17. Dezember 2024, 13:06 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Netflix ist für eine ganze Reihe an erfolgreichen Formaten bekannt, auch im Reality-Bereich. Das wohl erfolgreichste davon ist „Love Is Blind“. Obwohl die Show immer wieder in der Kritik steht, kommt im Januar ein deutscher Ableger auf die Streaming-Plattform.
Dating-Shows erfreuen sich – nicht nur bei Netflix – enormer Beliebtheit. Die Konzepte dabei können ganz verschieden sein. Locations, Gruppengröße, mit oder ohne Stars – am Ende kommen einige glückliche Paare zusammen. Aber auf dem Weg dahin wartet in der Regel jede Menge Drama. Darauf setzt auch „Love Is Blind“, allerdings verfolgt die Show auch einen anderen Ansatz, der das US-amerikanische Format sehr bekannt gemacht hat. Trotz anhaltender Kritik produziert Netflix nicht nur immer neue Staffeln der Mutterserie, sondern veröffentlicht auch einen internationalen Ableger nach dem anderen.
„Love Is Blind: Germany“ startet im Januar
Bei „Love Is Blind“ soll es genau darum gehen: blinde Liebe. Die Paare müssen sich verloben, ohne sich jemals gesehen zu haben. Aber anders als Shows wie „Hochzeit auf den ersten Blick“ verbringen beide Parteien zuvor tatsächlich Zeit miteinander beziehungsweise vor allem in Gesprächen. Dafür sitzt jeder für sich in einer eigenen Kabine, gesprochen wird immer nur mit einer anderen Person. Nur, wer sich wirklich verlobt, kommt eine Runde weiter.
In weiteren Runden lernen sich die Paare dann besser kennen, zunächst im traumhaften Pärchenurlaub, dann möglichst im Alltag. Und am Ende treten die übrig gebliebenen Paarungen vor den Altar, um zu heiraten. Immer wieder kommt es dabei zu dramatischen Szenen, wenn sich überraschend doch jemand dagegen entscheidet. Und in großen Reunions wird dann geschaut, wer denn noch zusammen ist.
Am 3. Januar soll jetzt „Love Is Blind: Germany“ auf der Plattform starten. 30 Singles sollen sich dabei in den Kabinen, den sogenannten Pods, näher kennenlernen und „blind“ verlieben. Aber genau dafür steht Netflix auch immer wieder in der Kritik.
Schwierige Bedingungen am Set
In den Pods werden die Teilnehmer komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Auch das gehört dazu: Nichts soll die entstehenden Paare voneinander ablenken. Deshalb bereuen aber einige inzwischen ihre Teilnahme an der Show. Kaum Kontakt zur Außenwelt, kaum Sonnenlicht und nur Kontakt zu anderen Teilnehmern des eigenen Geschlechts – TECHBOOK berichtete.
Ein Bericht von „Business Insider“ etwa enthält zudem detailliere Vorwürfe darüber, dass die Teilnehmer während des insgesamt zehntägigen Drehs bis zu 20 Stunden am Tag zur Verfügung stehen mussten. Ehemalige Kandidaten berichten zudem von Schlafmangel und begrenzten Lebensmittelressourcen, um eine angespannte Stimmung zu erzeugen. Alkohol hingegen stünde immer zur Verfügung.
Wiederholt kam es wegen „Love Is Blind“ sogar zu Klagen. Jeremy Hartwell, Teilnehmer der 2. Staffel, verklagte 2022 sowohl Netflix als auch die damalige Produktionsfirma Kinetic Content. Seine Anwältin, Chantal Payton, äußerte dazu bereits im Sommer 2022, dass die Produzenten durch solche Maßnahmen offenbar die Entscheidungsfindung der Kandidaten beeinflussen wollten. Die Unternehmen hätten dadurch allerdings ein unzulässiges Maß an Kontrolle über die Teilnehmer.
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Heftige Kritik an „Love Is Blind“
2024 sorgte zudem die Klage von Staffel-5-Teilnehmerin Renee Poche für Aufsehen. Die ehemalige Kandidatin verlobte sich in der Show mit Carter Wall. Diesem warf sie allerdings Gewalttätigkeit vor und berichtete in diesem Kontext, dass sie von Netflix und Produktionsfirma Delirium TV gezwungen worden sei, auch abseits der Kameras viel Zeit mit ihm zu verbringen. Auch sie äußerte zudem, dass die Drehbedingungen unzumutbar gewesen seien. Direkt nach ihrer Ankunft seien ihr Telefon, Führerschein und Reisepass abgenommen worden. Ihr Zimmer hätte sie nicht ohne Begleitung einer berechtigten Person verlassen dürfen.
Das wiederum veranlasste die Produktionsfirma, Poche wegen Vertragsbruch auf 4 Millionen US-Dollar zu verklagen. Sie hätte durch ihren Bericht gegen Geheimhaltungsvereinbarungen verstoßen. Poche und ihr Anwaltsteam reagierten ihrerseits mit einer Klage gegen Delirium und Netflix. Der Vertrag sei aufgrund des vorsätzlichen Zufügens von seelischem Leid ungültig. Zudem würden mehrere Vertragsdetails gegen kalifornische Arbeits- und Bürgerrechtsgesetze verstoßen. Der Zivilprozess dauert bis heute an.