3. Juni 2024, 13:38 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Seit einiger Zeit kann man den Eindruck bekommen, dass Amazon nicht mehr mit vollem Herzblut an der Entwicklung der eigenen Sprachassistentin Alexa arbeitet. Ab Juli verliert Alexa eine wichtige Funktion.
Im November 2023 wurde bekannt, dass Amazon die interne Abteilung zur Entwicklung und Verbesserung von Alexa verkleinert. Tausende Stellen wurden demnach gestrichen. Der Grund: Mit der wachsenden Popularität von KI-Tools wie ChatGPT hat es Alexa zunehmend schwerer, mitzuhalten. Neue, eigens auf die Sprachassistentin ausgelegt KI-Funktionen sollen Abhilfe schaffen. Gleichzeitig setzt Amazon bei Entwicklerfunktionen aber weiter den Rotstift an. Eine bei Alexa-Nutzern beliebte Listen-Funktion verschwindet bald.
Amazon stellt Listen-Schnittstelle für Alexa ein
Seit dem Start lebt Amazon Alexa von Skills, kleinen Programmen und Funktionen, die von externen Entwicklern programmiert und bereitgestellt werden. Mit dem nötigen Wissen kann quasi jeder seinen eigenen Skill entwickeln, so die Idee. Doch zum 1. Juli stellt Amazon eine wichtige Programmierschnittstelle ein – was das Ende einer wichtigen Funktion bedeutet. Die Rede ist von der List Management REST API, die Voraussetzung dafür ist, um über Amazon Alexa auf Listen-Funktionen zuzugreifen.
Durch die Abschaltung der Schnittstelle können die Anwender, die Einkaufs- oder Aufgabenlisten anderer Anbieter nutzen, diese ab Juli per Sprachbefehl nicht mehr bearbeiten. Einzig die direkt von Amazon angebotenen To-Do-Listen stehen dann noch zur Verfügung.
„Kunden können weiterhin über die Alexa-App, die Amazon-App und die Amazon-Einzelhandelsseite auf ihre Alexa-Listen zugreifen, einschließlich der Alexa-Einkaufs- und To-Do-Listen“, erklärt das Unternehmen auf seiner Developer-Website. Besitzer eines Echo-Gerätes, auf denen Alexa standardmäßig das Haupt-Bedienungselement ist, hat Amazon hingegen noch nicht über die bevorstehende Änderung informiert.
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Sprachbefehle werden komplizierter
Damit die Listen von Drittanbietern weiterhin per Sprachbefehl steuerbar sind, müssen Entwickler diese umprogrammieren. Amazon hat dafür eine Anleitung zur Verfügung gestellt. Ob sich die Entwickler diesen Aufwand allerdings machen, ist fraglich. Einige von ihnen kritisieren auch die kurzfristige Bekanntgabe seitens Amazon und können nicht mit Gewissheit sagen, dass sie die Änderungen bis zum 1. Juli pünktlich umsetzen können. Manche Listen könnten ab kommenden Monat somit zumindest vorerst oder im schlimmsten Fall gar nicht mehr über Alexa zur Verfügung stehen.
Und selbst wenn die Entwickler schnell reagieren, wird die Sprachsteuerung für Nutzer in jedem Fall komplizierter. Statt wie bislang einfach zu sagen „Alexa, setze Waschmittel auf meine Einkaufsliste!“, wird es notwendig, die entsprechende Liste konkret zu benennen. Das verlängert den Sprachbefehl deutlich, wie die Entwickler von AnyList gegenüber „The Verge“ verraten haben. Der Sprachbefehl lautet dann beispielsweise: „Alexa, sage AnyList, Waschmittel zu meiner Einkaufsliste hinzuzufügen.“
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Die Abschaltung der Alexa-Listen von Drittanbietern dürfte für einige Nutzer ein relevanter Einschnitt im Funktionsumfang sein. Dabei hatte Amazon erst vor einigen Monaten angekündigt, seine Sprachassistentin weiter verbessern zu wollen. Auf Basis generativer KI und einem neuen „Large Language Model“ (LLM) soll sie künftig nicht nur persönlicher, sondern auch „intelligenter und gesprächiger“ sein, so das Unternehmen. Komplette Gespräche sollen sich so mit Alexa führen lassen, ohne, dass Nutzer bei jeder Anfrage und Antwort das Aktivierungswort „Alexa“ sagen müssen.
Zudem, so zumindest der Plan, sollte Alexa besser mit APIs zusammenarbeiten und so die Kommunikation und Zusammenarbeit mit weiteren Apps und Plattformen ermöglichen. Dass Amazon genau hier also plötzlich den Rotstift ansetzt, kommt für Nutzer wie für Entwickler unerwartet.