1. August 2018, 9:02 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Ende 2016 brachte Ikea erste fernsteuerbare LED-Lampen auf den deutschen Markt. Das Problem: smart waren sie überhaupt nicht und konnten mit dem beliebten Philips-Hue-System nicht mithalten. In der Zwischenzeit hat Ikea seine Tradfri genannte LED-Serie deutlich weiterentwickelt und bietet nun auch vernetzte Funktionen. TECHBOOK hat die Tradfri-Leuchten getestet und sowohl Licht als auch Schatten vorgefunden.
Als die Tradfri-Lampen von Ikea auf den deutschen Markt kamen, war unsere Enttäuschung groß. Denn eigentlich handelte es sich bloß um LED-Birnen mit einer simplen Fernbedienung. Unsere Kritikpunkte damals: Nicht per App bzw. Smartphone steuerbar, sehr begrenztes Farbspektrum (weiß, warmweiß, kaltweiß) und nicht programmierbar. Allein die einfache Installation und der günstige Preis waren zwei große Pluspunkte. Nun hat Ikea das Tradfri-Sortiment deutlich erweitert und spendiert den LED-Leuchten auch smarte Funktionen. Wir erklären, wie es funktioniert und ob sich der Kauf lohnt – auch im Video:
Die einfache Lösung: Tradfri Dimmer-Set
Wer in die Welt der smarten Ikea-Leuchten einsteigen möchte, der ist mit einem der angebotenen Sets gut bedient: diese bestehen immer aus einem Leuchtmittel sowie einem Steuerungsgerät. Die günstigste Lösung kostet so nur 17,99 Euro. Wer verschiedene Farben einstellen möchte, der benötigt das teuerste Set für 34,99 Euro. Es besteht aus einer LED-Lampe mit einer Lichtstärke von 600 Lumen und neun wählbaren Farben sowie einer Fernbedienung. Diese dient zum Ein- und Ausschalten, zum Dimmen und zum Wechseln der Farben. Die Installation ist denkbar einfach: LED-Leuchte in eine Lampe eindrehen, Strom einschalten, fertig.
Die Fernbedienung funktioniert automatisch mit dem beiliegenden Leuchtmittel. Sollen weitere Tradfri-Leuchten hinzugefügt werden, gibt es eine Kopplungs-Taste. Dann muss man die Fernbedienung etwa zwei Zentimeter von der jeweiligen LED-Leuchte entfernt halten und zehn Sekunden lang die Taste gedrückt halten. Das Prozedere ist sehr einfach und zuverlässig.
Allerdings erhält man mit diesem Set noch keine smarten Lampen, dazu benötigt man zusätzlich den Tradfri Gateway, der sich mit dem WLAN-Netzwerk zu Hause verbindet. Wer schon eine Hue-Bridge zuhause nutzt, kann diese ebenfalls als Gateway für die neuen Ikea-Lampen nutzen (ab Charge 1721).
Die smarte Lösung: Tradfri Gateway
Nun wird es aber interessant, denn für 29,99 Euro für den sogenannten Gateway lassen sich die Tradfri-Leuchten richtig vernetzen, per Smartphone-App steuern und in einzelne Räume unterteilen. Dazu muss man sich die kostenlose Smartphone-App für Android oder iOS runterladen und wird dann durch die Konfiguration geführt. Auch das funktionierte bei uns gut und problemlos. Wir mussten nur den Tradfri Gateway per Ethernet-Kabel (wird mitgeliefert) mit dem WLAN-Router verbinden, an den Strom anschließen und später die Fernbedienung vom Dimmer-Set über die Kopplungs-Taste mit dem Netzwerk verbinden.
Das ermöglicht endlich smarte Steuerungsfunktionen für die Tradfri-Leuchten. So lassen sich Ein- und Ausschaltzeiten in jedem Raum definieren oder Aufwachszenarien einstellen, in denen das Licht langsam heller wird und so den Sonnenaufgang imitiert. Zudem können per App bis zu 20 verschiedene Farben gewählt werden, anstatt nur neun über die Fernbedienung.
Jetzt auch mit Sprachsteuerung
Voll im Trend liegt die Möglichkeit der Sprachsteuerung, wenn man mit dem Tradfri Gateway verbunden ist. Wer zu Hause einen smarten Lautsprecher hat, kann über ihn Sprachbefehle geben, um die Ikea-Lampen zu steuern. Hierzu müssen sie vorher mit Google Assistant, Amazons Alexa oder Apples Homekit verbunden werden. Bei unserer Installation mit Alexa hat es nicht auf Anhieb funktioniert. Es war ein hin und her: erst die Tradfri-App öffnen und mit dem Amazon-Konto verbinden, dann die Alexa-App öffnen und den Tradri-Skill aktivieren sowie ebenfalls mit dem Amazon-Konto verbinden – und erst beim dritten Versuch wurden die Leuchten von Alexa im Netzwerk gefunden.
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Einfacher war die Installation mit Apples Homekit auf einem iPhone. Dazu musste man nur den Barcode auf der Unterseite des Gateway einscannen und die dazugehörige Nummer eintippen. Das war’s.
Sehr gut funktionierte die Bedienung per Sprachbefehl: So wurden beispielsweise „Alexa, mach das Licht im Schlafzimmer auf 50 Prozent“ oder „Hey Siri, mach das Licht warmweiß“ zuverlässig ausgeführt. So kann man die Lampen mit verschiedenen Sprachassistenten, per App oder Fernbedienung steuern.
Die App funktioniert aber nur, wenn man mit seinem Smartphone im gleichen Netzwerk wie die Leuchten ist. Das heißt, man hat von unterwegs keinen Zugriff und keine Kontrollmöglichkeit.
Bewegungsmelder und Dimmer als Zubehör
Wer will, kann seine Tradfri-Leuchten mit einem Bewegungsmelder verknüpfen. Dann gehen sie automatisch an, wenn man sich dem Bewegungsmelder nähert. Dieser ist batteriebetrieben und lässt sich einfach überall positionieren oder an der Wand anbringen. In unserem Test funktionierte er gut, allerdings war der Bewegungsradius deutlich geringer als die von Ikea angegebenen fünf Meter. Je nachdem aus welchem Winkel wir uns näherten, reagierte er teilweise erst bei 70 Zentimeter Entfernung. Die Empfindlichkeit des Sensors lässt sich leider nicht ändern. Die Leuchtdauer der Lampen kann von einer Minute bis auf fünf oder zehn Minuten eingestellt werden. Der Sensor funktioniert entweder, wenn es dunkel ist oder aber durchgängig auch tagsüber.
Der Sensor ist eine gute Lösung für Treppenhäuser, Hausflure, Garagen und Räume, die man man nicht so oft benutzt. Die Anschaffungskosten liegen bei 17,99 Euro.
Außerdem gibt es noch einen kleinen drehbaren Dimmer für 9,99 Euro. Dieser muss an der Wand angebracht werden, sonst führt jede Bewegung dazu, dass die verknüpften Leuchten angehen. Auch hier funktioniert die Verbindung mit den Leuchten und dem Gateway über eine eingebaute Kopplungs-Taste. Eine praktische Lösung, wenn man einen Lichtschalter an einem festen Ort haben möchte, um nicht immer die Fernbedienung oder die Smartphone-App zu betätigen.
In unserem Test konnten wir keinen Hinweis darauf finden, wie man zwei Steuerungseinheiten einem Leuchtmittel zuordnet und gingen davon aus, dass es nicht möglich ist. Wir fragten bei Ikea nach und erfuhren, dass es doch geht, wenn man folgendes Prozedere durchführt:
Koppeln Sie Ihr Leuchtmittel mit einer Fernbedienung, wie Sie es normalerweise tun. Dann nehmen Sie die andere Steuereinheit (z. B. einen Sensor oder Dimmer) und führen einen Werksreset durch (viermaliges Betätigen der Kopplungstaste). Danach nehmen Sie beide Geräte, legen sie nahe beieinander, drücken und halten die Pairing-Taste, bis die zweite Steuerungseinheit in der Anwendung erscheint (aufblinkt). Die beiden Geräte sollten nun in der gleichen Gruppe wie das Leuchtmittel sein und beide können das Leuchtmittel steuern.
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Fazit
Insgesamt bietet Ikea mit der Tradfri-Serie eine praktische und ausbaufähige Möglichkeit, das Zuhause mit smarten Leuchten auszustatten. Ein Plus sind die geringeren Investitionskosten im Vergleich zur Konkurrenz: So kostet die Hue-Bridge von Philips (das zentrale Steuerelement für die smarten Leuchten „Hue“) mindestens 41 Euro – also 11 Euro mehr als der Tradfri Gateway. Eine passende weiße LED-Leuchte von Ikea mit 1000 Lumen kostet nur 9,99 Euro, während die günstigste Hue-Leuchte mit 806 Lumen für 12,99 Euro zu haben ist. Auch wenn wir verschiedene Sets zusammenstellten, war die Lösung von Ikea etwa 30 bis 50 Prozent günstiger als die Hue-Lampen von Philips. Dafür ist das Sortiment an Hue-Lampen und Zubehör deutlich umfangreicher und bietet mehr Einstellungsmöglichkeiten. Die Ikea-Leuchten arbeiten nur in einem sehr überschaubaren Ökosystem.
Die Installation der Tradfri-Leuchten ist relativ einfach, wenn auch die Papier-Bedienungseinleitungen ziemlich altmodisch wirken. Manchmal wünschten wir uns mehr Einstellungsmöglichkeiten, wie beim Bewegungssensor. Und auch die Produktauflistung finden wir bei Ikea online unübersichtlich. Anstatt eine klare Übersicht mit allen wichtigen Unterscheidungsmerkmalen zu bekommen, muss man sich von Seite zu Seite durchklicken und sich selbst die Funktionen erschließen. Die Angaben sind zudem teilweise verwirrend und nicht verständlich. Was der Unterschied zwischen einer Farbwiedergabe 80 und 90 bedeutet, war uns unklar. Daraufhin erklärte uns Ikea, bei dem Farbwiedergabeindex gehe es um die Natürlichkeit der Darstellung von Farben. Vereinfacht gesagt: Je höher die Zahl am Referenzwert von 100 ist, desto besser die Farbwiedergabe.
Stutzig wurden wir auch bei der Preisdifferenz zwischen einer weißen Leuchte mit 1000 Lumen (9,99 Euro) und einer weißen Leuchte mit 980 Lumen (19,99 Euro). Erst durch tiefere Recherche findet man heraus, dass die teurere Leuchte drei Weißtöne wiedergeben kann, bei der günstigeren ist es nur einer.
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Schade finden wir auch, dass es nur eine Leuchte mit Farbspektrum im Angebot gibt und diese ausschließlich im Set mit der Fernbedienung für 34,99 Euro erhältlich ist. Man kann aber davon ausgehen, dass Ikea das Angebot an Tradfri-Leuchtmitteln peu à peu ausbauen wird.