29. Januar 2024, 13:20 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Ab Anfang Februar müssen alle, die Prime Video ohne Werbung nutzen wollen, eine zusätzliche Gebühr zahlen. Das gefällt vielen Nutzern nicht.
Nachdem bereits diverse Konkurrenten in ihre Streaming-Abos Werbung integriert haben, zieht Amazon nun nach. Ab dem 5. Februar 2024 müssen Kunden, zusätzlich zum normalen Prime-Abo, eine Gebühr von 2,99 Euro im Monat zahlen, wenn sie den Dienst werbefrei nutzen wollen. Nutzer reagieren gespalten auf Amazons Pläne, wie eine aktuelle TECHBOOK-Umfrage zeigt. Während eine große Mehrheit nicht begeistert von der Implementierung von Werbung ist, wollen trotzdem die meisten bei ihrem alten Abo bleiben.
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Übersicht
Kaum noch Streaming ohne Werbung
Als Streaming-Nutzer muss man sich zurzeit zunehmend mit Werbung abfinden. Immer mehr Anbieter zeigen Werbespots auf ihren Plattformen. Wer das nicht möchte, muss draufzahlen.
Netflix führte sein Werbe-Abo im November 2022 ein. Mit 4,99 Euro im Monat ist der Tarif mit Werbung das mit Abstand günstigste Abo des Streaming-Dienstes – vor allem, seit das Basis-Abo gestrichen wurde. Im Juli folgte dann hierzulande Sky mit seinem Streaming-Dienst Wow. Hier ist die Struktur der Abos noch etwas komplizierter, weil der Anbieter zwischen Filmen, Serien und Sport unterscheidet. Im Schnitt zahlen Kunden dort aber 5 Euro im Monat zusätzlich, wenn sie keine Werbung sehen wollen.
Im November 2023 zog dann auch Disney+ nach. Dort kostet das Werbe-Abo 5,99 Euro im Monat und ist preislich nicht ganz so weit von den anderen Optionen ohne Werbung entfernt. Die Daten beziehen sich jeweils auf den Deutschland-Start.
Amazon führt Werbung für Prime Video ein
Bei Amazon ist der Streaming-Dienst grundsätzlich etwas anders aufgezogen als bei der Konkurrenz. Das liegt hauptsächlich daran, dass man Prime Video nach wie vor nicht separat buchen kann. Stattdessen zahlt man ein generelles Prime-Abonnement. Kunden bekommen nicht nur Zugriff auf Prime Video, sondern auch auf die Prime-Versandmöglichkeiten auf der Shopping-Plattform. Außerdem können sie diverse weitere Dienste nutzen wie etwa Amazon Music, Amazon Photos, Prime Gaming und noch einiges mehr.
Da man Amazon Prime Video offenbar nach wie vor nicht auskoppeln will, hat man sich im Zuge der Einführung von Werbung für einen Zusatztarif entschieden. Das bedeutet, dass mit der Einführung am 5. Februar das normale Prime-Abo unangetastet bleibt und somit weiterhin 8,99 Euro im Monat kostet (oder 89,90 Euro im Jahr). Wer keine Werbung beim Streamen sehen möchte, muss die neu eingeführte werbefreie Option für 2,99 Euro im Monat buchen und zahlt somit in Summe 11,98 Euro.
Bei Prime Video ist es möglich, Titel zu leihen oder zu kaufen; diese sind von Werbung grundsätzlich ausgeschlossen. Teilweise ausgeschlossen – allerdings von der werbefreien Option – sind „Live-TV, Freevee-Titel und Channel-Buchungen“.
Auch interessant: Alle Infos zum Werbe-Abo von Amazon Prime Video
Amazon mit Werbung? Viele haben klare Meinung
Die Einführung von Werbung bei anderen Streaming-Diensten rief bereits großflächig Unmut bei den jeweiligen Nutzern hervor. So ergab etwa eine Umfrage im Sommer 2023, dass das Werbe-Abo bei Netflix nicht besonders beliebt ist: 71 Prozent gaben an, dass ihnen das Abo überhaupt nicht gefalle. Doch wie sehen nun die Amazon-Nutzer dem Abo mit Werbung entgegen?
Um das herauszufinden, hat die TECHBOOK-Redaktion eine große Umfrage durchgeführt, an der 33.110 Personen teilgenommen haben*.
Nicht der Preis ist ausschlaggebend
Auf die Frage, ob man das geplante Amazon-Abo mit Werbung gut findet oder nicht, gaben knapp 79 Prozent der Befragten an, dass ihnen das Abo nicht gefalle. Nur 4 Prozent finden das Abo hingegen gut, die verbleibenden 17 Prozent sind noch unschlüssig oder interessieren sich nicht für die Änderung.
Von den Personen, die eine deutlich negative Meinung zur geplanten Änderung haben, wollten wir zudem den Grund wissen – auch hier gab es recht eindeutige Ergebnisse. Viele stören sich nicht primär an dem Aufpreis für die werbefreie Option. Mit 27,5 Prozent gab nur etwa jeder Vierte an, dass das für ihn der größte Kritikpunkt sei. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil etwa in Bezug auf das Werbe-Abo bei Netflix damals in unserer bereits erwähnten Umfrage 46 Prozent angaben, den Preis unangemessen hoch zu finden.
Was Nutzer laut unserer Umfrage hingegen viel mehr stört, ist Werbung beim Streamen generell. Mit 54,5 Prozent liegt diese Option deutlich auf Platz 1. Immerhin noch knapp 7 Prozent würden sich in diesem Kontext wünschen, Amazon Prime Video separat buchen zu können.
Kaum Interesse an neuer Abo-Option
Dem entgegen steht allerdings das Ergebnis, dass gut 56 Prozent der von uns Befragten bei ihrem derzeitigen Amazon-Abo bleiben wollen, das dann ja ab dem 5. Februar automatisch Werbung enthält. Nur 7,5 Prozent planen aktuell, den Aufpreis zu zahlen, um Amazon Prime Video künftig werbefrei nutzen zu können. Die verbliebenen 36 Prozent waren sich zum Zeitpunkt der Befragung Anfang Januar noch nicht sicher, ob sie den Tarif buchen wollen oder nicht.
Das ist wohl zum einen mit der bereits erwähnten Differenz zu klassischen Streaming-Abos zu erklären. Viele Prime-Abonnenten nutzen eben nicht nur Prime-Video, sondern auch andere Amazon-Dienste. Zum anderen ist nach wie vor nicht viel zur Implementierung der Werbung bekannt; Amazon hält sich diesbezüglich noch sehr bedeckt.
Im Test So sehr stört die Werbung bei Amazon Prime Video wirklich
Streaming-Dienst Alle Infos zum Werbe-Abo bei Amazon Prime Video
Frust über Werbung? Prime-Video-App von Amazon stürzt in Nutzerbewertungen ab
Viele Details zum Amazon-Abo mit Werbung noch unklar
Auf der Seite, auf der man die werbefreie Prime-Option buchen kann, findet man (Stand 29. Januar) lediglich Datum und Preis. Wie viel Werbung gezeigt werden soll und was für Spots, geht aus dem Text nicht hervor. Dazu heißt es lediglich, dass „einige wenige Werbeanzeigen eingeblendet“ werden.
In einem offiziellen Statement ging Amazon zwar vage auf die Gründe für den Schritt Richtung Werbe-Abo ein. Dort heißt es unter anderem, dass die Einführung von Werbung nötig sei, um „weiterhin in attraktive Inhalte zu investieren und diese Investitionen über einen langen Zeitraum weiter zu steigern“. Man wolle dabei aber deutlich weniger Werbung zeigen als lineare TV-Sender – und auch als die Konkurrenz. Das lässt zumindest darauf schließen, dass Amazon nicht mehr als vier Minuten Werbung pro Stunde plant.
*Hinweis zur Methodik: An dem Voting konnte pro Endgerät (Computer, Smartphone etc.) für jede Option einmal abgestimmt werden. Die Frage nach dem Grund der ablehnenden Haltung zum Werbe-Abo wurde zudem nur denen gestellt, die bei der ersten Frage „Nicht gut“ angegeben haben. Das Voting ist nicht repräsentativ.