1. April 2020, 12:21 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Fehlendes Licht soll niemanden davon abhalten mit der Smartphone-Kamera hervorragende Fotos zu schießen. Was ist dafür besser geeignet: Handy-Blitz oder Nachtmodus?
Moderne Smartphone-Technik macht bei der Kamera so einiges möglich. Ultra-Weitwinkel, Superzoom und vieles mehr – unter anderem gute Fotos im Dunkeln. Jeder kennt noch die unsäglichen, mit Blitz belichteten Bilder von Smartphone-Kameras, auf denen die Leute grell und unecht angeleuchtet sind, die Pupillen rot leuchten und viel zu starke Schatten geworfen werden.
Diesbezüglich haben die Handy-Kameras deutlich aufgeholt. Der Blitz wird besser eingesetzt und viele verfügen außerdem von Haus aus über einen integrierten Nachtmodus, der auch bei sehr wenig Licht gut erkennbare Fotos schießen kann. Aber wann sollte Blitz oder Nachtmodus zum Einsatz kommen und was muss dabei beachtet werden? TECHBOOK klärt auf.
Blitz oder Nachtmodus – technische Unterschiede
Smartphone-Kameras beleuchten mit einem LED-Blitz. Das bringt, im Vergleich zu einer richtigen Foto-Kamera, einige Vor- und Nachteile. Letztere blitzen nämlich in der Regel mit einer mit Xenogas gefüllten Leuchtröhre, das durch eine elektrische Spannung zum Leuchten gebracht wird. Man spricht dann von einem sogenannten Elektronenblitz; das Ergebnis ist ein helles weißes Licht, das nur kurzzeitig aufleuchtet. Bei Smartphones ist der Einsatz dieser Technik nicht möglich, weswegen auf die wesentlich kleineren und leichteren LED-Lichter zurückgegriffen wird. Diese erzeugen zwar ein deutlich schwächeres Licht, das zum einen eine geringere Reichweite und zum anderen ein deutlich künstlicheres Licht hat. Andererseits sind sie, wie bereits erwähnt, kleiner und leichter und reagieren deutlich schneller.
Der Nachtmodus ist ein spezieller Fotomodus moderner Handy-Kameras, der bei schlechter Beleuchtung optimal zum Einsatz kommt. Dabei werden die beeinflussbaren Einstellungen der Kamera – ISO-Wert und Verschlusszeit – hochgesetzt, sodass mehr Licht auf den Sensor treffen kann und der Blitz deaktiviert wird. Zusätzlich fügt die Software dann für das Endergebnis des Nachtmodus‘ mehrere Aufnahme mit einer unterschiedlichen Belichtung zusammen. So entsteht zum einen eine bessere Beleuchtung, zum anderen werden auch viele Details aufgenommen und die Farben sind kräftiger. So wird auch das deutliche Bildrauschen reduziert, das entsteht, wenn der ISO und damit die Lichtempfindlichkeit des Sensors sehr hoch sind
Blitzlicht für bewegte Motive und als zusätzliche Lichtquelle
Mit dem Blitzlicht ist das so eine Sache. Es kann natürlich helfen, Objekte im Dunkeln zu beleuchten, auf Fotos sieht es dann allerdings meist unecht aus und lässt den Hintergrund schwarz. „Ein großes Problem bei Blitzlicht ist auch die Reichweite“, meint Fotografin Jessica Weber. „Am Handy reicht der Blitz normalerweise nicht weiter als einen bis zwei Meter. Man bräuchte also weitere große Lichter, um das Fotomotiv gut und sichtbar zu belichten. Wenn man also an einem Ort ist, an dem es noch viele weitere starke Lichtquellen gibt, wie zum Beispiel der Times Square in New York, dann ist das etwas anderes. In diesem Fall reicht der Smartphone-Blitz aus, um das Motiv frontal besser auszuleuchten, weil auch der Hintergrund beleuchtet ist.“
Auch bei Gegenlichtsituationen kann der Blitz helfen, wenn zum Beispiel von der vor einem hellen Sonnenuntergang fotografierten Person mehr zu sehen sein soll als ein dunkler Umriss. Außerdem tue bei viel Sonnenlicht der Blitz von vorne dem Erscheinungsbild der Haut gut, sagt die Fotografin. Im wirklich Dunkeln mache das Blitzlicht aber nur dann Sinn, wenn sich das Motiv in Bewegung befinde – und das auch nur, weil hier der Nachtmodus seine Schwächen habe.
Nachtmodus besser für Fotografie im Dunkeln
Der Nachtmodus ist die softwareseitige Lösung, um Fotos auch bei sehr wenig Licht mit dem Smartphone aufnehmen zu können. Aufgrund der beschriebenen Vorgehensweise, bei der mehrere Fotos mit unterschiedlicher Belichtung übereinandergelegt werden, braucht man dafür allerdings eine ruhige Hand. Um ein Motiv unverwackelt zu fotografieren, muss man das Handy mehrere Sekunden ruhig halten, sonst entstehen verwaschenen Motivränder.
Ein großer Vorteil des Nachtmodus, so die Expertin, sei aber auch die Reichweite des Nachtmodus. „Beim Handy-Blitz wird nur die unmittelbare Nähe beleuchtet und das auch nicht zielgerichtet, sondern flächig von vorne. Der Nachtmodus zeigt nicht nur das angeleuchtete Objekt im Vordergrund, sondern auch noch Elemente des Hintergrunds, die weniger oder gar nicht beleuchtet sind.“
Blitzlichtgewitter So klappt das Fotografieren mit Blitzlicht
TECHBOOK Basics Was ist der ISO und wofür braucht man ihn in der Fotografie?
Starkes Kamera-Quartett Das neue Huawei P30 Pro erstaunt mit Zoom-Kamera
Fazit
„Beim Fotografieren“, betont Jessica Weber, „geht es letztlich immer um das Motiv.“ Im Dunkeln macht der Nachtmodus zwar prinzipiell Bilder, auf denen mehr zu sehen und der Lichteinfall weniger hart ist, dafür ist er ungeeignet, um Bewegungen einzufangen. Der Blitz ist dafür besser geeignet und kann teilweise bei zusätzlichen Lichtquellen die bessere Wahl sein.
Außerdem empfiehlt die Fotografin, sich auch selbst einmal manuell an den Einstellungen zu versuchen und mit ISO-Wert und Verschlusszeit herumzuexperimentieren.