29. Februar 2024, 13:35 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Aufgrund der Entwicklungen auf dem Streaming-Markt wird schon länger gemunkelt, dass Netflix über eine erneute Preiserhöhung nachdenkt. Neue Informationen gießen Öl in dieses Feuer.
Bereits im vergangenen Jahr wurden mehrfach Gerüchte laut, dass Netflix eine Preiserhöhung planen könnte. In einigen Ländern kam diese dann auch – in Deutschland bislang allerdings nicht. Es gibt jedoch neue Hinweise darauf, dass sich das bald ändern könnte. TECHBOOK erklärt die Hintergründe.
Erhöht Netflix 2024 wieder die Preise?
Im Herbst 2023 erhöhte Netflix seine Preise in den USA, Großbritannien und Frankreich. Die Länder gehören zu den drei wichtigsten Märkten des Streaming-Dienstes. Auch in Deutschland rechnete man deshalb mit einer Preiserhöhung, die allerdings nicht kam. 2024 könnte sich bei den Netflix-Preisen aber dementsprechend etwas tun.
Aktuell gibt es in Deutschland folgende Netflix-Abos:
- Standard mit Werbung: 4,99 Euro im Monat, Full-HD, zwei parallele Streams
- Standard: 12,99 Euro im Monat, Full-HD, zwei parallele Streams
- Premium: 17,99 Euro im Monat, 4K, vier parallele Streams
Einige Kunden verfügen außerdem noch über das Basis-Abo, das preislich zwischen dem Werbe- und dem Standard-Abo liegt und somit eigentlich die günstigste Option ohne Werbung darstellt. Allerdings hat Netflix den Tarif für Neukunden bereits abgeschafft und plant das wohl langfristig auch für Bestandskunden – TECHBOOK berichtete.
Wie eine aktuelle Veröffentlichung renommierter UBS-Analysten nahelegt, rechnen Experten für 2024 mit einer weiteren Preiserhöhung. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Mehrere Gründe sprechen für eine Preiserhöhung
Generell gehen Experten von einem guten Geschäftsjahr für Netflix aus. Nach einem 7-prozentigen Wachstum 2023 steht für 2024 sogar ein 15-prozentiges Wachstum im Raum. Beeinflusst worden sei diese Entwicklung, laut dem Analysten-Team um John Hodulik, vor allem durch den generellen Anstieg der Abonnenten und durch die Einnahmen durch das werbefinanzierte Abo. Inwiefern das Abonnentenwachstum 2023 auf das Verbot von Account-Sharing zurückzuführen ist, lässt sich nicht aufschlüsseln. Fakt ist, dass Netflix vor allem im Vergleich zur Konkurrenz deutlich zugelegt hat.
Um das optimistische 15-Prozent-Ziel, das die Analysten ausrufen, zu erreichen, spielt aber auch eine Erhöhung der Preise 2024 eine Rolle. Und wie unter anderem das Branchenmagazin Variety berichtet, gibt es dazu neue Hinweise. So soll Greg Peters, Co-CEO des Unternehmens, in einer Telefonkonferenz zu den Ergebnissen des vorangegangenen Quartals (Q4 2023) gesagt haben, dass man Pläne zu Preiserhöhungen im vergangenen Jahr weitestgehend auf Eis gelegt habe. Grund dafür sei das bereits erwähnte Account-Sharing-Verbot gewesen, das entsprechende Maßnahmen in der Preispolitik quasi ersetzt habe. „Da wir das nun hinter uns haben, können wir zu unserem Standardansatz für Preiserhöhungen zurückkehren“, heißt es weiter.
Die Erhöhung der Preise in den USA, Frankreich und Großbritannien seien zudem besser verlaufen als gedacht. „Wir werden weiterhin andere Länder im Auge behalten und versuchen zu beurteilen, wann wir genug zusätzlichen Unterhaltungswert geliefert haben.“ Heißt im Klartext: Netflix plant in weiteren Ländern – darunter wahrscheinlich auch Deutschland –Preiserhöhungen, die man aber scheinbar mit entsprechenden Veröffentlichungen von Highlights verknüpfen möchte.
In der Vergangenheit argumentierte Netflix bei Preiserhöhungen mit den Gegebenheiten am Markt und dem Vergleich zur Konkurrenz. Zudem sei man mit seinen monatlichen Gebühren immer noch unter dem Preis einer Kinokarte. Dazu kommt, dass die Produktionskosten für Filme und Serien gestiegen sind, auch aufgrund des erfolgreichen Streiks der Hollywood-Autoren im vergangenen Jahr.
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Netflix hat bereits weitere Maßnahmen durchgesetzt
Offiziell ist eine Anhebung der Preise durch Netflix 2024 dementsprechend nicht. Es spricht aber vieles dafür. Dazu kommt eine Reihe weiterer Maßnahmen, die Netflix in den vergangenen Monaten umgesetzt hat oder aktuell umsetzt. Hier nochmals eine Zusammenfassung der bereits erwähnten Schritte des Streaming-Dienstes.
Die erste wichtige Maßnahme war die generelle Einführung des Werbe-Abos im November 2022. 2023 folgte dann das erwähnte Account-Sharing-Verbot, das für einige Empörung bei den Nutzern sorgte. Seitdem kann man einem Abo Zusatzkonten hinzufügen – gegen einen Aufpreis von 4,99 Euro im Monat. Ebenfalls 2023 hob Netflix die Preise in einigen Ländern an und entfernte das Basis-Abo für Neukunden.
Unlängst wurde außerdem bekannt, dass der Streaming-Anbieter die Zahlung über Apple gänzlich aus seinen Streaming-Abos entfernen möchte. Entsprechende Kunden wurden per E-Mail kontaktiert. Auch das betrifft vor allem noch viele Bestandskunden des Basis-Abos, das Netflix somit Stück für Stück unattraktiver für alle macht, die noch an dem vergleichsweise günstigen Abo ohne Werbung festhalten.