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Manipulation der Algorithmen

Versteckt Netflix einen bestimmten Film vor den Nutzern?

Netflix auf dem iPad
Netflix bewirbt jeden Film ganz unterschiedlich. Foto: Getty Images
Rita Deutschbein, Redaktionsleiterin TECHBOOK
Redaktionsleiterin

4. November 2022, 15:20 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Wie gut oder schlecht ein Film bei Netflix läuft, hängt auch davon ab, wie sehr er von der Plattform beworben wird. Ein Beispiel zeigt, dass Netflix einen bestimmten Titel offenbar versteckt.

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Es geht um den Film „Cuties“, der in Deutschland unter dem Namen „Mignonnes“ läuft und weder auf der „Kürzlich hinzugefügt“-Liste, noch in den Empfehlungen zu ähnlichen oder oft gesuchten Titeln erscheint. Doch warum ist das so und wie schafft Netflix es, dass der Film in kaum einer Liste auftaucht?

Filmplakat brachte Netflix viel Ärger ein

Wie „The Verge“ schreibt, hatte Netflix mit „Cuties“ keinen einfachen Start. Der Film wurde im Januar 2020 auf dem Sundance Film Festival das erste Mal unter dem Originaltitel „Mignonnes“ ausgestrahlt und schon im Vorfeld sicherte sich Netflix die Rechte an ihm. Im Sommer 2020 begann der Streaming-Anbieter, den Film für sein Portal zu bewerben, nutzte dafür allerdings nicht das eigentliche Filmposter, sondern eine eigene Kreation – ein durchaus gängiges Vorgehen. Allerdings brachte die Eigenkreation Netflix sehr schnell sehr viel Kritik ein.

Der Film beschäftigt sich mit dem Problem einer zunehmend sexualisierenden Kultur, der selbst Kinder nicht entkommen. Gezeigt wird dies am Beispiel der elfjährige Amy Diop. Sie kommt nach einem Umzug an eine neue Schule und trifft dort auf gleichaltrige Mädchen, die sich knapp kleiden und aufreizend tanzen. Der Film selbst geht das Thema sensibel an, Bilder der tanzenden Mädchen setzen die Macher nur dosiert ein. Auch das eigentliche Filmplakat ist wenig anstößig und zeigt lediglich die Mädchen, wie sie lachend mit Einkaufstüten einen Berg hoch rennen. Netflix entschied sich allerdings, ein anderes Motiv für die Werbung zu benutzen. Der Streaming-Anbieter zeigte auf seinem Plakat eine Szene, in der die Mädchen knapp gekleidet in ihren sexy Tanzposen verharren. Es folgte ein Shitstorm empörter Nutzer, die Netflix dazu aufforderten, das Plakat und den Film aus dem Angebot zu entfernen.

Der Streaming-Anbieter reagierte und entschuldigte sich sowohl bei der Filmemacherin Maïmouna Doucouré als auch öffentlich bei seinen Nutzern.

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Angepasste Suchalgorithmen verstecken „Cuties“ im Programm-Dschungel

Das Filmplakat wurde schnell geändert, den Film selbst nahm Netflix aber nicht aus dem Programm. Wie „The Verge“ schreibt, brachte der Anbieter hinter den Kulissen aber einige Prozesse in Gang, durch die „Cuties“ bzw. Mignonnes“ seither in deutlich weniger Suchergebnissen auftaucht. So entfernte Netflix den Film beispielsweise aus den Kategorien „in Kürze“ und „beliebte Suchanfragen“. Zudem verhinderte der Anbieter durch angepasste Algorithmen auch, dass Nutzer ihn durch Suchanfragen wie „süß“ oder „cute“ finden. Sofern sie direkt nach dem Titel suchen, werden ihnen zudem keine Kinderfilme oder Titel mit sexuellem bzw. anstößigem Inhalt angezeigt. Ein Test der Redaktion zeigte, dass die Suche nach „Cuties“ neben dem Film in der Tat nur eine bunte Mischung aus Komödien, Krimis oder anderen Tanzfilmen listet.

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Laut interner Dokumente soll es nicht ungewöhnlich sein, dass Netflix durch die Anpassung der Suchalgorithmen bestimmte Titel weitaus weniger bewirbt als andere. Auch die Ergebnisse für verwandte Suchanfragen kann der Anbieter so im eigenen Sinne beeinflussen. Gegenüber „The Verge“ und auch TECHBOOK erklärte ein Netflix-Sprecher: „Unsere Empfehlungen helfen den Mitgliedern in der großen Auswahl von Netflix passende Titel zu finden. Nicht jeder Titel wird auf die gleiche Weise beworben, so wie auch die Homepage jedes Mitglieds anders aussieht.“

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