27. Oktober 2021, 9:05 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Auf Zoll-Auktionen finden sich die unterschiedlichsten Dinge, die man ersteigern kann – auch Technik. Aber lohnt sich das Mitbieten überhaupt?
Amazon und Ebay waren gestern, clevere Schnäppchenjäger haben längst die Versteigerungen beim Zoll für sich entdeckt. Dabei werden Waren angeboten, die vom Zoll oder anderen Behörden beschlagnahmt, gepfändet oder schlicht im Zuge einer Modernisierung aussortiert wurden. Das reicht vom Sportwagen über Feldbetten bis zu Computern und Flachbildfernsehern.
Übersicht
Riesige Auswahl an Produkten
Wer auf www.zoll-auktion.de klickt, erhält auf Anhieb die Top-Liste der Zoll-Versteigerungen im Überblick, darunter zum Beispiel einen Hanomag F25L mit Polyma-Lichtmast des 1974 von Daimler aufgekauften Lkw-Herstellers Hanomag-Henschel, einen Thermomix von Vorwerk oder eine Weihnachtsmarktbude. Die Auswahl ist riesig und lässt erahnen, welch großer Fundus der Generalzolldirektion zur Verfügung steht.
Im Namen der Direktion betreibt das Hauptzollamt Gießen das virtuelle Auktionshaus. Inzwischen stellen 5000 Behörden wie der Zoll oder die Polizei ihre Waren auf dem Auktionsportal zur Versteigerung ein. Die Produkte stammen aus Beschlagnahmungen, Zwangsvollstreckungen oder den Behörden selbst, die ihre Büros, Fuhrparks etc. modernisieren wollen.
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Erlöse gehen an Gläubiger und den Staat
Durch eine Beschlagnahme oder Zwangsvollstreckung erhält die durchführende Behörde Eigentums- oder Pfandrechte an der eingezogenen Ware. Das gibt ihr die Möglichkeit, die Waren über die Auktionen zu verwerten. Ausgenommen sind Waffen, Drogen, Tiere und Pflanzen. Tabakwaren oder Alkohol gehören aber sehr wohl zum Auktionsangebot.
Die Erlöse aus den Zoll-Versteigerungen mit gepfändeten Produkten erhalten die Gläubiger. Alle übrigen Umsätze gehen an die anbietende Behörde. So kann der Staat zum Beispiel Steuerausfälle wieder hereinholen, die ihm durch den Schmuggel von Tabak oder Alkohol entgangen sind.
2019 nahm der Staat durch die Auktionen 89,3 Millionen Euro ein. Im gleichen Jahr knackte der Zoll die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro, die er seit der Gründung der Versteigerungsplattform vor 19 Jahren einnahm. Über 127.000 Bieter haben sich registriert und suchten in 42.000 Auktionen nach Schnäppchen.
So funktioniert die Zoll-Versteigerung
Teilnehmen dürfen Unternehmen ebenso wie Privatpersonen – eine Registrierung vorausgesetzt. Das Mitbieten funktioniert so ähnlich wie auf Ebay. Der am Ende einer Auktion Höchstbietende erhält den Zuschlag. Sie können ein Gebot abgeben oder sich ein Limit setzen, bis zu dem in Ihrem Namen automatisch mitgeboten wird. Sobald Sie Höchstbietender sind oder überboten werden, erhalten Sie eine E-Mail-Benachrichtigung.
Ein wesentlicher Unterschied zu anderen Auktionsplattformen im Internet besteht bei Versteigerungen vom Zoll aber in der Vorgabe, dass nach jeder Gebotsabgabe mindestens fünf Minuten vergehen müssen, bevor ein Zuschlag erteilt wird. Wer also drei Minuten vor dem Auktionsende ein neues Höchstgebot abgibt, verlängert damit die Auktionsdauer.
Vergleich zu anderen Online-Auktionshäusern
Im Vergleich zu anderen Auktionsportalen können Sie auf www.zoll-auktion.de getrost davon ausgehen, dass der Anbieter seriös ist. Es kann aber auch sein, dass Auktionen abrupt enden, nämlich dann, wenn der Eigentümer ein gepfändetes Produkt auslöst.
Eine Gewährleistung oder Garantie geben die Behörden auf die versteigerten Produkte nicht. Eine Vorführung ist nur durch einen Besuch der anbietenden Behörde möglich. Sie sollten auch auf die Hinweise achten, ob das Produkt, für das Sie sich interessieren, verschickt werden kann oder ob Sie es abholen müssen.
Hierbei ist es hilfreich, die Filterfunktionen zu nutzen, mit denen Sie für die Suche nach Zoll-Versteigerungen den Umkreis um Ihre eigene Postleitzahl festlegen können. So zeigt Ihnen das Portal nur Auktionen mit Produkten an, die von Behörden in Ihrer näheren Umgebung eingestellt wurden.
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Auswahl Audio & Video, Computer und Kommunikation
Die Auswahl an Waren aus dem Home Entertainment ist eher überschaubar. Hier finden sich vornehmlich Produkte, die älteren Datums sind, wie etwa CD- oder DVD-Player oder auch Schmalspurfilme. Allerdings kann sich auch einmal ein 4K-Fernseher unter die Auktionen verirren.
Anders sieht es bei Smartphones aus. Hier kann man das eine oder andere iPhone-Schnäppchen machen. Aber Vorsicht! Es kann vorkommen, dass bei Smartphones eine Aktivierungssperre besteht. Solche Handys werden dann als defekte Produkte versteigert.
Die Auswahl an Computertechnik ist hingegen riesig. Hier findet sich alles, was ins Büro gehört – vor allem in unterschiedlichen Mengen. Da werden ebenso 50 Dell-PCs versteigert wie ein einzelnes iPad Air oder sechs USB-Sticks. Insgesamt lohnt es sich, für die Zoll-Versteigerungen einen Account anzulegen. Mit etwas Geduld gehört das nächste Schnäppchen Ihnen.