14. Februar 2024, 15:29 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Seit dem 5. Februar zeigt Amazon bei Prime Video Werbung. Wer das nicht möchte, muss seither eine zusätzliche Option für 2,99 Euro im Monat zahlen. Der Anbieter selbst hat sich zur Umstellung bislang kaum geäußert, Details sind nur wenige bekannt. Nun wird deutlich: Amazon zeigt nicht nur Werbung, das Abo wurde auch an anderer Stelle verschlechtert.
Die Einführung von Werbung bei Amazon Prime Video bewegt die Gemüter. Zwar bieten auch Netflix, Disney+ und Wow von Sky mittlerweile Werbe-Abos an, doch sind diese bei den Streaming-Anbietern bewusst wählbar. Anders bei Amazon, da Prime Video nicht als separates Abo angeboten wird. Diejenigen, die beispielsweise ein Jahresabo für Prime abgeschlossen haben, bekommen für bereits gezahltes Geld somit eine schlechtere Leistung. Und nicht nur das: Wie einige Nutzer berichten, hat Amazon die Übertragungsqualität bei Prime Video mit der Umstellung verschlechtert und ein weiteres Feature komplett gestrichen. Die bislang enthaltenen Standards Dolby Vision HDR und Dolby Atmos 3D-Sound erhalten nur noch Nutzer, die die Option zur werbefreien Nutzung gebucht haben.
Amazon verrät kaum Details zu Umstellungen bei Prime Video
Bislang gab es keinerlei Hinweise darauf, dass Amazon außer der Einführung von Werbung bei Amazon Prime noch weitere Anpassungen vorgenommen hat. Der Anbieter hat sich zur Umstellung bislang kaum geäußert und nur die notwendigsten Informationen bekannt gegeben. In einer Mail an alle Prime-Abonnenten hieß es:
Ab dem 5. Februar werden Titel bei Prime Video in begrenztem Umfang Werbung enthalten. Das erlaubt es uns, weiterhin in Top-Entertainment und Live-Sportinhalte zu investieren und diese Investition langfristig zu erhöhen. Unser Ziel ist es, deutlich weniger Werbung zu zeigen als traditionelle Fernsehsender und andere Video-Streaming-Anbieter. Für dich besteht kein Handlungsbedarf und der aktuelle Preis deiner Prime-Mitgliedschaft wird sich nicht ändern. Wir werden auch eine neue werbefreie Option für zusätzlich 2,99 Euro pro Monat anbieten.
E-Mail von Amazon an Prime-Kunden
Auch auf Nachfrage gab der Anbieter keine Details dazu, wie viel Werbung Abonnenten zu sehen bekommen, wie lange die Clips dauern und mit welchen Werbepartnern man kooperiert. Lediglich, dass man weniger Werbung als die Konkurrenz zeigen wolle, ist der von Amazon grob gesteckte Rahmen. Die TECHBOOK-Redaktion hat allerdings die Erfahrung gemacht, dass die Werbeunterbrechungen eine Länge von maximal 30 Sekunden haben und im Schnitt ein bis zwei Spots in Folge ausgestrahlt werden. Außerdem erfolgt die Anzeige zumeist vor Beginn einer Serie und eines Films beziehungsweise innerhalb der ersten 20 Minuten der Ausstrahlung. Es ist aber durchaus möglich, dass Amazon diesen Rhythmus künftig noch anpassen könnte.
Streaming-Qualität bei Prime Video mit Werbung verschlechtert
Eine Woche nach dem Start der Werbung bei Prime Video zeigen sich nun allerdings weitere Einschränkungen. Erste Nutzer berichten davon, dass sich im regulären Prime-Video-Abo Inhalte nicht mehr mit Dolby Vision HDR und Dolby Atmos 3D-Sound streamen lassen. Die Kollegen von 4K-Filme haben daraufhin den Test gemacht und konnten die Beobachtungen tatsächlich auf Smart-TVs von Samsung, LG und Sony nachvollziehen.
TECHBOOK hat bei Amazon angefragt. Das Unternehmen bestätigte uns gegenüber die Einschränkung der Streaming-Qualität im Abo mit Werbung. „Dolby Vision- und Dolby Atmos-Funktionen sind nur in der werbefreien Version und bei entsprechenden Inhalten verfügbar“, so ein Amazon-Sprecher. Warum Amazon diesen Schritt nicht von sich aus kommuniziert hat, bleibt offen. Und noch etwas fehl im neuen Abo mit Werbung: Watch Party. Mit der Funktion können sich Kunden zusammen mit anderen gemeinsam einen Film oder eine Serie anschauen – auch wenn sie sich nicht zusammen in einem Raum befinden. Auch dieses Feature ist ohne vorherige Kommunikation mit der Umstellung in die kostenpflichtige Zusatz-Option gewandert.
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Was bleibt vom regulären Abo?
Prime-Abonnenten, die den Aufpreis für die werbefreie Option nicht bezahlen möchten, können weiterhin Inhalte in 4K, HDR10 und Dolby Digital 5.1 ansehen, soweit diese beim jeweiligen Inhalt verfügbar sind und vom Endgerät unterstützt werden. Für die zusätzliche Bild- und Audio-Optimierung durch Dolby Vision und Dolby Atmos müssen sie nun allerdings extra zahlen – ein Fakt, den Amazon bislang nicht kommuniziert hat.
Andere Anbieter wie Netflix und Disney+ schränken ihre werbefinanzierten Angebote ebenfalls ein. Hier gibt es beispielsweise kein 4K und HDR und auch Downloads sind nicht erlaubt. Dafür sind die Werbe-Abos mit 4,99 Eurobeziehungsweise 5,99 Euro monatlich günstiger als bei Amazon. Den Preis für Prime Video kann man zwar nicht im Detail bestimmen, denn neben dem Streaming-Zugang enthält das Abo für monatlich 8,99 Euro noch weitere Dienste und Leistungen. Doch Nutzer müssen den Preis auch dann zahlen, wenn sie den Streaming-Dienst allein und abgekoppelt von den anderen Prime-Vorteilen nutzen möchten.
TECHBOOK schätzt ein
„Amazons Intransparenz bezüglich der Änderungen bei Prime Video hat für mich einen bitteren Beigeschmack. Ich habe Prime im Jahresabo gebucht und somit vor Monaten für eine Leistung bezahlt, die mitten in der Laufzeit deutlich verschlechtert wurde. Und wenn das nicht schon schlimm genug ist, muss man Amazon quasi alles 'aus der Nase ziehen'. Ich verstehe nicht, warum der Anbieter nicht einfach offen mit der Umstellung umgeht, Angaben zu Werbeeinblendungen und zu gestrichenen Features macht. Das schaffen Netflix, Disney+ und Sky bei Wow immerhin auch. Ohne diese Angaben hat Amazon quasi einen Blanko-Check in der Hand, künftig weitere Dinge zu streichen – denn ein Rahmen wurde schließlich nie gesteckt. Man kann sich durchaus die Frage stellen, über welche fehlenden Features bei Prime Video die Nutzer durch Zufall noch stoßen.“– Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin