17. Mai 2018, 11:29 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Laut Apple ist der smarte Lautsprecher Homepod bald in Deutschland erhältlich. Wir haben ihn bereits getestet und mit dem Konkurrenten Sonos One verglichen, der deutlich günstiger ist. Lohnt sich der Homepod oder bietet der günstigere Sonos mehr fürs Geld?
Wenn Apple ein neues Produkt auf den Markt bringt, sorgt es oft für hitzige Diskussionen. Die einen lieben es, die anderen hassen es. Während Fans sich freuen, ein neues Produkt in ihr Apple-Universum perfekt zu integrieren, regt sich die Gegenfraktion über die hohen Preise und die schlechte Kompatibilität mit anderen Geräten auf. Und auch der neue smarte Lautsprecher mit Sprachassistentin Siri macht hier keine Ausnahme.
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Bislang ist der Homepod in Deutschland nicht erhältlich, doch laut Apple soll es noch in diesem Frühjahr so weit sein. Wir haben für unseren Test eine US-Version benutzt, die 349 US-Dollar kostet. Der Preis in Deutschland wird vermutlich irgendwo zwischen 349 und 399 Euro liegen. Und das ist auch schon einer der ersten Kritikpunkte. Der ebenfalls smarte Lautsprecher Sonos One, der Amazon Alexa integriert hat, kostet vergleichsweise günstige 229 Euro.
Ob und für wen sich der Mehrpreis des Homepod lohnt, haben wir unter folgenden Kriterien uns angeschaut: Installation, Kompatibilität, Sprachassistenten und Klangeigenschaften.
Installation
Um den Sonos One anzuschließen, benötigt man die Amazon-Alexa-App sowie ein Amazon-Konto. Zudem benötigt man die Sonos App, um den Lautsprecher einzurichten. Beide gibt es sowohl für iPhones als auch für Android-Geräte. Das ist zwar etwas umständlich, aber Sonos führt akribisch in seiner App Schritt für Schritt durch die Installation. Nach ein paar Minuten ist man fertig.
Beim Homepod geht es viel einfacher. Kaum hat man den Homepod an den Strom angeschlossen, schon wird auf dem iPhone der Einrichtungsassistent eingeblendet. Theoretisch. Denn wir bekamen zunächst eine akustische Fehlermeldung, dass sich der Homepod nicht mit unserem WLAN verbinden kann. Erst eine Internetrecherche hat ergeben, dass sich der Homepod nicht mit einem neuen Netzwerk verbindet, wenn er zuvor schon in einem anderen WLAN-Netz aktiviert wurden. Da ihn vorher schon ein anderer Kollege ausprobiert hat, konnte ich ihn nicht so einfach wie vorgesehen bei mir zu Hause installieren.
In diesem Fall muss man den Homepod vom Strom trennen und beim erneuten Starten für mehrere Sekunden den Finger auf der berührungsempfindlichen Oberfläche halten. Dann beginnt die Zurücksetzung. Anschließend funktionierte die Verbindung mit dem iPhone einwandfrei. Doch es gibt ein anderes Problem: Wer ein Android-Smartphone besitzt, wird den Homepod nicht einrichten können. Dazu benötigt man ein iPhone, iPad oder einen iPod Touch (6. Generation). Spätestens hier wird klar, dass der Homepod für das Apple-Universum geschaffen wurde.
Kompatibilität
Nicht nur bei der Installation, auch bei der Kompatibilität zeigt sich der Homepod eingeschränkt – etwa bei den Musikdiensten. Der Sonos One kann per Alexa-Sprachsteuerung auf die Musikdienste Spotify, Amazon Music, Deezer und Tunein zugreifen. Bei allen anderen Musikdiensten lässt sich die Musik per Ansage zumindest pausieren, fortsetzen sowie die Lautstärke ändern.
Beim Homepod hingegen lässt sich per Sprachbefehl nur der hauseigene Musikdienst Apple Music bedienen. Alle anderen lassen sich per Airplay von iPhone, iPad, iPod Touch, Apple TV und Mac streamen. Zudem lassen sich im Haushalt nur Geräte mit Siri-Bedienen, die auch Apples-Homekit für Smart Home unterstützen.
Der Sonos One lässt sich zu einem Multiroom-System ausbauen und auch in ein bestehendes Sonos-Netzwerk einfügen. Durch Sprachbefehle kann dann Musik ins Bad, in die Küche oder das Wohnzimmer gestreamt werden. Multiroom und das Verteilen verschiedener Musik auf einzelne Räume wird beim Homepod erst in Kürze mit einem Software-Update möglich, wenn Airplay 2 eingeführt wird.
Sprachassistenten
Nun die Sache mit den Sprachassistenten. Prinzipiell ist es eine tolle Sache, wenn man sein Zuhause entsprechend aufgerüstet hat mit smarten Lampen, smarten Heizreglern und anderen Geräten, die entweder Alexa oder Siri unterstützten. In einer Wohnung ohne kompatible Geräte verkommen die Sprachassistenten zu einer Spielerei. Meistens fragt man dann nach dem Wetter, der Uhrzeit oder lässt sich die Nachrichten vorlesen. Da es bislang vom Homepod keine deutsche Version gibt, versteht Siri nur englische Sprachbefehle und antwortet entsprechend. Insgesamt lässt sich Alexa dennoch umfangreicher mit anderen Geräten verknüpfen und funktioniert besser außerhalb des Apple-Universums.
Klangeigenschaften
Besonders gespannt waren wir auf den Klang der beiden Kandidaten und ob der Homepod hier seinen Mehrpreis rechtfertigen kann. Allein technisch gesehen ist der Homepod fortschrittlicher. Der Sonos One wird beim Einrichten akustisch an den Raum angepasst, indem er laute Töne von sich gibt und sie mit dem Smartphone-Mikro analysiert werden. Dazu muss man mit dem Smartphone durch den Raum laufen und es auf und ab bewegen. Nicht schlimm, aber im Vergleich zum Homepod altmodisch.
Dieser vermisst über eingebaute Mikrofone den Raum selbst und passt den Klang optimal an, egal, wo der Homepod steht. Außerdem wird der Klang auf den Zuhörer ausgerichtet, da die insgesamt sieben Hochtöner, die kreisförmig angeordnet sind, in alle Richtungen gezielt Abstrahlen können. Fakt ist: der Homepod ist technisch wesentlich komplexer als der Sonos, der lediglich einen Hoch und einen Mitteltöner besitzt, die nur in einer Richtung abstrahlen.
Besonders erstaunt haben uns die kräftigen Bässe des Homepod. Obwohl er nicht viel größer ist als der Sonos One, liefert er einen wesentlich voluminöseren und raumfüllenden Klang. Fast schon unglaublich, was er an Tiefbass erzeugen kann. Während der Sonos bei sehr basslastiger Musik die untersten Frequenzen weglässt und anfängt, leicht blechern zu klingen, macht der Homepod richtig Druck – und Spaß. Als stünde ein kleiner Subwoofer an seiner Seite.
Dafür klingt der Sonos One in den Höhen feiner und offener, während sich der Homepod in den obersten Tönen etwas bedeckt gibt. Es ist schwierig hier einen klaren Klanggewinner zu küren, da beide ihre Stärken haben. Uns gefiel aber der erwachsenere Klang des Homepod besser, da er einen authentischen Bass ohne zusätzlichen Subwoofer liefern kann. Das Sonos-System lässt sich zwar um einen echten Subwoofer ergänzen, dieser kostet aber heftige 799 Euro extra.
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Fazit
Einen klaren Sieger in diesem Vergleich zu küren fällt schwierig, da beide in unterschiedlichen System-Welten arbeiten. Wer ein Apple-Ökosystem hat, der kann zum Homepod greifen und bekommt einen bassstarken smarten Speaker, der ideal mit Apple Music funktioniert. Ein Teil des Mehrpreises wird durch den höheren technischen Aufwand gerechtfertigt und den erwachseneren Klang.
Wer eher Android-Produkte verwendet oder bereits einen Sonos-Lautsprecher zu Hause hat, der profitiert mehr vom Sonos One. Auch hier gibt es guten Klang und smarte Funktionen von Alexa, allerdings ohne echte Bassqualitäten. Dafür lässt sich ein externer Subwoofer in das Sonos-Netzwerk einfügen, der mit 799 Euro kein Schnäppchen ist.