10. Mai 2024, 11:01 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Netflix arbeitet kontinuierlich an der Erweiterung des eigenen Angebotes. Dazu gehören unter anderem auch Live-Streams. Doch jetzt hat Netflix ein Comedy-Special nach der Übertragung geschnitten.
Wer Lust auf Unterhaltung hat, wird bei Netflix sicher fündig. Neben zahlreichen exklusiven wie lizenzierten Filmen und Serien arbeitet der Streaming-Dienst auch an weiteren Geschäftsfeldern. So stieg man vor nicht allzu langer Zeit nicht nur ins Spielegeschäft ein, sondern probiert sich auch des Öfteren an Live-Übertragungen. Bei einem neuen Comedy-Special setzten die Verantwortlichen jedoch im Nachhinein noch die Schere an – nur warum?
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Netflix zeigte Comedy-Special „The Roast of Tom Brady” live
Erst am vergangenen Sonntag, dem 5. Mai 2024, übertrug Netflix das neue Comedy-Special „The Roast of Tom Brady” als Live-Stream. Wie der Titel bereits aussagt, stand hierfür die NFL-Legende Tom Brady im Mittelpunkt, um von anderen Freunden wie ehemaligen Wegbegleitern „geroastet“ zu werden.
Das bedeutet, dass mehrere prominente Teilnehmer nacheinander den Ex-Quarterback der New England Patriots und die Tampa Bay Buccaneers mit allerlei Witzen auf die Schippe nehmen durften – das inhaltliche Niveau gestaltete sich dabei als sehr flexibel und konnte bisweilen recht derbe und persönlich ausfallen. Das letzte Wort hatte dann Brady selbst, der zum krönenden Abschluss scharf gegen die versammelte Prominenz schoss.
Das Format machte einst der Sender Comedy Central populär, geroastet wurden schon bekannte Persönlichkeiten wie Pamela Anderson, William Shatner, David Hasselhoff, Charlie Sheen, Justin Bieber, Bruce Willis – und sogar Donald Trump, Jahre vor seiner US-Präsidentschaft. Seit 2019 hat es aber keinen Roast mehr von Comedy Central gegeben. Für Netflix jedoch stellt die Episode mit Tom Brady den Auftakt einer neuen Reihe dar, wie Movieweb schreibt.
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Wegen Kim Kardashian – Netflix schneidet Buhrufe raus
Bei „The Roast of Tom Brady“ schauten neben ehemaligen Spielkollegen auch Stars wie Kevin Hart oder Ben Affleck vorbei. Überraschend war auch Kim Kardashian dabei, um einige Witze auf Kosten Bradys zu reißen. Das anwesende Publikum war aber alles andere als begeistert von der Teilnahme der umstrittenen Medienpersönlichkeit und begann direkt mit ihrer Ankündigung durch Kevin Hart mit lautstarken Buhrufen.
Diese hielten an, weshalb Kardashian sogar den ersten Versuch, einen Witz zu erzählen, neu starten musste. Wie das US-Branchenmagazin Variety jetzt berichtet, scheint man bei Netflix allerdings wenig erfreut über diese Reaktion gewesen zu sein. Denn in der Version, die dauerhaft beim Streaming-Dienst zur Verfügung steht, gibt es jetzt einen Hinweis auf eine nachträgliche Veränderung. Tatsächlich fehlen jetzt die Buhrufe sowie ein kurzer Moment, in dem Komiker Hart versuchte, das Publikum zu beschwichtigen.
Für Kardashian gab es immerhin ein versöhnliches Ende: Nach anfänglicher Skepsis tauten die Zuschauer in der Halle doch noch auf und goutierten einige ihrer Witze mit lautem Gelächter.
Schwacher Zug, Netflix!
Dass man mit Hinblick auf den Jugendschutz die Schere bei Unterhaltungsformaten jedweder Art ansetzt, verstehe ich ja noch. Warnhinweise zu sensiblen Themen? Ich bin kein Fan davon, alles und jeden in Watte zu packen, doch gerne, wer’s braucht, stört mich nicht. Aber harmlose Buhrufe aus einen Roast mit derbem Humor zu schneiden, bei einer Person, die ihre Bekanntheit zu einem nicht unwesentlichen Anteil auf Skandalen und Kontroversen aufgebaut hat? Während bei Netflix zugleich lauter knallharte Action- und Horrortitel zu sehen sind, in denen Blut fließt und Gedärme und Körperteile umherfliegen? Dafür fehlt mir gerade doch das Verständnis.
Publikumsreaktionen sind wichtiger Teil einer Show und machen das Gesehene noch unterhaltsamer und im besten Fall denkwürdig. Dazu zählen auch Buhrufe – über die sich garantiert keiner auf der Bühne freut, die für mich als Zuschauer aber das Salz in der Suppe sein können, besonders, wenn sie unerwartet aufkommen. Sie herauszuschneiden beraubt „The Roast of Tom Brady“ eines aufregenden Momentes und dabei spielt es nur eine sekundäre Rolle, wer davon betroffen war. Zugleich fühle ich mich ein wenig bevormundet – darf ich das denn nicht unterhaltsam finden, dass Kardashian ausgebuht wurde? Wäre das so schlimm? Ich denke: nö.
Wie Movieweb erwähnte, hat man bereits in der Vergangenheit schon mehrmals bei Roasts im Nachhinein Witze und andere Momente herausgeschnitten. Zumeist ging es um sensible Themen wie zum Beispiel tragische Tode oder Amokläufe an US-Schulen. Werden die Grenzen des guten Geschmackes gestreift oder überschritten, ist die Empörung groß und die Schere schnell gezückt.
Aber Buhrufe? Wie wäre es mit einer Warnung vor „unfreundlichem Verhalten“? Nur das wäre bei einer Show, dessen einziger Fokus augenzwinkernde Unfreundlichkeiten sind, vollkommen absurd. Von daher bleibt mir gerade nur eines zu sagen: Buh, Netflix, Buh!