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Im Test

So sehr stört die Werbung bei Amazon Prime Video wirklich

Amazon Werbung Test: Logo von Prime Video auf Smartphone vor Amazon Logo im Hintergrund
Auch bei Prime Video gibt es jetzt Werbung Foto: picture alliance / NurPhoto | Jakub Porzycki
Marlene Polywka Techbook
Redakteurin

6. Februar 2024, 17:03 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Amazon hat nach einer recht kurzen Ankündigungsfrist nun Werbung in seinen Streaming-Dienst Prime Video integriert. TECHBOOK hat sich die Änderungen näher angeschaut und getestet. Unsere Expertin hat vor allem einen Kritikpunkt.

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Seit dem 5. Februar hat Amazon in seinen Streaming-Dienst Prime Video Werbung integriert. Im Vorfeld hielt sich der Anbieter mit Details zu seinen Plänen sehr zurück. Es hieß lediglich, dass man nur sehr beschränkt Werbung zeigen wolle und weniger als die Konkurrenz. Im Gegensatz zu Netflix, Disney+ und Co. ist es bei Amazon außerdem so, dass die Werbung im bestehenden Tarif zu sehen ist – für 2,99 Euro im Monat kann man die neue werbefreie Option dazu buchen. Auch nach dem Start gibt es von Amazon selbst nur sparsame Statements zur Umstellung. Nach wie vor gibt es somit keine offiziellen Daten zu Länge, Umfang, Verteilung und Inhalt der Spots. TECHBOOKs Streaming-Expertin Marlene Polywka hat deshalb den ausführlichen Test gemacht und die Werbung auf Amazon Prime Video genau unter die Lupe genommen.

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Wie viel Werbung zeigt Amazon denn nun?

Im Vorfeld hieß es von Amazon nur: „Ab dem 5. Februar werden Titel bei Prime Video in begrenztem Umfang Werbung enthalten. Das erlaubt es uns, weiterhin in Top-Entertainment und Live-Sportinhalte zu investieren und diese Investition langfristig zu erhöhen.“ Was genau das Unternehmen unter „begrenzt“ versteht, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Das „Wall Street Journal“ lieferte Ende Januar genauere Einblicke. Dem Magazin lagen interne Dokumente vor, in denen von zwei bis dreieinhalb Minuten Werbung pro Minute die Rede war.

Im Test zeigen sich bisher andere Daten. Das könnte natürlich daran liegen, dass die Werbung bei Amazon gerade erst gestartet ist. Sehr wahrscheinlich kommen noch weitere Werbetreibende hinzu. Vielleicht möchte Amazon zum Start der neuen Option auch seine Kunden nicht mit einer Flut an Werbung abschrecken. Was auch immer der Grund ist, in unserem Test zeigte der Dienst definitiv deutlich weniger Werbung pro Stunde, als die ausgegebenen zwei bis dreieinhalb Minuten. Im Schnitt waren es tatsächlich nur 22 Sekunden Werbung pro Stunde.

Wir haben für diesen Artikel Prime Video sowohl in der Browser-Version getestet, als auch die Smartphone- und TV-App genutzt.

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So sieht die Werbung bei Amazon Prime Video im Test aus

Die genaue Länge und Platzierung der Werbespots variierte mitunter. Manche Titel, in erster Linie Filme, enthielten gar keine Werbung. Eine Kennzeichnung von Amazon diesbezüglich gibt es nicht.

Wenn Werbung gezeigt wird – was in unserem Test in etwa 92 Prozent der Fälle vorkam –, dann in jedem Fall immer vor Start des Titels. Auf allen drei getesteten Plattformen spielte Amazon in diesem Fall in der Regel zwei Spots ab, die zusammen eine Laufzeit von etwas mehr als 20 Sekunden hatten. Dabei fiel auf, dass die Varianz nicht besonders groß und plattformgebunden war: So wurde am PC im Browser in 12 von 12 Fällen ein Spot gezeigt, am Smartphone in 17 von 17 Fällen ein anderer. Gleiches gilt für den Fernseher.

Bisher kam es in unserem Test nur vereinzelt vor, dass Amazon mehr als die Werbung direkt zu Beginn zeigte. Wenn doch ein zweiter Werbeblock implementiert wurde, dann in einem Großteil der Fälle in Filmen und nicht in Serien. Was dabei ebenfalls auffiel: Der Block befand sich stets in den ersten 20 Minuten Laufzeit des Titels und wird auch, ähnlich wie etwa bei YouTube, auf der Zeitleiste gekennzeichnet. Bei diesem zweiten Block gab es inhaltlich etwas mehr Varianz als beim ersten – immerhin drei verschiedene Werbespots. Ebenfalls positiv: In den meisten Fällen war die Unterbrechung gut gesetzt und etwa nicht inmitten eines gesprochenen Satzes.

Die Gesamtlänge der Werbung zeigt Amazon dabei in einem Fenster am linken oberen Rand des Bildschirms an, genauso wie die Anzahl der Spots. Auch vor dem 5. Februar zeigte Amazon übrigens bereits Werbung vor dem Abspielen von Titeln, allerdings stets nur in eigener Sache und man hatte die Möglichkeit, die Spots zu überspringen. Das geht nun nicht mehr, allerdings kann man das Abspielen der Werbung zumindest pausieren.

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Sparsame Informationen von Amazon

Bisher ist nicht ganz ersichtlich, welche Strategie Amazon mit seinem Werbe-Abo verfolgt. Während beispielsweise Netflix einen klaren Weg beschreitet, indem es unter anderem das Basis-Abo gestrichen hat, ist das bei Amazon weniger offensichtlich. Während unseres Tests wurden wir beispielsweise nur einmal gefragt, ob wir in die werbefreie Version wechseln wollen. Es findet sich dafür aber auch ein Reiter mit der Aufschrift „Werbefrei“ in der Navigation, über den man direkt in die entsprechenden Konto-Einstellungen kommt, um zur werbefreien Version zu wechseln. Besonders aufdringlich hat Amazon das somit nicht gestaltet, aber auch definitiv nicht versteckt.

Einen generellen Hinweis zur Werbung vermisst man allerdings gänzlich. Während etwa in dem zu Amazon gehörenden Dienst Freevee Inhalte mit Werbung entsprechend gekennzeichnet sind, fehlt ein solcher Verweis bei Amazon Prime Video komplett. Auch zum Start des Werbe-Abos beziehungsweise des werbefreien Tarifs gab es keine Mitteilung innerhalb von Prime Video selbst. Neukunden erhalten ebenfalls keinen konkreten Hinweis.

Amazon steht ohnehin für die Einführung von Werbung in der Kritik von Verbraucherschützern; zumindest unser Test hat nun auch eine Reihe weiterer Fragen bezüglich der Bereitstellung von Informationen aufgeworfen. Die Stiftung Warentest bemängelt etwa, dass es sich bei der Einführung von Werbung um eine versteckte Preiserhöhung durch Amazon handelt. Kunden entscheiden sich bei Prime Video nämlich nicht gezielt für den Werbe-Tarif. Stattdessen wird die Werbung in das bestehende Abo mit aufgenommen und wer das nicht möchte, muss eine zusätzliche Option buchen. Zusätzlich will der Verbraucherzentrale Bundes­verband (vzbv) auf Unterlassung klagen.

Man kann Amazon-Werbung teilweise umgehen

Werbung bei Streaming-Diensten erfreut hierzulande keiner allzu großen Beliebtheit. Auch die Einführung von Werbung bei Amazon kam nur mäßig gut, wie unter anderem auch eine TECHBOOK-Umfrage belegt. Wer nun also von den Spots genervt ist, kann diese in einigen Fällen umgehen.

Eine Möglichkeit bietet das Kinderprofil. Viele der dort gelisteten Titel enthalten nämlich keine Werbung. Zwar könnte sich das künftig noch ändern. Stand jetzt (6. Februar 2024) ist das allerdings nicht anzunehmen. Der Nachteil des Zugangs über ein Kinder-Profil ist jedoch, dass die Titel dort maximal FSK 12 sind und die Auswahl somit deutlich eingeschränkt ist.

Auf eine weitere Möglichkeit weisen die Kollegen von Giga hin. Unser Nachbarland Belgien wurde von Amazon scheinbar von der Werbung ausgenommen. Wer sich also dort aufhält, kann auch mit einem deutschen Amazon-Account die Werbung umgehen. Theoretisch könnte man auch eine entsprechende VPN-Verbindung nutzen, allerdings überprüft Amazon das gegebenenfalls technisch und sperrt dann die Inhalte.

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Vergleich zu Werbung bei anderen Diensten

Nun ist Amazon bei Weitem nicht der erste Streaming-Dienst, der Werbung in sein Angebot implementiert hat. Doch wie schneidet Prime Video im Vergleich mit anderen Anbietern ab?

Branchen-Primus Netflix führte sein Werbe-Abo bereits Ende 2022 ein. Für 4,99 Euro im Monat bekommen Kunden Zugriff auf einen leicht eingeschränkten Netflix-Katalog. Weitere Abstriche im Vergleich zu den regulären Tarifen sieht man außerdem bei der Streaming-Qualität und der Anzahl der zu nutzenden Profile. Zudem kann man die seit Account-Sharing-Verbot eingeführten Zusatz-Accounts zum Werbe-Abo nicht buchen. Pro Stunde zeigt der Dienst im Übrigen vier bis fünf Minuten Werbung in mehreren Blöcken – also deutlich mehr als Amazon in unserem Test.

Sky folgte mit seinem Streaming-Dienst Wow im Juli 2023. Mit der Einführung von Werbung in den regulären Tarif wurde dieser etwas günstiger: 7,99 Euro für Serien, 9,98 Euro für Serien und Filme sowie 29,99 Euro im Monat für Sport. Generell wird die Werbung aber nur vor dem Abspielen eines Titels gezeigt und kann dann bis zu einer Minute dauern.

Bei Disney+ sieht die Sache hingegen noch einmal anders aus. Dort kostet der im November 2023 eingeführte Tarif mit Werbung 5,99 Euro im Monat. Abonnenten müssen ebenfalls auf die hohe 4K-Auflösung und auch die Download-Funktion verzichten. Dafür zeigt Disney während Spielfilmen generell keine Werbespots, sondern nur vor dem Start des Titels. Maximale Werbe-Zeit: vier Minuten pro Stunde.

Vergleicht man nun die Werbung bei Amazon und auch die in unserem Test festgestellte Implementierung, dann muss man sagen, dass das Unternehmen zumindest bisher sein Versprechen eingehalten hat und deutlicher weniger und vor allem kürzere Spots zeigt. Allerdings müssen Kunden – im Gegensatz zu teilweise Disney+ und vor allem Sky/Wow – Unterbrechungen während Filmen und Serien hinnehmen. Vor allem der Preis hat es dabei in sich. Mit seinen 8,99 Euro bietet Amazon, mit Ausnahme des Film- und Serienpakets bei Sky/Wow, das teuerste Werbe-Abo am Markt.

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Profilbild

Viel Positives, aber auch Negatives

„Zwar ist es noch etwas früh, um endgültige Aussagen zum Werbe-Abo bei Prime Video zu machen. Mein erster Test lässt mich allerdings recht zwiegespalten zurück, was Werbung bei Amazon angeht.

Zum einen muss ich sagen, dass ich die Implementierung an sich recht gelungen finde. Gerade zu Beginn ist es wirklich nicht störend, beziehungsweise ist man Werbung irgendwie bereits gewohnt. Dass – zumindest bisher – weitere Werbeblöcke ebenfalls in den ersten 20 Minuten eines Titels platziert sind, finde ich ebenfalls positiv. Oft hat die Handlung zu diesem Zeitpunkt ohnehin noch nicht an Fahrt aufgenommen.

In meinem Test war zudem die genaue Platzierung der Werbung bei Amazon Prime Video überzeugend. Keine plötzlich abgebrochenen Sätze oder Szenen – zumindest in den meisten Fällen. Hier scheint Amazon technisch eine recht gute Lösung gefunden zu haben. Bei der Auswahl könnte der Anbieter allerdings gerne noch etwas nachbessern. Ich will wirklich nicht jedes Mal dieselbe Werbung sehen. Eine Bemerkung dazu am Rande: Die Spots waren in jedem Fall zielgruppengerecht – mir wurden vor allem auf meinen Dienstgeräten eine Menge technischer Produkte gezeigt. Was mich zu der Frage führt, ob und wenn ja auf welche Daten Amazon dafür zurückgreift.

Doch wie bei so Vielem gibt es dazu noch keine eindeutige Antwort von Amazon – und das ist es, was mich wirklich stört. Warum gibt es so wenige offizielle Aussagen des Unternehmens zu seinem Werbe-Abo? Im Vorfeld gab es so gut wie keine eindeutigen Statements. Man wusste nicht, wie umfangreich die Werbung sein würde oder wann man sie sieht und was überhaupt. Und auch jetzt noch informiert Amazon meiner Meinung nach nicht ausreichend über die Werbung, wie auch der Test ergeben hat. Es ist natürlich schön, dass offenbar einige Titel keine Werbung enthalten. Aber warum sind diese dann nicht gekennzeichnet?

Und was mich persönlich besonders stört, ist der Preis. Mir ist natürlich bewusst, dass man mit einem Amazon-Prime-Abo mehr bekommt, als „nur“ Prime Video. Aber wenn man die Zahlen ganz nüchtern vergleicht, dann bietet Amazon das teuerste Werbe-Abo an und dafür gerade im Vergleich zu Netflix und Disney+ weniger exklusive Inhalte. Ich persönlich nutze Amazon Prime vor allem als Streaming-Dienst und bestelle beispielsweise nur zweimal im Jahr etwas über den Shopping-Bereich. Prime Music und Co. nutze ich überhaupt nicht. Dadurch, dass es all diese Leistungen nach wie vor nur im Komplettpaket gibt, finde ich das Werbe-Abo wirklich unverhältnismäßig teuer.“Marlene Polywka, Redakteurin
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