22. März 2021, 17:00 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Corona macht auch der Film- und Kino-Branche hart zu schaffen. Eine Teil-Lösung bietet fast schon paradoxerweise die eigentliche Konkurrenz: Streaming-Anbieter.
Wie viele andere Branchen ist auch die Filmindustrie von der Corona-Pandemie betroffen. Drehs wurden gestoppt oder gleich ganz verschoben und Postproduktionen laufen nicht wie geplant. Was die Branche ebenfalls hart trifft, sind die geschlossenen Kinos in vielen Ländern auf der ganzen Welt. Einige große Produktionen laufen deshalb direkt bei Streaming-Anbietern an, um trotz Corona beim Publikum zu landen.
Corona bedeutet enormen Einschnitt für die Filmindustrie
Große finanzielle Einbußen zeichneten sich bereits ab, als die Lichtspielhäuser in China wegen des Virus Anfang 2020 schließen mussten. Immerhin ist die Volksrepublik der zweitwichtigste Markt weltweit – nach den USA. Seit Mitte März 2020 waren die Kinos auch dort sowie in vielen anderen Ländern geschlossen – nun sind sie es wieder oder immer noch. Einige Filme, darunter auch Werke namhafter Studios wie Universal und Pixar, laufen deswegen für eine Leihgebühr auf Streaming-Plattformen an, um die finanziellen Folgen einzudämmen und das Publikum trotz Pandemie in den Genuss neuer Filme kommen zu lassen.
Eigentlich sind die Streaming-Anbieter eine Konkurrenz für die Studios, vor allem seit Netflix und Co. hochkarätige Eigenproduktionen auf die Beine stellen. Coronabedingt wandern weiter einige echte Kracher auf die Streaming-Plattformen, die eigentlich auf der großen Leinwand Premiere feiern sollten.
Als erstes Studio kündigte Universal im März 2020 an, aktuelle Kinofilme ebenfalls als Stream anzubieten. Sony, Warner Brothers und auch Marktgigant Disney folgten bald nach. Bei Disney kommt hinzu, dass das Unternehmen mit seiner neuen Streaming-Plattform Disney+ ausgezeichnete eigene Möglichkeiten hat, die Filme zu veröffentlichen. Das kam Filmen wie „Der einzig wahre Ivan“ oder auch „Mulan“ zugute. Ähnlich wird es Warner Bros. im kommenden Jahr mit seinem neuen Streaming-Dienst HBO Max machen. Der Film-Gigant gab darüber hinaus im Dezember 2020 bekannt, alle seine für 2021 geplanten Kinofilme zeitgleich auf dem Portal zu veröffentlichen. Was das für deutsche Zuschauer*innen bedeutet, ist noch unklar, weil es den Dienst bisher nur in den USA gibt.
Diese Filme laufen bei Streaming-Diensten statt im Kino
Folgende Kinofilme sind als Stream zu sehen. Die überwiegende Mehrheit gibt es bei Amazon gegen eine Leihgebühr von bis zu 18 Euro. Konkurrent Netflix stockte allerdings vor allem bei den Oscar-Kandidaten 2021 auf, von denen einige direkt beim Anbieter erschienen.
- After Midnight (Amazon)
- After Truth (Amazon)
- Artemis Fowl (Disney+)
- Berlin, Berlin (Netflix)
- Black Widow (Disney+ ab Juli 2021)
- Bombshell (Amazon, Sky, Google Play)
- Borat 2 (Amazon)
- Chaos auf der Feuerwache (Amazon)
- Conjuring 3 (HBO Max ab Mai 2021)
- Der einzig wahre Ivan (Disney+)
- Dune (HBO Max ab Oktober 2021)
- Die Känguru-Chroniken (Sky, iTunes, Amazon, Maxdome)
- The Gentleman (Amazon, YouTube)
- Godzilla vs. Kong (HBO Max ab März 2021)
- Greenland (YouTube)
- Greyhound (Apple TV+)
- The Hunt (YouTube)
- Judas and the Black Messiah (HBO Max)
- The Lovebirds (Netflix)
- Lady Business (Amazon, Sky)
- Mank (Netflix)
- The Many Saints of Newark (HBO Max für September 2021 angekündigt)
- Ma Rainey’s Black Bottom (Netflix)
- Matrix 4 (HBO Max für 2021 angekündigt)
- Mortal Kombat (HBO Max für 2021 angekündigt)
- Mulan (Disney+)
- Narziss und Goldmund (Amazon, Sky)
- Neues aus der Welt (Netflix)
- One Night in Miami (Amazon)
- Onward: Keine halben Sachen (Disney+)
- Der Prinz aus Zamunda 2 (Amazon)
- Raya und der letzte Drache (Disney+)
- The Rhythm Section – Zeit der Rache (Amazon)
- Soul (Disney+)
- Sound of Metal (Amazon)
- Spongebob Schwammkopf: Eine schwammtastische Rettung (als VoD angekündigt)
- The Suicide Squad (HBO Max für 2021 angekündigt)
- Tenet (Sky ab April 2021)
- The Trial of the Chicago 7 (Netflix)
- Wonder Woman 1984 (HBO Max)
Hinweis: Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn Sie weitere Kinofilme wegen Corona auf Streaming-Plattformen entdecken, schreiben Sie uns gerne an info@techbook.de.
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Einige Kino-Starts werden einfach verschoben
Nachdem bereits viele Starttermine, die ursprünglich für das Frühjahr 2020 angesetzt waren, frühzeitig nach hinten gelegt wurden, schlagen die Kinoschließungen mit jedem zusätzlichen Tag höhere Wellen. Sollten die Kinos auch im neuen Jahr flächendeckend geschlossen bleiben, kann es aber durchaus sein, dass einige der unten genannten Filme doch noch bei den Streaming-Anbietern landen werden.
- A Quiet Place: Part II (20. März – neues Datum: 23. April 2021)
- James Bond: Keine Zeit zum Sterben (02. April – neues Datum: 02. April 2021)
- Peter Rabbit 2: The Runaway (03. April – neues Datum: 18. März 2021)
- Antlers (17. April – neues Datum: 29. Oktober 2021)
- Black Widow (30. April – neues Datum: 07. Mai 2021)
- Fast & Furious 9 (21. Mai – neues Datum: 01. April 2021)
- The Spongebob Movie: Sponge on the Run (22. Mai – neues Datum: 31. Juli)
- F9 (22. Mai – neues Datum: 02. April 2021)
- Saw: Spiral (11. Juni – neues Datum: 20. Mai 2021)
- Top Gun Maverick (24. Juni – neues Datum: 08. Juli 2021)
- Minions 2: Auf der Suche nach dem Mini-Boss (09. Juli – neues Datum: 01. Juli 2021)
- Ghostbusters: Afterlife (10. Juli – neues Datum: 05. März 2021)
- Morbius (31. Juli – neues Datum: 19. März 2021)
- Soul (01. Oktober – neues Datum: 26. November)
- Cruella (23. Dezember – neues Datum: 27. Mai 2021)
- Fatherhood (15. Januar 2021 – neues Datum: 23. Oktober 2021)
- Uncharted (05. März 2021 – neues Datum: 08. Oktober 2021)
- Fast & Furious 10 (01. April 2021)
- Avatar 2 (17. Dezember 2021 – neues Datum: 16. Dezember 2022)
Konflikt zwischen Kino-Ketten und Filmproduktionen
Des einen Freud ist des anderen Leid – und die Leidtragenden sind in diesem Fall definitiv die Kinos. Wo sich die Streaming-Betreiber, Studios und vielleicht auch der eine oder andere Zuschauer freuen, dass die neuesten Filme einfach über den heimischen Bildschirm flackern können, sind die Kinos die Verlierer, wenn sie a) noch viel länger geschlossen bleiben müssen und b) ihnen auch noch weiter große Blockbuster entgehen. Deswegen drohten bereits große Kinoketten wie AMC, in Zukunft überhaupt keine Universal-Filme mehr zu zeigen.
Disneys Entscheidung, den Blockbuster „Mulan“ am Ende doch nicht in den Kinos zu zeigen, sondern für eine zusätzliche Gebühr direkt bei Disney+ zu veröffentlichen, sorgte zusätzlich für Unmut bei den Kinobetreibern. Die Disney-Filme sind seit Jahren Kassenschlager. Außerdem könnte diese Entscheidung auch langfristige Folgen haben, weil „Mulan“ bisher der größte Film ist, der direkt digital veröffentlicht wird. So könnte auch für die Zukunft die Hemmschwelle diesbezüglich deutlich sinken.
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Kinos retten mit #hilfdeinemkino
Dass vor allem die Kinos von der Corona-Krise betroffen sind, führte aber auch zu einer Welle der Solidarität für beliebte Lichtspieltheater. Bei einigen Filmen wie zum Beispiel „Die Känguru-Chroniken“ ist bekannt, dass etwa 15 Prozent der über Video-on-Demand generierten Einnahmen in einen Fonds zur Unterstützung der Kinos hierzulande fließen werden.
Unter dem Hashtag #hilfdeinemkino ist es in Deutschland außerdem möglich, auf der Webseite heimkino.de sein Lieblingskino einzugeben und sich einige Werbeclips anzuschauen. Die anteiligen Erlöse gehen an das jeweilige Kino. Und auch Initiativen wie Kino-on-demand können den Betreibern helfen. Die Erlöse für die dort angesehen Filme kommen ebenfalls den Kinos zugute und jeder fünfte Stream wird darüber hinaus mit einem Kinogutschein belohnt. Teilweise bieten die Kinos auch selbst Streams an, wie zum Beispiel das Arsenal Kino, das preisgekrönte Arthouse-Filme online zeigt.