Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für digitalen Lifestyle und Entertainment
Für Film-Enthusiasten

Hollywoods goldene Ära und der düstere Film Noir – hier lassen sich die Klassiker streamen

Ingrid Bergman und Humphrey Bogart in „Casablanca“
Ingrid Bergman und Humphrey Bogart in „Casablanca“ Foto: picture alliance / Bildagentur-online | U.I.G.
Andreas Kötter
Freier Redakteur

28. Juli 2024, 17:12 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Was ein Klassiker ist, darüber bestimmt auch das eigene Alter. Ein 40-Something hat einen anderen Erfahrungsschatz als einer, der um die 60 Jahre alt ist. Während der 40-Something vielleicht David Finchers Psychothriller „Fight Club“ von 1999 als Klassiker abgespeichert hat, verbindet der 60-Jährige den Begriff „Klassiker“ wahrscheinlich eher mit der Zeit der großen Hollywood-Studios.

Artikel teilen

Damit gemeint ist die Ära der „Big Five“, der fünf größten Studios im Hollywood der Gründerzeit. Paramount Pictures, Metro-Goldwyn-Mayer, Warner Brother, 20th Century Fox und RKO beherrschten damals die Filmbranche und hatten das für sie lukrative sogenannte Studiosystem geschaffen. Dies besagte, dass sämtliche Rechte bezüglich der Filmproduktion, der Distribution und der Vermarktung beim jeweiligen Studio lagen. Entstanden sind in dieser Zeit unvergessliche Klassiker, die man heute noch streamen kann.

Schauspieler, Autoren und Kameraleute wurden damals nicht, wie es heute der Fall ist, nur für den zu drehenden Film angeworben, sondern waren über mehrere Produktionen, manchmal gar über Jahre, vertraglich an ein Studio gebunden. Erst Wettbewerbsverzerrung respektive mangelnde Chancengleichheit an Prozesse setzten dem Studiosystem schließlich Ende der 1950er-Jahre ein Ende.

Film-Klassiker streamen: Wer genau hinschaut, findet „echte“ Außenseiter

So sehr die Jahre des Studiosystems geprägt waren von einem geradezu alles verschlingenden Turbokapitalismus, so überwältigend war der künstlerische Output und so zahlreich waren die Filme, die bis heute Legenden- oder Klassiker-Status besitzen. Einer der weltweit wohl bekanntesten Klassiker, „Casablanca“, das Kriegsversehrten-Drama „Die besten Jahre unseres Lebens“ (engl. Originaltitel: „The Best Years Of Our Lives“), die Tennessee Williams-Verfilmung „Endstation Sehnsucht“ („A Streetcar Named Desire“) oder der vor Erotik nur so sprühende Western „Duell in der Sonne“ („Duel In The Sun“) – sie und viele mehr sind bis heute Meilensteine der Kino-Historie.

Kommen wir aber zurück zu unseren beiden Filmfans, dem 40-Something und dem 60-Jährigen. Während ersterer bei „Fight Club“, „Speed“, „Pulp Fiction“ oder „Pretty Woman“ gar zwischen verschiedenen Streaming-Anbietern wählen kann, hat der ältere eher schlechte Karten. So scheint es jedenfalls auf den ersten Blick. Denn weder ist der Klassiker „Die besten Jahre unseres Lebens“ – mit sieben Oscars ausgezeichnet und vom American Film Institute auf Platz 37 der „Die besten Filme aller Zeiten“-Liste geführt – bei einem Anbieter zum Streamen zu finden. Noch werden aktuell bei Amazon Prime Video, Netflix und Co. Titel wie „Endstation Sehnsucht“ oder „Duell in der Sonne“ gelistet.

Tatsächlich aber sieht es bei genauerem Hinschauen für Cineasten und Liebhaber der Studio-Ära mit ihren großen Genres wie dem Film Noir, dem Monumentalfilm oder dem Western gar nicht so schlecht aus.

Film Noir bei Amazon Video streamen

Nehmen wir den Film Noir: Amazon Prime Video etwa ist da durchaus sehr ordentlich aufgestellt. So finden sich hier Klassiker wie Fritz Langs Cop-Drama „Heißes Eisen“ („The Big Heat“) oder John Huston „Gangster in Key Largo“ („Key Largo“) zum Streamen. Das gilt auch für damals eher preiswert produzierte, nun aber längst von den Kritikern verehrte B-Movies wie Phil Karlsons „Der vierte Mann“ („Kansas City Confidential“) oder „Geheimring 99“ („The Big Combo“) von Joseph H. Lewis. Und sogar echte „Außenseiter“, wie Nicholas Rays Porträt eines durch die Härte seines Jobs zum Zyniker gewordenen Polizisten, „On Dangerous Ground“ (nur im Originalton), oder Joseph Loseys „Dem Satan singt man keine Lieder“ („The Prowler“) sind verfügbar.

Um die Klassiker streamen zu können, benötigen Nutzer ein Amazon-Prime-Abo, für das monatlich 8,99 Euro anfallen. Wer ein Jahresabo mit jährlichem Bankeinzug bucht, zahlt 89,90 Euro, was eine Ersparnis von immerhin 17,98 Euro bedeutet. Weitere 2,99 Euro pro Monat werden fällig, wenn man werbefreien Filmgenuss sucht.

Die Filme per se können entweder ausgeliehen oder gekauft werden; die Leihgebühr liegt meist bei 3,99 Euro, der Kaufpreis bei 8,99 Euro. Das bedeutet, dass der Film-Noir-Fan, der monatlich vielleicht vier Werke der Schwarzen Serie sehen möchte, bereits rund 35 Euro ausgeben muss, wohlgemerkt bei einer Leihe. Wer die Filme gar besitzen möchte, muss rund 60 Euro zahlen. Hier wäre es wohl eine Überlegung wert, ob man nicht lieber gleich in DVDs investiert, die zusätzlich zum Film oftmals auch Bonusmaterial und ein Info-Booklet beinhalten.

Lesen Sie auch: Mit diesen geheimen Netflix-Codes finden Sie versteckte Filme

Amazon Prime Video hat die Nase vorn

Naheliegende Klassiker, wie „Heißes Eisen“, finden sich auch bei einigen anderen Streaming-Anbietern, etwa bei Apple TV.  Ein Abo ist nicht notwendig (für Apple TV+ fallen monatlich 9,99 Euro), der Film selbst kann für 3,99 Euro ausgeliehen und für 9,99 Euro erworben werden. „Die Schwarze Natter“ („Dark Passage“) etwa, einer der etwas weniger bekannten Humphrey Bogart-Film-Noir-Streifen, ist zudem bei Google Play, Maxdome und Freenet verfügbar. Bei Google Play zahlt man 3,99 Euro für die Leihe und gar 11,99 Euro für den Kauf, während Freenet und Maxdome jeweils 3,99 und 9,99 Euro berechnen.

„Die Spur des Falken“ (The Maltese Falcon“), neben „Casablanca“ wohl der bekannteste Bogart-Film, findet sich sogar bei noch mehr Anbietern nahezu überall. Prime Video (3,99/9,99 Euro), Apple TV (3,99/9,99 Euro), Freenet Video (3,99/9,99 Euro), Rakuten TV (3,99/9,99 Euro), Magenta TV (3,99/9,99 Euro) und Maxdome (3,99/9,99 Euro) – sie alle machen sich auf die Jagd nach dem ikonischen Objekt der Begierde.

Arg enttäuschend, weil trotz der großen Vergangenheit bisher arg ärmlich bestückt, kommt Paramount+ daher. Für den Film Noir-Liebhaber lohnen sich die 7,99 Euro auf jeden Fall (noch) nicht. Und gar völlig außen vor in Sachen klassischer Film Noir sind Netflix und Disney+, deren Angebot sich der Studio-Ära geradezu verweigert.

Alles in allem ist daher Prime Video das mit Abstand vielversprechendste kostenpflichtige Angebot, um die Klassiker zu streamen. Aber es gibt auch ein paar Geheimtipps, die sogar manchen Wunsch, von dem man gar nichts ahnte, erfüllen können.

Lesen Sie auch: Die erfolgreichsten Animationsfilme aller Zeiten

Französische Klassiker streamen

So setzt LaCinetek, man ahnt es schon, (nicht nur) auf das französische Gegenstück zum Film Noir. Meisterwerke wie Louis Malles „Fahrstuhl zum Schafott“, Jean Pierre Melvilles „Drei Uhr nachts“ oder Jacques Beckers „Wenn es Nacht wird in Paris“ warten hier ebenso wie das Eifersuchtsdrama „Unter falschem Verdacht“ von Henri-Georges Clouzot.

Während „Drei Uhr nachts“ und die anderen beiden Klassiker auch bei einigen weiteren Anbietern zu finden sind, ist „Unter falschem Verdacht“ ein Solitär. Um in diesen Genuss zu kommen, benötigt man einen Account, ein kostenpflichtiges Abo aber gibt es nicht. Leihen kostet im Durchschnitt 3,99 Euro, kaufen 7,99 Euro. Aber Vorsicht: einige Filme sind nicht synchronisiert, sondern nur im französischen Original (aber mit deutschen Untertiteln) verfügbar. Ein feines, zusätzliches Schmankerl für Freunde von Best-of-Listen: LaCinetek hat berühmte Regisseure wie Chantal Akerman, Dario Argento oder Abel Ferrara gebeten, Listen der jeweils 50 Lieblingsfilme aufzustellen.

Mehr zum Thema

YouTube bietet das größte Reservoir an Film Noir – und das kostenlos!

Ungetrübte, weil kostenlose Klassiker-Freude bescheren bisweilen auch Mediatheken, wie die von ARD, ZDF und ARTE – sofern man bereit ist, auf die Suche nach einem ganz bestimmten Film zu verzichten und stattdessen eine überraschende Entdeckung zu machen. Angelehnt an das Werk eines Regisseurs oder eines Schauspielers stellt man hier Retrospektiven zusammen, die, wenn auch selten, ebenfalls (unerwartete) Juwelen bieten können.

Die größte Bandbreite an Film-Noir-Klassikern, französischen Gangsterfilmen und hartgesottenem britischen Crime der 40er-, 50er- und 60er-Jahre aber hält YouTube zum Streamen bereit, und das kostenlos. So finden sich hier zum Beispiel sehr viele Titel aus dem gefühlt unerschöpflichen Reservoir der Film-Noir-B-Movies, für die manch einer gar einen eigenen Chanel, wie „Cinema Noir“, bereithält.

Das Angebot umfasst kleine Meisterwerke, von denen man bestenfalls in irgendeiner englischsprachigen Enzyklopädie zum Film Noir etwas gelesen hat. Genre-Kunst, wie Gordon Douglas‘ bitteren Cop vs. Gangster-Streifen „Zwischen Mitternacht und Morgen“ („Between Midnight and Dawn“), „Johnny Apollo“, mit dem wunderbaren, aber viel zu frühverstorbenen Tyrone Power, oder der nicht nur für seine Zeit betont harte und immer aktuelle Beitrag zum Thema „fehlgeleiteter Volkszorn“, wie „Aufruhr in Santa Sierra“ („The Sound of Fury“). Voraussetzung ist allerdings ein buchstäblich gutes Verständnis der englischen Sprache, da viele dieser Filme nur im englischen Original und ohne Untertitel verfügbar sind.

Themen Fernsehen Filme
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.