22. Februar 2023, 16:02 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Nachdem man noch lange auf eine Fortsetzung von „Mindhunter“ hoffen konnte, ist nun leider klar – es kommt keine 3. Staffel mehr. Damit setzt sich ein trauriger Trend bei Netflix fort.
Nachdem bereits 2019 die 2. Staffel der Serie „Mindhunter“ erschien, wurde es verdächtig ruhig um das Projekt. Viele schoben es einfach auf die Corona-Pandemie. Pessimistischere Stimmen vermuteten hingegen schon früh, dass Streaming-Riese Netflix die Serie absetzen könnte. Aus dieser Vermutung ist nun leider traurige Gewissheit geworden. Regisseur David Fincher bestätigte gegenüber dem französischen Magazin Le Journal du Dimanche, dass keine 3. Staffel von „Mindhunter“ bei Netflix kommen werde.
Keine 3. Staffel für „Mindhunter“
Fincher sprach im Rahmen der Verleihung der César Awards, dem wichtigsten französischen Filmpreis, mit dem Magazin. Der „Fight Club“- und „Gone Girl“-Regisseur bekommt dort dieses Jahr einen Ehrenpreis. Den Grund für die Absetzung von „Mindhunter“ benennt er recht deutlich: Die Serie ist schlicht und ergreifend zu teuer. Vorwürfe macht er dem Streaming-Dienst diesbezüglich nicht.
Ich bin sehr stolz auf die ersten beiden Staffeln, aber es ist eine besonders teure Serie und in den Augen von Netflix haben wir damit kein ausreichend großes Publikum angezogen, das eine solche Investition rechtfertigt (…). Ich mache ihnen keinen Vorwurf, sie sind Risiken eingegangen, um die Serie überhaupt zu starten (…). Es ist fantastisch, mit Leuten arbeiten zu können, die zu mutigen Aktionen fähig sind. Wenn unsere Absichten nicht mehr übereinstimmen, müssen wir diesbezüglich ehrlich sein und getrennte Wege gehen.
David Fincher, Le Journal du Dimanche
Ein offizielles Statement von Netflix dazu liegt nicht vor, was allerdings auch eher unüblich wäre. Und auch, wenn Serienkiller-Stoffe gerade boomen – man denke etwa an „Dahmer“ oder „You“ –, kommt die Absetzung nicht gänzlich überraschend. Netflix hat diesbezüglich ein recht strenges Prozedere. Grob gesagt müssen die Produktionen ihre Kosten natürlich auch wieder reinholen, deshalb misst Netflix den Erfolg seiner Inhalte an mehreren Parametern. Wie viel wird gestreamt? Schauen sich die Abonnenten die Serie auch bis zum Ende an? Und wie viele neue Abonnenten kommen für diese eine Serie oder diesen einen Film neu zu Netflix?
Kann man die Serie noch retten?
Fans der Serie „Mindhunter“ reagieren traurig und enttäuscht, genauso wie große Teile der Fachpresse. Denn ursprünglich waren eigentlich ganze fünf Staffeln geplant. Die zuletzt erschienene zweite Staffel endet zudem mit einem nervenaufreibenden Cliffhanger, der nun wohl nie aufgelöst wird. Tatsächlich ist „Mindhunter“ mit seiner Absetzung kein Einzelfall. Gerade in den vergangenen Monaten beendete Netflix gleich mehrere Prestige-Projekte frühzeitig, darunter auch die deutsche Produktion „1899“ und die Weltrekordserie „Gänsehaut um Mitternacht“. Mit der Absetzung von „Mindhunter“ setzt sich der unschöne Trend also weiter fort.
Erste Stimmen fordern allerdings bereits, dass die Serie von einem anderen Streaming-Dienst „gerettet“ wird. Besonders häufig fällt dabei der Name HBO. Der US-amerikanische Sender ist für seine vielfach ausgezeichneten und hochwertigen Inhalte – allem voran „Game of Thrones“, aber aktuell auch „The Last of Us“, „House of the Dragon“ oder „Euphoria“ – bekannt.
Leider muss man ehrlicherweise sagen, dass ein Szenario, in dem HBO „Mindhunter“ übernimmt, nicht besonders wahrscheinlich ist. Aber vielleicht findet sich ja angesichts der Qualität der Serie ein anderer Streaming-Dienst, der eine weitere Staffel produziert. Große Teile des Casts und der Crew haben sich bereits in der Vergangenheit geäußert, dass sie für eine Fortsetzung zu haben wären.
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Darum geht es in der Netflix-Serie „Mindhunter“
Die Serie zeigt die Anfänge der oft als Profiling bezeichneten Ermittlungsmethode des FBI in den 1970er-Jahren. Gerade zu Beginn wird die Idee des etwas verschrobenen Holden Ford (Jonathan Groff) belächelt. Der junge FBI-Agent möchte anhand persönlicher Gespräche mit Serienmördern sogenannte Täterprofile erstellen. Ihm zur Seite werden dann der erfahrene Ermittler Bill Tench (Holt McCallany) und die Psychologin Wendy Carr (Anna Torv) gestellt. In der zweiten Staffel kommen die erhaltenen Erkenntnisse der sogenannten Behavioral Science Unit zusehends praktisch zum Einsatz.
Tatsächlich gab es wohl sogar bereits konkrete Ideen, wie es in „Mindhunter“ Staffel 3 weitergehen könnte. Geplant war wohl, dass das Ermittlerteam seine Ergebnisse mit einer Filmcrew in Hollywood teilt. Außerdem waren bereits mehrere bekannte Serienkiller Teil der Handlung, darunter Charles Manson (gespielt von Damon Herriman) und Ed Kemper (Cameron Britton). Die Gespräche mit den Inhaftierten wären vermutlich weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Serie gewesen.
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Quellen
- Le Journal du Dimanche („David Fincher au JDD : « En France, vous aimez vraiment le cinéma »“ aufgerufen am 22. Februar 2023)
- Gamesradar („Mindhunter season 3 is a no go at Netflix, says David Fincher“, aufgerufen am 22. Februar 2023)
- Collider („Exclusive: ‚Mindhunter‘ Season 3 Would Have Sent the FBI to Hollywood, Says Andrew Dominik“, aufgerufen am 22. Februar 2023)