7. Januar 2025, 15:24 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Streaming-Dienste wie Netflix sind längst ein fester Bestandteil in vielen Haushalten. Die Streaming-Anbieter setzen Millionenbeträge um. Hohe Umsätze gibt es allerdings auch auf der Schattenseite, denn Kriminelle missbrauchen die Streaming-Technologie, um Konsumenten kostenlos bzw. für wenig Geld Filme, Serien oder Live-Sport anzubieten.
Für Behörden sind Ermittlungen gegen Streaming-Piraterie umständlich. Rechteinhaber, wie zum Beispiel der Weltfußballverband FIFA oder die Motion Picture Association of America (MPAA), in der die großen US-Filmstudios organisiert sind, müssen mit ausländischen Behörden kooperieren und unterschiedliche Gesetzeslagen berücksichtigen, um Webseiten mit illegalen Streams abzuschalten und deren Betreiber ausfindig zu machen. Das ist speziell in solchen Ländern schwierig, in denen die Ermittlungsbehörden schlecht aufgestellt sind oder die wenig Interesse an einer Strafverfolgung haben.
Fmovies und LiveHD7 abgeschaltet
Dennoch ist es im vergangenen Jahr gleich mehrfach gelungen, große Anbieter illegaler Streaming-Webseiten dingfest zu machen. Ende November 2024 nahmen Europol und Eurojust, die EU-Behörde zur Zusammenarbeit in der Strafverfolgung, einen Händlerring hoch, der weltweit 22 Millionen Nutzern illegalen Zugang zu Filmen, Serien und über 2.500 TV-Sendern bot.
Bei Durchsuchungen in Italien, den Niederlanden, Schweden, der Schweiz, Rumänien, Großbritannien und China stellten die Ermittler von Europol und Eurojust zudem 1,6 Millionen Euro in Kryptowährung sicher. Mit mehr als 500 Webseiten setzten die Streaming-Piraten über Abonnements und Werbung monatlich über 250 Millionen Euro um. Die Behörden schätzen den Schaden für die Rechteinhaber auf 10 Milliarden Euro.
In Kooperation mit der örtlichen Polizei schaltete die Anti-Piraterie-Organisation Alliance for Creativity and Entertainment (ACE) Ende August 2029 das illegale Streaming-Portal Fmovies ab. Von Januar 2023 bis Juni 2024 zählten Fmovies sowie die dazugehörigen Webseiten 6,7 Milliarden Zugriffe. Zwei Monate später teilte die ACE mit, dass sie auch LiveHD7, einen großen Anbieter illegaler Fußball-Streams, abgeschaltet hat. Das Piraterie-Netzwerk kam auf monatlich 21,4 Millionen Zugriffe – hauptsächlich aus Ägypten, Saudi-Arabien, Frankreich, den USA, aber auch Deutschland.
Fernsehen dominiert illegales Streaming
Dass insbesondere der illegale Zugang zu Live-Sport gefragt ist, zeigt die aktuelle Studie des Amts der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO). Laut diesem haben 12 Prozent der EU-Bürger bereits auf Sportübertragungen aus illegalen Quellen zugegriffen. Unter den 15- bis 24-Jährigen sind es sogar 27 Prozent. Trauriger Spitzenreiter ist Bulgarien. Hier hat sich mehr als jeder Fünfte (21 Prozent) schon aus illegalen Onlinequellen bedient, unter den 15- bis 24-Jährigen ist es fast jeder Zweite (47 Prozent).
Aber die Aktivitäten der Ermittlungsbehörden zeigen Wirkung: 2017 verzeichnete die Studie pro Internetnutzer 11,5 Zugriffe im Monat auf illegal verbreitete Inhalte. Vier Jahre später waren es nur noch 5 Zugriffe, Ende 2022 allerdings schon wieder 7.
Die Hauptursache für den erneuten Anstieg liegt in der Fernsehpiraterie. Die Serien oder Shows von TV-Sendern stehen für fast die Hälfte aller illegal verbreiteten Inhalte (48 Prozent). Film- und Musikpiraterie sind zum Beispiel laut EUIPO rückläufig. In mehr als 95 Prozent der Fälle erfolgt der Zugriff auf illegal verbreitete Fernsehinhalte über das Streaming.
Nutzung illegaler Streams für Live-Sport wächst
Dabei spielt auch das steigende Interesse an illegalen Streams für Live-Sport-Übertragungen eine Rolle. Von Anfang 2021 bis Ende 2023 steigerte sich der Wert auf 0,56 Zugriffe pro Internetnutzer und Monat – ein Plus von 40 Prozent.
Spitzenreiter hierbei ist Zypern mit etwa 1,45 Zugriffen pro Nutzer und Monat. Das Land geriet bereits durch den xHamster-Fall in die Schlagzeilen. Die Landesanstalt für Medien aus Nordrhein-Westfalen versucht, gegen den Porno-Anbieter, der auf Zypern sitzt, die Vorschriften des deutschen Jugendmedienschutzes durchzusetzen – eine mühselige Arbeit für die Medienwächter.
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Deutschland unter dem EU-Durchschnitt
Deutschland nimmt in den Rankings der EUIPO-Studie zumeist hintere Plätze ein. Sowohl bei der TV- und Filmpiraterie als auch beim Zugriff auf illegale Streams für Live-Sport liegen deutsche Internetnutzer unter dem EU-Durchschnitt. Das dürfte unter anderem daran liegen, dass der Ausbau von Glasfasernetzen hierzulande vergleichsweise spät begonnen hat. In anderen Ländern verfügen mehr Internetnutzer über sehr schnelle und stabile Breitbandzugänge.
Aber: Auch in Deutschland nimmt die Nutzung illegaler Streams zu, um Live-Sport zu sehen. Von 0,3 Zugriffen pro Internetnutzer und Monat im Jahr 2021 ging es hoch auf 0,42 Zugriffe bis Ende 2023. Der Kampf der Rechteinhaber gegen die illegale Verbreitung ihrer Inhalte geht auch 2025 weiter. So sind seit Kurzem die Webseiten Methstreams und Crackstreams nicht mehr erreichbar, die insbesondere in den USA beliebt waren. Für die dortigen Nutzer kommt die Abschaltung zur Unzeit. Die National Football League (NFL) geht mit den Playoffs in die entscheidende Saisonphase.