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TECHBOOK-Interview mit Alexzandra Kekesi

»Erwachsenenseiten zu regulieren, ist unmöglich

Pornhub-Logo auf einer Leinwand, daneben ein Bild von Asa Akira
Pornhub ist eine der meistbesuchten Webseiten der Welt Foto: Getty Images
Woon-Mo Sung
Redakteur

11. Dezember 2024, 15:10 Uhr | Lesezeit: 20 Minuten

Pornhub ist eine der reichweitenstärksten Webseiten der Welt, stand aber in den vergangenen Jahren öffentlich stark in der Kritik. Ein Kurs- und Imagewechsel ist jetzt in vollem Gange – aber was genau ist geplant? Dazu hat TECHBOOK mit Alexzandra Kekesi, Vizepräsidentin für Brand und Community, gesprochen.

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„The Internet is for Porn“, zu Deutsch „Das Internet ist für Pornos“, lautet der Titel eines Liedes aus dem Broadway-Musical „Avenue Q“ von 2002. Darin will Katie die vielen Vorteile des Netzes besingen, wird aber immer von Trekkie und seinen „für Pornos“-Einwürfen unterbrochen. Bereits vor 20 Jahren hat der Song einen Nerv getroffen, bei dem sich gefühlt die gesamte Netzgemeinde einig war: Ja, da ist durchaus etwas dran.

Pornhub erntet massiv Traffic

2024 scheint sich daran herzlich wenig geändert zu haben. Wie „WifiTalents“ berichtet, sollen etwa 30 Prozent aller übertragenen Daten im Netz etwas mit Pornografie zu tun haben. Und entsprechende Webseiten sollen mehr Traffic auf sich vereinen als Netflix und Amazon zusammen. Ganz vorn dabei: Pornhub.

Das Videoportal ist damit eine der führenden Webseiten weltweit, weit über die eigene Branche hinaus. „Similarweb“ listet sie auf Platz 20 der international meistbesuchten Seiten. Bei „Semrush“ wo andere Metriken herangezogen werden, steht Pornhub sogar auf Rang 7 mit 5,64 Milliarden Aufrufen im Oktober 2024. Eigenen Angaben nach verbucht man im Durchschnitt 100 Milliarden Visits pro Jahr. Das sollen „ungefähr 12,5 Pornovideos pro Person auf der Erde“ sein.

2020 brachte den kritischen Wendepunkt

Das weltweite Pornogeschäft ist und bleibt äußerst lukrativ mit einem geschätzten Wert in Höhe von 97 Milliarden US-Dollar. Doch während der Gedanke an Schmuddelfilme im Internet manchen ein Schmunzeln entlockt oder allenfalls in Verlegenheit bringen mag, muss die Industrie auch mit ihren Schattenseiten kämpfen.

2020 veröffentlichte die „New York Times“ einen folgenschweren Artikel, in dem Vorwürfe zur Verbreitung von Kinder- und Rachepornografie sowie rassistischer und frauenfeindlicher Inhalte erhoben wurden. Wie die „Daily Mail“ einordnet, soll das Unternehmen Aylo, damals bekannt als MindGeek und für Pornhub verantwortlich, in der Folge beinahe zusammengebrochen sein.

Unter anderem entzogen Visa und Mastercard dem Portal den Zugang zu ihren Bezahlsystemen. Die Seitenbetreiber löschten anschließend Millionen Videos und implementierten neue und striktere Vorgaben für das Hochladen von Inhalten. Zugleich plagt man sich seit jeher mit allerlei politischen Regularien zum Jugendschutz und insbesondere der Altersverifikation herum, die immer wieder Probleme bereiten.

Alexzandra Kekesi: „Pornhub ist sicher“

Trotz der nicht zu leugnenden Popularität Pornhubs hat das Image in den vergangenen Jahren doch einen erheblichen Schaden genommen. Seit den skandalösen Enthüllungen durch die „Times“ ist klar, dass sich etwas ändern muss – sowohl was die internen Abläufe als auch was den Ruf in der Öffentlichkeit angeht.

Genau zu diesem Zweck hat man hinter den Kulissen vor etwas mehr als einem Jahr Alexzandra Kekesi auf die Position als Vizepräsidentin für Brand und Community gesetzt. In dieser neuen Rolle soll sie Pornhub wieder ins rechte Licht rücken und die Marke als offen für den Dialog präsentieren – dass sie eine der wenigen bekannten Führungspersonen des Portals ist, unterstreicht diesen Aspekt.

TECHBOOK-Redakteur Woon-Mo Sung mit Alexzandra Kekesi, VP Brand and Community von Pornhub
TECHBOOK-Redakteur Woon-Mo Sung mit Alexzandra Kekesi, VP Brand and Community von Pornhub Foto: TECHBOOK

Am Rande der Venus 2024 hat TECHBOOK mit Kekesi über Jugendschutz, KI, das eigene Selbstbild von Pornhub und falsche Annahmen in der Bevölkerung gesprochen.

TECHBOOK: Was ist Ihrer Meinung nach das größte Missverständnis, das zu Pornhub existiert?
Alexzandra Kekesi: „Gute Frage. Viele glauben nicht, wie sicher Pornhub ist. Das Internet ist zwar relativ neu, aber in der Tech-Welt können sich Dinge in kurzer Zeit stark ändern. Ich bin seit elf Jahren bei Pornhub, was im Tech-Bereich wie Jahrtausende ist, und habe enorme Entwicklungen gesehen.

Heute ist die Plattform sehr sicher und hat eine großartige Community. Sie ist sowohl für Nutzer, die Inhalte genießen, als auch für diejenigen, die ihre Inhalte monetarisieren, ideal. Ein großes Missverständnis ist, dass man auf einer kostenlosen Seite kein Geld verdient. Tatsächlich verdienen einige erheblich durch einen Anteil an den Werbeeinnahmen.

Wir sind stolz darauf, eine sichere Plattform zu bieten, auf der alle Inhalte moderiert und mit Zustimmung der Beteiligten erstellt werden.“

Interessante Zahlen und Statistiken zu Pornhub: Einer statistischen Erfassung zufolge schauen die meisten User montags um 23 Uhr Pornos. Der Wochenbeginn ist insgesamt der präferierte Tag, während der Samstag das Schlusslicht bildet. Die geringsten Zugriffe verzeichnet Pornhub im Durchschnitt mittwochs um 5 Uhr früh. Während die Abendstunden wenig überraschend am beliebtesten sind, schneidet auch der Spätnachmittag zwischen 16 und 17 Uhr recht gut ab.

„20 Prozent unserer Mitarbeiter sind für die Sicherheit zuständig“

Sie haben einmal gesagt, den Top-Standard der Content-Moderation setzen zu wollen. Wie genau wollen Sie das erreichen? Wie viele Moderatoren sind aktuell im Einsatz und wie viele sollten es sein?
„Die Anzahl der Moderatoren schwankt je nach Bedarf. Ein Inhalt wird erst veröffentlicht, wenn er moderiert wurde. Die Moderation erfolgt sowohl maschinell als auch manuell. Zunächst wird der Inhalt durch verschiedene Systeme geprüft, um nicht-einvernehmliche, illegale oder urheberrechtlich geschützte Inhalte zu erkennen.

Nach dieser Prüfung erfolgt eine manuelle Moderation. Jemand schaut sich den gesamten Inhalt an, um sicherzustellen, dass er den Community-Richtlinien entspricht. Zudem nutzen wir KI, um den Audioinhalt zu transkribieren und sicherzustellen, dass der Dialog mit dem Geschehen im Video übereinstimmt.

Diagramm der sogenannten Content-Journey bei Pornhub
Diagramm der sogenannten Content-Journey bei Pornhub Foto: Pornhub

Diese mehrstufigen Prüfungen garantieren, dass alle Inhalte den Vorschriften entsprechen. Bei hohem Upload-Aufkommen kann es zu Verzögerungen kommen, was für die Content-Ersteller frustrierend sein kann. Manchmal dauert es ein oder zwei Tage länger, aber diese Zeit ist nötig, um alle Überprüfungen durchzuführen.

Aktuell sind etwa 20 Prozent unserer Mitarbeiter speziell für Vertrauen und Sicherheit zuständig. Jeder Mitarbeiter erhält eine Grundausbildung in diesem Bereich, damit alle die Grundlagen der Inhaltsmoderation verstehen, selbst wenn sie, wie etwa ein Grafikdesigner, normalerweise nichts mit Compliance zu tun haben.“

User werden mit Gesichtsscan verifiziert

Jeder kann ein Konto auf Pornhub erstellen, aber wie verhindern Sie, dass jemand, der heute alle Regeln einhält, sie morgen doch bricht?
„Bevor ein Nutzer Inhalte hochladen kann, muss er verifiziert werden. Dafür nutzen wir ein Drittanbieter-Produkt namens Yoti, das auch von Banken und anderen Institutionen verwendet wird. Der Verifizierungsprozess beginnt mit dem Hochladen eines amtlichen Ausweises. Anschließend erfolgt ein Gesichtsscan, bei dem das Gesicht gescannt wird, während die Person umherläuft, um sicherzustellen, dass es mit dem Ausweis übereinstimmt.

Zusätzlich zu diesem Verifizierungsprozess müssen alle hochgeladenen Inhalte mit Ausweiskopien und Zustimmungserklärungen aller abgebildeten Personen begleitet werden. Diese Maßnahmen minimieren die Risiken, dass Nutzer nach der Verifizierung gegen die Vorgaben verstoßen.“

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„Wir haben keine Angst, an schwierigen Gesprächen teilzunehmen“

Wie planen Sie, das Image Ihrer Plattform zu ändern?

„Ich bin seit 11 Jahren im Unternehmen, aber in meiner aktuellen Rolle erst seit etwa anderthalb Jahren, seitdem das Unternehmen von Ethical Capital Partners übernommen wurde. Eine ihrer ersten Maßnahmen war, mehr Transparenz zu schaffen, die es vorher nicht gab. In der Vergangenheit war es schwierig, uns für Interviews oder Auskünfte zu erreichen. Man bekam eine Stellungnahme, aber keine Gelegenheit, wirklich mit jemandem zu sprechen.

Frühere Eigentümer hatten ihre Gründe für diese Zurückhaltung, aber das führte dazu, dass dadurch entstandene Lücken in der Kommunikation von anderen ausgefüllt wurden. Aber wenn wir selbst nicht diejenigen sind, die diesen Raum besetzen und an Gesprächen teilnehmen, werden andere Leute Fehlinformationen verbreiten. Deshalb legen wir nun großen Wert auf Transparenz und Dialog. Das ist noch relativ neu und deshalb bin ich hier, um Journalisten zu treffen und Gespräche zu führen, besonders weil Deutschland ein wichtiger Markt für uns ist.

Wir wollen zeigen, dass wir echte Menschen sind, und wir haben keine Angst, an schwierigen Gesprächen teilzunehmen. Nur so können wir Missverständnisse ausräumen und Dinge richtigstellen.“

36 Prozent aller Pornhub-Besucher waren 2023 weiblich, was einen Zuwachs um einen Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr markiert. Seit 2015 wächst der Anteil an Frauen auf der Website beständig. Während in nahezu allen Ländern mehr Männer Pornhub nutzen, sieht es auf den Philippinen anders aus: Dort sind 58 Prozent der User weiblich. In Kolumbien liegt die Verteilung bei genau 50:50.

Sollten Pornos für Minderjährige zugänglich sein?
„Nein.“

Warum ist es in Deutschland so einfach, auf diese Inhalte zuzugreifen? Es reicht ein Klick, um die Seite zu betreten, nachdem gefragt wurde, ob man 18 Jahre alt ist. Wie planen Sie, das zu ändern?
„Das ist eine sehr komplizierte, globale Herausforderung, insbesondere die Frage der Altersverifikation. In der EU und Nordamerika wird das unterschiedlich gehandhabt, wobei in den USA hauptsächlich auf Bundesstaatsebene Regelungen getroffen werden. Leider sind die derzeit vorgeschlagenen Methoden zur Altersverifikation oft ineffektiv.

Wir möchten klarstellen, dass wir die Altersverifikation unterstützen, solange sie die Sicherheit und Privatsphäre der Nutzer wahrt und fair durchgesetzt wird. Wir bieten Erwachsenenunterhaltung an, die nicht für Minderjährige bestimmt ist und haben eine starke Lösung identifiziert, damit diese Plattformen Erwachsenen vorbehalten bleiben.

Volljährigkeitsabfrage auf der deutschsprachigen Pornhub-Seite
Volljährigkeitsabfrage auf der deutschsprachigen Pornhub-Seite Foto: Screenshot/TECHBOOK

Kekesi zur Regulierung von Pornoseiten: „Das ist unmöglich“

Aktuell wird die Altersverifikation hauptsächlich auf Webseitenebene durchgeführt. Nutzer müssen einem Drittanbieter ihren Ausweis zeigen, um Zugang zu erhalten. Wir haben Daten, die zeigen, dass diese Methode nicht funktioniert. In Frankreich und Louisiana beträgt die Absprungrate 85 bis 99 Prozent. Es ist wichtig, dass Nutzer vorsichtig sind, persönliche Daten online zu teilen, was wichtig für die digitale Sicherheit ist. Datenlecks und Identitätsdiebstahl sind eine reale Bedrohung und in Verbindung mit Erwachsenenseiten besonders gefährlich.

Dabei gibt es Hunderttausende, wenn nicht Millionen von Erwachsenenwebsites. Keine Regierung, egal wie groß, kann sicherstellen, dass alle diese Seiten die Vorschriften einhalten. Das ist unmöglich.

Ein großes Problem ist es deshalb, dass diese Methode Nutzer zu nicht konformen Seiten lenkt, die keine Inhaltsmoderation betreiben und problematische Inhalte hosten. Wir setzen uns daher für eine Altersverifikation auf Geräteebene ein, die im Betriebssystem integriert ist. Der Nutzer würde sich einmal verifizieren, und das Gerät würde als Schlüssel fungieren. Dies könnte auch für soziale Medien, Cannabis, Alkohol und Gaming angewendet werden und würde eine nahtlose Nutzererfahrung bieten, ohne Datenschutzprobleme.“

„Kinder haben keine Kreditkarten“

Wie bedeutend ist das minderjährige Publikum für Pornoseiten, insbesondere für Pornhub? Welche Auswirkungen hätte die Implementierung notwendiger Altersverifikationsmaßnahmen auf Ihr Geschäft, den Traffic und alles Weitere?
„Das ist eine gute Frage. Es ist seltsam zu behaupten, dass wir untergehen würden, wenn Minderjährige unsere Seiten nicht mehr besuchen könnten. Wenn wir über Altersverifikation sprechen, betrachten wir das aus zwei Perspektiven. Erstens die moralische Perspektive: Kinder sollten aus einer Vielzahl von Gründen keinen Zugang zu Erwachsenen-Inhalten haben. Das ist allgemein anerkannt und unbestritten.

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Zweitens die ökonomische Perspektive: Kinder haben keine Kreditkarten und können nichts kaufen. Wir sind eine werbefinanzierte Plattform. Der Ausschluss von Kindern von unserer Website würde uns finanziell sogar zugutekommen, da ihre Klicks nicht in Einnahmen umgewandelt werden.

Profitiert Pornhub von Minderjährigen?

[Folgende Frage und Antwort enthalten Aussagen, die im Anschluss an das Gespräch schriftlich nachgereicht und für die Lesbarkeit in den Fließtext eingearbeitet wurden, Anm. d. Red.]

Aber was ist mit der Platzierung von Werbung? Werden die Anzeigenplätze vor jedem Video nicht verkauft, wie es in der Werbebranche üblich ist? Treibt nicht das Engagement den Preis für diese Plätze? Und gibt es nicht Zielansichten, die erreicht werden müssen? Wenn dies der Fall ist, profitieren Sie immer noch von einem möglichst großen Publikum, zu dem auch Minderjährige gehören. Wie könnte die Einführung strengerer Altersverifikationen Ihr Geschäft beeinträchtigen?
„Wir widersprechen der Prämisse dieser Frage grundsätzlich. Der tatsächliche Wert ergibt sich erst, wenn jemand auf die Werbung klickt und anschließend ein Produkt kauft. Der Wert kommt also zustande, wenn jemand den gesamten Zyklus abschließt, also vom Klick zur tatsächlichen Kaufhandlung gelangt. Bei Pornhub schalten die Werbetreibenden Direct Response Advertisements, die ihren Erfolg anhand des Return on Ad Spend (ROAS) messen.

Kinder können keine Produkte oder Dienstleistungen unserer Werbekunden kaufen, sodass jede Anzeige, die einem Minderjährigen gezeigt wird, hypothetisch zu einem negativen ROAS führen würde. Unsere Werbekunden würden ihre Budgets woanders einsetzen. Es ist absurd zu behaupten, dass wir durch das Zeigen von Werbung an Kinder Geld verdienen.“

Welche Daten sammeln Sie über Ihre Nutzer? Was ist für Sie besonders relevant?

„Unsere Daten sind nicht personalisiert. Ich weiß also nicht, wer Sie sind oder was Sie mögen. Im Allgemeinen sammeln wir Daten, um Inhalte besser anzuzeigen. Wir verwenden Cookies, um Ihnen Inhalte zu zeigen, die auf Ihren Sehgewohnheiten basieren. Die Daten sind anonymisiert und stammen hauptsächlich aus Google Analytics. Es geht um Annahmen zu Geschlecht und Demografie auf einer grundlegenden Ebene.“

„Solche Inhalte könnten nicht auf Pornhub hochgeladen werden“

Was ist die allgemeine Haltung Pornhubs zu KI-generiertem Content?
„In Bezug auf KI-generierten Content, insbesondere Deepfakes, ist dieser auf unseren Plattformen seit langem verboten. Das Hauptanliegen ist nicht einvernehmlicher Content, der durch KI generiert wird, also Inhalte, bei denen die dargestellte Person nicht in die Erstellung des Materials involviert war. Solche Inhalte könnten nicht auf Pornhub hochgeladen werden, da wir für die Veröffentlichung von Content immer eine ID sowie Zustimmungsunterlagen benötigen. Diese Unterlagen bestätigen, dass die Person mit der Veröffentlichung des Inhalts einverstanden ist.

Darüber hinaus gibt es auch im Studio-Bereich, wie bei Brazzers, klare Vorgaben in unseren Verträgen. Wenn Content produziert wird, stellen wir sicher, dass die Nutzung von Bildmaterial für generative Arbeiten ausgeschlossen ist. Der Grund dafür ist, dass derzeit viele Unternehmen beginnen, in ihre Verträge eine Klausel aufzunehmen, die es ihnen erlaubt, das Bildmaterial der Darsteller für KI-generierte Werke zu verwenden.

Diese Entwicklung birgt jedoch erhebliche Risiken, da die Darstellung einer Person für generative Arbeiten ohne deren Zustimmung zu rechtlichen und ethischen Problemen führen kann. Deshalb haben wir bewusst darauf verzichtet, solche Klauseln in unsere Verträge aufzunehmen, da wir nicht an eine solche Praxis glauben und diese ablehnen.“

2023 gehörten Suchanfragen zu Roboter-Inhalten bei Pornhub zu denen mit dem stärksten Wachstum. Die Suche nach „Androiden“ stieg um 1689 Prozent an, was auch die Kombination „Androiden Cosplay“ und „Androiden Rollenspiel“ inkludierte. „NPC“ (non playable character) verzeichnete einen Anstieg um 1541 Prozent und profitierte von einem allgemein gestiegenen Interesse an Videospielinhalten. Suchen nach „Roboter“-Inhalten wie „Sex Roboter“ oder „3D Roboter“ nahmen um 304 Prozent zu. Anfragen mit Bezug zu „Maschinen“, darunter „Sex Maschine“ stiegen um 88 Prozent.

KI wird Pornostars nicht einfach ersetzen

Gibt es bereits KI-generierten Content auf der Plattform, und wie wird dieser verhindert?
„KI-generierter Content kann unterschiedliche Formen annehmen. Es gibt Creator, die KI-Technologien nutzen, um ihre Inhalte zu verbessern, zum Beispiel durch den Einsatz von Filtern oder visuellen Effekten. Solange jedoch klar erkennbar ist, dass die Person auf dem Bild die gleiche wie von der Identitätsprüfung ist, ist das grundsätzlich kein Problem.

Sollte das Aussehen jedoch radikal abweichen, müssen wir dies näher überprüfen. In solchen Fällen könnte es sein, dass wir ein tieferes Gespräch mit dem Creator führen müssen, um zu klären, ob der Content den Richtlinien entspricht.“

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Wird KI in Zukunft die Arbeit von Pornodarstellern ersetzen?
„Die Arbeit von Darstellern in der Erwachsenenbranche kann nicht einfach durch Technologie ersetzt werden. Stattdessen denke ich, dass wir eine Zukunft sehen werden, in der Creators KI als Werkzeug nutzen, um ihre Arbeiten kreativer und interessanter zu gestalten.

KI bietet außerdem das Potenzial, zur Verbesserung von Moderationspraktiken beizutragen. In dieser Hinsicht könnte sie dazu beitragen, Inhalte effektiver zu überwachen und problematischen Content schneller zu erkennen. Ich sehe also KI nicht als eine Art Meteor an, der alles zerstört.“

Bei diesem Pornotrend wird Usern sehr schlecht

Ich habe auf Pornhub VR-Pornos gesehen. Wie reagiert das Publikum darauf? Ich könnte mir vorstellen, dass die Einstiegshürde hoch ist, da man zuerst eine Brille braucht.
„Interessant ist, dass es in den letzten sechs bis sieben Jahren immer wieder Phasen gab, in denen VR-Pornos extrem beliebt wurden, aber diese Wellen sind meist kurzlebig. Die Beliebtheit scheint oft mit der Einführung neuer Geräte zusammenzuhängen. Allerdings ist die Erfahrung, zum Beispiel auf Oculus-Geräten, aktuell nicht ideal. Viele berichten davon, dass sie es ausprobiert haben und ihnen dabei sehr schlecht wird. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Technologie weiterentwickelt.“

Das Durchschnittsalter der Pornhub-User liegt bei 37 Jahren. Nichtsdestotrotz sind mehr als die Hälfte aller Nutzer jünger – zwischen 18 und 34 Jahre. Deutschland zählt zu den Nationen, in denen diese Altersgruppe am stärksten vertreten ist.

Zuerst wurden Pornos auf herkömmliche Weise gedreht, dann kamen POV-Aufnahmen [Point of View, Anm. d. Red.], jetzt VR. Können Pornos jemals die Lücke zwischen dem reinen Sehen und tatsächlichem Fühlen schließen?
„Schwer zu sagen. Es ist vergleichbar mit der Frage, ob Bungee-Jumping jemals das Gefühl eines echten Sprungs von einer Klippe nachahmen kann. Bestimmte Erlebnisse – sei es eine Achterbahnfahrt oder ein Virtual-Reality-Porno – zielen auf Nervenkitzel und Fantasie ab, nicht unbedingt auf die perfekte Nachbildung einer realen Erfahrung. Sie sind aufregend und bieten in ihrer eigenen Art Authentizität.

Ich glaube, es hängt stark von der Absicht des Nutzers ab: Geht es darum, eine intime sexuelle Handlung möglichst realistisch nachzuempfinden, oder eher darum, eine Fantasie zu erleben? Diese beiden Dinge sind grundverschieden, haben aber jeweils ihren Wert.

Während Technologie das Erlebnis immer weiter verbessern kann, bleibt ein Teil dieser Erfahrung vermutlich immer auf der Ebene der Vorstellungskraft und des Nervenkitzels – und nicht auf der tatsächlichen physischen Empfindung. Beide Ansätze sind auf ihre Weise interessant, faszinierend und bieten einzigartige Möglichkeiten.“

Das steckt hinter den „Shorties“

Was könnte in naher Zukunft der nächste große Trend im Porno-Bereich sein?
„Aktuell testen wir etwas namens ‚Shorties‘, ein TikTok-ähnliches Format. Nutzer können durch kurze Clips scrollen, die als Einstieg für längere Inhalte dienen. Dieses Format kommt sowohl bei Nutzern als auch bei Models gut an, da es den aktuellen Konsumgewohnheiten entspricht.

Pornhub entwickelt sich innerhalb dieses Ökosystems der Erwachseneninhalte zunehmend zu einer Entdeckungsplattform, die Talente und Inhalte sichtbar macht und auf andere Plattformen wie OnlyFans verweist, wo Creators besser monetarisieren können.“

Pornographie kann sehr bestärkend sein

Würde Pornografie überhaupt existieren, wenn kein Geld im Spiel wäre?
„Interessante Frage. Was wir beobachten, ist ein echtes Bedürfnis vieler Menschen, gesehen zu werden und sich sexuell auszudrücken. Plattformen wie unsere bieten hierfür einen wertvollen Raum. Besonders in der heutigen Zeit trägt dies auch zur Vielfalt bei, die wir dort sehen.

Vor etwa zehn Jahren war das Bild eines ‚Pornostars‘ noch sehr einseitig. Die meisten Menschen hatten dabei wohl jemanden im Kopf, der wie Pamela Anderson aussah – ein klassischer Stereotyp von Schönheit. Pamela Anderson ist großartig, aber heute sehen wir auf Plattformen wie Pornhub eine viel größere Bandbreite.

Es gibt natürlich Menschen, die dem klassischen Schönheitsideal ähneln, aber ebenso viele, die davon abweichen – Menschen unterschiedlicher Geschlechter, Ethnien, sexueller Orientierungen und Körpertypen. Das ist für viele sehr bestärkend, weil sie sehen, dass auch Menschen, die ihnen ähneln, begehrt werden. Dadurch wird die Vorstellung erweitert, wer als attraktiv gilt.

Dieser Wandel weg von engen Schönheitsidealen hin zu einer inklusiveren Darstellung von Attraktivität ist eine positive Entwicklung. Es zeigt, dass Begehrlichkeit nicht auf eine kleine, exklusive Gruppe beschränkt ist, sondern dass es für jeden Platz gibt.“

Die Länder, die für den meisten Pornhub-Traffic sorgen, sind die USA, die Philippinen, Frankreich, Mexiko und Großbritannien. Deutschland landete 2023 auf dem 7. Platz. Hierzulande war „MILF“ der meistgesuchte Begriff, gefolgt von „German“, „Deutsch“, „Türkisch“ und „Anal“. Die meistgeschauten Kategorien sind „Anal“, „Deutsch“ und „Lesbisch“.

OnlyFans ist keine Konkurrenz

Wie reagiert Pornhub auf die neue Branchengröße OnlyFans?
„Wir sehen OnlyFans nicht als Konkurrenz zu Pornhub. Wie ich bereits sagte, existiert das alles in einem gemeinsamen Ökosystem, das sich gegenseitig unterstützt. Ich vergleiche das gern mit Spotify. Dort gibt es eine Funktion namens ‚Discover Weekly Playlist‘, die jede Woche basierend auf meinem bisherigen Nutzungsverhalten eine Playlist mit etwa 20 Songs erstellt.

Das Besondere daran ist, dass ich durch diese Funktion viele Künstler entdeckt habe, die ich sonst vermutlich nie wahrgenommen hätte. Natürlich verdienen sie nicht viel durch meine Streams, aber Spotify informiert mich, wenn sie Konzerte geben, und so kann ich sie durch Ticketkäufe, Merchandise oder Schallplattenverkäufe direkt unterstützen.

Ähnlich funktioniert Pornhub. Nutzer konsumieren Inhalte, und wir bieten ihnen ähnliche Inhalte an, die ihnen gefallen könnten. Dadurch entdecken sie bestimmte Personen, die ihnen besonders zusagen, und abonnieren deren OnlyFans oder persönliche Websites.

Das hat Vorteile für beide Seiten: Es steigert die Sichtbarkeit der Kreativen und hilft ihnen, auf anderen Plattformen Geld zu verdienen. Letztlich profitieren auch wir davon, denn es trägt zur Gesamtdynamik der Branche bei. Wichtiger ist jedoch, dass es den Kreativen mehr Einkommensmöglichkeiten bietet – und das ist für mich entscheidend.“

Was ist die meistgesuchte Kategorie bei PornHub?
„Oh Gott, ich glaube, das sind zurzeit ‚Lesbisch‘ und ‚MILF‘.“

Also die Klassiker. Oder liegen sie gerade wieder besonders im Trend?
„In Bezug auf ihre Beliebtheit gehören sie definitiv zu den großen Klassikern. Aber jedes Jahr analysieren wir in unserem ‚Year in Review‘ auch die Begriffe und Themen, die das Jahr geprägt haben. Es gibt immer wieder Phänomene, die einen plötzlichen Anstieg der Suchanfragen auslösen.

Die beliebtesten Kategorien 2023 waren: „Lesbisch“, „Japanisch“, „Schwarze“, „Anal“ und „MILF“. Asien scheint generell sehr angesagt zu sein: Suchanfragen zu „Koreanisch“ und „Japanisch“ legten je um 82 und 74 Prozent zu.

Beispielsweise gab es ja die ‚Hawk Tuah‘-Frau. Das führte dazu, dass Suchen nach ‚Spuck-Content‘ stark anstiegen. Ebenso gab es dieses Jahr großes Interesse an Themen rund um den Mormonenglauben, was vermutlich durch die Serie ‚Real Lives of Mormon Wives‘ ausgelöst wurde.

Neben den klassischen Kategorien wie ‚MILF‘, ‚Lesbisch‘, ‚Schwarze‘, ‚Latina‘ oder ‚Große Ärsche‘ gibt es also auch kulturelle Einflüsse, die jährlich variieren und neue Trends hervorbringen.“

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Auf Pornhub darf man auch kochen

Vor etwa zehn Jahren habe ich von einem taiwanesischen Mathelehrer gelesen, der Mathematik auf Pornhub erklärte. War das ein Fehler der Moderation oder könnte so etwas Teil einer neuen Imagekampagne von Pornhub sein?
„Das hat definitiv seinen Platz auf unserer Plattform. Es gibt keine Regel, die besagt, dass Inhalte auf Pornhub Sex oder Nacktheit enthalten müssen. Solange alle Beteiligten der Veröffentlichung zustimmen, kann man auf Pornhub alles hochladen – auch Kochshows oder kreative Projekte.

Tatsächlich haben wir bereits mit Künstlern zusammengearbeitet, die Musikvideos auf unserer Plattform veröffentlicht haben. Wenn diese Inhalte für Plattformen wie YouTube zu ‚gewagt‘ sind, ist Pornhub eine Alternative. Solche kreative Nutzung unserer Plattform zeigt, wie vielfältig sie sein kann.“

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