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Bei Vonovia

Ärger um smarte Rauchmelder! Welche Daten geben sie wirklich weiter?

Ein Rauchmelder, der Qualm registriert
Neue Rauchmelder von Vonovia geben derzeit Anlass zur Diskussion (Symbolbild) Foto: Getty Images
Woon-Mo Sung
Redakteur

29. Oktober 2024, 10:47 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Neue Rauchmelder der Vonovia sorgen derzeit für Unmut bei der Vermietern. Das Wohnungsunternehmen reagierte bereits darauf.

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Die eigenen vier Wände sollen nicht nur möglichst gemütlich, sondern auch sicher sein. Im Zuge dessen haben in der jüngeren Vergangenheit Rauchmelder in Häusern und Wohnungen Einzug gehalten, um Bewohnern im Ernstfall mit einem lauten Geräusch zu warnen. Das ist prinzipiell zu begrüßen – trotzdem sorgen neu geplante Rauchmelder von Vonovia derzeit für Ärger bei Mietern. Und auch vor dem Hintergrund des Datenschutzes schrillen die Alarmglocken. Aber ist das auch wirklich berechtigt?

Rauchmelder von Vonovia sammeln Daten

Die neuen Rauchmelder der Vonovia heißen Multisensor Plus und stammen vom Hersteller Techem. Sie sollen mehr als nur vor starker Rauchentwicklung warnen können. Wie das Unternehmen selbst auf einer Info-Seite schreibt, können sie zusätzlich das Aufkommen großer Hitze, primär in der Küche, und gefährliches Kohlenmonoxid erfassen. Ein LED-Licht soll außerdem anzeigen, wann es wieder Zeit ist zum Lüften.

Damit sie ihre Funktionen erfüllen können, erheben die smarten Geräte Daten zu Mittelwerten der Raumtemperatur und der relativen Luftfeuchtigkeit – alles in „datenschutzkonformer Weise“, wie Vonovia erklärt. Nur mit vorheriger Zustimmung seitens des Mieters werden die Daten übermittelt und ausgewertet. In der „Mein Vonovia“-App kann man dann auf Basis dessen „eine Klimaauswertung und Lüftungshinweise erhalten“.

Ferner heißt es: „Eine Verwendung der erhobenen Daten erfolgt ausschließlich für die in der Einwilligung benannten Zwecke.“ Die Datenerhebung erfolgt stündlich und anschließend werden die Informationen mithilfe eines Smartreaders ausgelesen und in der Techem Cloud gespeichert. Bei Widerspruch funktionieren die neuen Rauchmelder von Vonovia trotzdem, lediglich Auswertungen erhält man dann nicht mehr.

Rauchmelder potenzieller Datenschutz-Albtraum

Vonovia betont, dass die Rauchmelder ohne Kameras und Mikrofone auskommen und lediglich mit speziellen Sensoren ausgestattet sind. Dafür bleiben die erhobenen Daten „über einen Zeitraum von drei Jahren personenbeziehbar“ gespeichert. Erst nach Ablauf dieser Frist werden sie vollständig anonymisiert. Das heißt, bis dahin kann man sie konkreten Personen zuordnen. Laut Techem ist dies nötig, um zum Beispiel Tendenzen in der Nutzungsweise der Wohnung erkennen und daraus Ableitungen vornehmen zu können. Beim Kampf gegen Schimmel könne man etwa in einem Jahr darauf hinweisen, wie man richtig lüftet und im nächsten Jahr untersuchen, ob die Maßnahmen etwas gebracht haben.

Die dadurch mögliche Datensammlung birgt aber erhebliche Risiken, wie die Cybersicherheitsexpertin Eva Wolfangel von „Zeit Online“ schreibt. Demnach könnte man anhand der Informationen und mithilfe künstlicher Intelligenz unter anderem ermitteln, wie viele Personen sich gerade in einer Wohnung aufhalten. Und an solchen Erkenntnissen könnten allerlei Personengruppen Interesse haben – darunter Geheimdienste oder Kriminelle.

Angeblich würden die mittels der Rauchmelder von Vonovia erhobenen Daten auf US-Servern landen. Bei Widerspruch würden die Daten nur lokal gespeichert werden und laut „Frankfurter Neue Presse“ für lediglich 48 Stunden. Ein Datenzugriff würde in der Zeit auch nicht erfolgen.

TECHBOOK hat zu diesen Punkten eine entsprechende Anfrage an die Vonovia und an den Gerätehersteller Techem gestellt.

Das sagt Vonovia zu den Vorwürfen

Laut dem Vonovia-Pressesprecher Olaf Frei sind die Ausführungen Wolfangels „in weiten Teilen komplett unwahr und spekulativ“. Man weise sie von daher zurück. Stattdessen heißt es, dass die erfassten Daten und der Umgang mit ihnen sicher seien. „Die Informationen werden bei Nutzung der Basisfunktionalität nur an den vor Ort in der Wohnung angebrachten Geräten gespeichert und spätestens nach 48 Stunden überschrieben, ohne dass ein Zugriff auf die Daten in der Zwischenzeit stattfindet. Ein Zugriff Dritter auf diese Daten findet damit nicht statt.“

Gemeinsam mit dem Gerätehersteller Techem sei man dazu auch vorsorglich mit Datenschutzbehörden im Austausch. Ferner verweist Frei auf den Umstand, dass Daten nur nach Mieter-Einwilligung weitergegeben werden und diese die Erfassung ganz einfach ausstellen können.

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Techem nimmt mit Statement Stellung zu den Vorwürfen

Auch Hersteller Techem hat sich mit einem Statement zu Wort gemeldet:

„Die hierfür erhobenen Daten werden zu jeder Zeit datenschutzkonform und gemäß DSGVO verarbeitet. Hierzu stehen wir im Austausch mit den zuständigen Datenschutzbehörden. Wir lassen die Einhaltung der Vorgaben durch jährliche interne und externe Audits überprüfen. Diese Umsetzung wurde mit internen Datenschutzexperten, dem Datenschutzbeauftragten der Techem und externen spezialisierten Rechtsberatern im Datenschutz abgestimmt.

Die Verarbeitung der Daten findet ausschließlich in Rechenzentren innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums statt. Somit wird gewährleistet, dass unsere Daten den strengen Datenschutzbestimmungen der Europäischen Union unterliegen.“

Techem

Im Gespräch mit TECHBOOK verrieten Mitarbeiter von Techem, dass der Provider in Schweden liegt, die Server befinden sich in Europa. Der Zugriff durch US-amerikanische Unternehmen sei so gut es geht eingeschränkt und allgemein sei die Datenverarbeitung außerhalb der EU nur in absoluten Ausnahmefällen möglich – und niemals bei Nutzer-, Bewohner- oder Kundendaten. Man wisse daher nicht, woher die Aussage Wolfangels zu US-Servern komme.

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Mit einer App und dem Internet verbundene Rauchmelder seien laut Wolfangel unnötig und würden Mieter nur unnötigen Risiken aussetzen. Zumal nicht klar sei, wie sicher zum Beispiel die Vonovia-App sei. Cyberkriminelle könnten etwaige Schwachstellen leicht ausnutzen und die Daten abfangen.

Vonovia-Mieter hingegen fühlen sich regelrecht beobachtet und „überwacht“. Zudem soll mit dem Einbau der neuen Melder auch eine Mieterhöhung einhergehen, wogegen Betroffene vorgehen wollen, da sie diese nicht gerechtfertigt sehen. Das Unternehmen wiederum argumentiert mit einer Modernisierungsmaßnahme, die Sicherheit und Gebrauchswert erhöhe. Zudem ermögliche man laut Techem Bewohnern „ein gesundes Raumklima“.

Eine Einigung mit den Mietern strebe man zwar an, allerdings wollen einige Mieter juristisch gegen den Einbau der smarten Rauchmelder vorgehen. Erste Gerichtsverfahren sollen bereits angesetzt sein.

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