20. April 2023, 15:25 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine populäre Netflix-Show steht aktuell (erneut) in der Kritik. Grund sind die Bedingungen beim Dreh, bei dem die Teilnehmer der Show angeblich enormem Stress ausgesetzt waren.
„Love is Blind“ (dt. „Liebe macht blind“) ist eines der erfolgreichsten Formate beim Streaming-Dienst Netflix. Doch erst kürzlich sorgte ein geplantes Live-Event für Ärger, als es technische Probleme und dann eine Kommunikationspanne gab. Nun steht die Reality-Show aus gänzlich anderen Gründen in der Kritik. Grund dafür sind Berichte von Teilnehmern der Show.
„Love is Blind“-Teilnehmer erheben Vorwürfe gegen Netflix
Laut einem Bericht von Business Insider bereuen einige Kandidaten der Netflix-Show „Love is Blind“ ihre Teilnahme inzwischen. Und das hat nichts mit den Inhalten der Serie zu tun oder dass sie eben doch nicht die große Liebe gefunden haben. Stattdessen drehen sich die Beschwerden um die Zustände am Set. Der Bericht enthält detailliere Vorwürfe darüber, dass die Teilnehmer während des 10-tägigen Drehplans 20 Stunden am Tag zur Verfügung stehen mussten.
Dabei waren sie fast komplett von der Außenwelt abgeschnitten, hatten kaum Zugang zu Wasser, Nahrung oder Sonnenlicht. So berichtete Teilnehmerin Danielle Ruhl, die in der 2. Staffel von „Love is Blind“ zu sehen war, dass in der Küche teilweise schon um ein einziges gekochtes Ei gestritten wurde. Danielle Drouin, Kandidatin der ersten Staffel, übt außerdem Kritik an dem Schlafmangel, dem sie und die anderen ausgesetzt waren. „Ich habe das Gefühl, dass sie es absichtlich tun, weil sie versuchen, dich zu brechen. Sie wollen dich an deine Grenzen bringen.“
Business Insider zufolge mussten die Teilnehmer zudem mit Strafen in Höhe von 50.000 US-Dollar (USD) rechnen, wenn sie die Show ohne Zustimmung der Produktion verlassen wollten.
Klage wegen „unmenschlicher Arbeitsbedingungen“
Tatsächlich ist es für Netflix nicht die erste Beschwerde dieser Art. Schon 2022 reichte Jeremy Hartwell, ein Teilnehmer der 2. Staffel von „Love is Blind“, Klage gegen den Streaming-Dienst ein. Laut Hartwell würden die Teilnehmer von Netflix und der Produktionsfirma Kinetic Content bewusst unter Druck gesetzt. Die Rede ist dabei vom Untersagen persönlicher Kontakte, Schlafmangel sowie zu wenig Essen und Trinken. Stattdessen stünde übermäßig viel Alkohol zur Verfügung. Hartwell spricht gar von „unmenschlichen Arbeitsbedingungen“.
Auch an der Bezahlung äußerte Hartwell Kritik, weil diese unter dem Mindestlohn des Los Angeles County gelegen habe; dort wurde die 2. Staffel gedreht. Für eine Woche hätten die Teilnehmer 1000 USD bekommen, was bei 20-Stunden-Tagen einem Stundenlohn von 7,14 USD entspricht. Der Mindestlohn liegt jedoch bei 15 USD die Stunde und ist dementsprechend mehr als das Doppelte dessen, was die Teilnehmer wohl bekommen haben.
Hartwells Anwältin, Chantal Payton, äußerte im Sommer 2022, dass die Produzenten durch die Maßnahmen wohl andere Emotionen der Kandidaten hervorrufen und ihre Entscheidungsfindung beeinflussen wollten. Die produzierenden Unternehmen hätten dabei ein unzulässiges Maß an Kontrolle über die Teilnehmer solcher Reality-Formate.
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Schwierige Bedingungen auch am „Squid Game: The Challenge“-Set
Und nicht nur an den Bedingungen der Dreharbeiten zu „Love is Blind“ gab es Kritik. Nach dem weltweiten Erfolg von „Squid Game“ kündigte Netflix ein Reality-Format an, dass auf den tödlichen Spielen aus der Serie basiert. Teilnehmer müssen entsprechend gleich oder ähnlich konzeptionierte Aufgaben absolvieren und das anscheinend unter wirklich harten Bedingungen.
Unter anderem haben wohl extrem niedrige Temperaturen geherrscht, während die Challenge zu „Rotes Licht, grünes Licht“ gedreht wurde – ein Spiel, bei dem die Kandidaten teilweise absolut still stehen müssen. Unter anderem die britische Sun berichtete in diesem Zusammenhang von völlig erschöpften und unterkühlten Teilnehmern. Zudem habe sich ein Kandidat auch an der Schulter verletzt.
Netflix bestritt die Vorwürfe und betonte, dass man sich gut um die Gesundheit und Sicherheit der Crew kümmere. Zu den Vorwürfen rund um „Love is Blind“ äußerte zudem die Produktionsfirma Kinetic Content, dass es strenge Protokolle gebe, um das Wohlergehen der Teilnehmer zu gewährleisten.