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Meinung

„Netflix sollte endlich aufhören, wahllos Serien abzusetzen!“

Netflix Logo mit Fernbedienung, Symbolbild Meinung zu abgesetzten Serien
Netflix produziert jede Menge Serien – und setzt auch viele davon wieder ab. Foto: Getty Images
Marlene Polywka Techbook
Redakteurin

16. Dezember 2022, 12:20 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Netflix hat es schon wieder getan – „Warrior Nun“ wurde nach nur zwei Staffeln abgesetzt. Dabei entlässt die Serie ihre Zuschauer mit vielen unbeantworteten Fragen. TECHBOOK-Redakteurin Marlene Polywka hat auf dieses typische Vorgehen von Netflix keine Lust mehr.

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Trotz wachsender Konkurrenz hält sich Netflix wacker auf seinem Spitzenplatz. Der Streaming-Anbieter hebt sich dabei unter anderem durch eine große Menge an Eigenproduktionen hervor, die dann exklusiv auf dem Portal zu sehen sind. Ein Großteil davon bringt aber scheinbar nicht den erhofften Erfolg. Deswegen ist es völlig normal, dass Netflix viele Serien absetzt – ohne die Handlung wirklich zu Ende zu bringen. Das stößt unserer Autorin zunehmend sauer auf.

Netflix setzt immer wieder Serien ab

Mit Netflix verbindet mich seit Jahren eine Hassliebe. In letzter Zeit geht mir aber einiges gegen den Strich, was das Vorgehen des Anbieters angeht. Über vieles davon kann ich hinwegsehen, aber das ständig Serien ohne richtiges Ende abgesetzt werden, ist nicht nur nervig, sondern auch den Fans gegenüber respektlos.

Jetzt hat es „Warrior Nun“ getroffen. Es geht mir hier nicht um konkret diese Serie. Ich habe nur ein paar Folgen der ersten Staffel gesehen, die mich nicht besonders gefesselt haben. Es gab aber auch schon Serien, die ich persönlich verfolgt habe und die dann ohne richtiges Ende vorzeitig beendet wurden. In ganz junger Vergangenheit war das zum Beispiel „Gänsehaut um Mitternacht“. Die Serie von Horror-Genie Mike Flanagan hat Netflix nach nur einer Staffel wieder eingestampft.

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Es kann jederzeit jede Serie treffen

Wirklich getroffen haben mich aber zum Beispiel auch die Absetzungen von „Santa Clarita Diet“ und „Sense8“. Die schwarzhumorige Serie mit Drew Barrymore und Timothy Olyphant war eigentlich recht erfolgreich bei dem Streaming-Dienst – aber scheinbar nicht erfolgreich genug. Nach einem wirklich riesigen Cliffhanger in Staffel 3 hat Netflix die Serie einfach abgesetzt, ohne eine Erklärung zu liefern. Auch die Macher zeigten sich darüber enttäuscht, ein Konzept für eine vierte Staffel hätte es auf jeden Fall gegeben.

Bei „Sense8“ war es ähnlich. Die Serie der Wachowski-Geschwister sollte schon nach zwei Staffeln zu Ende sein, trotz guter Abrufzahlen und sehr positiver Kritiken. Später kam heraus, dass die Serie für Netflix einfach nicht rentabel war aufgrund der enorm hohen Produktionskosten. Kernpunkt der Handlung ist nämlich, dass eine Gruppe junger Menschen über den ganzen Erdball hinweg miteinander verbunden ist. Dafür war es essenziell, auch tatsächlich an diesen ganzen Orten zu drehen, was eine Produktion auch sehr teuer macht. „Sense8“ kam dann immerhin seine enorm große Fanbase zugute, sodass zumindest die Handlung in einem nachgereichten Serienfinale noch abgeschlossen wurde.

Neben diesen persönlichen Beispielen kann man natürlich noch zig weitere Netflix-Produktionen nennen, die ebenfalls ein frühes Ende ereilt hat. „Unbreakable Kimmy Schmidt“, „Die Bande aus der Baker Street“, „Cursed – Die Auserwählte“, „Altered Carbon“, „The OA“, „Der dunkle Kristall: Ära des Widerstands“, „I Am Not Okay With This“, „Spinning Out“, „First Kill“ … ich könnte noch sehr lange weiter machen. Das erweckt bei mir als Zuschauer aber vor allem Ablehnung und Skepsis: Wieso sollte ich überhaupt anfangen, eine neue Serie zu schauen, wenn sie jederzeit und für mich nicht nachvollziehbar abgesetzt werden könnte?

Bei Netflix herrscht ungeheurer Erfolgsdruck

Warum gerade bei Netflix so viele Serien kommen und gehen, ist nicht ganz einfach zu beantworten, liegt aber vor allem am grundsätzlichen Konzept der Streaming-Plattform. Wie eingangs bereits erwähnt, ist es quasi Teil von Netflix‘ DNA, besonders viele Eigenproduktionen auf den Markt zu werfen. Das kann man so oder so bewerten; ich als Redakteurin weiß auf jeden Fall, dass ich für die Netflix-Neuheiten immer locker dreimal so viel Zeit einplanen muss, wie für jeden anderen Streaming-Dienst. Und auch als Abonnentin werde ich gefühlt täglich mit neuen Titeln bombardiert. Dass da natürlich auch viele Produktionen wieder weichen müssen, ist bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar.

Da kommen wir nämlich zu einem anderen Punkt: Netflix geht für seine Produktionen in Vorleistung. Große Sender wie beispielsweise HBO testen neue Formate häufig über eine Pilotfolge und je nach Ergebnis wird dann weiter produziert oder nicht. Netflix zahlt für seine Serien und Filme sowohl die Produktionskosten als auch eine Prämie von bis zu 30 Prozent bereits zum Start einer Produktion. Das setzt natürlich sowohl Netflix selbst als auch die Macher unter enormen Druck.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist außerdem, dass der Streaming-Dienst seine Originals und Exclusives genau so behandelt – exklusiv. Während andere Anbieter ihre Lizenzen teilweise auch weiterreichen, sodass die Titel vielleicht mal bei einem anderen Dienst oder im Fernsehen zu sehen sind, kommt das bei Netflix so gut wie gar nicht vor. Das Einnahmepotenzial einer Serie kann also an deutlicher weniger Parametern festgemacht werden, was den Druck zusätzlich erhöht.

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Dann lieber vielleicht mal ein paar Serien weniger

Auch, wenn diese Gründe rational alle irgendwie nachvollziehbar sind, bin ich als Zuschauerin langsam einfach nur noch genervt. Dann soll Netflix doch lieber einen Gang runterschalten in Sachen Eigenproduktionen und dann vielleicht etwas hochwertiger und langlebiger produzieren. So wirkt es auf mich einfach so, als ob niemals eine Serie wirklich sicher ist und Netflix teilweise wahllos Titel absetzt. Das hemmt mich wie gesagt, überhaupt neue Serien anzufangen und das kann ja auch nicht im Interesse des Streaming-Dienstes sein.

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