6. September 2021, 14:40 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Immer noch schauen sich viele Nutzer neue Filme und Serien illegal im Internet an. Raubkopien haben Hochkonjunktur und setzen Anbietern wie Netflix, Amazon Prime Video und Co. immer mehr zu. Sie wollen sich nun gegen das illegale Streamen wehren.
Wie die Tagesschau herausgefunden hat, tauchen die illegalen Kopien großer Kinofilme und bekannter Serien immer früher im Internet auf. Manche sind sogar schon wenige Stunden nach deren (Kino-)Veröffentlichung verfügbar. Auch die Qualität des Streams hat sich deutlich verbessert – unscharfe und verpixelte Raubkopien gehören der Vergangenheit an. Und so verwundert es auch nicht, dass sich immer mehr Nutzer die Filme illegal aus dem Internet ziehen, statt für Streaming-Anbieter wie Netflix, Disney+ und Co. zu zahlen.
Raubkopien immer schneller im Netz – und in deutlich besserer Qualität
Als Beispiele nennt die Tagesschau Filme wie „Black Widow“, „Das Selbstmordkommando“ oder „Godzilla vs. Kong“, die schon kurz nach Veröffentlichung auf gleich mehreren illegalen Plattformen zu finden waren. Die Downloads ließen ebenfalls nicht lange auf sich warten, so die Website „Torentfreak“. Allein der Film „Godzilla vs. Kong“ sei demnach 34 Millionen mal illegal gestreamt worden.
Verstärkt hat sich das Problem in den vergangenen Monaten durch die Corona-bedingten Umstellungen. Statt im Kino feierten viele große Blockbuster zumeist auf den bekannten Streaming-Portalen Premiere. Disney+ etwa führte genau dafür seine VIP-Sparte ein, über die man Filme, die eigentlich im Kino laufen sollten, gegen eine Extragebühr zusätzlich zum Abo vom heimischen Sofa aus streamen kann.
Den Betrügern, oder Streaming-Piraten, wie man sie auch nennt, wurde die Beschaffung der Titel somit einfacher gemacht. Sie haben Möglichkeiten, den Kopierschutz der Streaming-Anbieter auszuhebeln und können so qualitativ hochwertige Raubkopien ins Netz stellen. Die Zeiten, in denen Filme noch per Kamera im Kino aufgezeichnet und meist mit wackeligem Bild und schlechtem Ton ins Netz gestellt wurden, sind lange vorbei.
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Filmstudios und Streaming-Anbieter wehren sich
Für die Filmemacher und Streaming-Anbieter bedeuten die Raubkopien einen enormen Verlust und schwindende Abonnenten. Nicht zuletzt deswegen möchten sie nun verstärkt gegen das illegale Streamen vorgehen. Neue und schärfere Gesetze sowie höhere Strafen sollen die Streaming-Piraten abschrecken. Das Problem dabei: Oftmals kommen die Raubkopien nicht aus den USA, sondern aus dem Ausland. Die amerikanische Gesetzgebung greift demnach nicht.
Vor allem der asiatische Raum, darunter auch China, ist laut Tagesschau eine riesige Quelle für illegale Streaming-Angebote. Die Filme werden hier oft aufbereitet und in verschiedenen Sprachen oder entsprechenden Untertiteln ins Netz gestellt. Aufhalten lässt sich das Geschehen dort kaum, und so sind die Streaming-Anbieter dem Tun der Piraten oft hilflos ausgesetzt.
Klage gegen VPN-Anbieter
So ganz möchte man sich aber nicht geschlagen geben. Einige Filmstudios haben daher die VPN-Anbieter ins Visier genommen, über deren Dienste User die illegalen Streaming-Seiten oft nutzen. Einige Studios haben daher Klage gegen große VPN-Anbieter wie Surfshark, ExpressVPN, Zenmate VPN und VPN Unlimited eingereicht. Mit der Klage, die dem Landesgericht Virginia (USA) vorliegt, möchten die Filmstudios laut „Torrentfreak“ vor allem zwei Dinge erreichen. Zum einen – und wohl am wichtigsten – sollen die VPN-Anbieter den Zugriff auf die illegalen Streaming-Dienste blockieren. Gleichzeitig sollen sie die Daten der Nutzer, die dort illegal auf Raubkopien zugreifen oder diese sogar verbreiten, speichern und den Filmstudios zur Verfügung stellen. Zum anderen pochen die Kläger auf Schadenersatz für ihre durch die illegal verbreiteten Filme entstandenen Verluste.
Inwieweit die Klage Erfolg hat, bleibt abzuwarten. Immerhin stehen VPN-Anbieter dafür, dass Nutzer mit ihnen anonym im Netz surfen können. Viele User teilen sich daher auch eine öffentliche IP-Adresse, lassen sich im Einzelnen also nicht identifizieren. Würden die VPN-Anbieter Informationen zu jedem einzelnen Nutzer aufzeichnen, widerspräche dies dem eigentlichen Sinn ihres Angebotes.