25. Oktober 2023, 16:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Das Basis-Abo, das Netflix lange Zeit als günstigsten Einstieg angeboten hat, lässt sich seit dem 23. Oktober nicht mehr buchen. Damit haben sich für Nutzer die Befürchtungen bewahrheitet. Viele von ihnen spielen mit dem Gedanken, Netflix zu kündigen. Das ergab eine aktuelle TECHBOOK-Umfrage.
Bereits vor einigen Monaten tauchten Berichte auf, die auf ein baldiges Aus des Netflix-Basis-Abos in Deutschland schließen ließen. Nachdem der Streaming-Anbieter diesen Schritt zunächst in Kanada, den USA, Großbritannien und Italien vollzogen hatte, folgten in dieser Woche Spanien, Japan, Mexiko, Australien, Brasilien – und eben auch Deutschland. Kunden hierzulande sind alles andere als begeistert. Ein Großteil sieht laut einer aktuellen TECHBOOK-Umfrage die Kündigung als einzige konsequente Folge auf den Abo-Wegfall bei Netflix.
Übersicht
80 Prozent der Netflix-Nutzer erwägen eine Kündigung
Die heftigen Reaktionen verwundern nicht, denn das Ende des Basis-Abos kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Das Basis-Abo war abgesehen vom unlängst gestarteten werbefinanzierten Zugang das einzige Netflix-Abo, das für die Nutzung einer einzelnen Person vorgesehen ist. Es war zudem die einzige Option, die Netflix ohne Werbung für unter 10 Euro im Monat angeboten hatte. Seitdem Netflix das Account Sharing – also das Teilen des Zugangs mit Menschen, die nicht im eigenen Haushalt leben – drastisch unterbindet, war das Basis-Abo für viele Nutzer eine Möglichkeit, günstig einen eigenen Zugang zu buchen.
Nach dem Wegfall der Option fallen die Meinungen dementsprechend deutlich aus. In einer Umfrage wollte TECHBOOK wissen, wie Netflix-Nutzer auf die Streichung des Basis-Abos reagieren würden. Abgestimmt haben mehr als 31.000 Leser – mit einem sehr eindeutigen Ergebnis. Mehr als 25.000 Teilnehmer und somit gut 80 Prozent gaben an, Netflix kündigen zu wollen.
Laut Umfrage kaum Interesse an alternativen Netflix-Abos
Mit den alternativen Optionen konnte sich hingegen nur ein Bruchteil der Befragten in der Umfrage anfreunden. Immerhin noch etwas über 2500 Netflix-Nutzer – gut 8 Prozent – gaben an, nach der Streichung des Basis-Abos in das Standard-Abo zu wechseln. Dieses kostet monatlich 12,99 Euro, bietet Full-HD und lässt sich auf bis zu zwei Geräten parallel nutzen.
Für eine Zusatzgebühr von monatlich 4,99 Euro lässt sich jeweils eine zusätzliche Person ins Abo holen. Diese Lösung sehen etwa 1600 der Befragten (ca. 5 Prozent) als Alternative zum Basis-Abo. Würden sich zwei Nutzer, die nicht gemeinsam wohnen, das Standard-Abo auf diesem Weg teilen, würde jeder Teilnehmer 8,99 Euro im Monat zahlen – einen Euro mehr als beim ehemaligen Basis-Abo. Beim Premium-Abo läge der Preis bei monatlich 11,49 Euro. Da hier allerdings auf bis zu vier Geräten parallel gestreamt werden kann, könnten sich mehrere Leute diesen Zugang teilen. Bei drei Teilnehmern im Abo würde der Monatspreis so auf 9,30 Euro und bei vier Personen auf 8,24 Euro sinken.
Das werbefinanzierte Abo, das Netflix in Deutschland am 3. November 2022 gestartet hat, kostet monatlich 4,99 Euro. Hier zeigt Netflix vor und während dem Streamen von Filmen und Serien Werbung an. Insgesamt werden laut Anbieter pro Stunde etwa vier bis fünf Minuten Werbung ausgestrahlt, wobei die einzelnen Werbespots jeweils 15 bis 20 Sekunden lang sind. Während das Werbe-Abo in den USA recht erfolgreich ist, kommt es in Deutschland weniger gut an. Das zeigte bereits eine TECHBOOK-Umfrage im Frühjahr. Und auch aktuell zeigen die Ergebnisse, dass sich gerade einmal etwas mehr als 2000 Umfrage-Teilnehmer und somit etwa 6 Prozent vorstellen können, das werbefinanzierte Netflix-Abo als Alternative zum Basis-Abo zu buchen.
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Reaktion von Netflix
Netflix wollte uns zu den Ergebnissen der Umfrage kein Statement geben. Allerdings gab das Unternehmen eine Einordnung, warum es sich für die Streichung des Basis-Abos entschieden hat:
Da es mehr Auswahlmöglichkeiten im Entertainment Bereich gibt als je zuvor, vereinfachen wir unsere Preisgestaltung: Ab dem 23. Oktober aktualisieren wir unsere Tarife, sodass unsere Mitglieder fortan zwischen unserem Standard-Abo mit Werbung und unseren werbefreien Standard- und Premium-Tarifen wählen können. Das Basis-Abo wird ab diesem Zeitpunkt nicht mehr angeboten.
Wichtig zu erwähnen ist hierbei allerdings, dass das Basis-Abo momentan nur als Buchungsmöglichkeit wegfällt. Diejenigen Netflix-Nutzer, die das Abo bereits abonniert haben, können es weiter wie gewohnt nutzen. Für sie ändert sich somit nichts. Dennoch bleibt abzuwarten, wie sich die zahlreichen Anpassungen bei Netflix langfristig auswirken werden. Die am 18. Oktober veröffentlichten Zahlen aus dem dritten Quartal deuten eher darauf hin, dass die Strategie von Netflix aufgeht. Der Streaming-Anbieter verzeichnete 8,76 Millionen neue Abonnenten und kommt damit auf aktuell insgesamt 247,15 Millionen zahlende Kunden. Gleichzeitig stiegen im Vergleich zum zweiten Quartal auch Gewinn und Umsatz. Die aktuellen Netflix-Zahlen berücksichtigen die Auswirkungen, die der Wegfall des Basis-Abos in Deutschland hat, allerdings nicht.
*Hinweis zur Methodik: An dem Voting konnte pro Endgerät (Computer, Smartphone, etc.) für jede Option einmal abgestimmt werden. Das Voting ist nicht repräsentativ.