10. September 2024, 16:53 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Auf der diesjährigen IFA 2024 gab es viel zu sehen. TECHBOOK war direkt vor Ort und hat dabei einen vielversprechenden kleinen Roboter von LG erspäht – und er uns.
Die IFA 2024 ist eine ganz besondere Ausgabe für die international bekannte Funkmesse. Denn schließlich feiert sie ihr 100. Jubiläum und dafür haben sich die Organisatoren ein umfangreiches Rahmenprogramm ausgedacht. Das Herzstück sind und bleiben jedoch die vielen Aussteller und deren Produkte. Dabei hat es mir beim Herumschlendern durch die Hallen ein Roboter von LG besonders angetan – und das aus gutem Grund.
Roboter von LG ist Alexa-Konkurrent auf Rädern
Der südkoreanische Hersteller ist auf der diesjährigen Internationalen Funkausstellung wieder sehr präsent und hat gleich eine ganze Halle für sich unter Beschlag genommen. Und wie es sich für ein großes Tech-Unternehmen im Jahr 2024 gehört, steht auch hier nahezu alles im Zeichen von künstlicher Intelligenz – oder wie man es selbst nennt „Affectionate Intelligence“.
Unter diesem Namen soll die KI fester Bestandteil im Alltag der Menschen werden und vor allem im Wohnbereich aushelfen. Deswegen stellt man eine ganze Produktpalette unter dem Deckmantel „Affectionate Home“ vor, wozu auch ein kleiner, selbstfahrender Roboter von LG gehört. Einem Standmitarbeiter zufolge handelt es sich noch um einen Prototypen – und auch die aktuelle Bezeichnung klingt sehr danach: „Self-driving AI Home Hub“, steht auf dem Schildchen. Man kann nur hoffen, dass bis zur Marktreife ein eingängiger Name dazukommt.
Auch interessant: Warum Roboter nie wie Menschen aussehen sollten
Aber was kann der Kleine überhaupt? Im Grunde soll es sich um eine KI-gestützte Assistenz für die eigenen vier Wände handeln, ähnlich einer Alexa von Amazon also. Anders als die smarten Lautsprecher des Versandriesen und deren Software ist LGs Entwicklung dank zweier Räder aber sehr mobil und wendig. Er kann einem auf Schritt und Tritt folgen – und wie das folgende Video zeigt, lässt sich der Roboter auch auf Befehl rufen:
KI für bessere Mensch-Maschine-Kommunikation
Wie ein Mitarbeiter mir erklärte, ist „Self-driving AI Home Hub“ mit ChatGPT ausgestattet, um so auf Informationen zugreifen zu können und mit den Besitzern zu sprechen. Auf der IFA war der Prototyp dazu in der Lage, unter anderem Fragen zur Wettervorhersage, Restaurantempfehlungen oder den Öffnungszeiten der Messe zu beantworten.
Als Helfer in den eigenen vier Wänden soll der Roboter auch „Situationen, Kondition und Umgebung“ wahrnehmen, einschätzen und je nach Bedarf auch handeln können. Dazu gehören zum Beispiel die Temperatur und Luftfeuchtigkeit.
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Roboter von LG soll Emotionen erkennen können
Das kleine Gerät verfügt übrigens über ein Display, auf dem im Normalbetrieb zwei Kringel als Augen dargestellt werden. Offenbar verfügt er auch über Drucksensoren, die Berührungen erkennen können, was bestimmte Reaktionen hervorrufen kann:
Gut sichtbar im obigen Clip sind dabei nicht nur die comichaft wirkenden Herzchen-Augen, sondern auch die dazu passende verlegene „Körpersprache“. Nicht nur kann sich „Self-driving AI Home Hub“ per Lautsprecher verständigen, sondern kann auch nonverbale Signale senden.
Im Gerät ist außerdem eine Kamera angebracht. Mit der kann der Roboter auch Menschen direkt wahrnehmen. Bei der Messe wechselte dann der Bildschirm in eine Ansicht der Live-Aufnahme von mir. Wozu das gut sein soll? In der Theorie soll „Self-driving AI Home Hub“ menschliche Gefühle erkennen können, indem das Gesicht – und insbesondere der Gesichtsausdruck der jeweiligen Person – analysiert wird. Das soll den Roboter dazu befähigen, „emotional zu kommunizieren“ und zwar auf Basis des jeweiligen Kontextes.
Bei der IFA 2024 war diese spannende Funktion allerdings noch nicht einsatzbereit und konnte dementsprechend nicht vorgeführt werden. Wann LG den Roboter auf den Markt bringen will, konnten wir auf der Messe direkt nicht herausfinden. Auf entsprechende Anfrage teilte LG mit, dass er im Laufe des Jahres 2025 in Südkorea herauskommen soll.
Die Zukunft ist mal wieder jetzt und ich wünschte, ich könnte die Zeit anhalten
„Ganz gleich, um welche technologischen Errungenschaften der Vergangenheit es auch gehen mag. In der Regel haben wir es doch immer nur mit leblosen Objekten und Nutzgegenständen zu tun gehabt, die uns sicher ab und an auf die Palme bringen können, aber auch nur, weil sie entweder nicht funktionieren oder weil wir durch ihre Hilfe von unliebsamen Menschen erfahren (via Chat, SMS, Anruf oder Social Media).
Aber eine Erfindung, die nicht mehr einfach nur anhand meines Nutzungsverhaltens Ableitungen zu meiner Person trifft, sondern ganz ohne mein Zutun mich und mein Gesicht ständig analysiert und dadurch Rückschlüsse auf meinen Gemütszustand anstellen soll, stellt für mich ein neues Niveau in der alltäglichen Auseinandersetzung mit Gadgets dar. Will ich das überhaupt? Für wen ist das gedacht? Kann das wirklich helfen?
Ich für meinen Teil brauche jedenfalls keinen Roboter, der ausspricht, was ich fühle und denke und der versucht, mich zu trösten. Gehört es nicht zum ganz normalen Menschsein dazu, sich selbst zu spüren und sich mit sich selbst auseinanderzusetzen? Die Höhen und Tiefen meines Lebens, die teile ich immer noch am liebsten mit meinen Mitmenschen und Technologien sollen mir lediglich dabei helfen, diese zu erreichen – und nicht, sie zu ersetzen.
Natürlich kann etwas wie ein ‚Self-driving AI Home Hub‘ zumindest ganz praktisch sein und bei Einsamen und/oder Hilfsbedürftigen tatsächlich einige Aufgaben abnehmen. Und wer weiß, vielleicht taugt die Entwicklung in der Tat als Kompagnon, wenn sonst niemand da ist – das wäre immer noch besser als absolut gar nichts. Oder?“