30. Juni 2022, 19:47 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Koreanische Serien, kurz K-Dramen, erfreuen sich seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit. Da verwundert es nicht, dass zunehmend auch die großen Streaming-Anbieter immer mehr Produktionen aus Südkorea im Programm haben.
Als sogenannte K-Dramen bezeichnet man sowohl Fernseh- als auch Webserien aus Südkorea. Andere Medien wie Film oder auch Theater gehören nicht dazu. Seit einigen Jahren lässt sich zunehmend beobachten, dass die Produktionen auch außerhalb des eigenen Landes großen Anklang finden.
Netflix war, was K-Dramen auf Streaming-Plattformen anging, lange Zeit Vorreiter. Dass so viele koreanische Serien bei dem Anbieter landeten, hat wohl ebenfalls zu ihrer Verbreitung beigetragen. Inzwischen sind aber auch anderen Streaming-Dienste auf den Zug aufgesprungen. TECHBOOK zeigt, wo Sie südkoreanische Serien am besten streamen können – und warum die Produktionen überhaupt so beliebt sind.
Übersicht
Die Geschichte koreanischer Serien
Bereits seit den 80er Jahren lässt sich beobachten, dass das Interesse an K-Dramen stetig wächst, sowohl national als auch international. Das lag zum einen an der sich damals massiv entwickelnden Technik und der Verbreitung von Fernsehgeräten. Zum anderen erschlossen auch die produzierenden Sender in Südkorea immer mehr thematische Bereiche. Ab 1987 fielen außerdem durch die demokratischen Entwicklungen im Land viele Regulierungen der Unterhaltungsindustrie weg. Dadurch entstand ein neuer Wettbewerb zwischen den beiden großen Sendern KBS (Korean Broadcasting System) und SBS (Seoul Broadcasting System), der bis heute anhält.
Nachdem sich die K-Dramen zuerst in den benachbarten Ländern wie Japan, China oder auch Taiwan ausbreiteten, kam die Begeisterung auch recht zeitnah in den USA und Europa an. Experten sprechen von einem wesentlichen Baustein der „Koreanischen Welle“; der international ansteigenden Begeisterung für südkoreanische Popkultur. Dabei trug etwa der Dienst Hulu entscheidend zur Verbreitung koreanischer Serien in den Vereinigten Staaten bei. Von dort schwappte die Begeisterung über anfangs hauptsächlich illegale Dienste auch nach Europa über. Ab den 2010er Jahren konnten Fans von K-Dramen dann auch immer mehr Content über Netflix streamen; seit der Serie „Kingdom“ (2019) produziert der Dienst sogar eigene „K-Dramen“.
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K-Dramen sind auch in Korea ein riesiges Geschäft
Wie etwa auch in den USA jahrelang und teilweise immer noch praktiziert, so war und ist es in Südkorea üblich, vor der Ausstrahlung nur wenige Episoden zu drehen. Die weitere Produktion erfolgt dann zeitgleich, was es den Machern ermöglicht, auf Anregungen von Fans unmittelbar zu reagieren. Das ermöglicht vor allem in Korea selbst eine sehr enge Beziehung der Fans zu einer Serie. Die beschriebene Praxis ist allerdings gerade in den vergangenen Jahren durch Streaming-Dienste wie Netflix zunehmend in den Hintergrund getreten. Stattdessen ist ein Trend in Richtung „Cinematic Drama“ zu beobachten. Die geplanten und dadurch auch hochwertigeren Produktionen können die koreanischen Sender besser ins Ausland verkaufen. Netflix und Co. setzen bei ihren Originals ohnehin auf eine recht cineastische Ästhetik.
Hinter K-Dramen, aber auch dem verwandten K-Pop, steht in Südkorea eine gigantische Industrie. So werden Schauspieler innerhalb dieses Kosmos als „Talents“ bezeichnet, die oft auch innerhalb einer K-Pop-Gruppe aktiv sind und/oder modeln. Auch deshalb setzen einige Streaming-Dienste vermehrt auf K-Dramen. Die enorme Popularität des Mediums und die Professionalität der bereits bestehenden Industrie macht den Einstieg in den koreanischen, aber auch generell den asiatischen Markt leichter.
Erzählerische Besonderheiten von K-Dramen
Wer K-Dramen mit beispielsweise US-amerikanischen Serienproduktionen vergleicht, kann schnell einige Unterschiede feststellen. Zuallererst einmal die Form: Koreanische Serien sind von vornherein als limitiertes Projekt mit nur einer Staffel geplant. Dabei gilt gerade bei den klassischen K-Dramen der koreanischen Sender eine Staffellänge von 16 bis 24 Episoden. Jede Folge ist dabei circa 40 Minuten lang. Damit sind K-Dramen länger als klassische Mini-Serien aber auch deutlich weniger umfangreich als die allermeisten westlichen Serienproduktionen.
Inhaltlich kreisen die Serien aus Südkorea häufig um die gleichen Kernthemen. Familie etwa nimmt nahezu immer eine zentrale Rolle ein, was sich vor allem aus der Struktur und den Werten der südkoreanischen Gesellschaft ergibt. Oft geht es dabei die Beziehung zwischen den Generationen und dem Respekt Älteren gegenüber. Auch ein Konflikt zwischen alten und neuen Traditionen ist häufig Gegenstand der Handlung. Aus der Fernsehgeschichte des Landes ergibt sich außerdem eine starke Fokussierung auf die Genres Romantik, Melodrama und Historie.
International erfolgreiche K-Dramen
Während viele koreanische Serien vor allem national großen Anklang finden, gibt es inzwischen auch einige, die international große Aufmerksamkeit bekommen.
„Reply 1988“ erschien 2015 bis 2016 auf dem Sender tvN und ist inzwischen bei Netflix zu sehen. Darin geht es um eine Gruppe von fünf Freunden, die im Seoul der 80er Jahre lebt. Ein wichtiges Ereignis im K-Drama sind die Olympischen Spiele 1988.
Ein weiteres erfolgreiches K-Drama war „Sandglass“. Die Serie erschien bereits 1995 und behandelt die politischen und sozialen Verwerfungen im Korea der 70er und 80er Jahre anhand einer tragischen Dreiecksbeziehung. „Sandglass“ gilt als eines der bedeutendsten K-Dramen.
In der Netflix-Serie „Crash Landing On You“ geht es um den Konflikt zwischen Nord- und Südkorea. Als es eine südkoreanische Unternehmerin während eines Unwetters in das nördliche Nachbarland verschlägt, gerät sie an einen nordkoreanischen Offizier. Aus dieser Konstellation entsteht nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern auch ein spannendes Aufeinandertreffen zweier Kulturen.
„Eyes of Dawn“ aus dem Jahr 1991 basiert auf dem gleichnamigen Roman. Die Serie umspannt die Zeit der japanischen Besatzung (ab 1910) bis zum Koreakrieg (1950) und war eine der größten Fernsehproduktionen ihrer Zeit.
Die koreanische Historie spielt auch in „Mr. Sunshine“ eine entscheidende Rolle. Ein Koreaner kehrt nach Jahren als US-amerikanischer Offizier in seine Heimat zurück. Dort muss er sich nicht nur einem politischen Komplott entgegenstellen, sondern hat auch mit internen Spannungen zu tun.
„It’s Okay To Not Be Okay“ erzählt die Geschichte eines emotional abgestumpften Pflegers und einer Kinderbuchautorin, die an einer antisozialen Persönlichkeitsstörung leidet.
Anfang der 2000er Jahre erschien „Winter Sonata“; bis heute gilt das K-Drama als Auslöser für die „Koreanische Welle“. Ein musikalisch hochbegabter Junge zieht in die Provinz nach Chuncheon, um seinen biologischen Vater zu finden. Als er bei einem Unfall sein Gedächtnis verliert, schickt ihn seine Mutter mit neuer Identität in die USA. Jahre später begegnet er den Menschen aus Chuncheon wieder.
In „The Flower of Evil“ aus dem Jahr 2020 gerät eine Ehe in Schieflage, als die als Ermittlerin arbeitende Frau eine Reihe mysteriöser Morde untersucht. Schnell stellt sie fest, dass die dunkle Geschichte ihres Ehemanns etwas mit den Todesfällen zu tun hat.
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Die besten Streaming-Anbieter
Trotz oder vielleicht auch wegen der anhaltenden Begeisterung für K-Dramen, werden die meisten bis heute auf den Streaming-Plattformen nicht synchronisiert. Stattdessen gibt es den originalen Ton mit Untertiteln. Serien wie „Squid Game“, die in vielen Ländern eingesprochen wurde, sind eher die Ausnahme.
Hierzulande hat vor allem Netflix ein bemerkenswertes Angebot koreanischer Serien. Häufig kommen die K-Dramen im Schwung auf die Plattform, bleiben dann aber auch in den allermeisten Fällen für eine lange Zeit verfügbar. Bei vielen Produktionen ist Netflix inzwischen dermaßen beteiligt, dass sie als Netflix Originals vermarktet werden. Dazu kommen einige tatsächliche Eigenproduktionen wie „Love Alarm“ oder das genannte „Squid Game“, das sogar die erfolgreichste Netflix-Serie aller Zeiten ist.
Interessierte werden auch bei YouTube einiges finden. Zwar findet man wenige der großen Titel dort, ab und zu gibt es aber durchaus sehenswerte Titel auf der Plattform. Für Fans lohnt es sich, dafür bestimmte Kanäle im Auge zu behalten. Der Account „K-Drama“ etwa veröffentlicht regelmäßig Empfehlungen, Trailer und auch komplette untertitelte Folgen.
Auch Netflix‘ Hauptkonkurrent Disney+ scheint langsam auf den Geschmack zu kommen. Neben eingekauften Produktionen aus Südkorea will der Streaming-Dienst ab 2022 selbst K-Dramen produzieren. So erschien etwa bereits 2021 eine Dokumentation über die K-Pop-Gruppe „Blackpink“ und im März 2022 das Drama „Snowpdrop“.
Hierzulande weniger bekannt, dafür aber absolut empfehlenswert, ist Viki. Die Streaming-Plattform gehört zu Rakuten und ist auf asiatische Produktionen spezialisiert. Dort finden sich viele kleine und große K-Dramen, aber auch Titel aus anderen Ländern wie etwa Japan. Inzwischen produziert außerdem auch Viki Originals.