8. Juni 2024, 16:39 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Manche Marken und Eigennamen im Tech-Bereich wirken wie echte Zungenbrecher. Sei es, weil sie aus einem anderen Sprachraum stammen, oder weil es sich um kryptische Abkürzungen handelt. TECHBOOK verrät, wie man es richtig macht.
Heißt es nun „Hu-a-wai“, „Wha-Whei“ oder doch ganz anders? Gerade bei Tech-Markennamen, die aus einem anderen Sprachraum stammen, stellt sich oft die Frage nach der richtigen Aussprache. Doch während man bei manchen Namen ganz von selbst über das Schriftbild stolpert – etwa bei DAZN oder Xiaomi –, ist man sich bei anderen oft gar nicht bewusst, dass man sie falsch ausspricht. Heißt der Kopfhörer-Hersteller eingedeutscht „Bo-se“ [ˈboːzə] oder doch eher englisch „Bous“ [ˈboʊz]? Und wie spricht man „PlayStation“ wirklich authentisch aus?
Typischerweise werden Markennamen so ausgesprochen wie in ihren Herkunftsländern. Das führt nicht selten zu einem Nebeneinander der eingedeutschten oder gemutmaßten und der tatsächlich richtigen Aussprache. Ein klassisches Beispiel ist dabei Adobe. Die Software wird eben nicht, wie von vielen angenommen, „A-doub“ ausgesprochen, sondern „A-dou-biiii“ [əˈdoʊbiː].
Übersicht
Fremdsprachliche Markennamen richtig aussprechen
Xiaomi
Der chinesische Elektronikhersteller Xiaomi findet hierzulande in erster Linie mit seinen Smartphones Verbreitung. Doch selbst Besitzer eines dieser Android-Geräte haben oft keine Ahnung, wie sie den Namen ihres Geräts aussprechen sollen. Selbst eine Herleitung fällt schwer. Die richtige Aussprache dürfte deshalb viele überraschen. Das Unternehmen wird ungefähr „Chiau-mi“ [ˈɕjǎumì] ausgesprochen. Dabei bildet man den Anlaut des Wortes vorn im Mund – allerdings ohne ein t wie in „tschüss“ oder „tschau“ voranzustellen.
Huawei
Huawei ist ein weiterer chinesischer Hersteller, der den deutschen Markt mit Android-Smartphones erobert hat, bis die US-Sanktionen unter Donald Trump das Unternehmen ins Straucheln brachten. Die sprachliche Herkunft legt nahe, dass „Hu-a-wei“ vermutlich nicht die intendierte Aussprache ist. Dennoch entschied sich Huawei hierzulande, die Aussprache einzudeutschen. In der Werbekampagne für das P20 ist stets die Rede von „Huawei“, so wie man es liest. Ursprünglich spricht man den Namen natürlich anders aus, nämlich im weiteren Sinne wie „Wah-wey“.
Die phonetische Transkription [ˈhwɑːweɪ̯] zeigt allerdings, dass hier kein deutschsprachiges „w“ [v] wie „Welt“ gesprochen wird. Das [w] der Transkription beschreibt vielmehr einen Laut, der mit gerundeten Lippen entsteht und eher dem englischen gehauchten „wind“ entspricht.
Hu, Hü, Hju, Hu-e oder Ju?
„Hue“ ist eine Bezeichnung, die eine Zeit lang oft in Produktnamen wie Philips Hue oder NZXT Hue+ anzutreffen waren. Hue ist ein englisches Wort, das ursprünglich auf die indogermanische Bezeichnung für eine Form oder Erscheinung zurückgeht. Das Wort trägt mehrere Bedeutungen, darunter Farbe, Farbschattierung und Färbung.
Der Hersteller Philips benutzt den Begriff für seine Smart-Home-Produkte, darunter zum Beispiel die beliebten LED-Lampen, deren Farbe verändert werden kann. Auch der PC-Hersteller NZXT hat mit dem Hue+ ein Produkt im Programm, mit dem die RGB-LEDs im Computergehäuse gesteuert werden können. Die Aussprache von Hue lautet [çu̟ː], ausgesprochen wie „hjuu“.
Qi
Qi ist keine Marke im klassischen Sinne, sondern beschreibt eine drahtlose Akku-Ladetechnik. Die Bezeichnung stammt aus China, und nein, es handelt sich nicht um ein Akronym wie HTC. Die naheliegenden Aussprachen „Ki“ oder gar „Qui“ sind leider falsch. Richtig heißt es [tɕʰi˥˩], was etwa dem Geräusch „chi“ wie in „ich“ entspricht. Die Zeichen ˥ und ˩ geben Auskunft über die Tonqualität als besonders hoch und besonders niedrig. Chinesisch ist eine Tonsprache, bei der die Intonation die Wortbedeutung verändern kann. Eine deutsche Entsprechung gibt es dafür nicht.
Keine Angst vor kryptischen Abkürzungen
Chat-GPT
Da Chat-GPT in aller Munde ist, dürfte dieses Beispiel relativ einfach sein. GPT steht für Generative Pre-Trained Transformer. Dementsprechend wird auch das Akronym englisch ausgesprochen: [tʃæt’t͡ʃipiti] oder „tchet-dschi-pi-ti“.
DAZN
Die Aussprache des Streamingdiensts DAZN ist wirklich nicht zu erraten. Heißt die Marke wirklich „Da-tsssn“? Wohl kaum. Die vier Buchstaben stehen nämlich für „Da Zone“ [dəˈzoːn], abgeleitet von den englischen Begriffen „The Zone“ (dt.: Die Zone). Folglich lautet die richtige Aussprache „Da Souun“ mit einem stimmhaften s-Laut.
HTC
Auch HTC ist eine Bezeichnung, über die man beim Sprechen gerne stolpert. Bei dem eingedeutschten „ha-te-ze“ weiß zwar jeder, was gemeint ist, doch authentisch ist diese Aussprache nicht. Die Abkürzung HTC des Elektronikkonzerns aus Taiwan steht ganz simpel für High Tech Computer Corporation und wird dementsprechend auch englisch ausgesprochen.
Schon eine Weile her: iPhone Xs, Xr und Xs Max
Als Apple das iPhone X einführte, herrschte eine Zeit lang Unklarheit, ob das Flaggschiff-Smartphone iPhone X – wie der Buchstabe – oder iPhone 10 – X als römische Zahl – ausgesprochen werden soll. In den offiziellen Keynotes von Apple ist ganz klar vom iPhone 10 bzw. vom iPhone 10s, dem iPhone 10r und dem iPhone 10s Max die Rede.
Walkman, PlayStation, E-Auto So bewegt ist die Geschichte des japanischen Weltkonzerns Sony
Meinung Warum ich nie ein Huawei-Smartphone kaufen würde
Übersicht OmU, CC, Off-Ton – was die Begriffe beim Streaming bedeuten
Der Feinschliff für Sprach-Spezialisten
Nokia
Schlussendlich gibt es noch einige Markennamen, deren Aussprache man vermeintlich kennt. Doch oft haben sich leichte Eindeutschungen eingeschlichen oder aber der Akzent der Herkunftssprachen wird nicht berücksichtigt. Beispielsweise scheint die Aussprache von Nokia ziemlich klar: „no-kia“.
Doch falsch! Denn der einstige Handy-Marktführer aus Finnland wird nicht, wie viele denken, einem langen o ausgesprochen, sondern mit einem kurzen [nˈokiaː]. Die Verwirrung kommt daher, dass im Deutschen offene Silben wie bei „No-kia“ in der Regel lang gesprochen werden.
Samsung
Samsung – eigentlich kein schweres Wort, doch spricht man es wirklich so, wie man es schreibt? Eher ä als a, die s-Laute stimmhaft oder stimmlos? Von „Samsung“, „Sämsung“ und „Samsan“ hört man jedenfalls vieles. Tatsächlich sind die beiden s-Laute stimmlos, die ng-Endung wird so ausgesprochen, wie es die Schreibweise vermuten lässt.
Das u ist jedoch die wahre Stolperfalle. Weder spricht man dieses wie im Deutschen aus, noch wird daraus ein a, wie es im Englischen oftmals geschieht. Stattdessen kann man sich für die Silbe „sung“ auch direkt an dem englischen Wort „sung“ orientieren. Dieses ist nämlich die Partizipform der Vergangenheit für das Verb „to sing“ (singen) und wird genau wie der „Song“ (Lied) ausgesprochen: Statt die Lippen eng anliegend zu einem deutschen o zu formen, handelt es sich um einen offeneren Laut, bedingt durch einen offeneren Mund. Das Gesamtergebnis klingt demnach so: „Sam-Song“.
PlayStation
Die PlayStation trägt zwar eine englische Bezeichnung, ist aber ein Produkt des japanischen Elektronikherstellers Sony. Wer also die PlayStation [plɛ́jsdɛjʃən] englisch ausspricht, macht nichts falsch. Doch richtig authentisch wird die Aussprache des Markennamens erst mit einem japanischen Akzent, wie in diesem ikonischen PlayStation-Trailer, der vor zehn Jahren ein Seitenhieb gegen Microsofts Maßnahmen gegen das Teilen von Xbox-Spielen war.