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Meinung

Blockbuster immer früher bei Streaming-Diensten – „Ich brauche das Kino nicht mehr“

Kino Streaming Frau lächelnd mit Snack auf Sofa schaut Film
Wer braucht noch das Kino, wenn er diverse Streaming-Dienste hat? Foto: Getty Images
Marlene Polywka Techbook
Redakteurin

4. August 2022, 13:55 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Kinofilme landen auch nach Corona in einem immer kürzeren Zeitfenster bei Streaming-Anbietern. Unsere Autorin hat sich inzwischen daran gewöhnt, Blockbuster auf dem Sofa zu streamen.

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Ob nun „Doctor Strange 2“, „Lightyear“ oder der neue „Jurassic World“-Film – all diese Filme sind schon wenige Wochen nach ihrem Kinostart bei Disney+ und Co. zu sehen. Was gibt es dann überhaupt noch für Gründe, ins Kino zu gehen, wenn Streaming-Anbieter doch inzwischen das bessere Gesamtpaket bieten? Keine, findet zumindest TECHBOOK-Autorin Marlene Polywka.

Corona veränderte das Verhältnis von Kino und Streaming

Die Corona-Pandemie hat viele Branchen hart getroffen, auch die Filmindustrie. Nicht nur, dass zahlreiche Produktionen verschoben wurden oder sich in die Länge zogen. Viele Starts scheiterten während besonders heftiger Wellen schlicht und ergreifend an den geschlossenen Kinos. Das führte dazu, dass große Blockbuster wie etwa die Realverfilmung von „Mulan“ überhaupt nicht mehr im Kino zu sehen waren. Stattdessen starteten sie direkt auf Streaming-Plattformen.

Anfangs lief dieses Modell noch etwas holprig, teilweise verlangten die Dienste ordentliche Aufpreise für einen einzigen Titel. Inzwischen scheinen sie aber auch die langfristigen Chancen dieser Handhabung zu sehen. Und auch für die Macher der Filme ergab sich so, anfangs wohl in den meisten Fällen erzwungenermaßen, eine neue Perspektive. Ohne die Streaming-Dienste hätte die Pandemie der Branche in jedem Fall noch weit mehr geschadet.

Diese durch Corona herbeigeführte Win-Win-Situation setzt sich nun fort, obwohl die Kinos wieder geöffnet haben. Und meinetwegen kann das auch so bleiben.

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Streaming ist vielfältig und flexibel…

Gleich vorweg: Ich habe nichts gegen Kinos, im Gegenteil. An und für sich gehe ich gerne ins Kino, früher auch sehr regelmäßig. In dem Stadtteil, in dem ich aufgewachsen bin, gab es ein sehr nettes kleines Kino, in dem es fantastisches Popcorn und diese großen Gummi-Schlümpfe gab. In den größten Saal passten wahrscheinlich maximal 100 Leute, der kleinste hatte gerade einmal zwei Reihen mit acht Sitzen. An viele Kino-Besuche habe ich noch sehr klare und schöne Erinnerungen. Mein letzter Gang ins Kino ist inzwischen allerdings schon mindestens drei Jahre her.

Das hat natürlich auch – aber definitiv nicht nur – etwas mit Corona zu tun. Schon vor der Pandemie bin ich, und das wohlgemerkt als echter Filmjunkie, nur noch sehr selten ins Kino gegangen. Das liegt zum einen am Kino selbst, zum anderen natürlich an der vielfältigen Auswahl auf den Streaming-Plattformen. Schon längst assoziiere ich einen gemütlichen Netflix-Abend nicht mehr nur mit dem Ansehen mittelmäßiger Serien. Vielmehr ist die dort gebotene Unterhaltung durch gute Serien, Filme und Dokus wirklich vielfältig geworden. Irgendwann wurde mir klar, dass ich das Kino dadurch gar nicht vermisse. Diese Erkenntnis macht mich traurig und hätte man mir das noch vor zwei Jahren gesagt, hätte ich es nicht für möglich gehalten.

Streaming steht für mich für Vielfältigkeit und Individualität. Das große Angebot kann erdrückend aber auch sehr inspirierend sein. Ich kann jederzeit entscheiden, einen Film abzubrechen, wenn er mir nicht gefällt. Es ist immer möglich, für einen Toilettengang oder einen kulinarischen Nachschlag zu pausieren. Ich kann mich auf meinem Sofa lümmeln und laut mit meinen Mitstreamenden Theorien über den weiteren Handlungsverlauf aufstellen.

… das Kino ist teuer und starr

Kino hingegen ist für mich inzwischen vor allem eines, nämlich teuer. Dafür gibt es nicht einmal mehr richtige Eintrittskarten, sondern Papierschnipsel, die im schlimmsten Fall wie ein Kassenzettel aussehen. Eine kurze Kostenaufstellung: Wenn ich gemeinsam mit fünf anderen Leuten einen Film gucke, zahle ich dafür entweder den Preis des Streaming-Dienstes, im Schnitt zehn Euro. Der Preis gilt einmalig für alle Mitschauenden. Dazu gibts ein gemeinsam gekochtes Gericht und Snacks, pro Kopf sind das nochmal fünf Euro. Im Kino hingegen gehen ebenfalls neun bis zehn Euro für den Eintritt drauf – dieser Preis gilt dabei allerdings pro Karte. Über die Preise von Popcorn und Co. in den Lichtspielhäusern möchte ich mich an dieser Stelle nicht aufregen, das haben bereits viele getan. Für EINEN Snack und EIN Getränk sind gut und gerne pro Person nochmal acht oder neun Euro fällig. In dieser Rechnung schneiden Streaming-Anbieter und mein gemütliches Sofa definitiv besser ab. Ganz abgesehen davon, dass ich für zehn Euro beim Streaming-Dienst im Monat so viele Filme schauen kann, wie ich möchte (oder eben Zeit habe).

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Auch wenn ich nicht den neuesten riesigen Flachbildschirm mit toller Soundanlage und erst recht nicht das gemütlichste Sofa habe, so ist das Film- und Serienerlebnis auf meiner eigenen Couch doch wirklich überaus zufriedenstellend. Außerdem haben viele inzwischen genau das: Einen großen Fernseher mit einer gemütlichen Couch. Was gibt es Schöneres, als einen guten Film in meinen eigenen vier Wänden und mit Leuten zu genießen, die keine Fremden sind. Ich liebe es, eine gute Gastgeberin zu sein und Leute zu mir einzuladen, mit denen ich dann Filme schaue. Und niemand macht in der Reihe hinter mir genervt „Psssssst“, wenn ich mich über offensichtliche Plotholes, schlecht geschriebene Dialoge oder plump platzierte Hinweise aufrege.

Fakt ist doch, dass man Filme heutzutage doch zwar nicht ganz so groß, aber doch sehr allumfassend auch zu Hause inszenieren kann. Warum sollte ich also dafür ins Kino gehen und 20 Euro aufwärts für einen Abend ausgeben, von dem ich mit wundem Mund und verspanntem Nacken nach Hause komme. Manchmal vermisse ich das kleine Kino um die Ecke von früher. Aber diese Erfahrung im Kino hatte ich, auch unabhängig von Streaming-Diensten, schon lange nicht mehr. Dann doch lieber neue Traditionen pflegen und auch den nächsten Blockbuster in großer Runde zu Hause inszenieren.

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