18. Dezember 2023, 13:00 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten
„Good Omens“ gehört zu den beliebtesten Serien in Deutschland und Amazon selbst listet die Serie als Nummer 1 im Bereich Comedy. Nach dem völlig überraschenden Ende der zweiten Staffel hielt sich Amazon verdächtig lang bedeckt, ob und wann es eine Fortsetzung geben wird.
„Everyday it’s a getting closer …“ Wer die zweite Staffel von „Good Omens“ kennt, dürfte sofort einen Ohrwurm haben. Doch während man über einen großen Teil dieser Staffel rätselt, was genau da stetig näher kommt, kann man jetzt sagen: Es ist die dritte Staffel! Nachdem das Finale der zweiten Staffel fulminant und mit einem unerträglichen Cliffhanger endete, mussten Fans erstaunlich lang um die Bestätigung der Fortsetzung bangen. Nun hat Amazon aber bekannt gegeben, dass Crowley und Aziraphale einmal mehr das Schicksal der Welt in ihren Händen halten.
Übersicht
Darum geht es in „Good Omens“
Schon die erste Staffel der Mini-Serie entpuppte sich als großer Streaming-Erfolg. Ein Engel und ein Dämon wandeln seit dem Anbeginn auf der Erde und haben sich einigermaßen gemütlich eingerichtet. Doch mit der Ankunft des Antichristen, dem berüchtigten Sohn Satans, dem Widersacher, dem Zerstörer der Königreiche, Engel des Abgrundes, Fürst der Welt und Herr der Finsternis – oder kurz: Adam – soll das Ende eben dieser Welt eingeläutet werden. Ein herber Verlust für Engel Aziraphale, der sich als Sushi-Liebhaber, Buchhändler und harmonibedürftiger Hedonist nur schwer für den Krieg zwischen Himmel und Hölle begeistern kann.
Ähnlich geht es Dämon Anthony J. Crowley, der zwar mit Vorliebe eine Anti-alles-Haltung zur Schau trägt, aber mit seinen streng disziplinierten Zimmerpflanzen und seinem heiß geliebten Auto ebenfalls einiges zu verlieren hat. Das himmlisch-höllische Duo beschließt also, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um das drohende Armageddon zu verhindern.
Vorlage von Neil Gaiman und Terry Pratchett
Dieser Plot ist zwar relativ klassisch, aber nicht der alleinige Grund, weshalb „Good Omens“ zu den beliebtesten Serien in Deutschland zählt. Was die Serie so einmalig macht, ist der schrullige Humor von Neil Gaiman und der 2015 verstorbenen Fantasy-Legende Terry Pratchett – und natürlich die herausragende schauspielerische Leistung des Casts.
Die erste Staffel von „Good Omens“ beruht auf dem gleichnamigen Roman von Gaiman und Pratchett. Aus diesem Grund war nach dem Ende der ersten Staffel (2019) lange unklar, ob es eine Fortsetzung geben wird. Die Geschichte des Romans jedenfalls war in den sechs Folgen auserzählt. Doch Amazon wollte es sich anscheinend nicht nehmen lassen, an den Überraschungserfolg anzuknöpfen. In der zweiten Staffel griff Neil Gaiman auf Ideen zurück, die er gemeinsam mit Terry Pratchett als mögliche Buchfortsetzung entwickelt hatte. Nach eigener Aussage, seien noch ein paar Ideen für die dritte Staffel übrig.
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Fanservice als Gewinnstrategie
Wie auch schon in der ersten Staffel war auch bei der Fortsetzung Romancoautor Gaiman in die Produktion involviert. Das und die Leistung der beiden Hauptdarsteller Michael Sheen und David Tennant, denen die Rollen von Aziraphale und Crowley geradezu auf den Leib geschneidert sind, konnten eine gewisse Mindestqualität garantieren. Nachdem das Armageddon erfolgreich abgewendet und Himmel und Hölle in ihre Schranken verwiesen wurden, könnten die beiden ungleichen Freunde ihr Leben eigentlich in vollen Zügen genießen. Zumindest so lange, bis Aziraphales ehemaliger Bully-Boss vor der Tür steht. Ausgerechnet „Erzengel fucking Gabriel“ sucht nun Hilfe, denn er ist erstens nackt und hat zweitens kein Gedächtnis mehr.
Nach dem Start im Juli 2023 erzielte „Good Omens 2“ auf diversen Bewertungsplattformen himmlische Ergebnisse. Bei IMDb stehen beide Staffeln zusammengenommen bei 8,0 von 10 Sternen. Das Tomatometer von Rotten Tomatos bescheinigt „Good Omens 2“ 87 Prozent Top-Kritiken, der Audience-Score klettert sogar auf 96Prozent – und übertrifft damit die erste Staffel. Grund für diese außergewöhnlich hohe Beliebtheit dürfte der ausgiebige Fanservice sein. So sind beispielsweise die Machenschaften, die Gabriel und sein höllisches Pendant Beelzebub miteinander verbinden, ziemlich sicher vom Headcanon der Fans inspiriert. Egal, ob in seitenlangen Fanfictions auf Reddit oder Comics auf Instagram – dieses Paar hatte bereits vor Staffel 2 sein eignes Fandom.
Und auch in Sachen queere Sichtbarkeit kommt die zweite Staffel den Fans entgegen. Enthielt die erste Staffel schon einiges an queerem Understatement (man denke nur an den „Discrete Gentlemen’s Club“), positioniert sich die Fortsetzung noch eindeutiger: Durch eine unerwartete Verwicklung der Ereignisse machen es sich Aziraphale und Crowley zur Aufgabe, die Barista von gegenüber mit der Schallplattenhändlerin von nebenan zu verkuppeln. Und auch die altes-Ehepaar-Dynamik zwischen den beiden Protagonisten wird ausdrücklicher thematisiert, bis hin zum – Achtung, Spoiler! – finalen Kuss.
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Ausgerechnet ein Cliffhanger macht Hoffnung
Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Serie trotz ungeklärtem Ende abgesetzt wird. Doch der Cliffhanger, mit dem die zweite Staffel von „Good Omens“ endet, ist derart empörend, dass vielen Fans eine Fortsetzung als die einzig denkbare Option erscheint. Dass Amazon mit der Bestätigung der dritten Staffel so lang auf sich warten ließ, war einigermaßen ungewöhnlich. Ebenso ungewöhnlich ist aber auch das Ende der zweiten Staffel: Crowley gesteht Aziraphale endlich, nach immerhin 3000 Jahren Schmachten, seine Liebe – romantische Liebe, wohlgemerkt.
Aber statt mit ihm auf der Erde zu bleiben, entschließt sich Aziraphale, Metatron in den Himmel zu folgen, um dort die freigewordene Stelle als oberster Engel anzutreten. Einem fassungslosen Crowley erklärt er seine Überzeugung, im Himmel tatsächlich etwas Gutes bewirken zu können. Damit begeht Aziraphale einen ähnlichen Fehler wie schon in der ersten Staffel, als er all sein Vertrauen statt auf Crowley in die himmlische Verwaltung setzt.
Doch diesmal geht er noch einen Schritt weiter und bietet Crowley an, mit ihm zu kommen und erneut ein Engel zu werden – Ideale versus Individualität, das große Ganze statt persönlichem Glück. In einem hochemotionalen Abspann sieht man, wie die beiden, die bisher immer zusammengehalten haben, nun verbittert und verstört getrennter Wege gehen. Für die Nr. 1 Comedy-Serie auf Amazon ist das mehr als nur ein herber Abgang. Die logische (oder verzweifelte) Schlussfolgerung: das kann es doch nicht gewesen sein.
Drehbeginn in Schottland
Am 14. Dezember gab Amazon offiziell bekannt, dass es eine dritte Staffel geben werde. Hoffnungen hatte bereits ein Tweet von Neil Gaimann im Juli 2023 gemacht: „Es ist geplant und ausgearbeitet, und wenn es nicht gerade einen Autorenstreik gäbe, würde ich es jetzt schreiben. Möglichkeiten, Good Omens Staffel 3 zu ermöglichen, sind A) Staffel 2 zu sehen, B) Leute, die nichts von Good Omens wissen, dazu zu bringen, S1 zu sehen und C) die Studios zu ermutigen, mit der WGA zu verhandeln.“
Der Streik ist nun weitestgehend beigelegt, der Dreh von „Good Omens“ soll demnächst in Schottland beginnen. Zum Erscheinungszeitraum hielt sich Amazon dagegen bisher bedeckt. Aus dem ziemlich unregelmäßigen Produktionsrhythmus von „Good Omens“ lassen sich derweil keine Schlussfolgerungen ziehen, ab wann mit der Veröffentlichung oder wenigstens einem ersten Trailer zu rechnen ist. Ganz grob ließe sich wohl Ende 2024 bzw. wahrscheinlicher 2025 ins Auge fassen.
Aber auch eine andere Sache hatte Amazon jüngst bestätigt: Die dritte Staffel von „Good Omens“ wird gleichzeitig das Serienfinale sein. Für viele Fans dürfte das keine Überraschung sein, da sich Neil Gaiman bereits auf Tumblr sehr deutlich geäußert hatte: „Nein, eine S4 wird es nicht geben.“ Vielleicht möchte sich Gaiman vermehrt seinen anderen Projekten widmen. Er ist nicht nur weiterhin als extrem erfolgreicher Comicautor tätig, sondern auch in diverse Verfilmungen seiner Werke involviert – allen voran „Sandman“ auf Netflix und „Anansi Boys“ auf Amazon. Vielleicht ist aber auch die Geschichte von Aziraphale und Crowley nach der dritten Staffel endgültig und umfassend auserzählt, inklusive Happy End?
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Noch immer kein Show Runner bekannt
Wie schon vermutet, wird Neil Gaiman auch die letzte Staffel als Executive Producer begleiten. Diese Rolle teilt er sich mit Rob Wilkins, der Terry Pratchetts Nachlass vertritt, sowie Josh Cole, dem Leiter der Comedy-Abteilung der BBC Studio Productions.
Der bisherige Co-Showrunner und Co-Regisseur Douglas Mackinnon wird in Staffel 3 dagegen nicht mehr dabei sein. Diese Info ergab sich über Umwege aus einem Instagram-Post von Mackinnon, in dem er auf die prekären Bedingungen in der Film- und Serienproduktion aufmerksam macht. In dem Post ist er an einem Set zu sehen, dass Fans als das von „Good Omens“ erkannten. In die Diskussion in der Kommentarspalte schaltete sich Mackinnon mit der Bemerkung ein: „Ich habe mit dieser Serie nichts mehr zu tun.“ Auch Neil Gaiman, ebenfalls Co-Showrunner und dazu noch Executive Producer, bestätigte Mackinnons Ausstieg: „Douglas hat sich anderen Projekten zugewandt.”
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Neil Gaiman gibt Hinweise auf Plot in Staffel 3
Ausgehend vom Ende der zweiten Staffel kann man erwarten, dass Aziraphale seine neue Stelle als Gabriels Nachfolger antreten wird. Schon in der zweiten Staffel zeichnete sich ab, dass auch Erzengel Michael auf diese Machtposition schielt. Ob die Zurechtweisung von Metatron ausreicht, um Michael im Zaum zu halten, dürfte mehr als fraglich sein. Aziraphale mag zwar über viele verkannte Talente verfügen, doch Führungskompetenz, Durchsetzungsstärke und ein Gespür für Intrigen gehören sicher nicht dazu. Crowley auf der anderen Seite verlässt die zweite Staffel in einem Zustand der Verbitterung und des (Selbst-?)Hasses, der ihn einigermaßen unzurechnungsfähig macht. Wird er sich abwenden oder versuchen, Aziraphale zurückzugewinnen, oder ihm wenigstens zu Hilfe eilen, sollte das nötig sein?
Diese Frage beantwortete Neil Gaiman – zumindest im Ansatz: „In der ersten Staffel ging es darum, das Armageddon, gefährliche Prophezeiungen und das Ende der Welt abzuwenden. Die zweite Staffel war süß und sanft, auch wenn sie vielleicht weniger freudig endete, als ein gewisser Engel und Dämon gehofft hatten. In der dritten Staffel werden wir uns erneut mit dem Ende der Welt beschäftigen. Die Pläne für das Armageddon gehen schief. Nur wenn Crowley und Aziraphale zusammenarbeiten, können sie es wieder in Ordnung bringen. Und sie reden nicht miteinander.“
Während der alte Konflikt zwischen Himmel und Hölle und das Streben nach dem Armageddon bekannte Zutaten der Serien sind, dürfte in Staffel drei also auch die komplizierte Beziehung von Crowley und Aziraphale im Mittelpunkt stehen. Dass sowohl Dämon als auch Engel gleichermaßen stur sein können, dürfte den Konflikt noch verschärfen.
Denkbar ist außerdem, dass die Dämonin Shax eine größere Rolle als Antagonistin spielen könnte. Vor allem mit Crowley hat sie noch eine Rechnung offen. Zeitgleich ist mit Beelzebubs Rückzug ins Privatleben auch in der Hölle eine mächtige Position frei geworden. Und zuletzt stellt sich die Frage, welcher Agenda Metatron folgt und wie er reagiert, sollte Aziraphale aus seiner ihm zugedachten Rolle fallen. Es gibt also viele Ansatzpunkte, um die Geschichte weiterzuspinnen. Doch eins hat bereits die zweite Staffel bewiesen: In „Good Omens“ ist mit einigen Überraschungen zu rechnen