3. Juli 2019, 16:58 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Auf dem diesjährigen Tech Open Air (TOA) in Berlin ist auch das Unternehmen StockX zu Gast. TECHBOOK konnte vorab mit dem Gründer und CEO Josh Luber sprechen. Er möchte StockX zu nichts Geringerem als einer Alternative zu Ebay und Amazon aufbauen.
StockX schaffte es in in nur zwei Jahren, einen Börsenwert von einer Milliarde Dollar zu erreichen – und das mit dem Handel von Sneakern. In der jüngsten Finanzierungsrunde sammelte das Unternehmen zuletzt 110 Millionen US-Dollar ein. Doch wieso setzen Investoren so viele Hoffnungen in StockX?
Wie funktioniert StockX?
Diese Frage beantwortet Gründer Josh im persönlichen Interview mit TECHBOOK: „StockX ist der größte Marktplatz für Sneaker und Streetwear. Der Grund dafür ist, dass der Marktplatz wie die Börse aufgebaut ist. Das hat sich als effizientere und faire Art des Handels herausgestellt. Wir haben mittlerweile auch andere Produkte wie Uhren und sammelbares Spielzeug ausgebaut.“ Mittlerweile finden sich über 76.ooo Produkte auf der Seite, davon knapp 30.000 Sneaker. Wer beispielsweise einen Schuh in einer bestimmten Größe anbietet, legt einen Preis dafür fest. Dieser konkurriert mit den Preisen anderer Anbieter. Interessenten können dann entweder zum niedrigsten Preis kaufen oder diesen per Angebot noch unterbieten. Sobald der günstigste Schuh verkauft wurde, gibt es ein neues günstigstes Angebot. Auf der anderen Seite können Interessenten auch nach bestimmten Schuhen und Größen fragen und eingeben, welchen Preis sie bereit wären zu zahlen. Wer das Produkt besitzt – auch wenn er es selbst nicht auf StockX anbietet – kann entweder zu diesem Preis verkaufen oder nach einem höheren Preis fragen.
Kommt ein Deal zustande, muss der Verkäufer das Produkt an StockX senden. „Dort durchläuft es einen Check in einem von vier sogenannten Authentifikationszentren“, versichert Josh. Diese überprüfen, ob die Gegenstand keine Fälschungen sind und sich in einwandfreiem Zustand befinden. Ist alles ok, erhält der Käufer die Ware und StockX eine Provision zwischen 8 und 9,5 Prozent.
Auf StockX gibt es nur Neuware
Die Aufgabe der Authentifikationszentren klingt zunächst unglaublich aufwändig. Hier muss man jedoch wissen, dass auf StockX nur Neuware gehandelt werden darf. Es muss also nicht bei jedem Produkt ein individueller Zustand beziffert werden. Es reicht aus, wenn es sich um einwandfreie Originalware handelt. Gerade bei Sneakern, die auch Sammelobjekte geworden sind, ist das besonders wichtig. StockX-Gründer Josh Luber möchte dabei in so viele Produktfelder wie möglich vordringen. Auch Technik wie Smartphones ist in Zukunft geplant. Grundsätzlich gilt für ihn folgende Faustregel zu handelbaren Produkten: „Jedes Produkt, das weder einzigartig, noch unbegrenzt verfügbar ist, kann auf StockX gehandelt werden.“
StockX möchte dritte Handelssäule neben Ebay und Amazon werden
Laut Josh lassen sich Produkte, die in begrenzter Auflage erscheinen, am besten und fairsten auf StockX handeln. Er räumt ein, dass „Ebay besser für einzigartige Waren beziehungsweise Unikate und Amazon besser für Massenware wie Taschentücher geeignet ist“. In seiner Vision soll StockX hier das dritte Segment belegen und eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie die Handelsriesen hinlegen.
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Launch in Deutschland geplant
Bislang ist das Unternehmen nur auf dem US-Markt unterwegs. Nichtsdestotrotz können auch deutsche Kunden auf der englischsprachigen Seite bereits bestellen. Dafür müssen sie dann aber höhere Versandkosten in Kauf nehmen. Ein Expansion nach Europa und damit auch Deutschland ist aber fest eingeplant, so Josh im Interview. „Wenn alles gut geht, sogar noch in diesem Jahr. Mehr zu StockX können Interessenten auch auf dem TOA 19 in Berlin hören. Dort spricht am Donnerstag den 4. Juli um 13:45 Uhr der Europachef Derek Morisson.
TECHBOOK meint
„Das Konzept klingt zunächst vielversprechend und hat sich deshalb vor allem im Sneaker-Bereich bereits in den USA bewährt. Die Expansionspläne in andere Produktsparten, wie den Technikbereich, sehe ich aber eher kritisch. Das liegt in erster Linie daran, dass nur Neuware gehandelt werden kann. Der Markt für gebrauchte iPhones wäre beispielsweise riesig, während neue Geräte nicht ganz so oft gehandelt werden. Das trifft sicherlich auch auf andere Produktkategorien zu. Diese Einschränkung begrenzt die Expansion meiner Meinung nach so stark, dass ein Wachstum wie bei Ebay oder Amazon nur schwer denkbar ist. In einzelnen Bereichen, gerade für begehrte Modeartikel in begrenzter Stückzahl, dürfte StockX aber die Nase vor der Konkurrenz haben.“– Andreas Filbig, Redakteur