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„Das ist das Schlimmste!“

Fans entsetzt über neuen James-Bond-Deal bei Amazon

Daniel Craig als James Bond in "Not Time to Die"
James Bond könnte bei Amazon in eine ganz neue Richtung gehen Foto: picture alliance / PictureLux/
Woon-Mo Sung
Redakteur

21. Februar 2025, 13:40 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Dass die Marke James Bond effektiv zu Amazon gehört, ist bereits seit einigen Jahren Fakt. Aber nun ist der Versandhändler einen großen Schritt weitergegangen, der die Zukunft der Filmreihe maßgeblich beeinflussen wird.

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Die Einsätze des britischen Geheimagenten im Dienst seiner Majestät dürften eine Vielzahl an Menschen kennen. Schließlich rettet James Bond bereits seit den 60er-Jahren immer wieder im Kino die Welt. Doch nun steht er mehr denn je vor einer ungewissen Zukunft. Ab sofort soll James Bond bei Amazon unter der vollständigen kreativen Kontrolle des Unternehmens stehen. Aber wie ist es dazu gekommen und was könnte das konkret bedeuten?

Amazon übernimmt kreative Kontrolle über James Bond

Eine Pressemitteilung des Unternehmens hat es jüngst für die Öffentlichkeit offiziell gemacht: Das Franchise um die Figur James Bond wird künftig ausschließlich von Amazon kreativ betreut. Das bedeutet, dass der Anbieter in den kommenden Jahren, und womöglich Jahrzehnten, selbst entscheiden kann, was er mit dem Agenten anstellen möchte.

Dem vorausgegangen war bereits die Übernahme des Traditionsstudios MGM durch Amazon vor einigen Jahren. Dadurch wechselten die weltweiten Vertriebsrechte ihre Besitzer, die Amazon seitdem hält. Was die gestalterische Einflussnahme anging, musste man sich aber bislang mit den langjährigen Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson koordinieren. Diese verfügten über ein umfangreiches Entscheidungsrecht, von Besetzungen bis hin zu Marketing-Konzepten.

Barbara Broccoli und Michael G. Wilson treten zurück

Broccoli ist die Tochter von Albert Broccoli, Wilson dessen Stiefsohn. Albert Broccoli kaufte in den 50er-Jahren zusammen mit seinem Geschäftspartner Harry Saltzman die Filmrechte an den James-Bond-Büchern von Ian Fleming. Somit gehört die Familie Broccoli zu den Begründern und Eigentümern der berühmten Filmreihe.

Im Zuge dessen begannen Barbara Broccoli und Michael G. Wilson bereits in den 70er-Jahren, ebenfalls bei Bond-Filmen mitzuarbeiten. 1995 übernahmen sie dann die Kontrolle über die Reihe. Mit der neuen Entscheidung geben sie diese nun an Amazon ab. Beide treten in den Hintergrund, sollen aber weiterhin Co-Eigentümer der Marke bleiben. Wilson will sich sogar gänzlich von der Filmindustrie verabschieden.

James-Bond-Entscheidung erschüttert Entertainmentwelt

Dieser Schritt überrascht eine ganze Industrie. Denn noch Ende 2024 enthüllte das „Wall Street Journal“, dass sich die Broccoli-Familie und Amazon über die inhaltliche Ausrichtung von Bonds Zukunft uneinig waren. Insbesondere Barbara Broccoli soll die Verantwortlichen bei Amazon als „Idioten“ bezeichnet und Vorschläge des Internetriesen zurückgewiesen haben.

Mit Bond wäre es unter diesen Vorzeichen in absehbarer Zeit nicht vorangegangen. Wie James-Bond-Experte Michael Hille auf Anfrage von TECHBOOK erklärt, musste Broccoli sich deshalb entscheiden: Entweder weiterhin verhindern, dass Amazon neue Projekte plant, oder gegen womöglich viel Geld die kreativen Zügel abgeben. Offenbar hat man sich für Letzteres entschieden.

So reagiert Bond-Star Daniel Craig

Superstar Daniel Craig, der insgesamt fünfmal James Bond verkörperte und dessen Ruhm größtenteils auf die Rolle zurückgeht, hat ein offizielles Statement beim US-Branchenmagazin „Variety“ abgegeben.

Darin sagt er:

„Mein Respekt, meine Bewunderung und meine Liebe für Barbara und Michael bleiben beständig und unvermindert. Ich wünsche Michael einen langen, erholsamen (und wohlverdienten) Ruhestand, und was auch immer Barbara als Nächstes unternimmt – ich weiß, es wird spektakulär, und ich hoffe, ein Teil davon sein zu können.“

Daniel Craig

Craig war zuletzt 2021 in „Keine Zeit zu sterben“ als James Bond zu sehen. Der Blockbuster markierte auch insgesamt seinen letzten Einsatz in der ikonischen Rolle, da er sich anschließend von ihr zurückzog.

Wie geht es mit James Bond bei Amazon weiter?

Wie „Variety“ in einem separaten Bericht schreibt, muss der neue Deal Amazons mit Broccoli und Wilson regulatorisch noch durchgewunken werden. Deswegen liegen alle Möglichkeiten für neue kreative Entscheidungen von Amazon vorerst auf Eis. Allerdings hat sich im Streit mit Broccoli bereits eine Richtung angedeutet.

Dass Amazon die James-Bond-Marke ausweiten möchte, liegt dabei auf der Hand. Bereits bekannt ist, dass eine Reality-Show zum Franchise kommen soll. Zudem soll man Interesse an TV-Serien und Ablegern bekundet haben. Sogar eine weibliche Bond soll bereits im Raum gestanden haben, während Broccoli darauf beharrt haben soll, dass es bei einem britischen Mann bleiben solle. Ohne den Einfluss von ihr und Wilson ist der Weg nun frei für andere Pläne. Aber werden diese auch etwas taugen?

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Fans reagieren entsetzt

Klar ist, dass Amazon jetzt die Chance sieht, die Marke Bond umsatzträchtig auszubauen – als Content. Und genau das stößt Fans sauer auf: „Aus meiner Sicht beginnt jetzt der Ausverkauf“, sagt Bond-Experte Hille. „Ich betrachte das komplett mit Bauchschmerzen und glaube, dass das der falsche Weg und zum Scheitern verurteilt ist.“ Bond-Filme haben immer vom großen Event-Charakter gelebt. Diesen aufs Streaming zu übertragen, sei kaum vorstellbar.

Dieses Sentiment teilen viele andere Fans im Netz. So schreibt etwa Filmexperte Griffin Schiller bei X: „Das ist das so ziemlich Schlimmste, was dem Franchise passieren kann […]. Es wird trocken gemolken. Dies ist wirklich das Ende.“ Andere glauben, dass die bisherige Qualität unter einer Vielzahl an Fortsetzungen leiden und dass „Amazon ein großes Franchise zerstören wird, wie Disney Star Wars zerstört hat.“ Schon lange monieren Fans, dass Star Wars unter Disney immer schlechter und inhaltlich verwässert würde.

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Auch der Filmemacher Joe Russo (nicht zu verwechseln mit der einen Regie-Hälfte von „Avengers: Endgame“) sieht die Entscheidung skeptisch. Seiner Ansicht nach wäre es traurig, dass das letzte familiengeführte Filmfranchise an „Leute in Anzügen“ ausgehändigt werde. Zusätzlich fordert er, dass man aus Bond ja kein filmisches Universum machen solle (ähnlich wie zum Beispiel Marvel oder Star Wars). Bond sei „eines unserer letzten großen Kino-Events. Verwässert es nicht mit einer Vielzahl an Streaming-Spin-offs.“

Woon-Mo Sung
Redakteur

James Bond wird unter Amazon verrotten

„Es ist ein altbekanntes marktwirtschaftliches Grundprinzip: Etwas steigt im Wert, wenn das Angebot gering, aber die Nachfrage hoch ist. So oder so ähnlich kann man sich den bisherigen Kino-Erfolg von James Bond vorstellen. Alle paar Jahre ein großer Blockbuster, mehr aber auch nicht. Auf Bond, so scheint es, konnte sich das breite Publikum immer einigen und die Einspielergebnisse, besonders der Craig-Ära, belegen das eindrucksvoll.

Unter der Ägide Amazons dürfte sich das aber schon bald ändern. Sicher, ganz gleich mit welchem neuen Hauptdarsteller und mit welcher Geschichte, der nächste Film wird ein Megahit. Das bedingen schon die lange Wartezeit und die ständigen Spekulationen über die Neubesetzung. Aber was kommt dann? Zwar wird Bond auch weiterhin im Kino stattfinden – niemand wird auf Milliarden US-Dollar Einnahmen verzichten –, aber wenn wirklich die vielen Ablegerprojekte kommen, werden Fans früher oder später vor allem eines sein: genervt.

Amazon darf nicht in die Falle tappen, aus der auch Disney oder sogar Netflix nicht herauskommen – nämlich die Plattformen mit Inhalten bekannter Marken regelrecht zu fluten. Die Ermüdungserscheinungen und Qualitätsverluste sind bei ‚The Witcher‘, Marvel oder Star Wars bereits deutlich zu sehen. Große und erfolgreiche Marken floppen an den Kinokassen (‚The Marvels‘), ernten negative Reaktionen (‚The Witcher: Blood Origin‘) oder Serien werden frühzeitig abgesetzt wie ‚The Acolyte‘.

Dabei ‚dreht sich bei Bond alles vor allem um Bond selbst‘, so Michael Hille. Wohl wahr. Wen sollte also zum Beispiel die Vorgeschichte zu Miss Moneypenny interessieren? Amazon wird trotzdem sehr viel Geld in die Hand nehmen. Vielleicht nicht so viel wie bei ‚Ringe der Macht‘. Allerdings ist die ‚Herr der Ringe‘-Serie wiederum ein Beispiel dafür, dass die Verantwortlichen gerne viele Ressourcen in etwas stecken, das allenfalls lauwarm angenommen wird.

Siehe auch der grottige ‚Red One‘ mit Dwayne Johnson. Der verschlang angeblich etwa 250 Millionen US-Dollar an Produktionskosten und floppte gewaltig – aber nur im Kino. Bei Prime Video schauten ihn dennoch zahlreiche Menschen. Dazu sagte auch Amazon MGM Kino-Chef Kevin Wilson, dass das Kino ja nur Marketing fürs Streaming sei. Dieses Schicksal könnte auch James Bond blühen. Und das wäre ein Unding.

Eine Fan-Nachfrage scheint jedenfalls aktuell nicht zu existieren, aber das Angebot wird trotzdem kommen. Und zwar geballt und über einen langen Zeitraum hinweg. Und was passiert, wenn das Angebot die Nachfrage bei Weitem übersteigt? Richtig: Es wird wertlos.“

Themen Amazon Filme News
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