix-Inhalte stetig. Jetzt wurde allerdings bekannt gegeben, dass zum 1. Dezember eine ganze Reihe an Inhalten von der Streaming-Plattform verschwinden soll.
Netflix hat als Streaming-Anbieter den Ruf, besonders viele eigene Inhalte zu produzieren. Als einer der ersten großen Anbieter überhaupt auf dem Markt waren genau diese sogenannten Originals für Netflix entscheidend, um sich als die Marke zu etablieren, die es heute ist. Dabei wächst das Angebot neuer Inhalte von Monat zu Monat weiter an. Jetzt wurde allerdings bekannt, dass der Streaming-Anbieter in einem bestimmten Sektor deutliche Kürzungen vornimmt und sein Angebot bis auf eine Handvoll Titel sogar komplett einstampft. Konkret geht es dabei um die interaktiven Inhalte von Netflix.
Interaktives Streaming schaffte es nie ganz aus der Nische
Die sogenannte „Interaktive Specials“-Kategorie ist eine von zahlreichen bei Netflix. Die Idee dieses Formats ist zum einen, den Gaming-Hype der vergangenen Jahre zu nutzen und mit gestreamten Inhalten zu verschmelzen. Das soll zum anderen dazu führen, dass Nutzer bestimmte Filme und Serien immer wieder schauen. Denn bei interaktiven Inhalten, wie Netflix sie seit 2017 auch selbst produziert, geht es darum, dass die Zuschauer entscheiden können, wie die Geschichte weitergeht.
Das funktioniert ähnlich wie bei Videospielen. An bestimmten Stellen der Handlung bekommt der Zuschauer die Möglichkeit, zwischen mehreren Optionen zu wählen. Soll der Protagonist dem gruseligen Geräusch aus dem Keller folgen oder nicht? Soll man sich ungesunde Snacks reinziehen oder doch eher zur gesunden Alternative greifen? Je nachdem, wie man sich entscheidet, sieht man am Ende einen ganz anderen Film oder eine andere Serie als eine andere Person.
Damit das Konzept funktioniert, müssen verschiedenste Versatzstücke gedreht werden, um auf die Entscheidungen der Nutzer reagieren zu können. Das macht die Produktion interaktiver Inhalte für Anbieter wie Netflix aufwendig und teuer. Gleichzeitig konnte sich das Format bisher nicht so ganz durchsetzen.
Netflix stampft interaktive Inhalte ein
Das zeigt auch der aktuelle Bestand von interaktiven Inhalten bei Netflix. Der Katalog umfasst Stand jetzt (5. November 2024) 24 Titel. Ein Großteil davon richtet sich an eine eher jüngere Zielgruppe. In der Übersicht finden sich Titel wie „Boss Baby. Finde das Baby“ oder „Spirit – wild und frei: Mitmach-Reitabenteuer“ in Anlehnung an die beliebten Animationsfilme von DreamWorks.
Einige Inhalte mit einer höheren FSK-Empfehlung gibt es allerdings auch. 2018 sorgte etwa der interaktive Netflix-Film „Black Mirror: Bandersnatch“ für Aufsehen. In den Hauptrollen sind unter anderem Will Poulter („Dopesick“, „Midsommar“) und Fionn Whitehead („Dunkirk“, „Große Erwartungen“) zu sehen.
Bereits im Januar berichtete der bekannte Journalist und Insider Stephen Totilo, dass Netflix seine interaktive Sparte aufgeben wolle. Jetzt hat Netflix allerdings bekannt gegeben, die Produktion neuer interaktiver Inhalte komplett einzustellen. Gegenüber dem Branchenmagazin „The Verge“ bestätigte der Streaming-Riese das inzwischen. Und nicht nur das. Bis auf vier Titel soll auch das bestehende Angebt zum 1. Dezember 2024 von der Plattform entfernt werden.
Interaktive Inhalte bei Netflix streamen
Folgende vier Inhalte bleiben vorerst im Programm und sind nicht von der Streichung betroffen:
- Black Mirror: Bandersnatch
- Unbreakable Kimmy Schmidt: Kimmy vs. the Reverend
- Ranveer vs. Wild with Bear Grylls
- You vs. Wild
Wer vor dem 1. Dezember die anderen interaktiven Inhalte bei Netflix nochmal sehen möchte, findet sie in der „Interactive Specials“-Kategorie. Diese ist allerdings nicht über die Hauptnavigation zu finden. Alternativ können Sie sie unter dem Namen der Kategorie oder über Begriffe wie „Interaktiv“ über die Suchfunktion finden. Das funktioniert sowohl im Browser, als auch am Smartphone oder PC.
Am Browser kann man zudem die geheimen Netflix-Codes nutzen. Mit der entsprechenden Zahlenkombination kann man so tatsächlich eine ganze Reihe versteckter Titel auf der Plattform abrufen. Der Code für interaktive Netflix-Inhalte lautet: „2869704“.
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Warum Netflix keine interaktiven Filme und Serien mehr produziert
Über die Gründe kann man im Detail nur spekulieren. Von einer Netflix-Sprecherin heißt es zu den Hintergründen nur: „Die Technik hat ihren Zweck erfüllt, wird aber nun verringert, weil wir uns auf technische Anstrengungen in anderen Bereichen konzentrieren.“ Das bedeutet wahrscheinlich, dass die interaktiven Filme und Serien für Netflix ein solches Minusgeschäft waren, dass man sich nicht nur entschieden hat, die Produktion einzustellen, sondern auch Ressourcen in der bloßen Bereitstellung zu sparen, indem man die Titel ganz entfernt.
Das passt auch insofern ins Bild, als dass Netflix diesen Kurs eher in seiner Gaming-Sparte forciert. So gab Mike Verdu, damals Chef der Gaming-Sparte bei Netflix und aktuell zuständig für GenAI-Spiele, bereits vor Monaten an, dass man sich vor allem auf interaktive Erzählspiele konzentrieren wolle. Bei den Netflix Games scheint das interaktive Format also besser zu funktionieren als bei Filmen und Serien.