2. Februar 2021, 16:52 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten
Alle Lampen mit einem Knopfdruck anschalten, und zwar gedimmt und in den Lieblingsfarben. Dazu spielt automatisch die Lieblingsmusik aus den Streaming-Lautsprechern. Im Smart Home ist das ein Leichtes. Teuer muss die nötige Technik dafür nicht mehr sein. Bei Ikea gibt es smarte Leuchtmittel, Lautsprecher und Zubehör-Artikel für wenig Geld. Aber was taugt das System aus Schweden? Das Ikea Smart Home bei TECHBOOK im Check.
Inhaltsverzeichnis
- So funktioniert Ikea Smart Home
- Vernetzte Glühbirnen Tradfri fürs Ikea Smart Home
- Fertige Lampen Floalt, Omlopp, Irsta und Strömlinje
- Smarter Lautsprecher Symfonisk im Ikea Smart Home
- Die Funkrollos Fyrtur und Kadrilj
- Passende Schalter im Ikea Smart Home
- „Ikea Home Smart“-App: Steuerzentrale auf dem Smartphone
- Fazit zum Ikea Smart Home im Check
So funktioniert Ikea Smart Home
In den Einrichtungshäusern und im Online-Shop von Ikea gibt es das Gleiche wie bei vielen anderen Smart-Home-Anbietern – nur viel günstiger. Zum Einstieg gibt es smarte Leuchtmittel ab erschwinglichen 8 Euro. Einfach in den Lampensockel schrauben und per Fernbedienung oder Smartphone-App die passende Helligkeit und Farben auswählen. Einfacher geht es kaum. Die Fernbedienung ist zwingend nötig, um Geräte im Ikea Smart Home hinzuzufügen, ganz egal, ob man sie nach dem Einrichten nutzt. Daher gibt es sie mit anderen Produkten oft in Sets.
Wer mehr möchte als per Fernbedienung das Licht an- und auszuknipsen, braucht eine Schaltzentrale für die Smart-Home-Steuerung. Dieses sogenannte Gateway kostet bei Ikea 30 Euro. Es nimmt per LAN-Kabel Verbindung zum WLAN-Router auf und dient dort als Dolmetscher. Auf diese Weise lassen sich die smarten Komponenten von Ikea, die mit dem Zigbee-Standard funken, auch mit Systemen und Geräten anderer Hersteller verbinden, die teils andere Funkstandards verwenden.
Sein eigenes System baut der Einrichtungsgigant kontinuierlich aus. Neben mehr Glühbirnenvarianten sind längst auch Fertiglampen, Sensoren, Schalter und Funkrollos hinzugekommen.
Vernetzte Glühbirnen Tradfri fürs Ikea Smart Home
Smarte Leuchtmittel von Ikea sind an der Produktmarke Tradfri zu erkennen. Das Sortiment umfasst derzeit zehn verschiedene Modelle zu Preisen von 8 bis 20 Euro. Neben Leuchtmitteln mit weißem Schirm in Birnen- und Kerzenform, hat Ikea auch eine transparente Birne im trendigen Retro-Look mit Glühfadenimitat im Programm. Mit E27, E14 und GU10 deckt die Auswahl die gängigsten Fassungen ab.
Die günstigeren Modelle leuchten in warmem Weiß mit einer Farbtemperatur von 2700 Kelvin. Andere Modelle können einen größeren Teil des Weißspektrums darstellen und wechseln auf Knopfdruck zwischen warmem und kühlem Weiß. Für 20 Euro gibt es farbfähige Leuchtmittel, denen sich per Fernbedienung neun und per App 20 Vollfarben entlocken lassen.
Eine uneingeschränkte Farbwahl aus dem gesamten RGB-Spektrum ist also nicht möglich. Auch auf vorgefertigte Lichtszenen mit lampenübergreifenden Farbverläufen wie bei Philips Hue muss man verzichten. Immerhin lassen sich alle Leuchtmittel stufenlos dimmen. Außerdem lassen sich die einmal gewählten Einstellungen für alle Lampen eines Raumes abspeichern und als „Stimmung“ auf Knopfdruck wieder abrufen. Und wer sich vom Licht wecken lassen oder es automatisch ausschalten möchte, wenn er unterwegs ist, aktiviert per App einen entsprechenden Zeitschaltplan, Timer genannt.
Fertige Lampen Floalt, Omlopp, Irsta und Strömlinje
Neben wechselbaren Leuchtmitteln erhellen Fertiglampen mit fest eingebauten Leuchtdioden das Ikea Smart Home. Die flachen Panele aus der Floalt-Produktreihe zieren Wand und Decke. Je nach Größe kosten sie 70 oder 130 Euro.
Die Omlopp-Leisten und -Spots sowie die Irsta- und Strömlinje-Panele bringen für 12 bis 40 Euro pro Stück Licht unter Hängeschränke. Die Schrankleuchten aus den Urshult- und Lindshult-Serien beleuchten für 20 bis 25 Euro pro Spot die Möbel von oben. Mit Strom versorgen sie Trafos und Stromkabel, die extra zu kaufen sind. Alle Fertiglampen leuchten im Weißspektrum, RGB-farbfähige Varianten gibt es nicht.
Die Fertiglampen lassen sich ebenso wie die wechselbaren Tradfri-Leuchtmittel per Fernbedienung oder App steuern, mit Zeitschaltplänen versehen und zu Stimmungsszenen hinzufügen. Sie sind günstiger als vergleichbare Fertiglampen von Philips Hue, haben vereinzelt aber mit Qualitätsproblemen zu kämpfen. So fallen die Floalt-Panele sowohl bei uns im Test als auch in Nutzerrezensionen durch nervige Brummtöne negativ auf.
Smarter Lautsprecher Symfonisk im Ikea Smart Home
Mit Eneby feierte Ikea im Jahr 2018 bei Funklautsprechern Premiere. Die 90-Euro-Box lässt sich per Bluetooth mit Musik füttern. Das reicht aber nicht, um „smart“ zu sein. Diese Beschreibung trifft stattdessen auf die beiden Symfonisk-Lautsprecher zu, die seit 2019 das Ikea Smart Home beschallen.
Sie entstanden zusammen mit Sonos, dem Spezialisten für WLAN-Lautsprecher. Dieser kümmerte sich um Sound und Funktechnik, Ikea um das Design. Das ist durchaus pfiffig. Den Regallautsprecher für 100 Euro kann man per Wandhalterung in einen Nachttisch verwandeln. Das Tischleuchtenmodell für 180 Euro kombiniert einen Lautsprecher mit einem Lampensockel und -gehäuse. Sowas hat man tatsächlich noch nicht gesehen.
Die Technik im Inneren ähnelt in beiden Fällen der des Sonos Play:1, der für 170 Euro zu haben ist. Dadurch lassen sich die Symfonisk-Boxen nahtlos in das Multiroom-System von Sonos einbinden. Günstiger ist der Sonos-Fuhrpark bisher nicht erweiterbar. Klanglich kommen die beiden Lautsprecher nah an das Original heran. Nur der Bass geht nicht so tief.
Anfangs ließen sich die Lautsprecher nur per Sonos-App steuern, inzwischen sind einige Bedienfunktionen auch in der Ikea-App verfügbar. Wer eine physische Steuerung bevorzugt, greift für 15 Euro zur puckähnlichen Symfonisk-Fernbedienung. Mit ihr lässt sich durch die aktive Sonos-Playlist zappen und die Lautstärke verändern.
Die Funklautsprecher auf diese Weise mit Musik aus diversen Streaming-Quellen zu füttern und in Smart-Home-Szenen einzubinden, ist problemlos möglich. Nicht von Haus aus smart ist übrigens die Lampenfassung des Tischleuchtenlautsprechers. Sie lässt sich allerdings mit einem beliebigen smartem Leuchtmittel versehen – ob nun von Ikea oder einer anderen Marke.
Unsere Meinung: Warum uns Ikeas neue Lautsprecherlampe nicht gefällt
Die Funkrollos Fyrtur und Kadrilj
Mit Fyrtur und Kadrilj hat der Einrichtungskonzern zwei funkgesteuerte und batteriebetriebene Rollos fürs Ikea Smart Home in petto. Nach langer Ankündigung sind sie inzwischen problemlos online und in den Einrichtungshäusern zu Preisen zwischen 110 und 170 Euro verfügbar. Kadrilj ist blickdicht, lässt aber noch etwas Licht hindurch, während Fyrtur das Fenster komplett verdunkelt. Beide Modelle bestehen aus grauem Stoff mit 195 Zentimetern Länge und sind in Breiten von 60 bis 140 Zentimetern erhältlich.
Per mitgelieferter Fernbedienung lassen sie sich manuell hoch- und herunterfahren. Alternativ erfüllt ein Sprachbefehl mit Amazon Alexa den gleichen Zweck. Sie gemeinsamen mit anderen Geräten in Szenen einzubinden, geht ebenfalls über Alexa oder in der Ikea-App. Auch das Zusammenspiel mit Apples HomeKit-System ist mittlerweile möglich. Nachdem Ikea das dafür notwendige Update wegen Problemen in Europa zunächst verschieben musste, hat der Möbelgigant es Ende Januar schließlich in einer verbesserten Version ausgerollt.
Passende Schalter im Ikea Smart Home
Wer nicht ständig zur Smartphone-App namens „Ikea Home Smart“ greifen möchte, nimmt stattdessen physisches Schaltzubehör in die Hand. Es lässt sich einfache an der Wand auf einem Tisch platzieren. Kabel sind nicht nötig, Energie bezieht das Zubehör aus Batterien.
Die Tradfri-Fernbedienung ist zum Preis für 10 Euro die naheliegendste Wahl. Mit ihr lassen sich einzelne Leuchten oder Leuchtengruppen ein- und ausschalten, dimmen und in der Lieblingsfarbe tönen. Um nur die Helligkeit des smarten Lichts zu variieren, genügt alternativ der Tradfri-Dimmschalter für 6 Euro. Soll das Licht ohne eigenes Zutun an- und ausgehen, erledigt der Tradfri-Bewegungsmelder zum Preis von 10 Euro diesen Job. Komplexere Aktion lassen sich mit dem Shortcut-Button zu 6 Euro auslösen. Ein Druck auf dem Funkschalter und schon geht das Licht und ein Lautsprecher an, während sich gleichzeitig die Funkrollos aufrollen.
Noch nicht in Deutschland erhältlich ist bisher ein Funkzwischenstecker für rund 10 Euro. Mit ihm lassen sich Geräte „smart machen“, die selbst über keinen Funkchip verfügen. Dadurch sind beispielsweise auch Stehlampen per Ikea-App oder -Fernbedienung steuerbar, deren Gehäuse zu klein für eines der smarten Leuchtmittel sind. Wer in Österreich oder den Niederlanden Urlaub macht, kann sich die smarte Steckdose bereits dort in den Ikea-Einrichtungshäusern besorgen.
„Ikea Home Smart“-App: Steuerzentrale auf dem Smartphone
Ikea Smart Home? Nee, die Steuer-App des Einrichtungskonzerns heißt tatsächlich „Ikea Home Smart“ und lässt sich kostenlos auf Smartphones mit Android und iOS verwenden. Wer nur Leuchtmittel per Fernbedienung steuern möchte, braucht sie höchstens zur Einrichtung und sonst nicht mehr. Wiederum für eine komplette Haussteuerung im Ikea Smart Home ist die Anwendung unverzichtbar.
Die App sortiert alle Ikea-Komponenten übersichtlich nach Räumen. Dadurch lassen sich beispielsweise mehrere smarte Lampen gruppieren und mit Lichtstimmungen programmieren. Zudem ermöglicht die App, Schaltzubehör wie den Shortcut-Button mit Aufgaben zu betrauen. Wer gern mit Licht aufwacht, nutzt die App für Zeitschaltpläne. Als abgespeckte Lautsprecherfernbedienung dient sie ebenfalls. Allerdings kann sie nur die aktive Playlist steuern, die zuvor in der Sonos-App ausgewählt wurde.
App hat noch Lücken
Damit erfüllt Ikeas App bereits viele gängige Funktionen, weist aber auch noch einige Lücken auf. So ist bisher mit der App kein Fernzugriff außerhalb des WLAN-Empfangs auf das Ikea Smart Home möglich. Zudem fallen die Szenensteuerung und die Heimautomation noch recht schmal aus.
Zum Glück lässt sich das Ikea-System mit der App in andere Plattformen einbinden, die das alles können. Amazon Alexa, Google Home und Apple HomeKit stehen zur Auswahl. Voraussetzung ist das Tradfri-Gateway, das als Funkbrücke zwischen den Systemen fungiert.
Dann tauchen die Ikea-Produkte in den Apps der jeweiligen Anbieter auf und lassen sich auf verschiedene Weise steuern. So ermöglicht die Verbindung, das Ikea Smart Home per Sprache zu bedienen und gemeinsam mit Geräten diverser anderer Marken zu steuern. Bei Amazon heißt dieses Zusammenspiel „Routine“, bei Google „Abläufe“ und bei Apple „Szenen“. Ferner bietet Apples Home-App einen umfangreichen Bereich für die Hausautomatisierung, schlicht „Automation“ genannt. Darüber lässt sich zum Beispiel automatisch das smarte Licht von Ikea sowie das Heizkörperthermostat einer anderen Marke und ein Sonos-Lautsprecher einschalten, wenn ein Sensor oder ein GPS-Modul erkennt, dass man das Zuhause betritt.
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Fazit zum Ikea Smart Home im Check
Das Ikea Smart Home ermöglicht intelligente Haussteuerung für alle. Denn im Vergleich zu anderen Marken ist die Technik erschwinglich und lässt sich in Einrichtungshäusern direkt ausprobieren.
Das Sortiment fürs Ikea Smart Home ist aber noch vergleichsweise klein. Der Schwerpunkt liegt auf smarter Beleuchtung, ergänzt durch Sound-Hardware und elektrische Rollos. Wer alle Bereiche des eigenen Zuhauses vernetzten möchte, muss sich noch woanders umgucken. Außerdem darf man angesichts der günstigen Preise nicht erwarten, das Beste vom Besten zu erhalten. Andere Marken bieten mehr Funktionen. Außerdem ist die App-Bedienung von Ikea noch ausbaufähig.
Die Installation fällt zum Teil allerdings etwas langwieriger und umständlicher als bei anderen Herstellern aus. Mit den beigelegten Faltblättern und der App-Anleitung könnte sich Ikea noch etwas mehr Mühe geben. Dafür ist das Verhältnis zwischen Preis und Leistung unschlagbar gut.
Ikea steht in puncto Einrichtung fürs intelligente Zuhause noch am Anfang, wird aber besser und bietet immer mehr Auswahl.