5. Juli 2023, 15:37 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Für viele Jahre war Sky die eindeutige Nummer 1, wenn es um Vereinsfußball im Fernsehen ging. Man konnte dort nahezu jedes Bundesligaspiel, den DFB-Pokal und die Champions League schauen – also die wichtigsten Wettbewerbe für einen deutschen Fußballfan. Doch dann mischte sich plötzlich DAZN in den Kampf um die Übertragungsrechte ein. Das machte vor allem auch für Fans alles komplizierter und teurer – unser Redakteur hat dazu eine klare Meinung.
In den Anfangsjahren von DAZN war der Streamingdienst noch relativ unnötig für Fußballfans. Sie übertrugen zwar Bundesliga-Highlights und zeigten viele internationale Ligen wie die englische Premier League, die spanische LaLiga und die italienische Serie A. Trotzdem war der Anbieter für mich nicht sonderlich relevant, da die Wettbewerbe auf Sky einfach deutlich interessanter, prestigeträchtigster und wichtiger waren. DAZN zeichnete sich damals tatsächlich generell nicht durch Fußball, eher durch andere Sportarten wie etwa Baseball aus. All das kostete seinen fairen Preis und wurde von den meisten Sportfans nicht als Abzocke empfunden. Doch mit der Zeit griff DAZN immer deutlicher in den Kampf um die Bundesliga-Übertragungsrechte ein – und wurde damit zu einem immer größeren Problem für Fußballfans wie mich.
Welcher Dienst überträgt welches Fußballspiel?
Tatsächlich ist es bei keiner anderen Sportart so kompliziert, allumfassend Spiele zu verfolgen, wie beim Fußball. Fans der deutschen Bundesliga haben es dabei inzwischen besonders schwer. Das Wichtigste im Überblick:
- Sky: Bundesliga 15:30 Samstags-Einzelspiele; Bundesliga 15:30 Samstags-Konferenz; Bundesliga 18:30 Samstags-Topspiel; jedes Spiel der 2. Bundesliga; jedes Spiel des DFB-Pokals; jedes Premier-League Spiel; Preis für das Sport- und Bundesligapaket: 30 Euro
- DAZN: Bundesliga 20:30 Freitagsspiel; Bundesliga Sonntagsspiele; alle Champions-League-Spiele (außer Topspiel am Dienstag); Serie A; Ligue 1; LaLiga; Preis für DAZN Unlimited: 29,99 Euro (als Monatsabo 44,99 Euro)
- Amazon: Champions League Topspiel Dienstag; Preis für Prime Video 5,75 Euro
Wer also umfassend Bundesliga schauen möchte, zahlt 60 Euro im Monat – ein stolzer Preis. Für andere Ligen kommen weitere Kosten hinzu.
Der schmutzige Deal mit den Bundesliga-Anstoßzeiten
Um mehr Geld mit der Bundesliga zu generieren, erhöht die Deutsche Fußballliga (DFL) die Zahl der verschiedenen Anstoßzeiten nach Belieben. Dadurch gibt es nämlich mehr Übertragungspakete zu verkaufen. Für die Fans ist aber genau das ein echtes Problem. Zudem müssen Auswärtsfans ohnehin oft am Sonntagabend quer durch die Bundesrepublik nach Hause reisen, um dann am nächsten Tag schon früh morgens den Alltag wieder aufzunehmen.
Nur durch diese vielen Pakete kam auch DAZN überhaupt erst in die Bundesliga. Für mich der Anfang vom Ende! Zwar wurden die Freitagsspiele schon länger an anderer Stelle übertragen, damit hatte ich mich bereits abgefunden. Doch seit der Saison 2021/22 überträgt DAZN alle Freitags- sowie alle Sonntagsspiele. Das bedeutet, dass man ein Drittel der Bundesliga-Spiele nur noch exklusiv auf DAZN sehen kann. Aufgrund der umfangreicheren Rechte hob DAZN zudem die Preise an – man bekam ja auch tatsächlich mehr für sein Geld. Das war aber schon der erste Nackenschlag für mich, da ich wie andere Fans auch seitdem zwei Abos benötige, um meine geliebte Bundesliga zu schauen.
Anfangs bekam man bei DAZN als Neukunde immerhin noch kleine Anreize wie einen Probemonat, um das Ganze versuchsweise anzutesten. Mittlerweile gönnt DAZN seinen Zuschauern im Übrigen nicht einmal mehr das.
DAZN sichert sich mehr als die Bundesliga
Doch bei den Bundesliga-Spielen war noch nicht Schluss. DAZN sicherte sich kurz darauf die Übertragungsrechte für die Champions League, den größten und international wichtigsten Wettbewerb im Vereinsfußball, der sonst immer bei Sky zu sehen war. Nun überträgt DAZN auch die Champions League bei sich – die Mittwochspiele sogar exklusiv. Um die Topspiele am Dienstag zu sehen, braucht man, trotz meiner Meinung nach vollkommen überteuertem DAZN-Abo, zusätzlich auch noch Amazon Prime.
Das Traurigste daran ist für mich aber, dass es deshalb nicht mal mehr eine Konferenz gibt wie in früheren Jahren. Denn man ist ja gezwungen, die Champions League auf zwei verschiedenen Streaming-Plattformen zu schauen, was bedeutet, dass man zu Hause auch mit zwei Bildschirmen sitzen muss, um Fußball zu sehen. Was ein Schwachsinn!
Hoher Preis, geringe Qualität …
Ein Preis kann gerechtfertigt hoch sein, dann müssen aber auch Inhalt und Qualität stimmen. Bei DAZN ist das für mich leider nicht der Fall. Die Signallaufzeit ist teilweise so langsam, dass man Tore zuerst im Live-Ticker auf dem Handy sieht und erst danach im Spielverlauf bei DAZN. Des Weiteren sind technische Probleme bei dem Streaming-Dienst nichts Neues. Insbesondere bei Topspielen und dementsprechend großer Nachfrage kommt es immer wieder vor, dass sich Probleme einschleichen.
Das alles ist aber meiner Meinung nach nicht mal das Hauptproblem an DAZN. Denn das ist, wie bereits angerissen, definitiv der Preis. Früher bezahlte man 24,99 Euro für das DAZN-Standard-Abo. Man könnte meinen, dass man damit immerhin jeglichen DAZN-Content streamen kann. Falsch gedacht! In dem Standardpaket waren ganze Sportarten wie beispielsweise Darts oder Handball nicht enthalten. Die Kirsche auf dieser Torte war, dass man auf maximal einem weiteren Gerät parallel DAZN streamen und dabei maximal drei Geräte registrieren konnte. Purer Wahnsinn für den Preis! Im Standard-Abo konnte man nicht mal die Bundesliga-Konferenz oder das Bundesliga-Topspiel schauen. Immerhin waren aber Champions-League-Partien und die Bundesliga-Sonntagsspiele enthalten.
Preiserhöhung bei DAZN
Doch selbst dieses Abo ist mittlerweile Geschichte. DAZN hat zum 4. Juli 2023 seine Preise – nicht zum ersten Mal; die vorangegangene Änderung erfolgte erst Anfang des Jahres – angehoben. Damit einher geht auch eine generelle Änderung des bisherigen Abo-Modells. Das Standard-Abo fällt in der beschriebenen Form weg. Stattdessen gibt es nun drei neue Tarife: DAZN Unlimited, DAZN Super Sports und DAZN World.
Die Änderung trifft mal wieder vor allem Fußballfans. Wer nun nämlich Bundesliga und Champions League schauen möchte, muss das teuerste Unlimited-Modell für 29,99 beziehungsweise 44,99 Euro pro Monat buchen, je nachdem, ob man das Monats- oder Jahresmodell wählt. Immerhin kann man damit jeglichen DAZN-Content anschauen, also etwa auch American Football oder die UFC. Ich persönlich hätte mir aber trotzdem lieber die 5 Euro gespart und dafür auf andere Sportarten verzichtet. Der einzige große Vorteil des neuen Pakets für mich ist, dass man damit auf zwei Geräten gleichzeitig streamen und insgesamt bis zu sechs Geräte registrieren kann.
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DAZN ist nicht alleiniger Übeltäter
Für mich ist die Wurzel des Ganzen aber nicht DAZN. Es ist ein generelles Problem, dass man Live-Fußball kaum noch im Free-TV zu sehen bekommt. Highlight-Sendungen wie die Sportschau oder das aktuelle Sportstudio können leider mit Liveübertragungen im Pay-TV nicht mithalten. Es fehlen einfach die Emotionen und die Spannung, da man meistens Ergebnisse oder besondere Vorkommnisse wie Elfmeter oder Rote Karten schon vorher weiß.
Die einzigen Spiele, die immer im Free-TV gezeigt werden, sind die der Nationalmannschaft. Doch in der aktuellen Form unseres Nationalteams mag auch da nicht so recht Begeisterung aufkommen. Umso wichtiger ist es, dass mehr Spiele unserer nationalen Bundesliga als nur die Saisoneröffnung und das DFB-Pokalfinale im Free-TV laufen. Aber das scheint aktuell so wahrscheinlich, wie dass der HSV Meister wird …