8. Mai 2024, 7:38 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
In Hollywood bahnt sich das nächste große Studio-Erdbeben an. Neuen Berichten zufolge hat Sony für Paramount ein Angebot abgegeben. Das könnte die weltweite Film-, Serien-, Kino- und Streaming-Landschaft für immer verändern.
In der Traumfabrik rumort es gegenwärtig hinter den Kulissen enorm. Denn die Zahl der noch aktiven großen Filmstudios könnte sich bald von fünf auf nur noch vier reduzieren. Dies könnte eintreten, sollte Sony Paramount erfolgreich übernehmen. Ein konkretes Angebot liegt jetzt vor und könnte weitreichende Folgen haben. Unter anderem könnte dadurch der Streaming-Markt aufgewirbelt werden.
Sony will Paramount übernehmen
Schon seit einiger Zeit ist bekannt, dass das Unternehmen Paramount Global zum Verkauf steht. So gab es erst im Dezember vergangenen Jahres Gespräche zwischen Warner und Paramount über einen möglichen Zusammenschluss. Seitdem hat sich einiges getan: Warner spielt derzeit keine Rolle mehr und stattdessen sind Verhandlungen mit Skydance Media bereits fortgeschritten. Doch nun ist mit Sony ein weiteres Schwergewicht der Unterhaltungsindustrie mit einer massiven Offerte eingestiegen.
Wie unter anderem die „New York Times“ berichtet, hat das japanische Unternehmen mit Unterstützung der Investmentgesellschaft Apollo Global Management ein Angebot in Höhe von etwa 26 Milliarden US-Dollar vorgelegt. Wie es heißt, soll es sich um ein unverbindliches Angebot handeln, mit dem man vor allem das Interesse zur Übernahme ausdrücken möchte. Laut dem Hollywood-Branchenmagazin „Variety“ übertreffe die Summe sogar den aktuellen Wert von Paramount Global, der bei 22 Milliarden US-Dollar liegen soll.
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Diese Hindernisse stehen Sony im Weg
Ob es am Ende bei den 26 Milliarden bleiben wird, muss sich zeigen, da die involvierten Parteien noch nicht mit der sogenannten Due Diligence – der Sorgfältigkeitsprüfung – begonnen haben. Ihr Ergebnis kann den finalen Betrag beeinflussen. Ferner ist Skydance ein starker Konkurrent für den Deal. Die Filmproduktionsfirma befindet sich in noch exklusiven Gesprächen mit Paramount und das bereits seit Monaten. Die Frist für die alleinigen Verhandlungen läuft allerdings dieser Tage ab.
Zudem darf die mehrheitliche Anteilseignerin und Vorsitzende von Paramount Global, Shari Redstone, ihr Veto bei jedem möglichen Geschäft einlegen – und sie hat die Übertragung ihrer Anteile an Skydance bereits zugesichert. Voraussetzung dafür ist ein separates, nicht näher genanntes Geschäft für Paramount. Ob das neue Angebot von Sony und Apollo sie umstimmt, bleibt abzuwarten. Wie die „Times“ ausführt, soll aber die Mehrheit der anderen Anteilseigner gegen einen Deal mit Skydance sein. Sie befürchten, das würde Redstone auf Kosten anderer begünstigen.
Zu Paramount Global gehört neben dem Filmstudio Paramount Pictures unter anderem auch das Sendernetzwerk CBS. Aufgrund von Regularien dürfte Sony als japanisches Unternehmen keinen US-Sender besitzen. Ein möglicher Umweg wäre aber, die Lizenz daran offiziell an Apollo und somit an ein anderes US-amerikanisches Unternehmen zu übertragen.
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Sony-Übernahme könnte Paramount+ massiv stärken
Paramount und Skydance haben bereits jahrelang gemeinsam zusammengearbeitet. Das Ergebnis sind erfolgreiche Filme wie etwa die jüngsten „Mission: Impossible“-Titel mit Tom Cruise in der Hauptrolle. Doch Sony kann ebenfalls massive Erfolge vorzeigen.
Sollte Sony Paramount tatsächlich kaufen, hätte das sofort erhebliche Auswirkungen auf die Unterhaltungsindustrie. Dabei kommt dem Streaming-Bereich besondere Relevanz zu: Denn bislang ist Sony das einzige große Hollywood-Studio ohne eigenen Streaming-Dienst. Mit der Übernahme würde aber Paramount+ in den Konzern übergehen und damit die Möglichkeit, fortan auch den gesamten Sony-Katalog nur dort zu platzieren.
Ob es letzten Ende so weit kommt, muss noch hinter verschlossenen Türen entschieden werden. So oder so scheint längst sicher, dass Paramount nicht mehr lange wie bisher existieren wird.
Spannende Aussichten – vor allem wegen „Spider-Man“, „James Bond“ und PlayStation
Sollte der Deal durchgehen, würden sich mit einem Schlag zu Paramount-Marken wie „Mission: Impossible“ oder „Transformers“ auch Sony-Franchises wie „James Bond“, „Jumanji“, „Ghostbusters“ oder „Spider-Man“ gesellen. Gerade letzterer wäre ein starkes Argument für das jetzige Paramount+, da die jüngeren Filme mit dem Titelhelden zusammen mit Disney und Marvel entstehen, aufgrund der Rechtelage aber nicht dauerhaft bei Disney+ oder anderswo zu streamen sind.
Den Spinnenmann exklusiv bei sich im Stream zu haben, könnte jede Menge neue Abonnements bedeuten. Zudem würde man Disney ein wichtiges Aushängeschild abluchsen. Aber auch die Konkurrenz von Netflix und Amazon Prime Video dürfte sicher vor dieser Aussicht erzittern.
Fraglich ist allerdings, wie derzeit bestehende Verträge davon betroffen sein würden. 2021 ging Sony jeweils mit Netflix und Disney lukrative, mehrjährige Lizenzverträge ein, um die eigenen Filmproduktionen als Stream zur Verfügung zu stellen. Ob Sony womöglich doch auf die Exklusivität verzichten und weiter an Lizenzierungen verdienen möchte, ist bisher nicht absehbar. Es könnte aber auch sein, dass Sony die Deals auslaufen lässt und dann nur noch Paramount+ nutzen wird – der Vertrag mit Disney endet zum Beispiel 2026.
Da Sony auch das Unternehmen hinter der PlayStation-Marke ist, wird es ebenfalls spannend zu verfolgen, wie mit kommenden Videospieladaptionen verfahren wird. Während Filme wie „Uncharted“ oder „Gran Turismo“ im Kino liefen, erschien die erste Staffel von „The Last of Us“ bei HBO und hierzulande bei Wow/Sky. Angekündigt sind bereits unter anderem „God of War“ für Amazon Prime Video und „Horizon Zero Dawn“ bei Netflix. Auch in diesem Zusammenhang könnte Sony langfristig auf eine eigene Plattform setzen.
Die Frage, die sich Kunden dann stellen müssten, ist folgende: Will ich das wirklich bezahlen? Der Streaming-Markt ist ohnehin schon zerfasert genug, mit mehr Anbietern und höheren Preisen. Bisher war Paramount+ im Vergleich zur Konkurrenz eher weniger relevant. Ein Paramount+ unter Sony-Führung wäre allerdings nur schwer zu ignorieren – da wird der Geldbeutel ordentlich bluten müssen.