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Skandal um KI-Einsatz

Netflix verfälscht originales Bildmaterial in Dokumentation

Logo und Schriftzug von Netflix jeweils auf einem Smartphone und einem Laptop-Bildschirm.
Verfälschtes Bildmaterial in einer Netflix-Dokumentation hat man jetzt entdeckt. Foto: picture alliance / NurPhoto | Nikolas Kokovlis
Woon-Mo Sung
Redakteur

22. April 2024, 13:09 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Der Einsatz künstlicher Intelligenz zieht weitere Kreis, was immer wieder ach für Diskussionsstoff sorgt. Nun wird der Vorwurf laut, dass originales Bildmaterial in einer Netflix-Dokumentation mithilfe entsprechender Programme verfälscht wurde.

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Traditionell sind Sinn und Zweck einer Dokumentation, über wahre Gegebenheiten oder Geschehnisse aufzuklären. Zwar gibt es auch Mischformen mit dem Fiktionalen oder dramatisierte Nachstellungen von Ereignissen zur Veranschaulichung. Grundsätzlich erwarten Zuschauer einer Doku im Kern aber die Wahrheit auf Basis realer Quellen. Vor diesem Hintergrund mutet der Vorwurf besonders haarsträubend an, dass das originale Bildmaterial in einer Netflix-Dokumentation zum Teil mittels KI verfälscht worden sein soll.

Verfälschtes Bildmaterial in Netflix-Dokumentation „Jennifers Tat“

Bei dem betreffenden Titel handelt es sich um „Jennifers Tat“ von Regisseurin Jenny Popplewell. Darin wird die Geschichte von Jennifer Pan aufgerollt, die 2010 einen Mordanschlag auf ihre Eltern in Auftrag gegeben hatte, bei dem ihre Mutter starb und ihr Vater verletzt wurde. Pan muss seitdem eine lebenslange Haftstrafe absitzen.

Doch wie unter anderem die britische Daily Mail berichtet, haben sich in „Jennifers Tat“ einige Fotos eingeschlichen, die zwar scheinbar Originalquellen darstellen sollen. Allerdings gibt es mehrere Hinweise darauf, dass das Bildmaterial in der Netflix-Dokumentation mittels KI manipuliert wurde. Die entsprechenden Aufnahmen sind auch im nachfolgenden Trailer kurz zu sehen:

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KI-Einsatz ohne Hinweis von Netflix

Ein flüchtiger Blick offenbart noch keine Probleme mit den entsprechenden Fotos. Doch bei genauerem Hinsehen werden viele unstimmige Details deutlich, die typisch für die Nutzung künstlicher Intelligenz sind. Zum Beispiel ist auf einem Foto von Jennifer Pan die Form ihrer Finger unnatürlich, die linke Hand scheint insgesamt nur über zwei Finger zu verfügen. Auf einem anderen Bild hat sie einen seltsam verlängerten Schneidezahn und eine auffällige Kerbe in der rechten Wange.

Zu diesem und weiteren Beispielen gebe es dem Bericht nach keinerlei Hinweise, dass sie mit KI – oder überhaupt – bearbeitet wurden. Auch ist nicht klar, ob man das Bildmaterial in der Netflix-Dokumentation von Grund auf mit KI erstellt oder echte Fotos verändert hat. Autor Joe Foley mutmaßt beim Creative Bloq, dass die Verantwortlichen womöglich die Auflösung alter Bilder verbessern wollten, damit man sie auf einem Fernseher besser erkennen kann. Wenn aber die Software an ihre Grenzen stößt, können seltsame Bearbeitungsartefakte entstehen.

Auch interessant: Die besten True-Crime-Serien bei Netflix

Produzent gibt Statement ab

Zum verfälschten Bildmaterial in der Netflix-Dokumentation schweigt sich der Streaming-Dienst selbst noch aus. Allerdings hat mit Jeremy Grimaldi einer der ausführenden Produzenten im Gespräch mit dem Toronto Star nun Stellung dazu bezogen. Er erklärt, dass es sich in der Tat um echte Fotos handeln soll, man aber auf Bitten der Quelle diese verfremdet habe.

„Jeder Filmemacher wird verschiedene Werkzeuge wie Photoshop für Filme nutzen“, sagt er. „Die Fotos von Jennifer sind echt. Der Vordergrund ist genau sie. Der Hintergrund ist anonymisiert, um die Quelle zu schützen.“ Warum aber auch in diesem Fall kein entsprechender Hinweis in der Doku platziert wurde, wird nicht erklärt.

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Zweifel an Erklärung bleibt

Unter anderem bei Futurism ist man allerdings nicht von Grimaldis Ausführung überzeugt. Dort hält man sie für sehr vage, zumal damit immer noch nicht geklärt ist, welche Software zum Einsatz kam und ob KI dabei eine Rolle spielte. Im Netz häufen sich derzeit empörte Reaktionen.

Der Tenor dabei ist, dass der Einsatz von künstlicher Intelligenz vor allem in Verbindung mit Dokus höchst problematisch sei. Zudem habe, wie ein User bei Reddit schreibt, „Netflix eine lange Historie, True-Crime-Dokumentationen mit dubioser journalistischer Ethik zu zeigen.“

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