18. Februar 2020, 14:47 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Viele Menschen schauen Filme und Sportübertragungen via Stream im Internet. Doch wer dabei illegale Streaming-Portale nutzt, dessen Geräte sind in Gefahr, warnen Experten.
Unzählige Möglichkeiten existieren im Internet, um Filme, Serien, Fernsehen oder Sportveranstaltungen zu sehen. Für die meisten dieser Portale müssen Nutzer ein monatliches Abo abschließen, einige sind auch kostenlos verfügbar. Aber es gibt ebenso eine Vielzahl von illegalen Portalen. Illegal sind diese deshalb, weil damit das Urheberrecht verletzt wird, ein Nutzer sich im Zweifelsfall sogar strafbar macht. Das ist aber nicht alles. Wer solche illegalen Streaming-Portale nutzt, läuft auch Gefahr, die eigenen Geräte zu schädigen. TECHBOOK hat mit den zwei Sicherheitsexperten Alexander Vukcevic von dem deutschen Softwarehersteller Avira, der auch das Antivirus-Programm Avira herausgibt, sowie Christian Funk, Leiter des deutschen Forschungs- und Analyse-Teams DACH bei Kaspersky, gesprochen.
Welche Streamingportale sind besonders gefährlich?
Legale Plattformen wie Netflix, Amazon Prime, Dazn und Co. sind seltener von Sicherheitsgefährdungen betroffen als illegale Portale, bestätigt Alexander Vukcevic von Avira. Die Portale werden besser geschützt, weil eine Sicherheitslücke andernfalls ihren Ruf und damit ihr Geschäft schädigen würde.
Sind illegale Streaming-Portale daher besonders gefährlich für meine eigenen Geräte? „Ja, sie können Malware hosten oder Benutzer zu bösartigen Links umleiten oder Benutzer tarnen, um bösartige Software herunterzuladen/zu installieren. Oftmals werden diese Malware-Infektionen durch Malvertising durchgeführt, heißt eingeblendete Werbung hinter welcher sich Malware über ausgeführte Skripte installiert“, erklärt Vukcevic von Avira.
Legale Alternativen können kostenlos sein
Sportfans greifen je nach Vorliebe zu Dazn und/oder Sky. Wer mehr auf Serien und Filme steht, wird bei Netflix, Amazon, Sky, Apple, Joyn und bald auch Disney fündig. Was jedoch fast alle legalen Dienste gemeinsam haben: einen bestimmten Testzeitraum gibt es umsonst. Wer also ein bestimmtes Fußballspiel unbedingt sehen möchte, kann in der Regel einen kostenlosen Probemonat abschließen.
Das sind die Bedrohungen bei illegalen Streams
„Das größte Risiko ist die bedrohte Datensicherheit. Illegale Streams monetarisieren sich über Werbung, aber auch über Werttracker, welche Cookies und Browserverläufe auslesen und an Dritte verkaufen“, sagt Christian Funk von Kaspersky gegenüber TECHBOOK. „Auf vielen Streaming-Portalen laufen mehr als 50 Werbetracker gleichzeitig“, sagt der Sicherheitsexperte.
Doch welche Gefahren bestehen dabei für meine Geräte? Illegale Streamingseiten seien meist schlecht geschützt, weshalb es ein geeigneter Kanal sei, um bösartige Inhalte zu hosten und dadurch den Benutzer zu infizieren, weiß Experte Alexander Vukcevic:
- Phishing-Aktionen werden einfach durchgeführt, indem Sie sich bei einer Streaming-Site anmelden, die genauso aussehen wie die ursprüngliche Website, und es wird versucht, Ihre persönlichen Daten zu stehlen.
- Das Streaming-Portal enthält aggressive Anzeigen. Ein Klick auf diese Anzeigen kann Malware auf das System des Benutzers herunterladen (Ransomware, Trojaner, Kryptomining, etc.).
- Die Verwendung verwundbarer Multimedia-Inhalte ermöglicht es Hackern, Spam zu versenden, bösartige Software zu infizieren oder zu installieren. Darüber hinaus sind Exploits für solche Software im Internet verfügbar und es gibt Angreifern den Vorteil, diese zu modifizieren oder direkt zu nutzen.
- Die Installation von Erweiterungen zum Anschauen der angebotenen Streams ist sehr gefährlich. Solche Erweiterungen können den Inhalt der besuchten Website ändern, weil sie in den Browsern der Benutzer angezeigt werden und somit bösartigen Code, Anzeigen und Links enthalten können.
- Chats/Bot-Chats auf solchen Seiten können ebenfalls zu mehreren Infektionsvektoren führen. Ein nicht technischer Benutzer kann leicht getarnt werden.
„Bei illegalen Streaming-Angeboten besteht ein höheres Risiko, sich Schadsoftware wie Adware oder auch bösartigere Kaliber über Malvertising einzufangen“, sagt Funk. Dies kann in seltenen Fällen sogar allein durch die Einblendung von Inhalten oder durch einen Klick geschehen, weiß der Experte.
Folgende Bedrohungen können laut Experte Alexander Vukcevic das Gerät des Nutzer gefährden:
- Sie können auf bösartige Webseiten weitergeleitet werden.
- Bösartige Werbeelemente können angezeigt werden.
- Malware kann auf illegalen Streamingseiten gehostet werden, die auf das Gerät des Benutzers heruntergeladen wird.
- Sie können gezwungen werden, eine bösartige Erweiterung zur Überwachung von Streams zu installieren.
- Die persönlichen Daten des Benutzers können durch die Hintertür gestohlen werden.
- Bezahlinformationen des Nutzers können genauso gestohlen werden.
- Die Daten des Benutzers können an Dritte weitergegeben werden und Anwender können sich infizieren.
- Das infizierte Gerät kann als Host für die Bereitstellung von weiteren bösartigen Codes verwendet werden.
- Ein Ransomware-Angriff oder Kryptominer kann gestartet werden.
„Wenn Sie beispielsweise eine illegale Streaming-Website verwenden, würden Sie auf aggressive Anzeigen stoßen. Denken Sie daran, dass diese Anzeigen nicht von Google Ads oder anderen seriösen Netzwerkanzeigen stammen. Viele der Anzeigen enthalten Links zu irgendeiner Form von Malware“, warnt Alexander Vukcevic.
Diese Strafen drohen beim illegalen Streaming
Wer Filme, Serien, das Fernsehprogramm oder Sportveranstaltungen nicht rechtmäßig online anschaut, der riskiert strafrechtlich verfolgt zu werden. Nutzer können, wenn sie dabei erwischt werden, eine Abmahnung bekommen. In der Regel kostet diese zwischen 350 und 500 Euro. Die genauen Kosten setzen sich aus den Kosten für den Anwalt sowie dem Schadensersatz zusammen. Welche Strafen möglich sind, können Sie hier nachlesen.
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So können Sie Ihre Geräte schützen
Generell sollten Nutzer alle Geräte wie Smartphones, Laptops, Tablet und so weiter gleichermaßen vor Bedrohungen schützen. „Sie müssen Ihr Smartphone nicht anders schützen als Ihre Tablets oder Laptops“, sagt Sicherheitsexperte Alexander Vukcevic. Nutzer sollten aber unbedingt darauf achten, dass sie die Geräte immer mit den neuesten Updates auf dem Laufenden halten.
Für den Schutz der Geräte sollte eine Sicherheitssoftware installiert sein. „Diese kann aber nur effektiv sein, wenn sie aktuell ist“, rät Christian Funk.
Der Tipp von Experte Funk: „Die Alarmglocken sollten läuten, wenn eine Streamingseite ein zusätzliches Plug-in benötigt, damit der Stream läuft. Dabei handelt es sich hoher Wahrscheinlichkeit um Schadsoftware.“ Auch bei globalen Großevents wie etwa der Fußballweltmeisterschaft sprießen Streaming-Angebote wie Pilze aus dem Boden. Doch diese sind mit Vorsicht zu genießen. „Ich kann nur jedem Nutzer raten, die Finger von illegalen Streaming-Angeboten zu lassen. Das große Problem: Erst wenn der Nutzer auf den Link klickt, sieht er, um was genau es sich handelt. Dann ist es oftmals aber schon zu spät“, sagt Christian Funk von Kaspersky.